Kind zur Beerdigung mitnehmen?

Hallo,

letzte Woche Mittwoch ist mein Schwiegervater von seiner Erkrankung erlöst worden.

Uns hat es dann doch schwer getroffen und für meinen Mann stand fest, dass Lukas (5,5 Jahre alt) nicht mitkommt zur Trauerfeier. Ich habe mich erstmal zurück gehalten. Mein Mann sagte mir dann, dass Schwiegervater eingeäschert wird und die Vorstellung, dass Lukas die Urne sieht und wir ihm erklären müssen, dass das die Asche von Opa ist, brachte mir die Bestätigung, ihn nicht mitzunehmen.

Jetzt war gestern das Gespräch mit dem Pastor und er fragte, ob die Enkelkinder auch dabei sein werden. Wir nein, der Kleine nicht.

Er gab jetzt zu Bedenken, dass es für Kinder viel einfacher zu begreifen ist, wenn sie daran teilnehmen und sich nicht irgendwelche Bilder zusammen reimen.
Kinder können mit dem Tod viel besser umgehen, als die Erwachsenen.
Außerdem kommt in den KiGa jede Woche ein Pastor und sie sprechen über alles, auch über den Tod.

Wie sind Eure Erfahrungen? Wie haben Eure Kinder das Verkraftet?

LG ernibert

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Hallo,

meine Tochter war 2, als ich sie zu einer Beerdigung im Familienkreis mitnahm.

Sie war 8, als sie auf die Beerdigung meiner besten Freundin mitkam, die ein Kind von 5 Jahren zurückließ. Da erlebte meine Tochter das erste Mal, dass nicht nur alte Menschen sterben, sondern auch Mamas von kleinen Kindern.

Sie erlebte, dass das Leben jederzeit zuende sein kann.

Als Jugendliche hat sie ihre eine Großmutter am Sterbebett besucht, natürlich war sie auch auf der Beerdigung dabei.

Sie ist heute 18 Jahre alt und ich kann nicht erkennen, dass es ihr irgendwie geschadet hat.

Ich denke, es ist natürlich, Schmerz und Verlust zu erleben und zu empfinden. Wenn das Kind damit nicht allein gelassen wird, ihm Raum gegeben wird, das zu erleben und auszudrücken, dann schadet das nicht, sondern wird ein Teil der Lebenswirklichkeit.

Allerdings sollte man in der Lage sein, ggfs. Schmerz und Trauer des Kindes AUSHALTEN zu können. Das können viele nicht.

Wenn du Vertrauen darin hast, auch schwierige Fragen und Gefühle deines Kindes annehmen und aushalten zu können, würde ich das Kind mitnehmen.

lg die hinterwäldlerin

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Hallo,

es kommt auf das Kind darauf an. Als meine kleine Schwester starb war ich 9 Jahre alt und meine Geschwister waren 7 und 5 jahre alt und wir duften nicht mit zu Beerdigung weil meine Eltern dachten wir würden es nicht verstehen. In meinen Augen war es ein fehler weil wir damit nicht klar kamen und was sterben ist das wussten wir alle 3.

Meine Kinder sind jetzt 8 und 4 Jahre alt.
Mein Vater ist vor 2 Wochen gestorben und als er noch zu Hause war habe ich ihm gesagt dass meine Kinder frei entscheiden dürfen ob sie mitgehen oder nicht.

Ich musste den beiden erst einmal klar machen dass Opa sterben wird(habe es so gesagt wie es ist aber vorher mit der Beratungsstelle geredet damit ich alles richtig mache).

Junior fand alles witzig dann war mir klar dass er nicht mitgeht und meiner Tochter habe ich gesagt dass sie mit zur Beerdigung darf wenn sie möchte und dass die Leute dort weinen weil es traurig ist wenn jemand stirbt.

Ich kann von mir aus sagen dass ich es richtig gemacht habe,sie konnte so von ihrem Opa Abscheid nehmen und mich immer fragen wenn sie was wissen möchte.

Meine Mutter war zuerst nicht begeistert aber jetzt sagt sie auch dass es so richtig war.

