Lang+Trigger: Geburtsanmeldung hat Ängste ausgelöst

Achtung Trigger: Sexuelle Gewalt + Depression

Hallo zusammen,

ich war gestern bei der Geburtsanmeldung im Krankenhaus. Das Gespräch wurde mit einer Hebamme geführt. Ich kam sehr aufgelöst aus dem Gespräch und habe mich nicht verstanden gefühlt.

Hintergrund: In meinem Mutterpass stehen ein paar Sachen. Behandelte Depression vor 9 Jahren, Bluthochdruck immer mal wieder und Baby groß mit Verdacht fetale Makrosomie und mein Vater Diabetes Typ 2 und dazu bin ich mit nem BMI von 26,7 gestartet.

Gespräch startet mit Nachfragen zur Depression und wurde ein wenig rumgebohrt, warum damals, wie es sich äußern würde und dass ich jetzt aufpasssen solle nach der Geburt in keine zu fallen und ob ich schon einen Therapeuten für danach an der Hand hätte. Dass sie ja nichts sagen wolle, da sich das ja sonst nachher von selbst erfüllen würde, aber dass ich ernstzunehmendes Risiko hätte.

Nächster Punkt kam eine Frage, ob ich einen sexuellen Übergriff erlebt hätte. Mein Partner war mit im Raum. Frage wurde eingeleitet, dass es eine sehr intime Frage sei und ich nicht antworten müsse. Ich habe null mit so einer Frage gerechnet, habe sie dann aber wahrheitsgemäß mit „ja“ beantwortet. War mir sehr unangenehm vor ihr und meinem Partner. Hab mich gefühlt als würden Triggerpunkte angepiekst und dann liegen gelassen werden. Sie meinte sei dann unter der Geburt wichtig, dass ich klar kommuniziere, was ich möchte und was nicht. Und ob ich jetzt noch Probleme deswegen hätte. Ich kannte die Frau 10min zu dem Zeitpunkt und sollte sexuelle Gewalt mit Geburt in Verbindung bringen und meine Einschätzung dazu abgeben. Fand ich viel zu forsch.
Dann Thema Blutdruck. Wurde auch nachgefragt und leider hatte ich seit Montag wirklich erhöhten Blutdruck. Das hatte mich auch beunruhigt und ich wollte es gerne abklären lassen. Hat sie so hingenommen.
Dann kam die Frage nach Wünschen und Ängsten. Erzählte ich, dass ich keine Saugglockengeburt und rumgedrücke auf dem Bauch möchte und wegen der Größe des Kindes im Zweifelsfall einen Kaiserschnitt falls es sich rausstellt, dass es nicht passe. Meine Schwiegermutter hat ein 5kg Kind geboren und hat starke Verletzungen davon getragen - die Gene stecken jetzt ja auch in meinem Kind. Sie meinte, ich hätte vor der Schwangerschaft Übergewicht gehabt und Ernährung das beeinflussen würde. Ich esse seit Wochen kein Zucker und kein Weizen und habe insgesamt derzeit 5,5kg zugenommen und bin Ende der 36ssw. Das find ich super und war sehr diszipliniert. Thema Größe Baby spielt halt eine wichtige Rolle bei mir und ist eben eine Angst. Daraufhin meinte sie, dass das dann ne selbsterfüllende Prophezeiung wäre und in meiner Schwangerschaft schon so viel schief gelaufen sei und mir das Selbstvertrauen genommen wurde, dass ich mir keine natürliche Geburt zutrauen würde. Bämm. Hatte ich so nicht empfunden und war zu dem Zeitpunkt echt sensibel. Habe dann geweint, weil es nicht meiner Selbsteinschätzung entsprach und ich mich komplett pathologisiert gefühlt habe. Mein Redeanteil im Gespräch war max. 20%. Daraufhin wurden Fragen zur Familie gestellt und ob die Ängste in mich reintragen würden. Also weiter wild gestochert.

Dann hat sie mich ausweinen lassen, gesagt es sei gut. Und sich entschuldigt, dass sie schon einen langen Tag hätte.
Daraufhin hat sie gefragt, was mir helfen würde, um die ganzen Steine aus dem Weg zu schaffen (ich hatte die ganzen Sachen zuvor nicht so empfunden, sondern als Prozess der Schwangerschaft gesehen und hatte bis auf Bedenken zur Größe und Bluthochdruck keine Zweifel daran, dass ich nicht in der Lage wäre natürlich zu gebären). Ich antwortete, ernst genommen zu werden, dass ich im Kreissaal nicht diskutieren wollen und dass eine realistische Einschätzung zur Kindsgröße noch einmal gemacht werden solle. Ihre Antwort: „Ok, das ist dann ein Oberarztgespräch, da kann ich ihnen als Hebamme nichts zu sagen und nicht helfen.“

Ok super. Mehr wollte ich doch nicht. Eine 2. Meinung zur Kindsgröße und wenn sie sagen das passt schon, dann glaub ich das auch. Auch meine eigene Hebamme hat dazu geraten noch einmal messen zu lassen, da das Kind auch einen sehr großen Kopfumfang hätte und sie es auch sehr groß tasten würde.

