"Jungs spielen mit Autos, Mädchen mit Puppen" Passt man sich bei der Erziehung an das Geschlecht des Kindes an?
Ein Tipp vom urbia Team

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Ich habe drei Jungs. Die zwei "großen" finden im Moment ihre eigenen Interessen. Grundsätzlich bin ich für Neutralität. Einer hat ein elsazimmer, lange haare und trägt dennoch gerne Kleidung mit spiderman zb. Er spielt gerne mit Autos und tanzt liebend gern. Der andere hat ein Autozimmer, Löcher in den Hosen weil er ständig klettert, fällt, rennt und hopst was das Zeug hält. Typisch junge ;) wie oma gerne sagt.

Wir hatten neulich ein Besucherkind. Beim kneten hat sie die Dosen nach "mädchen" und "jungs" farben sortiert. Ihre Mama sagt auch oft, du bist ein Mädchen Spiel nicht so wild. Die kleine sagt sehr oft, warum trägst du eine Mütze mit Prinzessin? Das ist doch für Mädchen!

Am meisten hasse ich es, wenn eins meiner Jungs sich verletzt hat, und es kommen Kommentare al'a "ein indianer kennt keinen Schmerz" oder "du weinst wie ein Mädchen, stell dich mal nicht so an"

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Das finde ich klasse.

Du hast da einen echten Klassiker genannt: "du weinst wie ein Mädchen, stell dich nicht so an". Das habe ich schon so oft gehört und ist einfach nicht aus der Welt zu kriegen. Damit vermittelt man nicht nur, dass Mädchen sich eben anstellen (schach sind), während Jungen Härte gegen sich selbst zeigen müssen.

Und danach beschweren sich dann bei Urbia bitterlich weinende Frauen, dass der Mann keinen Kummer zeigt.

In einem anderen Beitrag hat eine Userin ein noch schlimmeres Beispiel erwähnt, da wird einem 2-jährigen erklärt, dass er der Mutter später helfen muss, weil sie als Mädchen was nicht kann. Also Mädchen nicht nur schwach, sondern auch unfähig.

Auch die von dir genannten Unterschiede bei der Kleidung sind typisch, auch das sehe ich so wie du. In meiner Kindheit in den 70ern trugen viele junge Männer lange Haare, da wurde in abwertender Absicht auch darauf verwiesen, dass sie ja aussehen wie Mädchen, dabei wurde in der Vergangenheit langes Haar von Frauen und Männern getragen.

Gerade die "war-schon-immer-so" Argumente ziehen in dem Zusammenhang nicht.

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Mir graut es sehr vor dieser ganzen Geschlechtertrennung. Rosa vs blau. Küche vs Werkbank, weinerlich und schwach, vs Stärke und Mut. Und natürlich immer erst die Damen zuerst erwähnen.

Ich achte sehr darauf, dass meine Kinder sich entfalten dürfen und können. Sie suchen sich ihre Kleidung, Spielsachen usw selbst aus. Noch nie habe ich gesagt, dies ist für Jungs/Mädchen. Nagut, dieses Jahr im Sommer musste ich meinem Sohn leider einen Wunsch abschlagen. Er wollte einen pinken Badeanzug, doch der hat vom Schnitt her einfach nicht gepasst 🙈 Dann hat er sich eben ein Badeshirt mit einem Feuerwehrauto ausgesucht. Mein Mann und ich binden sie auch überall mit ein. Beim kochen, handwerklichen Dingen, im Garten usw. Mir ist wichtig das sie viel lernen um später selbstständig (über)leben zu können. Mal werkeln sie mit Papa mal mit mir, oft aich gemeinsam. Und so ist es mit anderen Dingen auch.

Ich erinnere mich noch genau, als mein Mann seiner Mutter damals erzählte, dass wir zusammen ziehen wollen. "Kannst du denn auch kochen? Nicht das er noch verhungert!"...

Mittlerweile bedient er die Waschmaschine, kocht und putzt liebernd gern die Fenster..

Wie es damals war, ja da denk ich gar nicht drüber nach. Auch nicht wie die Gesellschaft auf unser Leben reagiert. Mir ist Individualität, Selbstbewusstsein und Toleranz verdammt wichtig. Ich glaube, wenn ich meine Kinder nicht in die "jungsschublade" stecke, werden sie freundliche Männer, die viele Talente besitzen und vor allem Toleranz zeigen. Was heutzutage ein sehr wichtiger punkt ist, der leider arg vernachlässigt wird.

