Therapie nach Fehl-/Totgeburt nur bei massiven Trauersymptomen?

Hallo!Wie ist eure Meinung oder Erfahrung?Habt ihr nach dem Verlust eures Kindes eine Therapie wegen massiven Trauersymptomen wie Depressionen,Selbstmordabsichten,Sucht usw gemacht oder habt ihr normal getrauert und vorbeugend eine Therapie gemacht,um nicht früher oder später in eine Krise zu geraten?
Im Buch"Gute Hoffnung-jähes Ende"wird zwischen komplizierter und unkomplizierter Trauer unterschieden und empfohlen daß eine Psychotherapie bei komplizierter Trauer nötig ist,sonst nicht unbedingt.
#danke

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Hallo,

also ich weiß nicht ob die Trauer nach dem Tod meiner Kinder "kompliziert" oder "unkompliziert" war #kratz (sorry wenn ich das so sagen, aber: so ein Quatsch!)

Aber ich habe irgendwann gemerkt ich komme aus diesem Tief nicht mehr von alleine raus und habe mir einfach gewünscht meine Gedanken und Gefühle jemandem zu erzählen der rein gar nichts mit unserer Situation zu tun hat. Ich war aber weder extrem Depressiv noch Suizidgefährdet. Der Tod des eigenen Kindes ist nunmal ein Ausnahmefall und wer steckt das schon so leicht weg?

Ich denke das sollte jeder so machen wie er es möchte. Manche machen wegen viel weniger eine Therapie und ich habe kein Problem damit. Jeder verarbeitet gewisse Ereignisse anders und jedem setzt nicht alles gleich zu. Von daher sollte jedem eine Therapie zugestanden werden oder sollte eben jeder seine Trauer mit sich selbst verarbeiten.

Also mein Fazit ist: wenn du das Gefühl hast es würde dir gut tun mit jemand Außenstehenden über den Verlust deines Kindes zu sprechen (egal wie schlecht oder gut es dir jetzt geht) dann such dir eine Psychologin. Ich habe davon nur profitiert und kann es nur jedem empfehlen. Was mir außerdem gut geholfen hat war TCM. Ich hatte mit starken Schlafstörungen zu kämpfen und war wirklich am Ende. Die Kombi Psychologin und Akkupunktur hat mir sehr sehr gut getan. Nach 3 Wochen Akkupunktur (2-3x die Woche) habe ich endlich wieder angefangen 4 Stunden am Stück zu schlafen. Von da an wurde es immer besser.

Alles Gute! #klee

Kerstin mit Ida #verliebt an der Hand und MADITA, LEO & #stern #stern #stern im #herzlich

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Danke für Deine Antwort!Reden über den Tod meines Sohnes kann ich mit mehreren,aber kannst Du mir erklären,was ein Psychologe anders macht?Hört er nur zu und gibt am Ende irgendwelche Tipps oder stellt er gezielte Fragen,um herauszufinden,was genau im Argen liegt(z.B.gibt man sich selber die Schuld oder würde man am liebsten den FA umbringen oder stehen körperliche Symptome im Vordergrund?
Klar,wenn man Depressionen oder Selbstmordabsichten hat,dann kriegt man Psychopharmaka,aber was macht der Psychologe mit Trauernden,die funktionieren?
LG

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Wir haben uns einfach unterhalten. Ich konnte ihr gegenüber meine Gefühle und meine Verzweiflung besser zum Ausdruck bringen muss ich im nachhinein sagen. Ich kann auch mit einigen Menschen über meine beiden Kinder sprechen, aber nur einer völlig unbeteiligten Person konnte ich am Ende wirklich, wirklich zeigen wie es in mir aussieht. Das liegt aber mit Sicherheit aber auch an mir und meiner Person.

Da Madita und Leo meine erste Schwangerschaft und meine ersten Kinder waren bin ich direkt in ein tiefes Loch gefallen. Ich hatte das Gefühl keine Zukunft mehr zu haben und vor dem absoluten Nichts zu stehn. Ich dachte mein Leben ist vorbei und wird immer so leer bleiben. Die Psychologin hat mir geholfen mir wieder Punkte im Leben zu suchen an denen ich Freude habe. Meistens waren es nur einfache Gespräche zwischen uns. Ich habe erzählt, sie hat zwischendurch einige Fragen gestellt und am Ende der Sitzung habe ich mich meistens sehr erleichtert gefühlt. Dabei kristallisiert sich dann eigentlich von selbst irgendwann heraus was im argen liegt.

Ich kann dir aber nur raten, solltest du eine Therapie ernsthaft in Erwägung zu ziehen dich rechtzeitig um einen Platz zu bemühen. Selbst bei uns hier auf dem Land muss man normalerweise zwischen 6 und 12 Monaten warten um überhaupt einen Termin zu ergattern. Ich hatte das Glück und durch Einsatz meiner Hebamme innerhalb von 3 Wochen einen Termin bekommen.

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Hallo Lacora!!!

Ich habe mein Kind auch verloren und ich glaube für keinen ist es einfach, das weg zu stecken. Wenn man mich fragt, finde ich ist es das schlimmste, wenn man sein Kind gehen lassen muss.

Bei mir war es z.b. so, meine kleine Maus war sehr krank und wir haben nur in ihrem Sinne entschieden, das war sehr schwer, ich hätte nie gedacht das ich das überhaupt überstehe. Eigentlich habe ich gedacht, das ich das alles alleine verarbeiten kann, da ich aber ein Mensch bin, der sich sehr viele Gedanken macht, manchmal auch unsinnig aber sie sind nun mal da, war ich mir einfach nicht sicher, ob ich es doch alleine schaffe und später in ein Loch falle.