Ich finde es normal Respekt vor der Geburt zu haben und eben mögliche Komplikationen ausschließen zu wollen. Ich sehe mich dazu in der Lage ein Kind auf die Welt zu bringen, aber möchte nicht auf Teufel komm raus meine komplette Vagina zerstören, wenn sich einfach rausstellen sollte, dass ein Missverhältnis herrscht.

Ich habe mich nach dem Gespräch schwach gefühlt und bin nun viel verunsicherter als vorher. Sie hat mir angeboten das Team etc. näher kennenzulernen während des Gesprächs, aber am Ende dann auch nicht mehr, da sie es „nur noch“ als Oberarztgespräch gesehen hat.

Ich bin jetzt noch aufgewühlt und versuche alles gerade einzuordnen und ein positives Mindset zu bewahren bzw. herzustellen.

Ich habe auch schon mit Freundinnen und Partner drüber geredet. Mein Partner war im Gespräch ja dabei und war richtig sauer über den Verlauf und die direkten Einschätzungen von ihr, die sie mir an den Kopf geworden hat.

Drückt mir die Daumen, dass ich mich wieder aufbaue. Vielleicht habt ihr ja Tipps bzw. ähnliche Erfahrungen. Ich finde ähnliche Erfahrungen verbünden immer und machen einen stärker zusammen.

Vielen Dank fürs Lesen.
Lisalux

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Erstmal möchte ich dir sagen, dass es mir sehr leid tut, dass du so eine Erfahrung machen musstest. So laufen Geburtsanmeldungen normalerweise nicht ab.
Ich an deiner Stelle würde die Wahl der Klinik überdenken und mich evtl. auch über die Hebamme beschweren. Diese Themen können ja alle besprochen werden, wenn es denn sein muss, aber doch nicht so!
Stell dir vor du kommst zur Entbindung und genau diese Hebamme hat gerade Dienst. Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen mich von dieser Person unter der Geburt betreuen zu lassen. Aber das musst natürlich du für dich fühlen und entscheiden. Da kann dir niemand reinreden.

Ich hatte mein erstes Anmeldegespräch vor 10 Tagen und die Hebamme war auch inhaltlich völlig anders unterwegs. Und dennoch war es für mich und meinen Mann eine merkwürdige Stimmung und wir haben hinterher darüber gesprochen, wie wir uns gefühlt haben. Ergbnis: Irgendwie durchwachsen.
Ich stelle jetzt fest, dass mein inneres mehr und mehr zu meiner zweiten Klinikwahl tendiert, nach der Erfahrung in Klinik 1. Ich möchte mich zu 100% wohl und sicher fühlen, wenn ich dort hin fahre. Natürlich kann man nie verhindern, dass jemand Dienst hat, der einem nicht sympatisch ist oder menschlich nicht liegt - aber darum möchte ich mir nicht schon vorher Sorgen und Ängste machen müssen.

Ich finde es unter aller Kanone, dass sie dich so verunsichert hat. Das geht echt gar nicht!

Wünsche dir alles Gute. Und wenn du eine natürliche Entbindung willst, dann kannst und schaffst du das auch!!!

Liebe Grüße
Nessa mit Babygirl inside 35+3

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Hallo :)
Wie oben schon geschrieben wurde finden die Gespräche im Normalfall nicht so statt.
Zumindest ist mir persönlich sowas nie passiert oder ich hätte es von anderen gehört. Finde ich total daneben!
Ich hoffe nur das du dich einigermaßen wieder fangen kannst, und wenn du eine spontan Geburt möchtest (wenn die Möglichkeit besteht) dann tue das. Niemand kennt dein Körper besser als du.
Ebenfalls würde ich auch über eine andere Klinik nachdenken auch wenn höchstwahrscheinlich nicht alle dort so sind wie diese Dame! Ich weiß nicht ob du dich da bei der Geburt wohl fühlen wirst?
Alles gute dir und versuch dich von niemanden unter druck zu setzen lassen.
Liebe Grüße Chana 37ssw

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Wow, die Gute hat dir alles vor den Latz geknallt, was absolut nicht in dieser Form in ein Anmeldegespräch gehört. Es kommt einem sogar so vor als wolle sie dich auf jedes 'worst case' Szenario einstimmen. Nach dem Motto, ja dass hatte ich ihnen ja im Gespräch erklärt! Nein so sollte das nicht sein, so ein Gespräch soll natürlich aufklären, aber es soll Mut machen, Wünsche und Vorstellungen fördern und Kraft geben auf die bevorstehende, einmalige Erfahrung!

