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Hey,

ich hoffe ich kann Dir bisschen die Angst nehmen.
Ich habe meine Tochter zwar nie angemotzt und genervt reagiert, aber es war wie bei euch. Ein sehr offenes Kind, dass man quasi überall lassen konnte. Sie war nie ein Kuschelbaby, wollte ihren Freiraum und ihre Ruhe. Was habe ich mir Sorgen gemacht! Mit ca. 2 Jahren hat sich das dann doch sehr geändert. Plötzlich klebt das Kind an Mama und Papa (wird jetzt 3), kuschelt was das Zeug hält, rennt entgegen wenn ich sie aus der KiTa abhole statt wie früher wegzurennen.

Vllt ist es einfach ihr Charakter und nicht die fehlende Bindung. An Dieser kannst Du aber trotzdem arbeiten!

Was das Schlagen, Beißen, Wegnehmen angeht - vollkommen normale kleinkindliche Kontaktaufnahme, sollte man trotzdem nicht durchgehen lassen. Auch daran kann man arbeiten, nennt sich dann wohl Erziehung. Die Kinder kommen nicht fertig zur Welt!

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Danke dir. Natürlich muss man daran arbeiten, das tue ich sowieso. Ich denke halt nur man muss erstmal den Grund erforschen um richtig zu reagieren. Wenn sie zb für Aufmerksamkeit aggressiv wird ist die Lösung ja relativ einfach (Aufmerksamkeit bei positiven verhalten, umgekehrt bei negativen usw.) Aber meine Angst war das es bei ihr in einer tiefliegenderen Unsicherheit begründet sein könnte, was man auch ändern kann was aber sicherlich etwas schwieriger ist.

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Das meine ich doch, die Gründe liegen doch auf der Hand..

1. Charakter, Entwicklung, kann sich noch ändern. Das Kind ist ja zufrieden, bei fehlender Bindung würde das anders aussehen

2. "Aggressivität", die keine in dem herkömmlichen Sinne ist, zumindest in dem Alter. Ich kenne kein Kleinkind, dass nicht irgendwann mal gebissen, geschlagen oder weggenommen hat. Reine Kontaktaufnahme und Grenzen austesten. Nein sagen, aus der Situation nehmen, alles 100 mal wiederholen und irgendwann haben die Kinder es kapiert.. spätestens wenn sie vom "Opfer" eins auf den Deckel kriegen.

Ehrlich, ich habe früher auch jeden Scheiß gegooglet und kann dich vollkommen verstehen aber im Benehmen deines Kindes sehe ich keinerlei Symptome. Klar, kann man aus der Ferne nicht beuurteilen aber es hört sich alles total normal an.

Ich bin in einer Gegend aufgewachsen wo schreien lassen und Prügelstrafen an der Tagesordnung waren und ich habe es selber abbekommen aber der Bindung zu meiner Mutter hat es nicht geschaden, denn sie hat mir immer das Gefühl gegeben mich zu lieben und wusste es einfach nicht besser. Kinder lieben bedingungslos. Schlechtes Gewissen kannst du an die Seite legen und schauen dass du es einfach besser machst. Offenbar ist der Leidensdruck groß genug, dass dich das Thema beschäftig, es ist der erste Schritt zur Besserung!

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Hallo,

aus solchem Grund googelt man nicht nach Symptomen ;).

Das ist ein ganz normales Verhalten eines aufgeschlossenem Kindes in dem Alter.

Das sie zu fest umarmt, mal an den Haaren zieht etc. ist kein aggressives Verhalten. Zum einen weiß sie nicht wie fest man umarmt, beißen tun Kinder weil sie sich verbal noch nicht so gut ausdrücken können und Haare ziehen, Sachen weg nehmen usw. machen fast alle Kinder in dem Alter.

Das sie aufgeschlossen ist und euch nicht nachweint, sehe ich eher positiv. Da würde ich dann höchstens später beibringen, dass man nicht mit Fremden mit geht.

