Negatives Ansehen als alleinerziehende Mutter

Hallo,

Ich (26) bin alleinerziehende Mutter einer 2 und halb-jährigen Tochter.

Ich würde mich gerne mal mit euch über Erfahrungen austauschen, aus reinem Interesse und auch was ihr dazu sagt.
Wie werdet ihr wahrgenommen als alleinerziehende Mutter?
Insbesondere in der Männerwelt.

Ich war immer der Meinung, dass das heutzutage nichts Besonderes und nicht der Rede wert ist, allerdings habe ich bisher nur negative Erfahrungen gemacht.

-Männer reagierten beim Kennenlernen eher reserviert und wenig begeistert wenn sie mitbekamen, dass ich bereits ein Kind habe
-Bekannte meines Freundes (wir sind seit 1 Jahr zusammen) reagierten hinter meinem Rücken eher negativ, so nach dem Motto warum man sich eine Frau mit Kind antut
-Auch das Wort "Second Hand" in Bezug auf Frauen mit Kinder habe ich wenn auch nicht persönlich gehört
-Meiner Auffassung nach denkt die Gesellschaft über Männer die eine Frau mit Kind nehmen, dass diese wohl keine in ihren Augen "bessere" Frau, also Frau ohne Kinder abbekommen hat

Das alles ist mega verletzend für mich. Vorallem weil ich davor immer sehr gut bei Männern angekommen bin.
Ich sehe meine süße, schöne, lustige Tochter und kann nicht fassen, dass sie als Makel meiner Person angesehen wird.
Ich empfinde das als extrem krank und es macht mich sauer.
Was habt ihr denn bisher für Erfahrungen gemacht?
Und meint ihr, es hat auch was mit meinem Alter und dementsprechend den Männern die ich kennenlerne in meinem Alter zutun?
Ich bin mit 23 Mutter geworden und quasi seit Tag 1 alleinerziehend.
Die Männer die ich seitdem kennenlernte waren alle zwischen 26-30.

Ich muss fairerweise sagen, dass es auch nicht so viele waren, die ich seitdem kennengelernt habe.
Aber genug um zu sagen, dass alle weniger Interesse hatten nachdem sie mitbekommen haben, dass ich ein Kind habe.
Ich bin seit einem Jahr in festen Händen aber auch er war damals eher negativ überrascht, dass ich ein Kind habe wenn man das so ausdrücken kann.

Ich fühle mich als Frau 2. Klasse und so werde ich wohl auch angesehen.
Mich macht das sauer.
Auch wegen meiner Tochter
Sie ist nichts anderes als ein Kind, dass wie jedes andere Kind auch bedürftig nach Liebe und Geborgenheit ist.
Das man sie wie ein Krebsgeschwür von mir ansieht lässt mich richtig sauer werden.
Auch die Aussage, dass alleinerziehende Frauen einen Ernährer suchen macht mich richtig sauer und wütend.
Diese Aussage habe ich auch schon öfter gehört.
Ich finde das alles extrem menschenverachtend.

Und selbst wenn ich zum Beispiel bei den U-Untersuchungen auf Nachfrage erzähle, dass ich alleinerziehend bin. Dann wird gleich angeboten, dass ich mich an Profamilia wenden kann oder eine Familienhelferin vom Jugendamt engagieren kann.
Wie wenn alleinerziehend gleich bedeutet, dass man nichts gebacken bekommt. Das ist doch einfach unfassbar.
Entschuldigung, ich musste hier echt mal meine Wut von der Seele schreiben.

Bearbeitet von Inaktiv
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Also erstmal verstehe ich, dass dich das verletzt. Ich finde es allerdings auch in deinem Alter völlig normal, dass ein Kind eher als Minuspunkt gesehen wird. Die Menschen (Wust ob männlich oder weiblich) wollen meist deutlich später eine Familie gründen und durch diese in bestimmten Bereichen eingeschränkt werden. Noch weniger Lust auf Einschränkungen hat man halt, wenn’s „nicht mal“ das eigene Kind ist. Diejenigen, die was ernstes suchen, wollen außerdem vielleicht auch das Wunder des ersten Kindes gemeinsam erleben. Oben drauf sind durch ein Kind oft noch Expartner im Spiel. Die kann man ja nun mal nicht einfach ausschließen.