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Hallo!

Ich habe 3 Kids und alle 3 sind grundverschieden. "Geschlechtsneutral" finde ich bescheuert, das gibt es nicht. Mir ist wichtig, dass die Kids einfach ihre Interessen ausleben können.

Und so sieht es bei uns aus:

Sohn, 11 Jahre. Der Professor.
Hat sich niemals für Autos oder interessiert. Für Puppen aber auch nicht.
Liebt Babys / Kleinkinder und Tiere, ist sehr sensibel und emphatisch.
Kann jegliches Handwerk nicht leiden, hat 2 linke Hände.
Ist mittelmäßig sportlich, spielt (und schaut) aber leidenschaftlich Fußball.
Ist unser großer Denker und Listenschreiber. Weiß unglaublich viel.
Mustergültiger Schüler.
Lieblingsfarben bei Klamotten: rot, schwarz.

Tochter, 6 Jahre. Die Ingenieurin.
Extrem sportlich und motorisch geschickt.
Liebt alles handwerkliche, bleibt bei jeder Baustelle stehen und lässt sich alles erklären, arbeitet am liebsten mit Papa, dafür lässt sie jedes andere Spiel stehen.
Liebt aber auch Puppen und Pferde (und Werkzeug).
Hat den größten Hausverstand.
Ist ein Wildfang und Sonnenschein. Klamotten bleiben nie sauber.
Klamotten: grün, schwarz, lila. Kleider und Jeans gleichermaßen.

Tochter, 4 Jahre. Die Mami.
Alles wird bemuttert - Puppen, Tiere, andere Kinder.
Extrem sensibel und liebevoll. Aber auch schnell zickig.
Nennt als Hobbys reiten und kuscheln.
Ist extrem schlau, rechnet schon besser als die große Schwester. Total analytischer Verstand und extreme Willensstärke.
Klamotten: am liebsten rosa, rosa und nochmal rosa.

Solche Sprüche, wie du sie beschreibst, kann ich auch nicht leiden. Grade bei den Mädels ist es mir wichtig, ihnen immer wieder zu sagen, wie stark und schlau sie sind. "Süß" und "hübsch" hören sie eh an jeder Ecke..

LG Claudi

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Das klingt für mich schon fast wahnmäßig... net falsch verstehen: mir ist es völlig wurscht ob meine Kinder typisch junge oder Mädchen ist (hab beide Geschlechter als Kinder). Aber sich um jede Kleinigkeit einen Kopf zu machen nur damit das Kind Geschlechtsneutral aufwächst?

Das ist weder für dich noch für die Erziehung gut. Kinder brauchen Eltern die wissen was sie tun. Wenn du jede Handlung so deutlich anzweifelst, kann das das Vertrauen zu dir schaden.

Darüber solltest du eher nachdenken. Ist aber nur meine Meinung.

Und sei, was das angeht lockerer. So verkrampft wie du damit umgehst zwingsr du deinen Kindern ein Geschlecht auf. Wenn du deinem Mädchen also wie n junge behandelst weil du sie nicht wie ein Mädchen behandeln willst, dann zwingst du ihr junge auf. Geh stattdessen einfach auf dein Kind ein und akzeptiert auch dass sie vielleicht auch von sich aus lieber mit der Küche spielt anstatt mit Autos. Soll es ja auch geben. 😆 umgekehrt finden es die Muttis toll. Da denkt keiner "Oh Gott mein Junge spielt lieber mit Autos anstatt mit seinem puppenwagen"

Und solche Sprüche werden es immer geben. Auch ohne aufs Geschlecht gesehen. Die Mutter hätte auch sagen können "ist klar, bist auch älter/größer/ sonst was". Ist auch schon differenziert und eigentlich ein Vorurteil. Darüber regt sich aber komischerweise auch keiner auf. Aber wehe man unterscheidet zwischen Männchen und Weibchen. Das gleicht schon an Rassismus (sarkastisch gesagt 😊)

Zudem sollte man auch bedenken was es ausmachen könnte wenn man einem Mädchen das Geschlecht eines jungen aufdrückt. 🤷‍♀️

Dazu gibt's bei YouTube beim Kanal "mailab" 2 tolle Videos. Einmal den Unterschied zwischen einem männlichen und weiblichen Gehirn (ja es gibt Unterschiede das wusste net mal ich) und ein Video über Transgender hirne. Alles auf wissenschaftlicher Basis. Solltest du dir mal anschauen.