Meine Großen haben mir oder meinem Mann auch nie eine Träne geweint. Die konnte ich problemlos überall lassen. Das ist ein riesen Vorteil. Deine Tochter ist aufgeschlossen für neues. Warum soll sie nach der Mama weinen wenn die Erzieher oder Betreuer viel interessanter sind. Meine Großen sind jetzt fast 10 und 12 und komplett normal. Sie wissen mit und zu wem sie gehen können und im Grunde wissen sie, dass daheim ihr sicherer Hort ist. Gefremdelt haben meine auch nie. Die wären als Kleinkind überall mit jedem mitgegangen und hätten mir noch hinterher gewinkt. Es war halt spannend. Ca. im Vorschulalter waren sie dann nicht mehr so aufgeschlossen. Ich habe halt immer gepredigt, dass man mit Fremden nicht mit geht und was passieren kann.

Meine Tochter ist ein anderer Schlag. Die bleibt ungern irgendwo anders und Mama muss immer mit. Sie mal schnell abzugeben weil man einen Termin hat, geht nur bei der einen Oma und nur im Notfall mit Übernachtung. Außer ihre Brüder sind dabei. Im Kindergarten hatten wir jeden Morgen Theater bis sie im Sommer in die Vorschulgruppe kam. Jetzt geht es. Aber es kostet Nerven jedes Mal ein Drama zu haben. Erst recht wenn man es 2x anders kennt. Sie ist im Allgemeinen sehr auf Mama und Papa bezogen. Aber so sind Kinder unterschiedlich. Mach dich nicht verrückt und hör auf solche Sachen zu googeln.

LG
Michaela

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Danke Michaela, deswegen wollte ich hier schreiben weil die meisten meiner Freunde selbst erst ein kleines Kind haben (oder gar keins) und somit keine Vergleichsmöglichkeiten. Es ist wirklich hilfreich sich mit erfahrenen Mamas austauschen zu können.

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Hallo!
Mein Sohn ist genauso aber ich habe mich noch nie gesorgt, er wäre irgendwie nicht sicher gebunden. Er ist halt einfach ein Wirbelwind, der gerne tobt und mit Kindern spielt.

Meiner hat auch lange gebissen und war ziemlich grob. Das war für mich immer eine Mischung aus Übermut, Kontaktaufnahme und Freude. Mittlerweile hat er sich besser im Griff.

Ich denke es muss schon einiges passieren, damit Kinder nicht sicher gebunden sind. Also so in Richtung Verwahrlosung. Ein bisschen Ungeduldig ist ja jede Mutter mal.

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Darf ich fragen wie lange diese Beiss-Geschichte bei euch gedauert hat. Ja unsere macht es zum Teil auch wenn sie einfach sehr aufgeregt ist, fast wie so ein kleine Welpe. Obwohl ich finde das, das eher früher so war. Inzwischen denke ich setzt sie es gezielter ein (bei mir und Papa zumindest) und weiss auch das es weh tut. Das setzt mir dann noch mehr zu. Grob ist sie auch insgesamt besonders mit kleineren oder gleichaltrigen. Son bisschen hat das glaub ich damit zu tun, das sie deren Gesellschaft überfordert. Sie fühlt sich wohler mit älteren Kindern weil sie sich glaube ich bei denen auch sicherer fühlt (was ja auch begründet ist irgendwo). Hab gestern nochmal gelesen das, dass vor dem 3. Lebensjahr öfter so ist...

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Hey :)

Ich finde es gut und wichtig, dass du dir Gedanken um eure Bindung machst und dein Verhalten reflektierst. Den vielen beruhigenden Antworten kann ich mich jedoch nicht anschließen... Aber: mach dir bitte keine Vorwürfe und sei dir gewiss, dass Bindungsrepräsentationen gut veränderbar sind, gerade wenn man früh eingreift. Allerdings eben nur, wenn man tatsächlich eingreift.

