Richtige Worte für sterbenden Nachbar

Hallo zusammen

Unser Nachbar hat Ende Januar erfahren, dass er noch 3 Monate zu leben hat. ER hat ein Gehirntumor irreparabel.

Mitte Februar kam er zu uns und hat uns das mitgeteilt, er wolle nicht das man über ihn redet er sagt es lieber allen persönlich.

Er meinte kommt doch noch mal rüber auf ein Bier.

Wir haben niemand mehr gesehen seit dem her, seine FRau ist immer auf dem Sprung, ich denke sie hat auch andere Sorgen als uns über den Gesundheitszustand ihres Mannes aufzuklären. Ich habe zwar bemerkt das er immer Besuch hatte aber wie gesagt einfach klingeln und sagen hier sind wir,wollten wir auch nicht. Mein Mann und ich haben es dann auch einwenig vor uns her geschoben, da wir beide einfach nicht wussten wie geht man am besten mit der Situation um. Jetzt wurde er am Wochenende abgeholt, und ins PAlliativzentrum eingewissen es ging ihm wohl sehr schlecht.

Hm irgendwie liegt mirs im Magen ich möchte gern der Frau sagen das ich mit meinen Gedanken bei ihnen bin aber irgendwie weiss ich nicht so recht wie ich auf sie zugehen soll. Ich wollte ihr erst Ostern ein Körbchen machen aber dann dachte ich mir was soll ich den drauf schreiben Gute Besserung? ..... Ist doch auch nichts.

Hat jemand einen Tipp wie man mitteilen kann das man in Gedanken bei ihnen ist aber sich eben nicht aufdrängt.

lg Crismas

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Doch, genau das solltest du tun: Hingehen und klingeln und fragen, wie es geht.

Ich glaube, das schlimme bei solchen Erkrankungen ist, dass sich niemand mehr irgendwas traut. Die meisten wollen irgendwas tun -so wie du- und trauen sich nicht und dann ist es zu spät. Ein Osterkörbchen mit "Frohe Ostern" wäre schon richtig angekommen, wenn das Osterfest der Nachbarn vielleicht auch nicht froh war.

Ich glaube, du hast zu viel Angst, etwas falsch zu machen. Man kann aber gar nicht so viel falsch machen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Todkranke eher unter der Einsamkeit leiden als darunter, dass irgendjemand irgendwas falsch macht. Das gilt auch für die Angehörigen der Betroffenen. Denen fehlt es an einem gewissen Maß an Normalität.

Ja, sicher wird es traurig, wenn euer Nachbar dann gestorben ist, aber wenn sich niemand blicken lässt, weil er sich auch diffusen Gründen nicht traut, dann ist die Witwe ziemlich allein.

Ich finde es sehr nachvollziehbar, Angst und Berührungsängste zu haben und will dich hier nur ermutigen, einfach mal zu klingeln. Ich bin sehr sicher, dass du gar nicht viel machen musst und dass sich die Situation ganz von allein entwickeln wird.

Trau dich! Dir kann nichts passieren!

Gruß
Susanne

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Liebe Crismas - ja, das liebe Rauszögern... das hat meine Mutter auch gemacht und NICHT ihre Freundin noch einmal gesehen, bevor sie starb. Heute bereut sie es (aber ich konnte mir den Mund fusselig reden).

Mein wirklich ernstgemeinter Vorschlag: ab ins Zentrum, besucht ihn nochmal - es scheint ja sein Wunsch gewesen zu sein und DAS ist das, was jetzt zählt!
LG

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Hallo,

mein Papa ist im Januar versorben. Wir haben ihn die letzen Wochen zu Hause gepflegt und waren die letzen Tage ununterbrochen an seinem Bett.

Wir haben uns alle unglaublich über die kleinen und großen Aufmerksamkeiten unserer Nachbarn gefreut. Die eine kam morgens um 8 spontan mit Brötchen, die 2. hat mittags einen großen Topf Suppe gebracht und kam nachmittags einfach mal auf eine Tasse Kaffee. Die Mülltonnen wurden zur Straße gebracht und auch wieder zurück. Es wurde Schnee geschoben und die Treppe gestreut.

Ich bin mir sicher, es ist nicht einfach, aber nimm den Mut zusammen und geh rüber!

Wenn man einen nahen Angehörigen verliert, drehen sich die Gedanken im Kopf immer wieder im Kreis. Es ist eine fürchterliche Mischung aus Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Da tut es sooo gut, wenn man einfach mal eine halbe Stunde aus dieser psychischen Anspannung rausgeholt wird.

Ich bin unseren Nachbarn unendlich dankbar für die große Unterstützung in dieser schweren Zeit.

lg

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Hallo,

mein Mann war für 3 Wochen noch zu Hause, dann musste er ins wieder Krankenhaus wegen einer erneuten Lungenentzündung (nach 7 Monaten Intensivstation). Im Krankenkhaus ist er dann letztendlich für uns Alle überraschend verstorben. In der ganzen Zeit im Krankenhaus UND in den 3 Wochen zu Hause war nicht 1x ein Nachbar bei mir/uns. Da war ich doch schon sehr enttäuscht, mein Mann bestimmt noch viel mehr.
Aber nachdem er verstorben war, da wurde mir dann noch vorgeworfen, warum ich nur an der Beisetzung Trauerkleidung getragen hätte? Da gab es eine klare Ansage von mir, ich habe meinen deponierten Schlüssel von der Nachbarin wieder geholt und mehr wie "guten Tag und guten Weg" ist von mir nicht zu erwarten.

Ich habe erfahren, mein einer Nachbar hatte einen Herzinfarkt und die Nachbarin Darmkrebs. Es ist mir egal. Ich habe übe solche Dinge schon einmal Anders gedacht, aber nach diesen Erfahrungen?

