tierisches Familienmitglied

hallo zusammen,

möglicher weiser gehört das thema nicht wirklich hier her, aber irgendwo muss ich mir luft machen.

wir habe am vergangenen sonntag unsere gefährtin, freundin, schwester und tochter verloren. mir ist klar das das zum leben dazu gehört und kann es echt nimmer hören, von daher suche ich einfach mal jemand der mich verstehen kann. sie war ein peginese im alter von 12 jahren und 3 monaten. für alle immer ein lacher wert da ich ein stämmiger und alleinerziehender papa bin und die gassirunden dann doch schon etwas lustig aussahen. meine schnullpe war mir so treu das sie eine leine garnicht kannte und hat auch aufs wort gehört. begrüßungen waren bei ihr so heftig das sie sich dabei fast überschlagen hat und das schon nach nur einer halben stunde die ich mal unterwegs war und sie nicht mit konnte. selbst in der wohnung ging sie mir nur selten von der seite. ich würde an der stelle schon behaupten das sie meine seelenverwande war. sie gab mir halt und war auch nicht böse wenn ich sie mal abgewiesen habe.

meine jungs sind 11 und 13 jahre alt und mit ihr aufgewachsen. sie hatte in meinen augen ein recht gutes leben da sie nicht ein haustier sondern einfach ein familienmitglied war. ich habe meinen jungs erklärt das trauer ein normaler prozess ist und schmerz dazu gehört. auch das sie es zulassen sollen wenn sie einfach aus dem nichts plötzlich an sie denken und weinen müssen. ich versuche an der stelle dann doch stark zu sein und ihnen halt zu geben wobei mein großer dennoch versucht es zu verbergen. Tränen gab es dennoch bei uns allen. um so schmerzhafter für mich zu sehen wie sehr es den kleinen mitgenommen hat.

vor ca. einem jahr gingen bei ihr dann die ersten beschwerden los. sie bekam hüftprobleme die ich aber weitestgehend versuchte für sie schmerzfrei zu halten indem ich sie bei jeder gelegenheiten wie treppen, einstieg ins auto oder der sprung auf die couch hoch nahm. trotz unserer finanziellen situation lies ich sie dann von einem tierarzt untersuchen wo ich letztlich ein paar schmerzmittel und einen verband für einen mittleren dreistelligen betrag inkl. nachuntersuchung erhielt. zu guter letzt hat sich das stellenweise hürden überwinden bezahlt gemacht und sie fing wieder an auf allen 4 pfoten durchs leben zu gehen und konnte an den meisten tagen wieder rumtollen. zwar manchmal mit etwas humpeln aber deutlich besser.
nun kommt aber der part an dem ich innerlich zerbreche, mir vorwürfe mache und mich selbst zu tiefst hasse. vor 2 monaten begann sie ab und an zu husten was ja nicht gleich ein allarmzeichen darstellte und für sie auch nicht ersichtlich schlimm war. jedoch bemerkte ich schnell wenn ich sie hoch nahm und dann wieder absetzte der husten auch einsetzte. natürlich recherchierte ich im internet mit den symptomen nach der ursache und wurde auch recht schnell fündig und war erschrocken als ich las das es sich höchstwahrscheinlich um herzhusten handle. dabei füllt sich der bauchraum, welcher auch schon etwas größer aussah, und die lunge langsam mit flüssigkeit und der kreislauf sowie das herz extrem belastet werde. in diesen moment habe ich beschlossen die kinder auf das eventuelle ableben von lissy vorzubereiten und ihnen nahezubringen das sie in nicht all zu langer zeit gehen könnte. plan a war aber den finanziellen gürtel noch enger zu schnallen und sie dann zum tierarzt zu bringen um dort die nötigen und auch teueren, dauerhaft zu verabreichenden medikamente zu erhalten. immer wenn sie dann in letzter zeit hustete und dies auch häufiger passierte bin ich gleich hin und hab geschaut und sie spüren lassen das ich da bin. jedoch nahm ich dann nicht wahr das sie letzte woche anfing nachts durch die wohnung zu laufen was mir erst im nachhinein aufgefallen ist. ich bin davon ausgegangen das sie in der küche am wassernapf wäre. sie frass auch immer schlechter selbst was sie hätte sonst nie liegen lassen. in den letzten 2 wochen bekam sie dann auch anfälle wo sie einfach nur umkippte und unter großen jaulen wieder zu sich kam. natürlich ließ ich alles liegen und war ich dann immer gleich vor ort und bruhigte sie. das tat mir in der seele weh das zu sehen und einfach ohnmächtig zu sein. letztes wochenende sind meine jungs dann zyklusmäßig zu ihrer mutter und lissy ist da immer mit da sie dort auf dem gelände den ganzen tag draußen rumlaufen konnte. jedoch hatte sie freitag früh und am nachmittag wieder anfälle wo ich mir sagte das sie nächste woche, egal wie, zum tierarzt kommt. das schlimmste daran war das ich sie aus dem auto holte und sie absolut nicht mit den jungs mitwollte und sich bei mir im arm verkroch. ich kraulte sie liebevoll und versprach ihr das wir am montag hilfe suchen würden. jetzt wurde mir auch noch schmerzhaft bewusst das sich unsere erste begegnung genauso abspielte als sie ein welpe war. sie kam aus der box direkt auf mich zu wo ich sie nahm und sie in meinen armen unter der jacke verschwand.

