"Gebt euch die Hand!" Pädagogisch wertvoll?

Hallo zusammen,

jeder wird den Satz kennen und als Kind vielleicht auch schon einmal gehört haben wenn es Streit gab, ein Erwachsener sich einmischt und (gezwungenermaßen) schnell eine Wiedergutmachung gefordert wird, die damit den Beginn oder Abschluss findet, dass die Kinder sich einander die Hand geben sollen als Zeichen der Versöhnung/des Friedens.

Was haltet ihr von dieser Einforderung? Praktiziert ihr das selbst bei euren Kindern oder habt ihr das bei Freunden/Bekannten/den Erziehern schon mal miterlebt? Wenn ja, wann fordert ihr die Kinder dazu auf? Gleich nachdem ihr euch eingeschaltet habt?

Ist es sinnvoll nach einem Kinderstreit, der eskaliert und man als "Schiedsrichter" schlichtet, das als Signal, dass die Feindschaft oder der Streit nun sichtbar zu Ende sein soll, einfordert?
Oder kommt es für euch vielmehr auf die Konfliktaufbereitung an und wie intensiv man sich mit den Kindern zur Streitursache auseinandersetzt, dass so eine Geste dann obsolet seij kann?

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Hallo,
privat, wie im Kindergarten ist nur das "pad. wertvoll" was von Herzen und von selbst kommt.
Ich lege viel Wert auf "gutes" Sozialverhalten.
Wenn es zu einem Konflikt kommt und die Kids können das nicht alleine klären, dann erst komme ich dazu. Ich höre mir beide Seiten in Ruhe an und bin dann eigentlich nur Schlichter, Helfer, nicht Entscheider (nur in ganz seltenen Fällen)...
Ich gehe meistens mit den Kindern die Situation noch einmal durch, betrachte sie von beiden Seiten, versuche dem jeweils anderen zu verbildlichen, was der andere wohl gefühlt, gemeint, warum er etwas genauso so getan hat, wie er es getan hat...
Das kostet Zeit, aber das ist es wert.
Wichtig ist, die agressive Dynamik komplett verrauchen zu lassen, sonst wird das meistens nichts.
Am Ende frage ich "Was könnt ihr denn jetzt wohl tun..."
Ich erwarte nichts - außer, das die Kinder ihren eigenen Weg finden...
Zu 99% kommen die Kinder von alleine aus der Situation heraus und es geht allen gut damit.
Das bedarf natürlich einiger Vorarbeit aber die findet im Alltag oder in Projekten statt.
Zuletzt: wer weint, hat immer Vorrang...
Denn, meist wird das weinende Kind stehen gelassen und der "Täter" bekommt Ärger. (kurz gesagt)
Ich mache es anders.
Ich tröste das weinende Kind und der "Täter" muss warten, muss es aushalten, dass der andere jetzt erst einmal Trost braucht, darf auch mittrösten. Das soll keine Strafe sein, sondern, wer weint hat einfach Vorrang, weil er es braucht.

Und ob die Kinder sich die Hand geben, ist mir egal, es sollte am Ende einfach eine gute Lösung für alle Beteiligten entstanden sein... Kinder sind da sehr vielfältig. Das Hand geben ist eher so ein "Erwachsenending"....

Ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine #hicks#schein

lg Tanja

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Hallo, ja, verständlich ist es auf jeden Fall! Was ist denn für dich der Punkt, in dem du dich einmischt? Kommen die Kids dann auf dich zu und bitten dich um Hilfe oder bist du es, der entscheidet, ab jetzt muss ich da mithelfen? Kommt es dabei darauf an, ob der Streit noch mit Worten ausgetragen wird oder schon handgreiflich ist?

Mir gefällt die Ansicht, dass der Geste des Handschlags nicht so einen großen Wert beigemessen wird, sondern mehr der Wiedergutmachung bzw. Streitklärung und das es ehrlich ist.

Würdest du die Streitenden auch wieder ihre Wege gehen lassen wenn sie sich nciht wieder vertragen wollen?

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Klar, solange sie nicht sofort wieder an die kKöppe kriegen. Ich habe meine Kinder nie gezwungen sich zu entschuldigen, da war vorher so viel Erziehung, dass das von allein kam.Mir ist auch ne verspätete Entschuldigung, die von Herzen kommt lieber als eine "um"des lieben Friedens willen" abgezwungene.