Ich denke du beziehst das alles zu sehr auf dich als Person oder auf deine Tochter als Mensch. Es gibt doch auch super viele Männer, die bereits ein Kind haben. Ich glaub da würde ich mich eher umschauen und zwar nicht, weil die auch schon „abgebrannt“ und „zweite Wahl“ sind, sondern weil sie mich und meine Situation vermutlich viel besser verstehen und man gegenseitig vielleicht mehr Rücksicht nimmt :-)

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Als ich noch auf der Suche nach einem Partner war, habe ich mich bewusst nur mit einem Mann getroffen, der schon Vater war. Ganz einfach weil ich mich nicht bereit gefühlt habe für Familie, in die ich von der Seite reingrätsche, für evtl. Stress mit der Ex um Umgang und Unterhalt, für Kinder, deren Bedürfnisse in der Partnerschaft immer eine wichtige Rolle spielen werden. Da war mir das Gesamtpaket zu groß, das hätte ich nur für den absoluten Traummann geschultert. Man bekommt halt keinen Partner, mit dem man zusammen wachsen kann, sondern man muss damit rechnen, sich in ein bestehendes System zu integrieren.

Ich fand aber weder die Männer als "zweite Wahl", noch die Kinder als Makel. Ich habe mit nur schlicht eine solche Herausforderung nicht zugetraut. Und so geht es vermutlich vielen.

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Das ist nur menschlich. Stell dir die Situation mal umgekehrt vor. Hättest du einen Mann mit Kind genommen, als du noch kinderlos, aber selber den Wunsch nach eigenen Kindern und Familie hattest? Es ist halt immer nicht so einfach und unbeschwert, wenn bereits Kinder da sind. Ich habe einen "gebrauchten" Mann genommen und würde es im Nachhinein wohl kein zweites Mal machen. Wir haben in der Zwischenzeit ein gemeinsames Kind was ich über alles liebe.
Du siehst eine perfekte süsse Tochter und hast das Gefühl jeder andere müsste dieses unschuldige Wesen ebenfalls ins Herz schliessen. Ich sehe das in meiner Tochter auch. Ein Mann sieht aber wahrscheinlich nur ein Kind was deine Aufmerksamkeit braucht und viel Arbeit und zurückstecken für ihn bedeutet. Ich liebe auch mein eigenes Kind über alles und würde alles für sie tun. Andere Kinder interessieren mich nicht sonderlich und nerven mich viel schneller.

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Also ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es bei Männern eher ein Minuspunkt ist, wenn man ein (vor allem kleines) Kind zuhause hat. Es gibt aber tatsächlich auch Männer, die sind da total entspannt und sehen es tatsächlich als Bereicherung.

Im alltäglichen Leben wurde ich bisher eher „bemitleidet“, da ich nun mit meinem 4 Monate alten Sohn alleinerziehend bin. Dabei verstehe ich das gar nicht, denn ich hab mich vom Kindsvater getrennt, es mir also selbst so ausgesucht. Auch hatte ich den Kinderwunsch ganz unabhängig von der Beziehung. Ich genieße mittlerweile sogar die Vorteile, die man als Alleinerziehende hat und finde nicht, dass ich deshalb bemitleidenswert bin.

LG

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Ich finde, du solltest da an deinem eigenen Standing arbeiten.

Mit Mitte 20 hätte ich mir sicher keinen Partner mit Kind gewählt. Natürlich guckt man dann schräg und überlegt dreimal, ob man sich das antut. So süß und lustig und toll dein Kind auch ist, sind Kinder einschränkend im Leben. Und nur du liebst dein Kind so arg. Fremde doch nicht.

"Und selbst wenn ich zum Beispiel bei den U-Untersuchungen auf Nachfrage erzähle, dass ich alleinerziehend bin. Dann wird gleich angeboten, dass ich mich an Profamilia wenden kann oder eine Familienhelferin vom Jugendamt engagieren kann."

Ist vielleicht einfach ein nettes Angebot? Weil es hart sein kann allein erziehend zu sein?

Manchmal hilft es den Blickwinkel zu ändern.

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"Ist vielleicht einfach ein nettes Angebot? Weil es hart sein kann allein erziehend zu sein?"