LG

8

>>Ich habe erfahren, mein einer Nachbar hatte einen Herzinfarkt und die Nachbarin Darmkrebs. Es ist mir egal. Ich habe übe solche Dinge schon einmal Anders gedacht, aber nach diesen Erfahrungen?<<

Man sollte niemals Gleiches mit Gleichem vergelten. Den anderen zu zeigen, wie gut es tut, wenn sich jemand kümmert sollte das Ziel sein. Alles andere Verbittert doch nur.

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Hallo Crismas

Ich glaube nicht, dass Du noch viel Zeit hast Entscheidungen zu fällen und gewartet hast Du in meinen Augen jetzt lange genug.

Dein Nachbar hat Riesen Respekt verdient, dass er zu Euch gekommen ist und euch persönlich bescheid gegeben hat - da ziehe ich meinen Hut vor.

Es ist zu menschlich, dass man sich nicht traut oder dass man es vor sich her schiebt. Diese Besuche sind unbequem und lassen uns an die Möglichkeit denken, dass uns dieses Schicksal auch zu stössen könnte. Da allerdings würde ich ansetzen:
- wie man sich wohl fühlt, wenn man dann alleine ist
- wie man sich wohl fühlt, wenn alle einen meiden und man selbst weiss, dass man ein unbequemer Besuch geworden ist.

Ich sage Dir jetzt aus eigener Erfahrung (meine liebe Nachbarin und Freundin ist vor 2 Jahren mit 48 an Krebs gestorben), dass Du schnell gehen solltest. Dein Nachbar hat Dir deutlich gezeigt, dass ihr wichtig für ihn seid. Ich habe auch grosse Angst vor den Besuchen meiner Freundin gehabt - da gab es Besuche, wo sie mir einfach gesagt hat, dass sie sterben wird und sich morgen das Hospitz anschaut. Ich war oft fix und fertig und trotzdem habe ich sie jeden Schritt begleitet und das war auch gut so. Ich habe sie noch einige Male im Hospitz besucht und es waren tolle Besuche (hört sich komisch an). Ich habe ihr noch versprochen, dass wir uns um ihre Mama kümmern, die noch neben uns lebt und das Versprechen halten wir fest.

Gib Dir einen Ruck und am besten mache es morgen - vielleicht ist es übermorgen zu spät!!!!

Gruß Beate

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Vielen Dank für Eure Wort, jeder Beitrag hat etwas für sich und nach einer schlaflosen Nacht habe ich für mich entschieden das ich ihn nicht mehr besuchen werde.

Als ich gestern mit dem Hund laufen war haben wir den Sohn getroffen ich habe ihn gefragt wie es seinem Vater geht und er meinte sehr schlecht, er könne gar nichts mehr alleine machen, er erkennt nur noch seine Engsten nicht mal das eigene Enkelkind mehr.

Jetzt plagt mich das schlechte Gewissen zurecht noch mehr. Ich habe mir vorgenommen, das ich diese Woche seine Frau noch besuchen werde, wobei ich keine Ahnung habe wie ich auf sie zugehen soll. Ihr Sohn straht aus das er gerne darüber reden will, aber sie ist so verschlossen das es mich wahnsinnige Überwindung koset. Ich muss dazu sagen wir wohnen erst 2 JAhre nebeneinander also wir reden hier nicht von einer Jahrelangen Nachbarschaft, den da würde ich mich leichter tun.

Trotzalledem vielen Dank für Eure Worte und Meinungen.

cristmas

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Hallo,

Schön , dass du dir Gedanken machst.

Meiner Erfahrung nach ist es am besten du sagst es ihr so wie du es uns sagst. Du musst nicht Die richtigen Worte finden, denn in so einer Situation gibt es die nicht. Das was für mich richtig und hilfreich ist, bringt dem nächsten gar nichts.

Geh zu ihr hin, frag sie wie es ihr geht. Und wenn du nicht mehr weißt was du ihr sagen kannst, so Sage ihr genau das.

Das ist ehrlicher und oft hilfreicher als sonst was , denn genau das passiert gerade. Die Situation ist so schlimm dass es sprachlos macht. Oft kann man im gemeinsamen Schweigen mehr sagen als es tausend Worte könnten.

Sei einfach ehrlich und authentisch, damit zeigst du ihr dass du wirklich für sie da bist.

Sei ganz lieb gegrüsst

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Hallo crismas!

Ich kann dich auf eine Weise schon verstehen. Meine beste Freundin starb letztes Jahr an einem Hirntumor. Sie lebte von der Diagnose bis zum Sterben noch 9 Monate. Ihr Zustand verschlechterte sich radikal. Einseitig gelähmt, kein Sprechen mehr möglich- vorübergehend. Leute nicht erkannt, usw. Ich hatte solche Angst sie zu besuchen. Was soll man reden? Was soll man tun? Ich bin sie oft zuhause, danach noch auf der Paliativstation besuchen. Und jedesmal war ich unendlich traurig, aber im nachhinein war ich froh. Wir haben in guten Zeiten zusammengehalten also bin ich auch in schlechten Zeiten für sie da gewesen. Manchmal gibt es Tage da kann ich gar nicht glauben das sie nicht mehr lebt. Für ihre drei Kinder und Ehemann ist es natürlich auch nicht einfach. Ich will dir damit sagen, geh hin sonst bereust du es am Schluss noch.

lg. g.

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Hallo,

wenn Du Angst hast zu reden dann schreibe der Frau einen Brief / Karte mit einem lieben Spruch und lade sie ein mit Dir zu reden wenn es ihr danach ist.

VG Geli