zu guter letzt wachte mein jüngster bei seiner mutter sonntag früh auf wo lissy extrem schnell und kurzatmig und auch sichtlich verängstigt auf ihrer decke lag. zum glück konnte er sie wieder beruhigen worauf sie aufstand und sich auf der anderen seite der couch niederließ. sie schaute noch und darauf hin viel ihr kleiner kopf einfach nur auf die nase und die atmung setzte aus. was bin ich nur für ein arschloch sie unter solchen qualen gehen zu lassen und dann nichtmal an ihrer seite zu sein. ich bin nicht religiös oder ähnliches aber ich wünsche mir so sehr das sie im hundehimmel ist und mir das einfach verzeihen kann. ich sitze jetzt schon den dritten tag da und kann einfach nicht aufhören zu weinen und hasse mich immer mehr. die rituale wie diese früh aufstehen ohne sie und ihre morgentlichen krauleinheiten zu geben. die jungs mit ihr aus dem bett zu holen. mit den augen an ihren lieblingsorten nach ihr zu suchen. diese freude bei ihr wenn ich reinkomme. die nähe die sie bei mir suchte genau wie ich bei ihr. das fehltmir sooo sehr

ich weiss das ich an der vergangenen situation nichts mehr ändern kann aber ich habe das gefühl das ich der schlechteste mensch der welt bin für das was ich ihr angetan habe..

Bearbeitet von Hunde-Papa
1

Hallo du,

von Hundemama zu Hundepapa erstmal ein kräftiger virtueller Drücker und herzliches Beileid zu eurem Verlust! Natürlich gehört auch die Trauer um ein vierbeiniges Familienmitglied hierher und du hast jedes Recht der Welt, deine Lissy zu betrauern und sie zu vermissen. Na klar, ist doch völlig normal, dass es wehtut, wenn uns unsere geliebten Fellnasen verlassen.

Was ich dir gerne nehmen würde, sind die Selbstvorwürfe. Stell dir mal vor, dein Hund könnte dir einen Brief schreiben. Ich kann mir ganz gut vorstellen, wie der aussähe.

Lieber Hundepapa,

ich wollte dir nur sagen, ich bin gut rübergekommen. Mach dir da mal bitte keine Sorgen. Da, wo ich jetzt bin, habe ich keine Schmerzen mehr, bin nicht alt und krank, werde immer weiterleben. Wo ich bin, fragst du? Na schau doch mal in deinem Herzen nach! Da wohne ich doch, da werde ich auch nicht mehr ausziehen. Und: da kannst du mich immer besuchen, wann immer du möchtest. Das Fenster, durch das du mich sehen kannst, heißt Erinnerung. Und ich verspreche dir: die wird irgendwann nicht mehr weh tun. So wie mir jetzt nichts mehr wehtut.