Ich würde dir raten ganz dringend mit deiner Hebamme zu sprechen und das alles nochmal so zu schildern. Es klingt, als hättest du da eine gute an der Hand?

Meine eigene war auch diejenige, die mir nach Wochen voll Schmerzen endlich die richtige Therapie empfohlen hat um mich wieder mobil zu machen (Hüftschmerzen).
Vielleicht ist die gute Frau in der Klinik auch einfach schon sehr Betriebsblind und merkt gar nicht, wie negativ ihre Gesprächsführung mittlerweile ist. Eine Nachschulung wäre da vielleicht hilfreich. Und also bitte, nur weil sie schon einen harten Tag hatte, muss sie dich nicht so abfertigen. Dafür kannst du ja nichts!

Alles Gute für dich!!

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Das tut mir leid, dass du so eine Erfahrung gemacht hast. Auf mich wirkt es so, als hätten die Infos in deinem Mutterpass wiederum bei der Hebamme Punkte getriggert - vor denen sie selbst Angst hat, oder die im Lehrbuch als risikobehaftet stehen. Nicht jede Schwangere, die vor neun (!) Jahren eine Depression hatte, ist doch in Gefahr, eine Wochenbettdepression zu bekommen! Bei mir steht es auch im Mutterpass, der Vollständigkeit halber, und ich wurde mal von der Schwester, die vir einem Termin Blutdruck gemessen hat, gefragt: Sie haben Depressionen? Äh,nein?! Das wurde doch nur abgefragt wegen der Risikofaktoren, ist Jahre her und behandelt. Ganz ehrlich, ich selbst würde es das nächste Mal - wenn es ein nächstes Mal gäbe, denn auch bei einem zweiten Kind wird doch der Mutterpass weiterverwendet - das nicht mehr angeben. Es führt nur zu Irritationen und Überreaktionen bei Leuten, die sich damit nicht auskennen
Und deine Sorgen finde ich völlig normal. Aber ich kenne solche Arztgespräche, bei denen man sich überfahren und nicht ernstgenommen fühlt. Und gerade in der Schwangerschaft bin.ich da noch empfindlicher. Eine Freundin ist während der Geburt ausgerechnet von der Hebamme betreut worden, die sie im Vorgespräch so blöd fand. War dann ok, aber ich würde auch nochmal nach einer anderen Klinik Ausschau halten.

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Huch, das Gespräch war ja Grütze! :-( Auch ich (kein Übergewicht vor der Schwangerschaft, keine Depressionen, keine sexuellen Übergriffe, kein Diabetes in der Familie) hätte mich überfahren gefühlt bzw. habe die Fragen, die mir auch gestellt wurden, als sehr unangenehm wahrgenommen, einfach weil sie so unvermittelt kamen. Im Nachhinein würde ich es als sinnvoll einschätzen die Fragen vor dem Gespräch schon vorliegen zu haben, um sich darauf vorbereiten zu können. Wie gesagt: Ich habe keine Vorgeschichte, habe mich aber auch in dem Gespräch (u.a. deshalb) sehr unwohl gefühlt!
Mit meinem Vorgespräch war ich insgesamt auch sehr unglücklich und habe überlegt deswegen nicht in meinem Wunschklinikum zu entbinden. Ich habe, auch mit dem Hintergrund, dass das Gespräch nur eine von vielen Hebammen geführt hat, doch in der Klinik entbunden. Es ging einiges schief (Tests sind verschwunden mit daraus resultierender Isolierung, Fehlinformationen über meine Anamnese, Auskünfte aus dem Anmeldegespräch sind vollständig untergegangen,...) aber ich hatte bei der Geburt die beste Hebamme, die ich mir hätte wünschen können! Die anderen Hebammen waren zwar auch alle gut (und nett und verständnisvoll!), aber die Frau hat das Ding gerockt. Von daher bin ich mit der Entscheidung in der Klinik entbunden zu haben, gut gefahren - aber mit dem Erlebnis insgesamt sehr unzufrieden. Mein Partner war bei einigen Sachen nach der Geburt ebenfalls dabei, ansonsten würde ich an meiner Wahrnehmung zweifeln. Wir überlegen uns auch einen Brief an die Klinikleitung zu schreiben.
Ich wurde übrigens auch eingeleitet wegen beginnender Makrosomie (auch ohne Diabetes, Übergewicht und dergleichen...) und habe für die ärztliche Untersuchung eine extra Überweisung von meinem Frauenarzt bekommen. Mit der bin ich ins Krankenhaus gegangen und dort wurde im Ultraschall geguckt wie groß das Kind ist, wie die Proportionen sind und wie die Aussichten auf den Erfolg einer vaginalen Entbindung sind. Ich hatte danach 3 Optionen: Warten, bis Wehen einsetzen (habe ich verworfen, da das Kind wöchentlich gut 300 g zugenommen hat und ich eben eine Woche vor ET schon bei 4500 g war - jenseits der 99sten Perzentile), Kaiserschnitt (wäre eine Option gewesen, wenn die Ärzte mir gesagt hätten ich solle die Entbindung vergessen, da die Risiken zu groß wären) und eine Einleitung. Letztendlich habe ich mich für die Einleitung entschieden, auch weil die Ärztin dort sehr gewissenhaft geschallt hat und meinte sie sähe gute Chancen, dass das Kind problemlos geboren werden könne, da Kopf und Rumpf gleich groß erschienen. Sie musste mich dennoch über die Risiken aufklären..
Letztendlich ist das Kind komplikationslos mit 4480 g und 55 cm vaginal entbunden worden ohne Dammrisse o.ä. :-) (Führe ich auf die Arbeit der Hebamme zurück, die echt fantastische Arbeit geleistet hat!!)
Lass dir doch von deinem FA noch eine Überweisung zur Vermessung im KH geben und entscheide nach der Untersuchung. Die Hebamme, die mit dir das Gespräch geführt hat, war blöd. Aber das sagt wenig über die anderen Hebammen aus und auch wenn du eine "gute" Hebamme bei der Anmeldung gehabt hättest, heißt das nicht, dass du auch eine gute Hebamme bei der Entbindung hast. Leider.
Ich vermute aber, dass ich die super Hebamme bekommen habe, weil ich mit der Makrosomie die schwierigste Geburt zu Schichtbeginn war und die "schlechteren"/wenig erfahreneren darauf wohl keine Lust hatten. Aber das ist nur meine Vermutung. :-)