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Also erstmal spreche ich mit meinen Kindern über die jeweilige Ausartung. Auch sie reden mit und teilen ihr Anliegen mit. Am Ende endet es mit dem Hand geben und entschuldigen.
Mir persönlich ist ein Handschlag wichtig. Nicht nur im Kindesalter sondern auch als Erwachsener.
Damit bringe ich eine Verbundenheit in welcher Form auch immer zum Ausdruck. Sprich verlass dich darauf, du kannst auf mich zählen.

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Danke für deinen Beitrag. Ich finde positiv, dass du zu aller erst mit den Kindern über den Streithergang und die Ursache redest. Aber das heißt, wenn dir die Geste wichtig ist, würdest du sie nicht aus dem Klärungsgespräch "entlassen" bis sie sich die Hand gegeben haben? Würdest du sie dazu auffordern oder warten, bis es von ihnen gemacht wird? :-)

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Sie kennen es von mir selbst. Auch ich bin nicht fehlerfrei und entschuldige mich auch bei meinen Kindern. Dabei geb ich ihnen auch meine Hand mit darauffolgendem Knuddler. Von daher lebe ich es ihnen vor und für sie ist es selbstverständlich.
Passiert jetzt allerdings ein Streit mit einem fremden Kind und dieses will partout nicht die Hand geben, dann zwinge ich meine Kinder nicht dazu,oder gar das andere Kind.

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Moin!

Ja, ich halte den Handschlag für pädagogisch wertvoll.

Nach den bereits genannten Maßnahmen zur Konfliktbewältigung gehört er für mich unbedingt dazu. Weil er historisch gewachsen und kulturübergreifend als Abschluss zählt. Als verbindendes und einigendes Element.

Mit bloßer Hand ohne Waffen kannst du auf das Wort des anderen vertrauen. Das ist mir persönlich wichtig.

Mit Gruß
vom Klos

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Das kann ich nachvollziehen. Also würdest du bei einem Streitgespräch die betroffenen Kinder konkret dazu aufordern sich die Hand zu geben?

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Ja, das würde ich.
Aber auch erst als Abschluss. Nachdem man pädagogisch wertvoll den Konflikt begleitet und aufgedröselt hat. Quasi als Bekräftigung.

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Absolut: Nein. Gibts hier nicht, finde ich völligen Quatsch und sehe den Sinn überhaupt nicht.

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Danke für deine Meinung. Ist dir bei einer Konfliktaufarbeitung zwischen Kindern etwas anderes wichtig, wenn du dich als Erwachsener einmischt?

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Wenn es bei den 3 Jungs knallt, dann müssen sie sich entschuldigen. Hand reichen muss nicht. Grade der Jüngste (9) legt da großen Wert drauf.
Ich drösel auch Streitereien der Jungs auf, beide Seiten müssen berichten und sich zuhören und ausreden lassen. Das klappt sehr gut.

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Danke für deinen Beitrag. Wann mischt du dich in die Auseinandersetzungen ein? Wenn es offensichtlich zu laut/persönlich wird oder wenn es körperlich wird?

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Immer dann, wenn einer mich um Hilfe bittet oder weint. Das ist dann meist der Jüngere, der mal wieder mit dem Mittleren Krach hat. Der Große ist 16 und hält sich aus diesem "Kinderkram" komplett raus.

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Finde ich völlig unsinnig. Wenn jemand anderes dazu gezwungen werden würde, sich bei mir zu entschuldigen, wäre mir diese Entschuldigung auch überhaupt nichts wert. Wieso auch? Da ginge es bloß darum, dem Kind eine gute Schauspielkunst beizubringen (um nicht zu sagen gut zu lügen), aber nicht, ihm irgendwelche Werte zu vermitteln. Beim Handschlag ist es eigentlich das gleiche, nur dass es eine sehr "einfache" Lüge ist.

Bei einem Streit würde ich mich immer erst einmischen, wenn ich wirklich denke, dass es die Kinder nicht selbst hinkriegen.
Und dann ist das wichtigste zuhören und zwar wertfrei. Die Sicht aller Beteiligten, dabei möglichst viel Empathie zeigen und erläutern bzw sich versichern, ob man es richtig verstanden hat (Ach, du bist also wütend/traurig/enttäuscht, weil X dieses und jenes gemacht hat, richtig?). Dann erstmal den Kindern selbst die Chance geben, eine Lösung zu finden. Wenn das gar nicht klappt, Vorschläge machen.