Ich möchte auch nicht, dass du dir meinetwegen solche Vorwürfe machst. Du bist doch kein Arschloch, hör auf, das zu denken! Ich hatte bei dir das schönste Leben, das ich mir hätte wünschen können. Ich war immer an deiner Seite - eine Leine hast du nicht für mich gebraucht, ich wäre ja eh nie von dir weggegangen. Weil ich es bei dir gut hatte und du mein Zuhause warst. Als es mir schlechter ging, warst du da, hast mich in deinen Arm genommen, da fühlte ich mich immer sicher. Ich habe dann selber beschlossen, zu gehen, verstehst du? Du dachtest, wir hätten noch Zeit, oder dass der Tierarzt noch etwas für mich hätte tun können, und du machst dich fertig deswegen - nein, lieber Hundepapa. Es war nun einmal der Lauf der Dinge und ist so geschehen. Ich bitte dich nochmal: mach dir keine Vorwürfe. Ich mache dir jedenfalls keine, ich bin und bleibe doch deine Freundin auf vier Pfoten.

Deine Lissy



Liebe Grüße,
DieKati

2

Liebe DieKati,

bin normalerweise nur Stille Mitleserin seit Jahren. Deine Beiträge sind immer so wundervoll geschrieben. Echt Wahnsinn. Einfach sprachlos und berührt zugleich. 💘

LG Danny

3

Liebe Danny,

ich danke dir ganz herzlich für das schöne Kompliment. Es freut mich immer sehr, wenn ich so nettes Feedback zu meinen Beiträgen bekomme. 🤗

Alles Liebe für dich!

DieKati

weiteren Kommentar laden
5

Oh je, das tut mir so leid! Mein herzliches Beileid.
Du warst offenbar ein wunderbarer Hundepapa und hast dich gut um sie gekümmert und ihr so viel Liebe gegeben! Du brauchst dir keine vorwürfe zu machen, das würde deine süße Hündin nicht wollen. Es war zwar absehbar aber dir einfach nicht klar wie schnell es gehen würde, sonst hättest du den Tierarzt früher besucht. Bitte mach dich selbst nicht so schlecht!
Ein Tierarzt hätte sie wahrscheinlich bald eingeschläfert, so konnte sie allein entscheiden wann ihre Zeit gekommen ist und ich finde nicht; dass es sich so anhört als hätte sie lange Schmerzen ertragen sondern es ging relativ schnell.
Du fühlst dich nun bestimmt sehr allein und vermisst sie unendlich. Ich wünsche dir alle Kraft für die schwere Trauerphase aber nimm bitte Abstand davon dir Vorwürfe zu machen. Liebe Grüße Julia

6

hallo kati und julia,

ich danke euch von tiefsten herzen für eure worte und anteilnahme. zumal ich wirklich endlich einmal das gefühl habe das irgendjemand verstehen kann wie ich mich fühle. nun sind ein paar tage vorüber und ich fasse mich zumindest vor anderen leuten und zeige es nichtmehr so sehr, sofern ich nicht darauf angesprochen werde. ich habe noch relativ viele schübe der trauer und bemerke auch das ich öfter mit ihr spreche auch wenn sie nicht mehr da ist. der brief den sie mir wohl geschrieben hätte hat mich im innersten berührt und wüsche mir so sehr das dies ihre gedanken und zeilen gewesen wären. es hat mir aber sehr geholfen und ich habe diese worte auch im kopf. sie war nun letztlich auch nicht einfach nur ein hund sondern hauptsächlich auch gerade die letzten 7 jahre das einzige wesen mit dem ich abends allein verbrachte wenn die kinder im bett waren. ich konnte mit ihr reden und hatte so oft das gefühl das sie wirklich versteht was ich sage. ja, man kann wirklich sagen das sie uns sehr fehlt. in fast jeder situattion versuchen wir auch offen und mit einem lächeln über sie zu sprechen was sie da wohl gerade gemacht hätte. ich glaube das hilft auch meinen jungs sehr dieses thema zu verarbeiten. wir werden sie immer im herzen bei uns tragen und gerade ich werde schnullpe wie ich sie liebevoll nannte sicher nie vergessen. vielen dank euch nochmals...

Liebe Grüße Thomas

7

Wie geht es dir denn inzwischen? Ich hoffe du kannst besser damit umgehen und gibst dir nicht mehr so viel Schuld.