Verzweifelt - meine Mama und Bezugsperson ist tod

Hallo zusammen,

Ich war noch nie so verzweifelt.
Meine Mama und Bezugsperson ist plötzlich und total unerwartet gestorben, kurz vor der Rente.

Wir haben jeden Tag telefoniert und uns im Schnitt jede Woche gesehen. Jedes Bild meines Kindes habe ich ihr geschickt, ständig um Rat gefragt. Sie war der liebste Mensch den ich kenne.

Fast schon zu positiv, damit hat sie mich sehr oft genervt weil sie allen nur das beste gewünscht hat, sich um alle gesorgt und gekümmert hat, nur nicht um sich.

Und dann ganz plötzlich ist sie weg. Sie kam mit kleineren Problemen ins KH, ich durfte nicht zu ihr, weil via notfallambulanz.
Abends hab ich mit dem Stadionsarzt telefoniert, alles wieder im Griff. Nach wenigen Tagen kann sie heim zu uns. Und am nächsten Morgen ist sie plötzlich verstorben und mir zog es den Boden unter den Füßen weg.

Die Beerdigung ist hinter uns. Mein Papa und meine Geschwister die teilweise dort wohnen organisieren sich neu und machen das ganz toll. Ich vermute sie sind ebenfalls tief traurig aber reden ist nicht so ihr Ding. Und das akzeptiere ich natürlich.

Tja uns ich bin tagsüber "daheim" und wenn ich abends in mein Zuhause fahre uberkommen mich panikattacken.
Ich versuch zu funktionieren aber ich habe meine Lebensfreude verloren. Ich weiß meine Mutter wollte dies sicherlich nicht aber ich kann mir ein Leben ohne ihre Telefonate, Ratschläge, ihr Lachen, ihre Nachrichten nicht vorstellen.
Ist es jezt nur noch warten auf den eigenen Tod?
Alles schöne was ich sehe möchte ich dich nur ihr via Foto oder so schicken und erzählen.

Wie Soll ich nur weiterleben!? Natürlich muss ich, für mein Kind, er wird in wenigen Wochen 2 und war das ein und alles meiner Mutter. Das sie ihn nicht aufwachsen sieht bricht mir das Herz.

Ich warte auf ein Zeichen aber nichts kommt. Ich wil das es ihr gut geht wo sie jetzt ist und das sie uns sieht und irgendwie begleiten kann. Und weil ich das nixht sicher weiß überkommt mich Panik.


Habt ihr Tipps?
Wird es besser?
Seid ihr sicher das es nach dem Tod in den Himmel oder so geht?

Ich weiß auch nicht was ich erwarte.....

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Das tut mir sehr leid!

Ich habe 2011 meine Mama verloren. Nicht so unerwartet wie du, sie hat fast auf den Tag genau ein Jahr vorher die Diagnose Lungenkrebs bekommen. Wir hatten also fast ein Jahr Zeit uns vorzubereiten- denn das sie daran sterben wird stand sofort fest. Trotzdem ist man natürlich nicht vorbereitet.

Es war schlimm für mich. Wir standen uns immer sehr nahe. Sie war meine beste Freundin. Geschwister habe ich nicht, meine Eltern haben sich früh getrennt (ich war 2 Jahre) und meine Mama war alleinstehend. Ich blieb zurück mit zwei alten Großeltern um die ich mich kümmern musste. Meine Kinder wurden viel später geboren (ab 2016), meine Mama hat keines ihrer Enkelkinder kennen gelernt.

Ja, es wird besser. Versprochen. Aber es dauert. Mein Rat wäre- such dir Hilfe. Eine Trauerbegleitung zum Beispiel. Psychologische Unterstützung. Auch eine Kur wäre denkbar, ich habe damals eine gemacht und viele Mitpatienten hatten ähnliches erlebt. Ist ja doch ein traumatisches Erlebnis.

