Rivalität, Eifersucht, Neid zwischen Geschwistern

Hallo,
es geht um meine Neffen:
drei Jungs:
12 J. - eher der trägere Typ, Hauptschule/Mittelschule, 6.te Klasse, sitzt viel vor Fernseher, Spielkonsole etc., Stimmung oftmals "gleichgültig" oder "lasch"...
10 J. - aufgewecktes, neugieriges Bürschchen, guter Ehrgeiz, meist gutgelaunt - Realschule 5. Klasse
und 6 J. - der Kleine halt, 1. Klasse
Die zwei jüngeren haben die letzten beiden Tage bei mir verbracht, der Ältere war krank zu Hause.
Ich bekomm es immer wieder mit, dass es dem Mittleren oft darum geht, alles, was der Große evtl. neu bekommen hat, auch haben zu wollen. Dieser Wunsch wird ihm seitens der Eltern auch meist erfüllt. Wenn alle bei mir zu Besuch sind, spielen wir oft Tischspiele zusammen. Da hab ich auch öfters bemerkt: Er "packt" es einfach nicht, wenn der Große dann öfter gewinnt als er - da gab es auch schon Tränen.

Einerseits kenn ich dieses Verhalten zwischen Geschwistern von meinen Jungs.... was einer haben will, muß der Andere in diesem Moment auch haben... die Beschwerde "Immer ich, warum nicht er", wenn einer was machen musste.... oder auch mal diese Eifersucht, wo der Eine sich beschwert, weil er den Anderen bevorzugt sieht ... usw.
Ja - und ich weiß auch, manche können bei Mensch-Ärgere-Dich nicht und Co. einfach schlecht verlieren....

Aber bei meinem 10jährigen Neffen empfinde ich dieses Geltungsbedürfnis, diese Rivalität dermaßen extrem, dass ich mich oft frage, warum das so ist. Er kann da manchmal wirklich dermaßen austicken, wird dann auch richtig gemein (hinterhältig) ... obwohl er in "normalen" Situationen eigentlich fast der "nettere" der dreien ist... Er erzählt auch oftmals derartige phantasievolle Geschichten, die (wenn ich es nicht sicher wissen würde) ich absolut glauben würde.

Mir fehlt da irgendwie der Blick von außen. Kennt das jemand?

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Meine eigene Vermutung ist, daß er wohl ein Stück weit zu sehr verwöhnt ist - beispielsweise bekam der Große ein Smartphone Anfangs der 5.ten Klasse, ER dann bereits zu Weihnachten in der 4.ten Klasse (also nur 3 Monate später).

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Er ist das Mittelkind. Also weder das besondere große Kind noch das besondere kleine Kind. Es gibt auch Statistiken, die besagen, dass das Mittelkind so gut wie nie das "Lieblingskind" ist bei den Familien, die Lieblingskinder haben.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass er Mühe hat, zur Geltung zu kommen und sich deshalb so anstrengt.

Aber ehrlich, ohne die drei zu kennen wird Dir da niemand tatsächlich etwas sagen können. Du siehst die Drei ja auch, wie Du sie siehst und nicht wie sie sind. Und dann vom Hörensagen mit wenigen Infos irgendetwas ableiten - das funktioniert nicht!

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Der arme Junge ist halt das "Sandwich-Kind" , eine äußerst undankbare Konstellation innerhalb der Familie!
Da muss er sich halt jede Aufmerksamkeit und Beachtung hart erkämpfen.

Zum Thema Sandwich-Kind gibt es reichlich Fundstellen im Internet und Fachliteratur, wenn Du Dich damit befassen magst. Dann wirst Du auch besser verstehen, warum er so reagiert und nicht anders kann.

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Hallo,
natürlich können die Charaktere von Geschwistern vollkommen gegensätzlich sein, warum auch nicht?
Ich habe hier auch einen 9-jährigen gutmütigen, kompromissbereiten Teddy und einen kleinen 5-jährigen Wutzwerg, der auch mal aus den Ohren raucht. Natürlich orientiert sich der Kleine nach oben, also in Richtung seines großen Bruders, durch dessen Vorbild ist er in vielen Dingen auch viel weiter als es bspw. der große Bruder im gleichen Alter war.
Und ja, der Kleine darf bspw. auch schon mal Filme sehen, die wir dem Großen in dem Alter noch nicht zugetraut hätten - einfach weil er ganz anders ist (und wir Eltern auch schon dazugelernt haben :-)). Lego Duplo war beim Kleinen niiiiee ein Thema, es musste von Anfang an das normale Lego wie beim Großen sein (so als Beispiel).

Die beiden Großen sind nur 2 Jahre auseinander und es ist doch vollkommen normal, dass der 10-Jährige das will, was der 12-Jährige hat als zum 6-jährigen Bruder zu schauen .... Ich finde die Rivalität zwischen altersmäßig nahestehenden Geschwistern häufig ausgeprägter, als wenn da mehr Jahre dazwischen liegen. Meine beiden sind ja 4 Jahre auseinander, da ist die Rivalität wenig ausgeprägt - bislang. Aber wie schon gesagt, der Kleine ist weit für sein Alter und der Große einfach sehr gutmütig und kompromissbereit ...

Ich könnte mir vorstellen, dass du bei deinen Neffen einfach einen ganz anderen Blick hast - eben nicht den Mutterblick :-) Auch ganz normal :-) Ein besonderes Verwöhnen kann ich nicht sehen, nur weil der Mittlere Dinge früher bekommt .... Die Großen müssen für viele Dinge kämpfen, bei den folgenden Geschwistern sind manche Sachen dann eben schon normal ...

VG
B

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Hallo!

Sie sind halt sehr nahe beieinander, nur eine Klassenstufe, also werden es eher 1,5 als 2 Jahre Altersunterschied sein. Das macht es schon sehr schwer, weil die Kinder in ihrer Wahrnehmung eben eher "gleich" sind, aber ungleich behandelt werden. Klar bekommt der "Große" manchmal etwas, was der "Kleinere" noch nicht darf - und das Nesthäkchen bekommt nochmal andere Aufmerksamkeit als jüngstes Kind mit deutlichem Abstand.

Manchmal sind Brüder eben auch vom Typ her so verschieden, dass es nur wenig Gemeinsamkeiten gibt, sie also abgesehen vom biologischen Faktor wahrscheinlich nie Freunde geworden wären.

In der Konstellation finde ich eine große Rivalität fast normal. Wenn das Leben eine größere Entfernung zwischen die Brüder bringt, sie unterschiedliche Ausbildungen und Wohnungen nehmen, ist das Ganze sowieso Geschichte.

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In dem Link unten steht eine möglihe Erklärung, vielleicht erkennst du deinen mittleren Neffen darin. KAann so sein, muss aber nicht.
http://www.psychologie-aktuell.com/news/aktuelle-news-psychologie/news-lesen/article/1369807112-psychotherapie-bei-drei-geschwistern-ist-das-mittlere-kind-in-der-schwierigsten-position/print.html

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Ich danke euch, für eure Antworten!