Krankschreibung wegen Schwersterkrankung in der Familie?

Hallo zusammen,

bei uns ist momentan der Fall, dass mein Vater (70) nach einer schweren Herz-OP in einem sehr schlechten Zustand ist und wir trotz aller Hoffnung, die wir noch haben, nun das schlimmste befürchten müssen.

Ich begleite meine Mutter jeden Tag ins Krankenhaus, sie hat wegen seines Zustands eine Sondergenehmigung, ihn täglich 1 Stunde auf der Intensivstation zu besuchen, wobei er allerdings kaum noch ansprechbar ist. Der Zustand wird noch zusätzlich zur Herz-OP belastet durch akutes Nierenversagen und eine schwere Lungenentzündung.

Wir sind fix und fertig und ich muss ständig heulen, haben die ganze Zeit Angst, dass es das jetzt war und leiden mit ihm. Meine Frage ist nun: Würdet Ihr Euch an meiner Stelle krankschreiben lassen vom Arzt? Ich bin nervlich total am Ende, berufstätig und alleinerziehend mit 2 Kindern, die gerade Ferien haben, kann mich kaum auf die Arbeit konzentrieren und meine Kinder kümmern, bekomme im Büro Heulattacken, kann nicht essen und nicht schlafen. Ich habe trotzdem Scheu, deshalb zum Arzt zu gehen und mich krankschreiben zu lassen, weil ja auch alle wissen im Büro, dass ich nicht wirklich krank bin sondern eben "nur" mein Vater. Ich weiß nicht, ob man dafür dann wirklich Verständnis haben wird. Urlaub habe ich eh in 2 Wochen, aber das kommt mir gerade noch ewig weit weg vor, ich weiß nicht, wie ich die Zeit bis dahin überstehen soll.

Dachte, ich frage hier im Forum mal nach. Bin halt auch Einzelkind und meine Mutter hat sonst auch niemanden außer mich, muss sie auch immer fahren, da sie keinen Führerschein hat und das Krankenhaus in einer anderen Stadt ist, dazu schwer erreichbar mit Öffis.

Wäre froh über Einschätzungen, ob das für Euch ein Grund wäre, zum Arzt zu gehen für eine AU? Danke schön!

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Hallo,
erst einmal tut mir das mit deinem Vater sehr leid und ich möchte dir sagen, bleibt stark.

Meine Eltern sind auch schon älter und wenn bei einem von Beiden das Leben auf der Kippe steht, würde ich keine Skrupel haben und mich krank schreiben lassen. Nichts ist so wertvoll wie vielleicht die letzten Stunden mit dem geliebten Vater. Das dankt dir doch eh kein Arbeitgeber, wenn du dich hier aufopferst. Nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht, ich bin jahrelang in der Arbeit nicht ausgefallen und arbeite wirklich gern. Aber man muss Prioritäten setzten und die liegt bei mir wenn Not besteht, definitiv nicht in der Arbeit.

Halt die Ohren steif

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Hi du,

eure Situation tut nur sehr leid. Bitte lasse dich vom Arzt krankschreiben. Ich hoffe doch sehr, dass deine Kollegen dafür Verständnis haben. Es ist eine Ausnahmesituation, die sich keiner aussucht und die man keinem wünscht. Erkundige dich bitte auch mal bei der Krankenkasse. Eine Kollegin von mir musste sich auch um ihre Mutter kümmern (Unterbringung ins Pflegeheim usw) und hat dafür quasi einen Krankenschein bekommen (wie die Kinderfreitage). Ich würde die restliche Arbeit erledigen, sodass der Schreibtisch „sauber“ ist und mich dann krankschreiben lassen. Die Familie geht vor. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute 🍀.

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Als klar war, dass es mit meinem Mann zu Ende geht, nahm meine Tochter zuerst ihre Überstunden und wurde dann noch ein paar Tage krankgeschrieben. Ihre Chefin war sehr verständnisvoll.
Du bist derzeit definitiv nicht voll arbeitsfähig sondern psychisch verständlicherweise wirklich sehr belastet. Lass Dich krankschreiben und steh Deiner Mama bei.
Ich wünsche euch von Herzen ganz viel Kraft; ich weiß, wie es euch gerade geht.
LG Moni

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Danke für Eure lieben Antworten. Ich werde es genauso machen, alles wegarbeiten und dann zum Arzt gehen, wenn es mir nicht besser geht. Ein bisschen scheue ich mich noch davor, weil die Arbeit natürlich auch ablenkt und ich Angst habe, dass ich sonst noch mehr grübele. Andererseits bin ich gerade echt nicht belastbar und mache lauter blöde Fehler die mir sonst nie passieren würden.

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Hi,
ich wollte mal fragen, wie es euch geht. Ich hoffe, dass sich alles zum positiven gewendet hat.

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Danke schön, das ist ja lieb, dass Du fragst.

Ja, es hat sich tatsächlich zum Guten gewendet, er ist dem Tod noch Mal von der Schippe gesprungen, selbst die Ärzte sind erstaunt und hätten das nicht gedacht, wir sind wahnsinnig froh und dankbar darüber.

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Oh,ich habe dir gerade auf deinen Post geantwortet, hatte nicht auf das Datum geguckt.
Es freut mich sehr das er es geschafft hat.
LG Tanja

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Hallo,
Deine Situation tut mir sehr leid.
Es ist furchtbar solche Angst um einen geliebten Menschen zu haben.
Ich arbeite in Luxemburg, dort gibt es die Möglichkeit vom Conge Palliativ, man kann sich 40 Stunden von der Arbeit freistellen lassen und einem nahen Angehörigen bei zu stehen.
Vielleicht gibt es das hier auch?
Ich habe diesen Urlaub genommen,als es letztes Jahr mit meiner Mama zum Schluß ging.
Sie hatte ein halbes Jahr vorher die Diagnose Hirntumor bekommen und im November mussten wir sie gehen lassen.
Danach war ich auch nicht in der Lage arbeiten zu gehen und habe mich 2 Wochen krank schreiben lassen.
Meine Kollegen waren sehr Verständnissvoll.
Ich wünsche euch viel Kraft