Ereignisse überschlagen sich. Sterbebegleitung

Ich bin völlig am Ende. Habe ja schon einen Beitrag geschrieben, das meine Oma im Sterben liegt und ich merke das ich nicht in der Lage bin, sie weiter zu begleiten. Es ist grausam mit an zu sehen. Meine Kraft ist am Ende. Ich habe mich, wie jeden Abend, von ihr verabschiedet und ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben. Sie reagierte mit den Worten : nicht ins Gesicht.
Natürlich akzeptiere ich das. Ihre Wünsche stehen an erster Stelle. Dennoch fällt es mir schwer, da es eventuell ihre letzten Worte zu mir sind. Ich weiß nicht wo wie was. Bin völlig neben mir. Noch dazu hat mein Opa mich mit dem Namen meiner Mutter angesprochen. Dazu sei erwähnt das diese Frau Schuld an der Depression meines Vaters ist, und noch einiges mehr was ich nicht alles schreiben kann. Ich hasse diese Frau und ich hasse mich selbst, da ich ihr ähnlich sehe. Für mich bricht eine Welt zusammen. Ich habe gerade niemanden der mir halt gibt. Meinen Mann sehe ich erst am Freitag. Ich möchte schreien, rennen soweit meine Beine mich tragen. Ich will einfach nur weg. Am liebsten nicht mehr - ich- sein. Noch nie war ich so verzweifelt. Dennoch muss ich irgendwie Ruhe bewahren, da ich mein Baby neben mir liegen habe. Meine Tante ist bei meiner Oma. Ich höre wie sie stöhnt vor Schmerzen und Qualen. Es ist im Moment alles so endlos grausam. 😢 Dieser Schmerz. Ich halte es nicht mehr aus. Alles zusammen, bringt mich beinahe zu einem Nervenzusammenbruch. Hilfe... 😢

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Liebe Hope,
zu wievielt teilt Ihr Euch denn die Begleitung? Seid Ihr gut unterstützt von einer Palliativschwester/ -pfleger?
Du bist erschöpft und müde und auch noch am Hadern mit Deiner Mutter. Da kommt (zu) viel zusammen. (Dass Dein Opa dich wie Deine Mutter genannt hat, liegt sicher daran, dass du jetzt bei der Sterbebegleitung so präsent bist wie ein eigenes Kind. Vielleicht hat Deine Mutter ihm großen Kummer gemacht, an einer Depression ist aber niemand "schuld", das ist eine Krankheit.)
Schlaf dich richtig aus. Geh spazieren und/oder spiel mit deinem Kind. Besprich mit den anderen Begleitenden, wie Ihr euch aufteilt. Ihr könnt auch mit einem Hospiz Kontakt aufnehmen, die können auch unterstützen. Entweder mit ambulanten Besuchen, damit die Oma nicht allein ist, wenn Ihr mal selber Kraft schöpfen müsst. Wenn es zu Hause zu schwierig für Euch wird, könnte deine Oma ggf. auch ins Hospiz umziehen.

Du machst es gut, du bist mit Liebe und Zeit dabei. Es ist sehr anstrengend einen Sterbenden zu begleiten. Insbesondere wenn an das Gefühl hat die Schmerzmedikation ist noch nicht optimal eingestellt.

Dass deine Oma nicht auf die Stirn geküsst werden will hat dich gekränkt. Ich denke sie ist einfach so ehrlich, wie man es im Sterben wird, und es fühlt sich für sie falsch an, weil sie die Erwachsene ist, und du ihr EnkelKIND. (Oder weil ein Kuss auf die Stirn sich so nach endgültigem Abschied anfühlt.) Streichen und Küsse sind an der Hand am unverfänglichsten, das ist weder zu nah noch zu fern.

Du bist deinen Großeltern eine ganz kostbare Unterstützung. Es ist wichtig und erlaubt, die eigenen Grenzen zu spüren und zu respektieren. Du kannst nur so viel helfen, wie du Kraft hast. "Gut für sich selber sorgen" ist ganz wichtig!
Ich denke die Sterbebegleitung deiner Oma aufgeben wirst du vermutlich nicht, so wie dein früherer Post geklungen hat, du hast viel Nähe zu deiner Oma. Lass das Thema mit deiner Mutter draußen, wenn es geht. Das ist ein Problem, das du nicht jetzt angehen musst.

Ich wünsche Dir und allen Eingebundenen ganz viel Kraft!
d.

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Jetzt geht es mir wieder etwas besser. Ich gehe regelmäßig spazieren, um Kraft zu tanken. Das genügt mir. Ich denke, gestern musste es einfach mal raus. Habe vor Wut und Verzweiflung ins Kissen gebrüllt und geheult wie ein Hund. Sonst kamen die Tränen nur still. Meine Mutter hat für sehr, sehr viel Kummer gesorgt aber sie gehört seit der Scheidung nicht mehr zur Familie. Ihr Name zu erwähnen, war das Tüpfelchen auf dem i. Aber du hast recht, Oma steht nun an erster Stelle und wir werden ihr alle Wünsche erfüllen, zumindest soweit es möglich ist. Im Moment ist eine freiwillige Pflegerin da. Sonst teilen meine Tante und ich uns die meisten Aufgaben. Aber auch meine zwei Cousins und eine Cousine helfen wo sie können. Das klappt auch alles recht gut. Geht nur leider sehr an die eigenen Grenzen. Deswegen sind wir sehr dankbar, daß mal jemand anderes bei Oma sitzt. Ich denke das tut ihr auch gut. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, denn sie freute sich wen neues kennen zu lernen. Heute ist sie relativ fit. Trinkt mehr als gestern und redet mehr. Aber man sieht das ihr Körper immer mehr abbaut.