Gibt es einen Himmel? Weiss ich nicht. Ich kann dir aber dazu folgendes berichten. Ich habe mit meiner Mama vereinbart das sie mir ein Zeichen gibt wenn sie gut „drüben“ angekommen ist. Jahrelang hab ich auf dieses Zeichen gewartet. Nichts kam. Ich dachte also es gibt kein „drüben“, man stirbt einfach und ist weg.

Letztes Jahr bin ich völlig ungeplant trotz fehlerloser Verhütung schwanger geworden. Im letzten Monat bevor mein Mann seine (erfolgreiche) Sterilisation durchgeführt hat. Der Entbindungstermin war.....der Geburtstag meiner Mama. Es ist ein Mädchen (nach drei Jungs), das ich immer haben wollte. Pünktlich zum 10. Todestag.

Sie kam leider viel zu früh, hat aber nichts von den typischen Frühchenproblemen mitmachen müssen. Alle Ärzte sagen immer wieder wie erstaunlich es ist das sie wirklich so GAR KEINE Probleme hat und hatte. Ich finde es nicht erstaunlich, ich war mir irgendwie immer sicher das da jemand die Hand drüber hält.

Und- meine Mama fragte mich kurz vor ihrem Tod wo wir uns denn einmal wiedertreffen? Ich sagte spontan: Bei den Elefanten! Als Kind waren wir oft und oft im Zoo, da gab es vor dem Elefantengehege kleine Elefanten aus Stein. Das war mein Lieblingsplatz. Was soll ich sagen? Als ich meine Tochter zum ersten Mal im Brutkasten besuchen durfte klebte daran ihr Namensschild. Es war ein kleiner rosa Elefant.

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Hi und vielen Dank für deine Antwort.
Auch mein herzliches Beileid für deinen Verlust, wenn die Mama geht, so früh, zu früh - das ist einfach schrecklich.
Ich finde die Zeichen die du bekommen hast eindeutig und wunderschön. Es ist schön und aufbauend davon zu lesen.
Ich kann nur hoffen das Mama uns auch eins schickt. Ab und zu habe ich da Gefühl das ich sie rieche. Und ich spreche nach wie vor mit ihr.
Zwischenzeitlich geht es mir etwas besser - habe aber noch oft Panik Anflüge und kann sehr schlecht sprechen, da fang ich ständig an zu weinen. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Liebe und Gute. und nochmals Dankeschön!

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Mein herzliches Beileid - ich kann mir gut vorstellen, wie es Dir geht.
Habe in den letzten Jahren meinen Mann verloren und meine beiden besten Freundinnen, eine nach langer schwerer Krankheit, die andere erst im Mai ganz plötzlich.
Ich bin ganz sicher, dass es allen gutgeht - warum, weiß ich auch nicht, aber ich stelle es mir so vor. Mein Mann hatte so ein unglaublich friedliches Gesicht nach dem Tod, er durfte zuhause in seinem Bett sterben. Irgendwie glaube ich auch, dass er von seinen Lieben "abgeholt" wurde - er sprach ja nichts mehr, aber griff immer nach jemand, den er offenbar sah. Wenn ich seine Hand nahm, nahm er seine weg, es war irgendwie ganz seltsam.
Ich glaube auch, dass er noch "irgendwie" um mich ist - hier in unserer Wohnung, in der wir ja 35 Jahre lebten.
Ich glaube, wenn ich mal gehen muss, ist meine Tochter auch so verzweifelt wie Du, wir haben auch ein überaus herzliches enges Verhältnis. Ich würde mir dann von Herzen wünschen, dass sie klarkommt, dass sie so weiterlebt, wie sie es ja jetzt auch macht - und dass sie mich einfach in lieber Erinnerung behält. Sie ist genauso richtig, wie sie ist und ich denke mal, da war ich schon auch daran beteiligt.
Genauso würde Deine Mama sicher auch denken. Es ist Quatsch, wenn Du Dein Leben nur als Warten auf den eigenen Tod siehst. Es ist normal, wenn Eltern vor einem gehen - und Deine Mutter möchte das sicher auch nicht hören. Du hast ein Kind, erzähl ihm immer wieder von der Oma, schaut euch Bilder an, dann wird sie nie vergessen werden.
Stell Dir ein oder zwei schöne Fotos von ihr auf und erzähl ihr, was Dich bewegt. Ich mache es nicht anders - und wenn mich einer dafür belächelt - ist mir egal.
Der Schmerz geht nicht von heute weg - aber er wird irgendwann aushaltbarer, gib Dir Zeit! Alles Liebe für Dich.
Liebe Grüße von Moni