Zunächst: unsichere Bindungen sind keine Bindungsstörungen und auch nicht pathologisch. Es sind lediglich normale Bindungsstrategien, die im Gegensatz zur sicheren Bindung keine protektive Wirkung entfalten, sondern innerhalb einiger Zusammenhänge (z.B. psychische Gesundheit, Bindungsfähigkeit aber auch Bildungsfähigkeit) als Risiko gelten.

Ein Kind muss auch nicht grob vernachlässigt werden o.ä., um unsicher gebunden zu sein. Tatsächlich sind von 10 Kindern im Alter von 12-18 Monaten im Schnitt 3-4 unsicher gebunden - das ist nicht wenig. Und diese Zahlen bleiben im Lebenslauf relativ konstant.

Ich finde die Aggressionen deiner Tochter klingen normal. Stutzig machen mich die Beschreibung der Kindergartensituation, deine eigene Reflexion der fehlenden Feinfühligkeit im ersten Jahr und die anscheinend vielen wechselnden Bezugspersonen in der frühen Kindheit.

Die Kindergartensituation ist natürlich nicht standardisiert, ähnelt aber dem Fremde-Situation Test: in einer fremden Umgebung mit einer fremden Person von der Bezugsperson kurzzeitig verlassen werden. Beim eigentlichen Test laufen übrigens ständig Kameras und gleichzeitig gibt es mehrere (versteckte) Beobachter, die Bindungs- und Explorationssignale registrieren. Vielleicht sind dir diese Signale deiner Tochter nur nicht (bewusst) aufgefallen?

Sollte sie aber tatsächlich keine gezeigt haben und auch keine Reaktion gezeigt haben, als sie dich wiedergesehen hat, spricht das tatsächlich für eine geringe Aktivierung des Bindungssystems und somit für eine unsicher-vermeidende Bindung. Dafür spricht auch, dass du von wenig feinfühligem Eingehen auf ihre (früheren) Bindungssignale (z.B. Schreien) und einer gewissen Aversion ihnen gegenüber sprichst.

Nochmal: all das ist kein Grund, sich Vorwürfe zu machen. Selbst eine unsichere Bindung (welche man niemals aus der Ferne diagnostizieren könnte) ist kein Weltuntergang. Je früher man als Eltern da anfängt an sich zu arbeiten, desto größer sind die Chancen, die Bindung in eine sichere umzuwandeln.

Und deswegen schreibe ich dir auch, denn ich finde es wichtig, dass du weißt, dass du etwas ändern kannst. Es gibt z.B. Elterntrainings wie SAFE oder BASE und bei www.gaimh.org viele Ratgeber und Anlaufstellen für Eltern, die ihre Beziehung zum Kind reflektieren und etwas ändern wollen.

Wenn du dir Gedanken um eure Bindung machst, kann ich dir nur ans Herz legen, dich dort weiter zu informieren. Im besten Fall ist gar keine Änderung deines Verhaltens notwendig und du bist beruhigt und fühlst dich bestärkt in deiner Beziehung zu deiner Tochter. Und im "schlimmsten" Fall bekommst du Hilfe dabei, dich zu reflektieren und Unterstützung beim Aufbau einer sicheren Bindung.

Ich wünsche dir alles Gute und weiterhin soviel Mut, dich selbst zu hinterfragen. Den Mut haben nicht viele und er ist die beste Voraussetzung, um eventuelle Fehler zu korrigieren.

LG

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...wenn ich meine heutigen psychischen und physischen Auffälligkeiten google (Müdigkeit, etwas Genervtheit, Hunger, leichtes Zwicken im Rücken, schmerzende Hände) dann kommt wohl raus, dass ich todkrank bin, bald sterbe und die Werbebanner auf Google werden mir günstige Särge und romantische Grabsteine zeigen...

...was ich damit meine: Geniess dein Kind, erziehe es (und warte nicht darauf dass andere das für dich tun) wirf alle Ratgeber weg und höre auf deine Intuition. Google nie etwas, wenn du nicht damit umgehen kannst, dass jeder Vollpfosten im Internet einen "wissenschaftlichen" Blog oder einen "fundierten" Erziehungsratgeber verfassen kann.