Das ist kein nettes Angebot, das ist einfach nur eine Unverschämtheit. Einer Alleinerziehenden wird automatisch unterstellt, dass sie überfordert ist. Entsprechend würde ich bei Ärzten und Lehrern nichts von alleinerziehend sein erwähnen.

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Wie du meinst, ich les das anders. Es gibt durchaus AE die auf dem Zahnfleisch krauchen und vielleicht genau solche Angebote brauchen.

Ich habe solche Tipps nie bekommen. Würde mich aber nicht per se angegriffen fühlen.

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Das tut mir Leid für dich, dass du diese Erfahrung machst/Gefühle hast.

Ich bin mit 17 Mutter geworden und alleinerziehend seit ich knapp19 war.

Ich habe tatsächlich keine negativen Erfahrungen mit Männern gemacht. Ich kam weiterhin bei vielen Männern ganz gut an, keiner hat, was in dem jungen Altern finde ich fast verwunderlich ist, abgeschreckt reagiert, wenn er von meinem Kind erfahren hat. Ich hatte damals keinen Kopf für Männer, bzw. es war der Richtige nicht dabei, dass es wirklcih ernst wurde und jemand meiner Tochter intensiver näher kam (also sie hat die Männer nur als Kumpel kennengelernt, der halt mal mit uns Eisessen war, oder im Zoo)...aber viele Männer haben Interesse signalisiert und signalisiert, dass die Tatsache, dass ich Mutter bin sie nciht irgendwie abschreckt. Blöde Sprüche oder so habe ich erst recht nie gehört.

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Ich bin auch mit 17 Mutter geworden, war aber von Anfang an alleinerziehend. Mit 18 hab ich jemanden kennen gelernt, der zu dem Zeitpunkt selbst erst 20 war. Lustigerweise hat er sich sehr sehr um die Kleine „mitgekümmert“, mehr als Partner, die ich danach hatte (und die schon älter waren). Sie ist heute 15 und noch gelegentlich bei ihm bzw bei seinen Eltern, die für sie wie Großeltern sind.

Hängt also oft nicht mal vom Alter ab :-)

LG

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"Ich sehe meine süße, schöne, lustige Tochter und kann nicht fassen, dass sie als Makel meiner Person angesehen wird."

❤️❤️❤️ Das ist wirklich ein sehr lieber und schöner Satz

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Hey, tut mir Leid, es dir erklären zu müssen, aber Vorurteile entstehen meistens nicht ohne Grund. "die Aussage, dass alleinerziehende Frauen einen Ernährer suchen" spiegelt lediglich die Erwartung, dass unter Alleinerziehenden der Anteil von "Frauen, die nach einem Ernährer suchen" deutlich höher ist als unter Frauen insgesamt. Es handelt sich also um rein statistische Aussagen, die man nicht persönlich nehmen muss. Versuche die Vorurteile durch diese Brille zu sehen...

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Hallo,

ich glaube, deine Tochter wird nicht als "Makel" an deiner Person gesehen, sondern schlicht als zusätzliche Herausforderung. Eine Beziehung mit Kind ist anders als eine Beziehung ohne Kind und sie wird nochmal komplizierter, wenn es nicht das eigene Kind ist.

Ich hätte in deinem Alter auch keinen Mann mit Kind haben wollen. Ich wollte meine eigene Familie gründen und hätte mir Patchwork nicht zugetraut.

Dein Alter spielt vielleicht auch eine Rolle. Da "Jugend" heute gefühlt erst mit 30 endet, sieht man dich wahrscheinlich hier und da nicht als Erwachsene, daher wohl auch das gutgemeinte Pro-Familia-Angebot.

Das heißt nicht, dass es so ist, es ist einfach die Wahrnehmung von jungen Menschen, die sich in den letzten 30 Jahren extrem geändert hat. (Hier bedingt sich Erziehung und Verhalten der jungen Leute von heute gegenseitig...) Früher war es total normal mit 20 Mutter zu werden, heute fühlen sich viele erst später dazu bereit und haben mit 20 ganz andere Interessen.

"Auch die Aussage, dass alleinerziehende Frauen einen Ernährer suchen macht mich richtig sauer und wütend."

Das kann ich verstehen. Da klingt auch einfach das alte Rollenbild, nach dem Frauen generell einen Ernährer brauchen, mit. Gruselig.

LG