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Hallo Moni,

Zuerst einmal mein herzliches Beileid für deine Verluste. Wie furchtbar hart dich das schicksal getroffen hat, dies tut mir ehrlich Leid.
Doch auch deine Antwort hilft mir, gerade als du von deinem Mann erzählt hast, ich bin zwischenzeitlich auch überzeugt das es danach noch etwas (gutes) geben muss. Manchmal rieche ich meine Mama, oder glaube es zumindest.

Und ja, du hast Recht. Mama würde wollen, dass wir weiter machen, weiter leben und glücklich sind, nur ist das noch arg schwer.
und was mir auch geholfen hat war "es ist normal das Eltern vor den Kindern gehen".

Vielen Dank!

Alles gute für dich.

LG

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Was mir noch einfällt: es hat mir sehr geholfen (und hilft mir noch bis heute) das ich mir vorgestellt habe wo meine Mama jetzt ist. Kennst du den Film „What dreams may come“ mit Robin Williams? Wenn nicht, schau ihn dir an. Dort erschafft jeder seinen eigenen Himmel.

Der Himmel meiner Mama ist (in meiner Vorstellung) das Haus meiner Kindheit. Es war das Haus meiner Grosseltern mit grossem Nutzgarten und vielen, vielen Blumen und Bäumen. Gefühlsmäßig wird es immer mein Zuhause sein. In meiner Vorstellung lebt meine Mama dort, zusammen mit meinen Grosseltern. Wenn ich einmal gehe möchte ich auch dorthin.

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Vielen Dank für den Tipp. Ich glaube aber ich warte noch ein paar Wochen - ich würde wahrscheinlich 90 Minuten nur heulen. Aber die Vorstellung von einem eigenen Himmel. Das hat was. Etwas was einen aufstehen lässt in der Trauer.

VielenD ank!

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wenn es ganz shlimm istz, geh bitte in eine Trauergruppe, die können helfen

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Vermutlich werde ich mal mit meinem Arzt reden in Richtung Psychologische Beratung/ Therapie.

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Du wirst darüber hinweg kommen.
Als vor 20 Jahren meine Mutter starb war ich gerade Anfang 20.
Es hat seine Zeit gedauert bis ich es realisiert hatte.
Ich hab mich selbst vor die Wahl gestellt: Entweder gehe ich mit ihr unter, oder ich lebe mein Leben. Letzteres war auch in ihrem Sinne. Welcher Verstorbene wünscht sich schon, dass die Hinterbliebenen ewig leiden?
Ab da ging es wieder bergauf.
Kurze Zeit nach ihrem Tod habe ich meinen Mann kennengelernt mit dem ich heute noch glücklich bin. Keine Ahnung ob sie ihn mir geschickt hat.
Auch wenn deine Mutter tot ist, wird sie im Geiste immer bei dir bleiben. Es gibt viele Dinge, die ich von meiner Mutter gelernt habe und auch heute noch so mache. Sei es nur Wäsche falten, ein bestimmtes Gericht kochen, usw... In diesen Momenten habe ich das Gefühl sie ist mir nah. Auch noch jetzt nach sovielen Jahren.

Mein herzliches Beileid.