Altenpflegekräfte: wie geht ihr mit dem Tod von Bewohnern um?

Hallo.

ich bin Pflegekraft in einem Altenheim und wollte mal fragen wie ihr Kollegen/innen damit umgeht, wenn Heimbewohner sterben?

wie geht es euch dabei?
weint ihr um die Leute?
geht es euch sehr nahe oder lasst ihr es nicht so weit an euch ran?

gibt es Bewohner an die ihr noch denkt obwohl sie vor mehreren Jahren gestorben sind?

würde mich über Antworten freuen, aber niemand soll sich gezwungen fühlen, seine Erfahrungen zu berichten.

LG

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Ich habe schon um Patienten (bin Krankenschwester) und Bewohner (habe auch im Heim gearbeitet) getrauert. Einige wenige Fälle haben mich sehr erschüttert, weil die Umstände wirklich tragisch waren oder mir die Personen menschlich näher standen als die übrigen. Das passiert ja einfach manchmal. Ich habe die Trauer dann auch zugelassen. Habe auch meinem Mann davon erzählt, das hat mir geholfen. Ich denke eigentlich nicht mehr an die betreffenden Personen, aber wenn ich so wie jetzt darauf angesprochen werde, oder ähnliches, habe ich die Bilder schon noch im Kopf. Ich muß auch sagen, irgendwie ist es für mich auch immer schlimmer, wenn es jüngere Menschen trifft (da habe ich schlimme Dinge erlebt). Die meisten älteren Menschen hatten oft ein bewegtes Leben und es war ja absehbar, daß das Ende naht.

LG

2

Ja, ich denke öfters an die Leute, die starben. Besonders an die, die mir "nah" waren. Oder an die, die ganz plötzlich weg waren. Am Vortag noch Mittagessen rein gebracht und am nächsten Morgen, waren Sie weg. Mein erster Tag begann als Praktikantin, was durfte ich machen?
Kleiderschrank ausräumen, helfen Papiere fertig machen für die Familie.
Zwei Bewohner sind mir stark im Hinterkopf geblieben. Meine lieblings Omas, so nannte ich Sie....
Verstarben plötzlich im KH.

Ich habe gelernt mit dem Tod umzugehen, traurig, aber so ist das Leben. Sie haben es gelebt.... Ich wollte in die Pflege, weil meine Tochter starb. Etwas "sinnvolles" wollt ich machen, für andere da sein. Dieses Gefühl begleitete mich nach ihrem Tod. Kann es nicht beschreiben.

Auf jeden Fall, habe ich gelernt zu akzeptieren.

Bin "nur' Pflegehelferin, habe nicht lange in diesem Beruf gearbeitet (Söhne kamen), möchte es aber gerne wieder, sobald es mir möglich ist. Der Tod hat mich nicht abgeschreckt.

Schlimm wäre es doch, wenn es einen null interessiert, oder?

#winke

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Hallo!

Es geht mir nie gleich. Es gibt Leute, deren Tod mir sehr nahe geht, weil sie mir einfach näher standen als andere und einfach irgendwie fehlen. Ja dann weine ich auch. Von einigen habe ich Erinnerungsstücke, Kleinigkeiten, die die Angehörigen wegwerfen wollten und die ich geschenkt bekommen habe und ich erinnere mich gern an die Menschen, denen es gehört hat, wenn ich es ansehe.

Und es gibt die, wo es einen weniger berührt.

Der Tod im Allgemeinen berührt mich. Es ist ein bewegender Moment. Und ich denke immer, gerade im Altenheim, wir sind nun einmal die letzte Station der Menschen, die wenigsten werden lebend wieder ausziehen. Also geht es darum, die letzte Zeit, die letzten Jahre, Tage, Stunden, Minuten würdevoll zu gestalten. Sterbende zu betreuen, ihnen zur Seite zu stehen, ihre Hand zu halten, wenn keine Angehörigen da sind oder wenigstens dafür zu sorgen, dass jemand da ist. Und ja, im gewissen Sinne befriedigt es mich, wenn ich dazu beitragen kann, Menschen einen würdevollen Tod zu ermöglichen. Auch in Zusammenarbeit mit Ärzten und Angehörigen immer wieder zu bedenken geben und im Gespräch bleiben was derjenige gewollt hätte, ob ein weiterer Krankenhausaufenthalt sinnvoll wäre oder eher eine Schmerzlinderung... So komme ich gut damit zurecht und es sind alte Menschen, die meisten wollen sowieso nicht mehr leben, weil sie "übrig" sind und sie gucken auf ein meist langes, erfülltes Leben zurück.

Schwerer wäre es, glaube ich, bei jungen Menschen, Familienvätern/ müttern oder Kindern. Aber das weiß ich nicht, das habe ich nie erlebt.

LG Yvonne

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Guten Morgen,

ja der Tod einiger Bewohner ging mir sehr nah.
Ich denke noch oft an die,die schon vor Jahren gehen mußten.
Man darf es zwar nicht zeigen,aber nun ja es gibt doch schon so den einen oder anderen Lieblingsbewohner.:-p

Ich bin auch nur "Pflegehelferin" und habe ca 7 Jahre Berufserfahrung.
Ich persönlich finde den Beruf seelisch sehr schwierig,denn wer wie ich sehr nah am Wasser gebaut ist und die Bewohner zu sehr ins Herz schließt,der hat oft ein Problem wenn diese Menschen früher oder später "gehen".

Mehr als einmal habe ich die Arbeit mit nach Hause genommen...abschalten Fehlanzeige. :-(

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Das kam immer darauf an, wo ich gearbeitet habe.