Ich habe schon mal eine Therapie machen müssen, aus anderen Gründen, ich weiss aber das mir das immer sehr gut geholfen hat und habe mich nun wieder dazu entschieden und hoffe das es mir hilft.

Ich lese auch das Buch Gute Hoffnung- jähes Ende und ich finde das Buch klasse, wenn man das so sagen kann. Ich kann deine Fragen verstehen, man ist ja allgemein in so einer Situation ja/nein, richtig/falsch.
Man kann eine Therapie beginnen, genauso wenn du merkst das ist nichts für dich, sie auch wieder beenden.

Ich hoffe du findest für dich den passenden Weg, mach das was dein Bauchgefühl dir sagt und wo du meinst, es könnte dir gut tun!!!!

Liebe grüße Sandra

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Hallo,

Trauer ist ja keine Krankheit, also braucht man auch nicht zwingend eine Therapie.

Wenn mich Leute zur Therapie schicken sollten habe ich sie immer ganz blöd gefragt, was denn therapiert werden sollte? Da hatte eigentlich niemand eine konkrete Antwort drauf. Hätte jemand gesagt, dass er an mir irgendwelche pathologischen Verhaltensweisen wahrnimmt hätte ich mich damit auseinandergesetzt, aber erst mal scheint mir der richtige Weg, es selber zu versuchen.

Ich hatte nie das Gefühl, dass ein Psychologe mir helfen kann. Letztendlich bin ich aber doch mal bei einem gelandet, wegen einiger Vorfälle aus der Kindheit. Er half mir, diese mir "erwachsenen" Augen zu sehen und anders damit umzugehen. Es ist also nicht so, dass ich Psychologen prinzipiell ablehne, nur finde ich, dass Trauer heutzutage kaum eine natürliche Chance bekommt.

Letzendlich muss man da aber alleine durch.

LG

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Ja,das ist auch meine Meinung.Eine Therapie halte ich bei pathologischem Trauerverhalten für sinnvoll,ansonsten:Man wird ja wohl noch trauern dürfen.
Eine Bekannte hat mich verunsichert:Ihr Bruder verunglückte mit 12 vor 40 Jahren tödlich,die Mutter wurde Alkoholikerin,der Vater herzkrank,zuvor adoptierten sie ein schwer traumatisiertes Kind,mit dem sie völlig überfordert waren-alles weil sie nach dem Tod ihres Sohnes nicht in Therapie waren,wie meine Bekannte meint.Aber man kann ihr und mein Schicksal auch nicht vergleichen.
Danke!

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Hallo,

vielleicht ist es ja auch so gekommen, nicht weil sie nicht in Therapie war, sondern weil ihr Umfeld sie nicht in Ruhe hat trauern lassen.

Vor 40 Jahren war das glaube ich viel schwieriger als heute, aber selbst mir hat man vor einigen Jahren 6 Wochen nach dem Tod meines Kindes gesagt, "ich muesse mich jetzt mal wieder um die Kinder kuemmern". "Die Kinder" waren dabei wirklich nicht verwahrlost, sondern hatten halt einfach eine traurige Mutter. Diese onehin schon traurige Mutter hat zusaetzlich gelitten und wurde noch trauriger, anstatt man sich vielleicht mal selber gekuemmert haette und die Kinder einfach mal nen Mittag mitgenommen haette zum spielen. Man erwartete, dass ich funktionierte, als ob ich mein totes Kind niemals geboren haette.

Das Thema Tod macht den Leuten Angst. Frueher versuchte man dieser Angst entgegen zu treten durch Ignorieren, heute durch wegschieben. Wer "in Therapie" ist, dem muss man nicht selber zu hoeren.

Zugegeben, diese "Abrechnung" klingt etwas hart und einseitig, natuerlich gibt es auch viele Menschen, die anders sind und einem immer wieder ihre Hilfe anbieten. Ich hoffe, du hast auch solche in deinem Kreis! Ich habe es einfach mal so platt ausgedrueckt, weil ich dieses "ohne Therapie geht es nicht" ebenso oberflaechlich finde.

Alles Gute!

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Wir haben gar nichts gemacht. Ich hatte nie das Gefühl, eine Therapie zu brauchen. Ich hatte eine Phase, in der es mir sehr schlecht ging, das war etwa ein halbes bis ein Jahr nach dem Tod meiner 5 Monate alten Tochter.
Depressionen, Selbstmordabsichten hatte ich nie. Sucht? Geraucht hab ich damals schon lang (außer in den Schwangerschaften), aufgehört hab ich beim positiven Test des Folgekindes.
Nein, ich hatte einfach nie das Gefühl, dass eine Therapie mir helfen würde; wir haben in der Familie, d.h. mein Mann und ich, getrauert, auch mit unseren Eltern, Geschwistern, Freunden. Mehr wollte ich nie.

Jetzt, nach 7 Jahren sage ich, es geht uns gut. Wirklich gut. Es vergeht wahrscheinlich kein Tag, an dem ich nicht an unser verlorenes Baby denke, aber eher in liebevoller Erinnerung als in Trauer.

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Ja,ich kann mir auch nicht vorstellen,was eine Therapie mir bringen würde.
Man wird ja wohl noch trauern dürfen.Danke!