Schuldgefühle nach Neugeborenentod

Hallo, mir geht es seit Wochen sehr schlecht und ich bräuchte mal euren Rat. Es geht um das Thema Schuldgefühle.

Bei unserem Sohn (erstes Kind) wurde in der 38 SSW ein "leichter" Herzfehler festgestellt. Er wurde dann per KS zur Welt geholt und schnell stand fest, dass er doch sehr krank ist. Sein Herz-Kreislauf-System hat nicht richtig funktioniert und er ist nach wenigen Tagen auf der Intensivstation verstorben. Er wurde obduziert und leider kann bis heute kein Arzt sagen, warum er diesen Herzfeshler hatte, ob er ihn von Anfang an hatte oder erst zum Schluss und warum ihm nicht geholfen werden konnte.
Ich frage mich jeden Tag, ob ich etwas falsch gemacht habe. Die Schwangerschaft wurde erst in der 12 SSW festgestellt. Zuvor, als ich noch nichts von der Schwangerschaft wusste, bin ich noch Langstrecke in den Urlaub geflogen und habe dort Alkohol getrunken und ab und zu eine geraucht. Nun mache ich mir so schreckliche Vorwürfe. Oder im 5. Monat habe ich mir die Corona Booster Impfung geben lassen.... War das vielleicht der Auslöser? Außerdem habe ich mich in der SS schlecht ernährt und viel Süßigkeiten und Fast Food gegessen.

Meine Ärzte und Therapeuten versichern mir zwar ständig, dass all diese Sachen höchstwahrscheinlich nicht zu seinem Herzfehler bzw. Tod geführt haben, meine Gedanken kreisen aber den ganzen Tag und ich fühle mich sooo furchtbar und wie eine "Mörderin" die kein Baby verdient hat.
Hattet ihr vielleicht ähnliche Gedanken und Schuldgefühle und was hat euch auf lange Sicht geholfen? Da bei meinem Sohn abschließend keine genaue Diagnose bzw. Todesursache festgestellt werden konnte, ist es für mich so unglaublich schwer damit abzuschließen und seinen Tod zu akzeptieren.
Danke fürs Lesen und für Eure Antworten.

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Liebe Julia,

ich antworte mal, damit Du nicht denkst, keiner tut es.--Ich denke im Forum frühes Ende würdest sehr viele nette Antworten bekommen.
Es tut mir sehr Leid, dass Du Deinen Sohn verloren hast. Sein Kind zu verlieren, ist wohl das Schlimmste, was einem zustoßen kann; daran gibt es keinen Zweifel.
Schuldgefühle im Nachgang von einem solchen Verlust sind so gut wie unausweichlich, auch wenn einem rational keinerlei Schuld trifft. Ich denke, würden keinerlei Schuldgefühle, Zweifel etc. auftreten, dann wäre das fast komisch und ließe am ehesten auf einen Menschen mit Defiziten im Bereich Empathie schließen. Das Maß der Schuldgefühle und wie Du Dich nun quälst ist ja irgendwie auch ein Maß Deiner Liebe zu Deinem Sohn. (was natürlich nicht heißen will, dass es Dir nun für immer schlecht gehen soll).
--Dass Dich keinerlei Schuld trifft, weißt Du selbst. All die Sachen, die du da schreibst--keine einzige davon ist auch nur ansatzweise dazu geeignet, den Tod eines Babys herbeizuführen. Aber wie das so ist, kann man sich das tausendmal sagen lassen und es kommt auf Gefühlsebene nicht an. Das Bittere, was man kaum akzeptieren kann, ist, dass es manchmal keine Erklärung gibt, so sehr man sich das auch wünscht.
--Was ich ganz hilfreich finde, was mir geholfen hat bei Verlusten von geliebten Personen, ist mit dem Verstorbenen in Kontakt zu gehen. Ich meine nun nicht so etwas Esoterisches wie dessen Geist zu beschwören oder so. Sondern ihn quasi in der Vorstellung zu treffen. Mit ihm in Kontakt zu gehen und all die Dinge zu fragen und ihm sagen, die Du gerne sagen würdest.--wenn es sich um eine liebevolle Beziehung gehandelt hat, so ist das fast immer eine sehr schöne Begegnung. So gut wie immer kommt vom Verstorbenen die Botschaft, nicht nur, dass es nichts gab, dass Du hättest machen können, um den Tod zu verhindern, sondern auch--so gut wie immer--dass es dem Verstorbenen so weh tun würde, Dich so leiden zu sehen und er sich wünschen würde, dass es Dir wieder gut geht.
-Vielleicht kann Deine Therapeutin das mit Dir machen, quasi Dich dabei leiten. Aus Erfahrung als sowohl Therapeutin als auch selbst Betroffene weiß ich, dass es mit rein kognitivem Arbeiten hier kaum weitergeht. Suche am Besten nach einer Therapeutin mit Weiterbildung im Traumabereich.
Dein Sohn wird immer bei Dir sein und die Trauer wird auch bleiben, aber sie wird dich nicht mehr lähmen und es wird wieder so werden, dass Du trotzdem gut weiterleben kannst.

