Die Trauer wird jetzt nach Jahren schlimmer..... kann das sein?

Hallo!

Ich muss heute unbedingt hier rein mailen, da es mir seit ein paar Tagen so sch..... geht.
Ich krieg keinen Bissen runter, haben keinen Hunger, hab Kopfweh und könnte nur noch heulen..... es ist wie ein Riesenklos im Hals der nach und nach platzt....

Meine Mutter ist vor 3 Jahren gestorben, ganz plötzlich und dann vor 1 1/2 Jahren noch meine Paten und Liebelingstante an Krebs........., ich dachte die letzten Jahre das ich das sehr gut verarbeite, denn ich war sehr stark........ und habe nur ab und zu geweint.... doch seit einer Woche.. ist es wie verhext....... ich habe einen Riesenkloß im Hals und im Magen und kann nichts essen, ich bin total am Ende und weine nur noch..... mein Mann und meine Kinder verstehen es nicht.....

Gut hinzu kommt im Moment auch noch der Stress , denn wir haben ein Haus gebaut und sind erst umgezogen, und da sind noch so viele Baustellen, wegen denen ich mich fast jeden Tag mit meinem Mann streite........

Kann das sein, dass jetzt alles hochkommt?
Ich verzweifele echt noch, mein Schlaft ist nachts dermaßen gestört-. ... und hinzu kommt auch noch daß meine Periode total verrückt spielt....
Ich war schon beim Arzt,. der meinte Stress...........

Wer kennt das??

LG

1

Ja. Das kenne ich auch. Meine Eltern sind vor 13 Jahren (Vater) und vor 11,5 (Mutter) gestorben und da ich ein Meister im Verdrängen bin und sowas wie Trauer und Verzweiflung ungern zulasse, habe ich noch heute diese Phasen, in denen mich die Trauer kalt erwischt. Gerade um Weihnachten herum. (Mein Vater verstarb in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember).

Ich habe vor allem immer wieder diese Träume, in denen meine Eltern eine (oft merkwürdige) Rolle spielen und ich denen ich immer wieder in meinem Elternhaus wohne - wie früher, aber ich bin so alt wie heute.

Du schreibst, dein Zustand ist "erst" seit einer Woche so? Ich finde, das ist keine lange Zeit um um einen Menschen zu trauern oder um Stress zu verarbeiten.

LG
Suse

2

"denn ich war sehr stark........ und habe nur ab und zu geweint."

manchmal muss man gar nicht stark sein.................und wenn jemand so stark ist, ist er oft ein Meister im Verdrängen (bin ich selbst gewesen, also kenn ich das zu gut)

Guck, ob du einen Trauerbegleiter bei euch findest, eine Therapie machen kannst oder auch eine Kur mit dem Schwerpunkt "Trauer". All die verluste müssen aufgearbeitet werden, du musst "richtig" trauern, damit du wieder "richtig" leben kannst........

Hast du mal geguckt ob es eine Trauergruppe bei euch gibt? Menschen die auch trauern können oft auch eine Hilfe für andere sein......

Alles Gute!

Sandra

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Hallo

ja, so eine situation wie du sie beschreibst kenn ich nur zu gut. wir haben letztes jahr unser haus umgebaut, haben viel in eigenleitung gemacht, sind nebenbei noch arbeiten gegangen und hatten auch so zu hause noch genügend arbeit (landwirtschaft). mein mann und ich haben teilweise 14-18 stunden am tag gearbeitet und das über wochen und an jedem wochenende. meine periode hat auch total verrückt gespielt ( als es am stressigsten war hatte ich fast 3 monate keine periode) und wenn ich dann abends nachdem ich aufgeräumt hatte einen moment für mich hatte bin ich nur dagesessen und hab geheult.
da kam dann wirklich alles hoch: meine mama, die mir so sehr fehlt ( sie ist vor fast 13 jahren an krebs gestorben), meine schwiegereltern die mich manchmal so sehr nerven, mein papa und meine stiefmama die ich auch sehr vermisse und die ich viel zu selten sehe (sie wohnen 80 km weit weg und wegen unserer baustelle hatten wir keine zeit sie zu besuchen), mein bruder der sich nie bei mir meldet ( er hat eine neue freundin und deswegen keine zeit mehr für seine große schwester), mein mann der mich nicht versteht usw. usw.

du siehst also du bist damit nicht allein, anderen gehts da genauso.

zumal 3 jahre bzw. 1 1/2 noch nicht so lange her sind nach meinem gefühl. mir geht es heute nach über 10 jahren noch manchmal so dass es mich echt umhaut von einem moment auf den anderen wie sehr ich meine mutter vermisse. aber dann erlaube ich es mir einfach auch mal trauig zu sein und um sie zu weinen und um all die zeit die wir leider nicht haben durften. es ist völlig ok auch mal nicht stark zu sein!

ich weiß ja jetzt nicht wie "schlimm" euere baustellen im haus sind.

überleg mal selber:welche möglichkeiten gibt es damit du, damit ihr mal zur ruhe kommt?

was würde dir helfen mit der situation besser umzugehen?

gibt es jemanden der dich evtl. etwas entlasten könnte?

gibt es in deiner umgebung evtl. trauergruppen oder trauerberater mit denen du mal über alles reden könntest oder vielleicht würde es dir auch schon helfen dich mal bei einer freundin auszuheulen?

und zu guter letzt: sprich doch bitte auch mal mit deinem hausarzt, so massiv wie du deine beschwerden beschreibst. nicht das du da eine depression entwickelst.

ich kann dir von mir sagen dass unser umbau mittlerweile ziemlich abgeschossen ist und ich über die meisten sachen wegen denen ich "damals" in tränen ausgebrochen bin jetzt lachen kann.

ich wünsche dir alles alles liebe und gute und drück dich mal unbekannterweise ganz dolle#liebdrueck