Es muss jeder selbst entscheiden aber man soll auch das Kind fragen wenn es vom Verstand her weit genug ist um das ganze zu verstehen.

LG

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Das dein Kleiner gelacht hat war eine völlig normale Reaktion und überhaupt nicht verwerflich das er hätte zuhause bleiben müssen.

Mein Relilehrer meinte es ist auch für Kinder sehr wichtig das diese Abschied nehmen dürfen und oft jahrelang sich und vor allem ihren Eltern schwere Vorwürfe machen nicht dabei gewesen zu sein.

Er selbst verlor seinen Bruder als er 3 war und er sagte er erinnert sich noch heute an seinen Bruder und hat noch heute eine unendliche Wut auf seine Eltern die es ihm verboten haben mitzugehen und kann es ihnen nicht verzeihen.

Leben und Tod gehort unwiderruflich zum Leben dazu, das Leben beginnt mit der befruchtung und gleichzeitig wird der tot festgelegt, denn jeder stirbt nur keiner weiss wann.

Und Kinderlachen auf einem Friedhof ist keinesfalls abwegig noch störend oder unangebracht, im gegenteil Kinder gehören dazu und keiner der Anwesenden wird sich am Lachen eines Kindes stören, im Gegenteil es kann unheimlich aufbauend und aufmunternd sein und Trost spenden.

Und vor allem, wer sagt das auf Beerdigungen nur getrauert werden darf? Wer sagt denn das man dort nicht lachen darf und sich erfreuen?

Was meinst du wozu die Trauerfeiern sind am Anschluss, eigentlich ist es eine Art zusammensitzen wo sich alle gemeinsam an die glücklichen Tage mit dem Verstorbenen erinnern, ihre Anekdoten berichten und sogar gemeinsam lachen können, was auf diese Weise nie wieder so stattfinden wird wie an diesem einen besonderen Zusammensitzen.

Also, frag deinen Sohn nochmal ob er mit möchte, nimm ihm nicht diesen Abschied wenn er es möchte.

Liebe Grüße

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Hallo,

ich kann nur von mir selber berichten - meine Eltern haben mir bis kurz vor Weihnachten verschwiegen gehabt, dass mein Opa verstorben war. Sie haben mir die Möglichkeit zum Abschied nehmen verwehrt, ich habe das Grab erst vor 3 Jahren besuchen können.

Jahrelang hab ich mir damals eingeredet, Schuld am Tod meines Opas gewesen zu sein (ein Kinderstreich, den ich ihm damals bei unserem letzten Treffen gespielt hatte).

Ich habe erst mit Hilfe eines Therapeuten herausgefunden, dass der Tod meines Opas einen großen Teil meines Lebens beeinflusst hat.

Ich würde meinen Kindern die Möglichkeit geben, an der Trauerfeier teilzunehmen.

Mein Großer war letztes Jahr mit zur Trauerfeier eines guten Freundes. Er hat vor allem unter der Trauer der direkten Angehörigen gelitten. Es tat ihm weh, den Schmerz zu sehen und nicht helfen zu können.

Vielleicht kannst du dein Kind selber entscheiden lassen, ob es zur Trauerfeier mitkommen möchte oder sich später alleine mit euch am Grab verabschieden möchte.

LG, leviana

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Hallo,

das Thema Tod wird oftmals von uns Erwachsenen tot geschwiegen. Kinder können mit dem Thema VIEL besser und vor allem unbefangener Umgehen.

Ich war 9, als der beste Freund meines Bruder starb. Er war knapp 15. Ich fand es damals furchtbar. Zu begreifen, dass er TOT ist und NIE mehr wieder kommt. Aber ich war bei der beerdigung dabei. Und das war gut so. Ich konnte Abschied nehmen und auch einen Schlussstrich ziehen.

Unsere Kinder wachsen mit dem Thema locker auf. Als mein Opa starb, war Joshua (damals 3.5Jahre) mit auf dem Friedhof. Es war eine Urnenbeisetzung. Aber geschadet hat es ihm nicht.