Nach meinem Examen bin ich auf einer neurologischen Station gelandet. Die war riesig, aber das Team war großartig. Da bin ich "erzogen" worden. Uns war die Begleitung und die Würde sehr, sehr wichtig. Da habe ich gelernt, mit Tod und Sterben umzugehen ohne selber zu sterben. Uns war wichtig, das Sterben und den Abschied bewusst zu gestalten. Das hilft viel.

Das habe ich auf jeder anderen Station so eingesetzt. Manchmal bin ich traurig, aber ich finde das nicht schlimm. Dann trauere ich halt mal. An ein paar Patienten erinnere ich mich immer wieder, auch wenn die schon Jahrzehnte tot sind. Das sind aber eher schöne Erinnerungen. Und machen wir uns nichts vor: Es sterben auch Stinkstiefel und dann ist man froh, dass es vorbei ist. Vorher werden die von mir betreut wie jeder andre auch und hinterher ist man erleichtert.

Im letzten Jahr habe ich für ein halbes Jahr im Altenheim gearbeitet. Das ging gar nicht und das konnte ich zum ersten Mal seit Jahren nicht aushalten. Ich werde nie verstehen, warum man gerade in Altenheimen eine solche Angst vor dem Tod hat. Ich kapiere nicht, warum man Sterbende kurz vor Tore Schluss noch ins Krankenhaus bringen muss. Ich verstehe nicht, dass man dort nie hinterfragt, was man da eigentlich macht: Ernährung bis zum Abwinken und der Wahn mit den Diabetikern hat mir auch nicht eingeleuchtet.
Sterbebegleitung sah dann so aus, dass man bunte Tücher über die Lampe gehängt hat, aber ansonsten denjenigen allein hat liegen lassen. Das hat mich bis nach Hause verfolgt. Gruselig!

Jetzt bin ich im Hospiz und das geht gut. Die Kollegen haben eine ähnliche Einstellung wie ich. Wenn ich nach Hause gehe, weiß ich, dass der Nächste es ebenso gut oder besser machen wird als ich. Jetzt ist so wie früher. Keiner stirbt allein, alle werden ernst genommen, alles wird hinterfragt und zwar immer wieder. Manches betrifft mich stärker als anderes, aber mein Privatleben ist davon kaum beeinträchtigt oder wenn, dann insofern, dass ich viel lerne. Ich merke, das ich viele dinge anders sehe als meine Mitmenschen und dass ich keine Panik vor dem Sterben habe. Es gehört für mich dazu ohne dass es mich ängstig. Das macht vieles leichter.

Gruß
Susanne

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hallo,
ich bin krankenschwester und hab bis vor meiner ss auf einer intensiv station gearbeitet und oft auch patienten beim sterben begleitet.
es gab ptienten die vergisst man einfach nicht weil die umstände einfach so tragisch sind und ja es hat mich manchml sehr mitgenommen und ich hab auch oft geweint.
schlimmer finde ich aber die angehörigen, die töchter und söhne die nachts bitte nicht gestört werden wollen wenn es soweit ist.
andersrum bei jüngeren patienten halten die eltern meisten wache und wechseln sich ab.
aber das passt zu unserer geselschaft, wenn ich lese das mann weinachten mit der ENGEREN familie feiern möchte ohne oma und opa! aber das ist warscheinlich ein anderes thema.
ich möchte nicht alleine sterben und hoffe das auch mir jemand die hand hällt.
lg

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Ich bin Altenpflegerin. Ich hatte schon in einem Pflegeheim gearbeitet. Da hat es mich nicht ganz so sehr berührt, irgendwie konnte ich es ganz gut verarbeiten und nicht so an mich ranlassen. Seit 2 Jahren bin ich im ambulanten Bereich tätig. Dort sind manchmal sehr schlimme Schicksale, die mich berühren. Da das Kundenspektrum auch einfach weiter gefächert ist. Also auch Jüngere Krebspatienten beispielsweise. Manchmal fällt es mir schwer die krankheit und den tod eines patienten zu verarbeiten. Meine Schwester ist aber von Beruf auch Altenpflegerin, mir helfen dann die Gespräche mit ihr. Vor kurzem musste ich eine sehr kranke junge Frau pflegen, ihr Mann erzählte mir ihre ganze Geschichte. Schon während dem Gespräch musste ich mir meine tränen verdrücken. Als ich im Auto saß war alles zu spät. Manchmal ist das leben aber auch so grausam, dass wird mir dann immer bewusst. Ich denke aber dadurch kann ich mein leben jeden tag intensiv genießen. Denn ich sehe wie schnell es gehen kann.

Lg jule

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ich arbeite nun schon seit 25 jahren in meinem beruf - um aus der pflege und dem normalen stationsablauf herauszukommen habe ich meine weiterbildung als pflegedienstleitung abgeschlossen- für mich ist das sterben ein teil des lebens geworden, wir alle müssen eines tages gehen, die einen früher, die anderen später

für die meisten alten menschen ist das sterben nur noch eine erlösung ihrer endlosen qualen.

betroffen hat es mich gemacht, als ich für einige monate auf einer kinder-krebsstation gearbeitet habe - es war für mich die schlimmste erfahrung in meinem beruf, und diese arbeit käme nie im leben mehr für mich in frage, zumal ich eigene kinder habe, und das irgendwann nicht mehr verarbeiten konnte ( es ist für mich 1000 x schlimmer, wenn so ein kleines kind in deinen armen stirbt, als ein mensch, der 80 oder 90 jahre auf gottes erden walten durfte, und ein erfülltes leben hatte)

ich selbst möchte nach so vielen jahren, so nahe am leben und am tod nicht mehr in der direkten pflege arbeiten.

und ja, es gibt durchaus einige patienten, an die ich heute noch manchmal denke, obwohl sie schon sehr lange nicht mehr leben

lg
crabby