Ich werde bis zum Schluss bei ihr bleiben. Mein Problem ist leider, dass ich mit solchen Gefühlen nicht umgehen kann. Mein Mann fehlt mir da sehr.

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Holt Euch Unterstützung - was ist mit der Gemeinde / Kirche - auch wenn deine Oma da evtl. nicht viele Kontakte hatte, - eine Sterbebegleitung ist extrem anstrengend für alle.

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Keine Ahnung ob ihc die rihctigen Worte finde. Mein erster Gedanke war: Pck deine Sachen und fahr nach Hause. Wenn das für dich so eine Qual ist, dann verabschiede dich von deiner Oma und geh. Anscheinend ist dein Grenze erreicht, erkenn das an und handel. So wie es sihc liest ist dein Oma gut versorgt, du trägst nicht die elleinige Verantwortung für sie.
Sterbebegleitung ist eine Herausforderung, nicht jeder kann das und das ist nicht schlimm. Das wichtigste dabei ist einfach nur seine eigenen Grenzen zu erkennen. Alleine das der Versprecher deines Opas dich so aus der Bahn wirft zeigt das für dich jetzt Schluß sein sollte.
Sterbebegleitung beinhaltet auch einen kompletten Ausnahmezustand aller Beteiligten, ja man möchte schreiend davon laufen, man kommt auf die absurdesten Gedanken. Herz und Verstand kämpfen.
Menschen sterben nicht wie im Film, nicht mti großartigen letzten Worten und dann fallen die Augen zu.
ich denke nicht das bei dir der Vorschlag ein Hotelzimmer in der Nähe zu nehmen um zwischendurch Kraft zu schöpfen reicht, oder vielleicht odch? Das kannst nur du wissen.

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Die richtigen Worte gibt es nie, oder eher selten. Ich hätte keine Ruhe, wenn ich jetzt gehe. Meine Tante ist eine gute Seele und ihre Anwesenheit gibt mir Kraft. Ich denke das beruht auch auf Gegenseitigkeit.

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Das stimmt. Wenn du bleiben möchtest, dann schaff dir immer wieder Ruhemomente, auch alle anderen sollten das machen. Macht euch einen Plan, dann kommt jeder zum durchatmen. Wie lange das Sterben noch dauert, das kann keiner sagen....nur es kann noch wirklich eine Zeit dauern. Vielleicht sogar Wochen.
Du wirst deinen Weg finden.

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Wenn du kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehst, dann verabschiede dich von ihr und geh nach Hause. Angehörige haben immer ein schlechtes Gewissen wenn sie nicht bis zum Ende am Bettrand verbringen. Aber lass dir beruhigend aus jahrelanger Erfahrung von mir sagen, das die meisten sterbenden lieber alleine ihre letzte Reise antreten. So oft hab ich erlebt wie Angehörige Nächte lang daneben saßen und am Ende ist Oma oder Opa eingeschlafen, in genau dem Moment wo sie nach draußen gingen. Sie können auf Grund ihrer traurigen und weinenden Kinder/Enkel oft nicht dahin scheiden. Also sollte es dir tatsächlich so arg an deine Substanz gehen, dann geh Heim, du hast noch ein Baby um das du dich kümmern musst. Liebe Grüße und viel Kraft

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Es muss immer jemand bei ihr sein, da sie noch sehr unruhig ist und sich zb oft hinsetzen möchte. Sie wollte zu Hause bleiben bei ihrer Familie. Es ist ihr Wunsch. ♥️

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Aber wenn deine Tante da ist, ist sie ja nicht allein. Dann sag ihr dass du nicht mehr kannst. Kommt eine Palliativschwester vorbei? Die können ihr eigentlich gegen die Unruhe was geben.

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Viel Kraft für die kommende Zeit. Ich denk an Dich und deine Oma #blume

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Hi, ich kann es leider nur kurz machen. Ich habe im November meinen Vater begleitet und ich weis ganz genau wovon du sprichst. Aber ich kann Dir sagen, es war grausam und hart. Aber im Nachhinein bin ich so unendlich froh für ihn da gewesen zu sein. Dieser Gedanke stimmt mich Glücklich trotz der Trauer und der schlimmen Bilder. Halte durch. Es ist eine sehr intensive Zeit. Fühl Dich gedrückt und ich wünsche euch ganz viel Kraft. 💪

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Danke dir. Am 12 April gegen 22 Uhr hat sie endlich ihren Frieden gefunden. Für mich allerdings ist das alles unbegreiflich. Sie fehlt mir so. Irgendwie will mein Verstand das alles aber nicht glauben.