Kinder gehen damit anders um. Vor knapp 2 Jahren starb ein Kind aus dem Kiga. Joshua war 5. Er fragte dann, warum der Kiga mittags zu sei. Ich sagte ihm dann, dass doch die beerdigung von L. sei. Und er dann: Achja, die verbuddeln L.
Ja. stimmt. Aber wir nennen es beerdigen.

Kinder sagen das, was sie denken. Und sie trauern anders.

Ich würde das Kind mitnehmen. Meine Kids sind nun 7 und 3.

LG Fusselchen

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Mein großer Sohn war mit 4, 5, 8 und 11 auf Beerdigungen und es war nie ein Problem.

Meine kleinen Söhne (5 und 4) mussten bisher zum Glück noch nie an einer teilnehmen (die beiden letzten Beerdigungen, bei denen der Große war, beinhalteten einen langen Gottesdienst, so lang hätten sie nicht stillsitzen können).

Ein fünfeinhalbjähriges Kind würde ich mitnehmen. Ich sehe das so wie der Pastor.

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Hallo

Zuerst mein Beleid.

Mein Opa ist im letzten Jahr verstorben und wir haben unsere damals nicht ganz 3 Jährige Tochter nicht mitgenommen. Eigentlich war ich auch immer dafür das sie mitkommt, aber sie hat meinen Opa einen Tag vor dem Tod gesehen und das war gut so, so sollte sie ihn auch in Erinnerung behalten.
Mein Opa ist auch eingeäschert worden und für mich war es total unreal. Erstens weil ich ihn nur noch im KH gesehen habe (wo er gestorben ist) und dann ist er von dort sofort zum Krematorium gebracht worden. Das heißt ich habe ihn nicht im Sarg sehen können (hätte ich sonst gerne gemacht um es besser zu realisieren) und dann erst wieder als kleine Urne. Es war total unreal für mich als der Bestatter alleine hinging und diese Urne trug. Mir kam sofort in den Kopf das doch niemanden meinen Opa alleine hätte tragen können.
Und wenn ich mir dann überlege das ich dies meinen Kindern erklären sollte... nein das wollte ich nicht.

LG Schorti

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Hallo,
ihr kennt doch euer Kind am besten!

Meine Nichte war 5, als mein Opa starb. Sie war nicht mit zur Beerdigung.
Meine Schwester hat ihr erklärt, dass ihr ur-opa jetzt im himmel bei ihrem Kater Felix und unserem Hund Asso ist.
Ich würde mein Kind nicht mitnehmen, denke, dass sie mit der Trauer nicht umgehen können, also vielmehr damit wie traurig alle anderen sind....
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kind es versteht, dass der Opa nun aufeinmal in der urne sein soll?!

lg und mein Beileid!

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Ich war auch als Kind schon auf einigen Beerdigungen, fand ich nie schlimm, warum auch? Viel schlimmer fand ich, dass mir verboten wurde, auf eine Beerdigung zu gehen, weil ein Schultag war. Das kann ich bis heute nicht verzeihen, obwohl es mehr als 20 Jahre her ist.

Auf die Beerdigung von nahen Verwandten würde ich Kinder immer mitnehmen, außer sie sprechen sich klar dagegen aus. Bei einer Hochzeit oder Taufe nimmt man seine Kinder doch auch mit. Der Tod ist ein Teil des Lebens, durch Verdrängung lässt sich das nicht ändern. Früher war es auch hier total üblich, dass der Tote / die Tote zu Hause aufgebahrt wurde, ich glaube nicht, dass dadurch alle Menschen einen Schaden erlitten haben.

Es gibt eine super tolle Mausfolge zu dem Thema "Abschied von der Hülle", lief im November noch im Fernsehen, bekommt man aber auch auf DVD.

lg

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Ich denke letzendlich muss es jeder selber wissen... weil jeder sein Kind am besten einschätzen kann.

Ich persönlcih würds nicht machen.. aber da hängen eigene Kindheitserfahrungen

Kennst du das Buch "Abschied von der kleinen Raupe?" Ist ein wirklich gutes Kinderbuch über den Tod..

lg