Eltern- und Paarebene nach Trennung trennen

Auf meinen alten Beitrag, der nun etwas unübersichtlich ist (sorry, ich war sehr aufgewühlt in den letzten Tagen), habe ich als häufigste Antwort bekommen, ich müsse lernen, die Eltern- und die Paarebene zu trennen.

Da wollte ich euch mal fragen, wie ihr das hinbekommt. Nehmen wir mal an, euer Partner , den ihr liebt, hätte euch über Monate (in denen ihr nicht abhauen konntet, weil ihr mit Dammriss und Neugeborenem zu Hause wart und außerdem überhaupt nicht begriffen habt, wie euch geschieht) verbal (Beleidigungen, Meckereien, ...) und fast auch physisch (mal ein Schubserchen, drohend Aufbauen, u.a.) schwer angegangen und damit bis heute nicht aufgehört. In der letzten Zeit kämen noch sehr viele Lügen hinzu.
Wie könntet ihr das vergessen, wenn ihr ihm neutral auf Elternebene begegnen sollt?
Wie könnt ihr die Angst vergessen, dass er eines Tages das Kind auf dieselbe Weise angehen könnte, auch wenn er es bisher noch nicht getan hat?

Würde mich sehr über Hilfestellungen oder Erfahrungsberichte freuen.

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Hallo, mach Dir nicht zu viele Vorwürfe - das saubere Trennen der beiden Ebenen ist insbesondere frisch nach der Trennung etwas realitätsfern und in hochstrittigen Fällen kaum, in Fällen von Gewalt mEn quasi gar nicht zu erreichen - nicht nur seitens der KM, sondern auch und insbesondere seitens des KV - da vielfach über das Kind versucht wird, alte Machtstrukturen aufrecht zu erhalten.

Mediation ist da nicht immer das Mittel der Wahl, da es 1) Freiwilligkeit und 2) Augenhöhe voraussetzt.

Entgegen der Meinung von Parzifal solltest Du Dein Bauchgefühl, was Angst um das Kind betrifft, nicht gänzlich ignorieren, denn mehr als 70% der Frauen und mehr als 50% der Kinder werden - wenn zuvor häusliche Gewalt (und die hat mehr als nur physische Formen) vorlag - im Rahmen von Umgängen misshandelt.

In der Trennungszeit bestehen insbesondere erhöhte Risiken.

MEn lässt das Verhalten des KV der KM gegenüber auch durchaus Rückschlüsse auf seine Erziehungsfähigkeit zu, was zB den Umgang mit Konflikten betrifft.

Lass Dir nicht die komplette Verantwortung für die Konsequenzen seines Handelns aufbürden.

Alles Gute!

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Ich habe zwar keine Erfahrung diesbezüglich, finde es aber großartig, wie Du nach Deinen ersten abwehrenden Reaktionen jetzt an Dir arbeiten willst und nach Hilfestellungen suchst.

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Zunächst sollte man versuchen seine Ängste auf Begründetheit zu untersuchen.

Verhält sich dein Ex gegen jedermann so wie gegen dich? Schikaniert er andere kleine Kinder so?

Wenn ja sind deine Ängste eher begründet.

Ansonsten kann man doch nicht ein Verhalten gegen Person X (mit der man vielleicht im Clinch liegt) einfach übertragen auf Person Y mit der alles in Ordnung ist?

Ein kleines (eigenes) Kind zu schikanieren ist doch etwas gänzlich anderes als den Ex.

Sollte hier jede Mutter die etwas gegen ihren Partner hat (und dementsprechend verhält) auch unterstellt werden, dann behandelt sie auch ihr Kind so?

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Dann wäre eine Meditation wohl sinnvoll.
Allerdings müssen beide es wollen

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>Wie könntet ihr das vergessen, wenn ihr ihm neutral auf Elternebene begegnen sollt?<

Vergessen? Gar nicht. Aber an sich "arbeiten" geht, wenn nötig mit Hilfe eines Therapeuten, und mit der Zeit wird es einem egal was der andere wie und wann gesagt oder getan hat. Es braucht Zeit aber es wird und den Fokus auf sich selbst und das Kind zu richten und nicht dauernd zu schauen was der Ex treibt, hilft ein grosses Stück weiter.

>Wie könnt ihr die Angst vergessen, dass er eines Tages das Kind auf dieselbe Weise angehen könnte, auch wenn er es bisher noch nicht getan hat?<

Auch hier: vergessen nicht. Aber man kann mit der Angst umgehen lernen, genauso wie man mit der Angst um den plötzlichen Kindstod oder Verkehrsunfälle leben muss und kann. Und: in den allermeisten Fällen ist es ein grosser Unterschied wie der Ex mit einem in der Beziehung umgegangen ist und wie er seine eigenen Kinder behandelt.

Ausserdem gilt hier: was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss. Soll heissen, je weniger ich mich in den Umgang reinhänge - den ich eh nicht verhindern kann - umso weniger muss ich mich aufregen und mir Sorgen machen. Auch hier gibt es Profis die helfen können, zb eine Erziehungsberatung.

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Ich kann dir nur von meinem Mann berichten, der seine Ex die Ihn betrog weil er keine Zeit hatte weil er nach der Arbeit Haushalt machen musste, das Haus bauen musste, und er hätte sie lieber tot gesehen als das was er für die Kinder machen musste, nämlich sich zusammenreißen. Er tut es für die Kinder das er Ihr anfangs nicht an die Gurgel ging.

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Es gibt kein Patentrezept (leider! #liebdrueck )

DIR wäre sicherlich gut geholfen, wenn Du das Geschehene aufarbeiten kannst. Entweder Du kannst das allein mit Dir ausmachen oder Du machst eine Therapie. Dort kann man Dir auch Möglichkeiten aufzeigen, wie Du mit Deinem Ex umgehen kannst.

Bei uns funktioniert das mit der Eltern-Ebene mittlerweile (über drei Jahre nach der Trennung) super. Anfangs habe ich viel "schlucken" müssen, mir ging es körperlich richtig schlecht, wenn ich wusste, dassich auf meinen Ex treffe - aber ich habe mich "zusammengerissen", habe mich anfangs distanziert/ruhig verhalten. Sämtliche Gespräche bezogen sich nur auf das Kind, das hat es etwas leichter gemacht.

Mittlweile habe ich alles verarbeitet und es geht mir gut damit. Es ist ein fast schon freundschaftliches Verhältnis zu meinem Ex und der Frau, die ihn mir "ausgespannt" hat, entstanden. Ab und an besuchen wir sie sogar außerhalb der Umgangstermine auf einen Kaffee.

Darüber, was er mir in der Beziehung alles angetan hat, darf ich aber heute noch nicht nachdenken ;-)

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Ich beneide euch dafür.

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In Fällen, in denen Gewalt eine Rolle spielt, ist das imho nicht möglich. Auf keinen Fall, wenn die KM berechtige Angst hat, erneut zum Opfer zu werden.

Und Deinen Punkt unterschreibe ich: wenn ein Mensch Konflikte mit Gewalt löst, dann macht er keinen Unterschied, ob der Konfliktpartner eine erwachsene Frau oder ein wehrloses Kind ist.

Frauen, bei denen dies zutrifft brauchen eine gute Anwältin, die mit allen Wassern gewaschen ist, Mut! und ein unterstützendes Umfeld (Freunde).

Gruß

Manavgat