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Ich würde einen Brief schreiben, auf die Station gegen und der Hebamme oder Kollegen überreichen. Das Team oder einzelne Mitarbeiter müssen sensibilisiert werden. Und mir würde es helfen, damit abzuschließen.

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Hallo ihr Lieben,

danke für die Anteilnahme und den Erfahrungsaustausch.

Es gibt auch schon ein Update.

Ich sollte heute aufgrund der Blutdruckwerte von gestern nach dem Anmeldegespräch eine 24h Blutdruckmessung machen. Gestern nach 30min in Ruhe lassen waren meine Werte wieder top - trotz der emotionalen Aufgewühltheit. Heute morgen, dann wieder top Werte. Deswegen wollte ich mich gegen die 24h Messung entscheiden, da ich nicht noch mehr an mir rumgedoktort sehen möchte. So dann das am Telefon geäußert der Klink gegenüber, sollte mich dann noch einmal vorstellen. Hab es dann als Chance begriffen, um noch einmal meine Wünsche zu äußern und den Vorfall gestern zu schildern.

Ich hatte ein Gespräch mit einer sehr kompetenten Ärztin, die mir erst die 24h Messung aufquatschen wollte, aber dann doch mal nachgefragt hat, warum es gestern dann so hoch war. Habe dann den Ablauf des Gesprächs geschildert. Sie war geschockt. Hat sich inständig entschuldigt. Gleich gesagt, dass die Geburtshilfe mit der Hebamme seit 8 Jahren nicht mehr zusammenarbeiten würde und sie eben nur für die Anmeldung zuständig sei. Sie habe klar ihre Kompetenzen überschritten und habe falsch agiert.

Ich habe dann das sagen können, was ich mir wünsche und das war dann auch alles verständlich und kein Problem, sondern eh Routine bei den Werten und das alles was ich sage verständlich sei und komplett normal.

War einfach ein super Gespräch und genau deswegen hatte ich mich für die Klinik entschieden, da sich das Team im Kreissaal Zeit für einen nehmen. Die besagt Hebamme arbeitet da also nicht - sie wird nicht bei der Geburt dabei sein.

Ärztin hat mich in meiner Selbstwahrnehmung bestärkt und noch mal klar gesagt, dass das kein normales Gespräch gewesen sei und sich erneut entschuldigt und wird den Fall auch weiterleiten.

Hat mich dann daraufhin auch nicht zu der 24h Messung mehr beraten wollen, weil sie die Werte nun einordnen könne. Wurde also ernst genommen.

Ich bin jetzt wieder positiv gestimmt. Die Ärztin hat eine große Last von den Schultern genommen. War gut, dass ich es gleich aufarbeiten konnte im Gespräch.

Ich fühl mich jetzt wieder wohl und habe ein gutes Gefühl für die Geburt in der Klinik.