alles Gute

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Liebe Julia, ich möchte dir gerne antworten, weil ich auf einer kinderkardiologischen Station arbeite.
Für einen schweren Herzfehler gibt es keine Gründe, außer dass das Herz des Kindes sich von Anfang an nicht richtig entwickelt. Bitte mach dir keine Vorwürfe, du hättest überhaupt nichts dagegen tun können. Ernährung und corona Impfung haben auch nichts damit zu tun.
Ich kann mir vorstellen wie schwer der Verlust für dich sein muss, aber bitte mach dir keine Vorwürfe mehr.
Alles liebe für dich 🤗

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Liebe Julia,
das was du erlebt hast, ist wirklich schrecklich und tut mir unglaublich leid.
Du kannst nichts dafür!! Es gibt so viele Frauen, die, bevor sie merken schwanger zu sein, rauchen, trinken und reisen. Ich habe bei meiner ersten Tochter sehr sehr großen Mist gebaut. Ich war extrem depressiv, war 20, hab gefeiert, getrunken (sogar harte Sachen) und geraucht wie ein Schornstein.Ich habe massenhaft Tabletten genommen, weil ich meinem Leben ein Ende setzen wollte. Ich habe alles an Tabletten geschluckt, was ich finden konnte. Zum Glück hat mich eine Freundin gefunden, mir wurde der Magen ausgepumpt. Ein paar Wochen später habe ich erfahren das ich schwanger bin und war geschockt. Es war mir extrem unangenehm, aber ich habe meinem Arzt die Wahrheit gesagt und er meinte das es oft nach dem "alles oder nichts" Prinzip geht. Entweder beendet der Körper die Schwangerschaft von allein oder wir können große Hoffnung haben das alles gut gegangen ist. Ich habe mich für das Kind entschieden und mir Hilfe gesucht. Heut ist sie 13, Gott sei Dank kerngesund, besucht das Gymnasium und ist völlig normal entwickelt.
Vielleicht hilft es dir, dich mit Frauen auszutauschen, dessen Kinder auch einen Herzfehler hatten oder mit Ärzten zu sprechen,
vielleicht können die dir deine Zweifel nehmen und dir erklären wie Herzfehler entstehen. Leider kann es wirklich jeden treffen. Auch die, die alles perfekt machen.

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Liebe Julia ,mein Beileid.
Es ist sehr sehr schwer. Kann mir vorstellen wie es dir geht .
Tut mir sehr leid .
Mir geht es genau so .
Waren im Urlaub war damals 14ssw ,Arzt sagte Sie können ruhig fahren alles besten .Ich habe mir keine Gedanken gemacht alles war gut ,Bauch ist gewachsen die 2 kleine Engeln waren aktiv ,habe immer gespürt, wir haben sogar in unsere Heimatland geheiratet.
Sind zurück nach Deutschland gekommen.
Und bei Feindiagnostic, sagte die Ärztin zu mir Frau ....muss leider mitteilen das bei beiden kein Herzschlag ist .
Im Moment konnte nichts sagen ,habe nicht realisiert was Sie zu mir sagt .
Mein Mann war auch dabei habe gesagt komm neben mir .
Sagte dann nochmal zu Ärztin schauen sie nochmal das kann nicht sein.
Habe gezittert geweint mein Mann geweint. Die Ärztin hat geredet und gesagt wie es weiter geht .
Aber im mein Kopf tausende fragen ,warum sind wir im unsere Heimatland gefahren,warum bin nicht dort zum Arzt gegangen, habe ich meine Medikamente falsch eingenommen. So viele fragen und jetzt nach 4 Wochen immer noch. Gebe mir die Schuld. Ich träume sehr sehr viel kann dann nicht mehr schlafen. Es ist einfach sehr schwer.
Als wir geheiratet haben, war so ein schönes rundes Bauch 😫😭😭😭hat man gesehen das ich schwanger war .
Jetzt wo ich die Bilder sehe muss immer weinen ,ich weis nicht soll Freude oder Trauer spüren. Kann nicht verstehen.
Es ist alles wie ein Traum 😭😫😭🕯⭐🕯⭐

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18 Ssw war die Stille Geburt die 2 kleine Engeln waren so perfekt hatten nur noch weiter wachsen müssen 😭😭😭kann nicht verstehen