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Danke..ich erwarte übrigens bestimmt nicht das jemand anderes mein K?nd erzieht :) deswegen mach ich mir ja soviel Gedanken (und Vorwürfe) :).

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Ich empfinde das als anmaßend was du beschreibst! Das war nicht "irgendein vollpfosten" sondern ist fundiert und kann ich dir bei jedem Kind beobachten, welcher bindungstyp dort Auftritt ! Im Gespräch mit Eltern, treten dann meist die dafür zuständigen Faktoren auf!

Du musst nicht viel von Pädagogik halten, aber das was du schreibst ist schlicht und einfach falsch!

Als Eltern redet man sich manche Dinge auch einfacher schöner als sie sind

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Hi, ich hab jetzt nur den Ausgangsbeitrag gelesen und einen Teil der Antworten überflogen, aber ich finde, dass Deine "Eigendiagnose" auf sehr wackligen Beinen steht.

2-jährige fangen grade erst an mit Frust umzugehen zu lernen, Du beschreibst da nix, was irgendwie aufregend klingt.

Zum eigentlichen Problem: Dein Kind war nie langfristig fremdbetreut, hat also bisher nie die Erfahrung gemacht, dass sie Mama brauchte, sich aber mit jemandem "Fremden" begnügen musste. Ich wage zu prophezeien, dass sie sich super schnell in die KiTa eingewöhnt, weil alles ganz aufregend und neu und interessant ist, aber nach ner Weile (Viertel Jahr, Halbes Jahr) kommt auf einmal eine Klammer- und Kuschelphase, die für Dich ne ganz neue Erfahrung ist. Weil dann aufeinmal KiTa nicht mehr nur aufregend und neu ist, sondern auch Frusterfahrungen bringt (die Großen lassen sie nicht mitspielen, es gelten Regeln, die sie einschränken, etc pp) und Mama ist dann nicht da und man muss sich mit den Erziehern zum Trösten begnügen.

Ich glaub bei Deiner Eigendiagnose spielt viel schlechtes Gewissen eine Rolle, weil Du nicht immer Supermutter bist. Brauchst Du aber nicht, google mal nach good enough parent.

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Danke! Ja die Eigendiagnose macht natürlich wenig Sinn, weil es ja auch durch meine Unsicherheit gefiltert ist. Vor allem sind ja auch die Erinnerungen verzerrt, auch weil ich generell eher dazu tendiere Negatives über mich selbst im Kopf zu behalten.

Ich werde es wie gesagt weiter beobachten und zumindest bin ich glaube ich in meinen Reaktionen gegenüber meiner Tochter insgesamt jetzt sehr viel "cooler" und geduldiger.

"Good enough parenting" kenne ich, btw habe ich ganz am Anfang mal einiges drüber gelesen. Ich war auch sehr begeistert, danke nochmal.

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Ich würde es auch als positiv erachten. Du gehst mit ihr da hin, dann scheint es für sie in Ordnung und sie weiß, dass Du wiederkommst, warum also heulen?
Sprich eher für die gute Bindung, die sie zu Dir hat.

Hör das googeln auf, da findet man immer das, was man nicht lesen möchte!

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Hey,

wenn du dir da so unsicher bist dann geh bitte zu ner Beratungsstelle, die können das besser beurteilen! Die sind dafür geschult und können euch an Fachleute weiterverweisen die eure Bindung genauer beleuchten können! Selbst eine Bindungsstörung zu diagnostizieren ist ziemlich fatal und macht mehr kaputt als es heile macht!
Für mich hört sich deine Situation grade eher nach Panik an, als nach einem ernsthaften Problem zwischen dir und deiner Tochter, aber vielleicht kannst du das eher glauben wenn dir das jemand in einer unabhängigen Stelle erklärt und Tipps geben kann wie du mit diesen Gedanken umgehen kannst!