Meine Tochter ist 2 jahre alt. Ich hab die von Anfang an wie n Mädchen behandelt. Also immer rosa und pink mit Kleidchen und so angezogen. Haare lang etc.

Jetzt hat sie aber ihre eigene Meinung. Sie zieht am liebsten Jeans an (auch wenn ich ihr lieber n Rock anziehen würde) und such was die Oberteile angeht zieht sie nix an was sie nicht selber mag. Sie ist eine extreme plüschtiermama und liebt es selbst Mama zu spielen. Gleichzeitig ist sie aber auch vernarrt an alle Transportmittel und Maschinen. Sie liebt es frisiert zu werden, etc.

Das wichtigste aber: Mama lässt sie. Ich mach mir da keinen Kopf ob sie jetzt was typisch Mädchen macht oder typisch junge. Vor allem da eh alles geschlechtsbehaftet ist. Klar die ersten Jahre bestimmt zu 100% Mama wie das Kind angezogen wird etc. Aber dann entwickelt das Kind eigene Vorlieben und abneigungen. Und das auch fernab von Mamas Einfluss. Das ist ne Mischung von dem wie ihr Hirn entwickelt ist (siehe dazu die Videos) und ne Mischung was der Mensch alles erlebt hat.

Also entspann dich etwas und geb deinen Kindern das gefühl dass alles was sie machen toll ist und sie alles schaffen können. Und das ganz egal ob deine Tochter eine Prinzessin ist oder ein Handwerker. Mach dir also keine Gedanken wegen irgendwelchen Einfluss dass deinem Kind ein Geschlecht aufgestockt wird. Eher ist es fataler ihnen eine Denkweise aufzudrücken wie die, die du jetzt hast.

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Also du drückst denen etwas auf anstatt sie selber entwickeln zu lassen. So sollte der letzte Satz heißen.

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Ach und was mich auch bei diesen genderwahnsinn total nervt ist dieses schwarz-weiß-denken. Wenn Frau z.b. klischeehaft zu Hause bleibt (gibt eigentlich immer n Grund für anstatt dass es von der Gesellschaft aufgezwungen wird), dann ist das total schlecht. Weil Frau DARF nicht zu Hause bleiben. Männer MÜSSEN zu Hause bleiben damit Frau sich entfalten kann. Umgekehrt wird es bejubelt und gelobt. Da heißt es dann "Wahnsinn wie emanzipiert du bist. Ein Vorbild für die Gesellschaft." Find ich aber auch nicht besser wie die erste Ansicht.

Die meisten Menschen machen sich aber keine Gedanken zwecks Geschlechter. Die entscheiden oft wie es finanziell besser ist und was für die Familie besser ist. Und net weil sie Eier oder Brüste haben.

Ich persönlich finde dass die, die am meisten wegen Geschlechter und geschlechterrollen so n dass aufmachen, diejenigen sind die am meisten nach Klischee denken.

Lasst doch die Leute leben wie sie wollen und kehrt erstmal vor eurer eigenen Tür. Fragt euch umgekehrt mal WARUM es euch so extrem wichtig ist, ob sich ein Mensch weiblich oder männlich verhaltet und was dagegen spricht wenn es einen Mensch selber so etwas gefällt? Habt ihr selber vielleicht das Bedürfnis anderen Geschlechts zu sein und versucht es anderen aufzudrücken? Ihr seid kein deut besser wie die Menschen die meinen, dass Kinder groß ziehen den Frauen angehört.

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Ich finde solche Unterschiede doof und versuche solche Aussagen zu vermeiden. Ich lasse aber auch meinem Mann bei der Erziehung mitmachen! Das ist wichtig zur Auflösung solcher Rollenbildern. Er putzt inf kocht auch, so wie ich. Er macht auch zwei Jahre Elternzeit... das gehört dazu, um Rollenbilder aufzuheben. LG