Ich sage meinem Kind, dass es sich für das andere wahrscheinlich gut anfühlt, wenn es eine Entschuldigung bekommt. (Hand geben finde ich ziemlich altmodisch, habe ich als Kind auch fast nie gemacht, ist wohl vielleicht auch einfach eine Frage der Kultur)

Außerdem finde ich es auch okay, wenn ein Kind zu dem Schluss kommt, dass es nun aber trotzdem noch wütend ist. Man kann ein Gefühl nicht wegargumentieren. Und Menschen dürfen auch mit solchen Gefühlen auseinandergehen und in Ruhe drüber schlafen. Oft ist die Situation selbst eh viel zu emotionsgeladen und es kann helfen, erstmal Abstand zu nehmen.

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Hallo,
Erstens es liegt ein Missverständnis innerhalb der Sprache vor.
Entschuldige Bitte/Entschuldigung ist eine Bitte an den Gegenüber welche selbstverständlich abgelehnt werden kann. Denn alle Bitten können abgelehnt werden. Niemand kann sich selbst entschuldigen. Das geht von der Wortbedeutung her gar nicht.

Zweitens es ist meiner Meinung nach absolut übergriffig, schwächeren falsche, nicht empfunden Worte abzuverlangen. Und das auch noch mit einer Geste zu besiegeln.

Zusammengefasst ich halte davon nichts bis gar nichts.
Ich bin fürs (darüber) reden. In der Regel kommen Kinder dann von alleine auf eine soziale Lösung.

Gruß Sol

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Nöö, find ich doof.

Ist ja, wie wenn man das Kind zwingt, Danke zu sagen. Dann kommt es ja nicht von Herzen (wenn meine Tochter nicht Danke sagen wollte, habe ich mir individuell passende 'Konsequenzen' überlegt).

Die Kids finden sich dann wieder, wenn es für sie stimmt. Dann dafür ehrlich.

Aber ich bin auch weit davon entfernt, pädagogisch wertvoll zu erziehen. Ich erziehe mit Herz, aus dem Bauch und offen und die oft vergessenen, alten Werte wie Respekt, Wertschätzung, Sorgfalt und Anstand sind mir enorm wichtig.

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Hallo, was hast du dir als Konsequenz ist überlegt wenn ein „Danke“ ausgeblieben ist von deiner Tochter?

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Sie musste es zb zurückgeben, resp. durfte es nicht behalten (das waren im Endeffekt oft Machtkämpfe) . Oder ich habe die Person gebeten, ihr künftig nichts mehr mitzubringen.

Was ich ab und an auch gemacht habe, wenn ich gemerkt hab, dass sie sich freut und vor lauter Aufregung schon abgelenkt ist (zb schon im Buch anfängt zu blätter während die anderen noch bei der Begrüßung sind) - ich habe ihre Aufmerksamkeit unauffällig auf mich gelenkt und hab mir dann selber an mein Ohrläppchen geschnippst. Meine Mutter hat das bei uns so gemacht, das war das unauffällige, nicht blosstellende Zeichen für: danke sagen nicht vergessen.

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Weder ich selber habe es in den 60ger/70gern als Kind machen müssen, noch meine kinder in ihrer Kindheit. Finde das blöd, wenn ich eigentlich noch sauer bin, jdm. anderem die Hand geben; dem Blödian auch noch die Hand geben, neee.
Was soll das den auch bedeuten; ich verzeihe im Herzen, nicht mit Äußerlichkeiten wie Hand geben.

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fehlt noch was:: Und ne Entschuldigung sollte auch von herzen kommen.

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Danke für deinen Beitrag!

Auf einem Kindergeburtstag vom siebenjährigen Sohn eines Freundes von mir gab es plötzlich Streit und eine Rangelei zwischen zwei Jungs, die eingeladen waren. Die Mutter des Geburtstagskindes hat die beiden sofort ergriffen und gefordert „gebt euch die Hand!“
Als ich sie nachher fragte ob sie meine den Streit damit zwischen den Kids gelegt zu haben, antwortete sie mir „Zumindest ist es als Beginn des Friedens/Ende der Feindschaft anzusehen und verstärkt das Versprechen sich ab nun in Ruhe zu lassen.“

Das haben sie dann auch getan aber m.E. auch eher weil für sie der Tag sonst vermutlich gelaufen wäre.

Ich halte den Handschlag als Besiegelung, dass man sich wieder verträgt, nicht nachtragend ist, und den Streit begräbt für sinnvoll, allerdings für entbehrlich wenn eine Entschuldigung ausgesprochen wurde und über den Konflikt gesprochen wurde so wie eine Lösung für beide Konfliktparteien getroffen werde konnte.