Sohn möchte in der Schule einen Rock tragen

Hallo,

unser Sohn ist acht Jahre alt. An Karneval war er mal Prinzessin und sein Lieblingskleidungsstück sind pinke glitzernde Leggins. Die trägt er bisher nur zuhause. Vor kurzem habe ich ihm einen Rock gekauft, den er unbedingt haben wollte. Diese Woche ist er mit lackierten Nägeln in die Schule gegangen. Gestern gab es wohl schon ein paar dumme Kommentare. Heute wollte er mit Leggins und Rock gehen. Ich habe gesagt, dass wir da heute Nachmittag in Ruhe drüber sprechen. Natürlich sollte er das anziehen, was er möchte. Aber ich weiß, wie grausam Kinder sein können und mache mir deshalb Sorgen. Ursprünglich war es mein Plan, heute Nachmittag mit ihm über mögliche Konsequenzen zu sprechen und ihn dann morgen so gehen zu lassen, wie er möchte. Mein Mann findet, dass wir ihn mehr beschützen müssen, dass er zuhause so rumlaufen darf, wie er möchte, wir aber Outfit-Regeln für die Schule aufstellen müssen. Er war auch gegen den Nagellack. Wie seht ihr das?

Wie würdet ihr reagieren?

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Er findet ja ganz offensichtlich Dinge toll, die selbst vielen Mädchen in dem Alter zu mädchenhaft sind (rosa, Glitzer). Habt ihr mal mit ihm drüber gesprochen, warum er mit diesen Dingen in die Schule will? In dem Alter müsste ihm eigentlich schon von alleine klar sein, dass es unter Jungs durchaus zu Spott führen kann. Er riskiert da ja schließlich einiges für.

Natürlich ist nicht jeder Junge der Röcke und Nagellack toll findet gleich homosexuell oder transgender, aber die Beweggründe dafür würden mich als Eltern schon interessieren. Ich finde bestimmte Kleidung auch schön, würde sie aber nicht zur Arbeit tragen oder damit zur Schule gehen und wenn ich doch etwas Provokantes getragen habe, dann wollte ich entweder bewusst provozieren oder ein Statement setzen oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zementieren.

Kann sein, dass er tatsächlich so unschuldig ist und den Rock einfach nur schön findet, aber eigentlich sind 8. Klässler ja min. in der 2. Klasse und da rechne ich nicht mehr mit so viel Unschuld. Also würde ich denken, er möchte mit dem Rock und dem Glitzerzeug in der Schule durchaus Aufmerksamkeit erregen oder etwas ausdrücken.

In der Klasse meiner Nichte ist ein Transgender Kind. Das begann ganz ähnlich mit Nagellack, Mädchenkleidung. Zum Start der dritten Klasse erschien das Kind schließlich gekleidet und von der Frisur als Mädchen und ließ sich auch nur noch so anreden. Das ist bis heute so geblieben.

Ein Junge aus meiner Abiklasse trug auch Röcke, allerdings als Ausdruck seiner Künstlerseele und zur Abhebung vom Mainstream und es waren barocke Herrenröcke, die auch etwas mit seinen künstlerischen Hobbys zu tun hatten.

Ich würde es ihm nicht verbieten, wenn es Ausdruck einer bestimmten Identität wäre, aber ihn doch vorwarnen, was andere dazu denken werden und dass er sich dazu positionieren wird müssen. Wenn er das aber nicht möchte, sollte er besser davon absehen.

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hallo,

ich würde ihn so nicht in die schule lassen. aus eigenschutz.
würde mit ihm darüber sprechen und es ihm auch zu erklären, was eure gründe sind.
zuhause kann er es halten wie er möchte.

lg

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Danke für deine Einschätzung. So sieht mein Mann das auch. Ich frage mich aber, ob wir ihm dadurch nicht eine falsche Einstellung vermitteln.

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Welche falsche Vorstellung würdest du ihm denn vermitteln, wenn du ihn keine Röcke und Glitzerleggins und Nagellack in der Schule tragen lässt?

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Was soll ich sagen? Ihr als Eltern seid verantwortlich, dass er angemessen gekleidet ist. Das beziehe ich in erster Linie zu Wärme/Kälte, zu dreckige oder kaputte Kleidung. Aber die Verantwortung zieht sich hin bis zu der Situationsangemessenen Bekleidung. Also das heisst: Karneval, da zieht sich jeder auffällig an, da sticht ein Junge in Glitzerleggins und Rock nicht mal so heraus. Da war es angemessen. Ist es aber angemessen, im Alltag, in der "Hänseleien-hochburg" namens "Schule" einem 8 Jährigen Jungen dieselbe Kleidung anzuziehen? Du weisst, wie gemein Kinder sein können. Und dein Junge sollte das mit seinen 8 Jahren auch etwas begriffen haben. Er hat es ja schon mit dem Nagellack gespürt- fiese Sprüche. Wie wird es erst sein, wenn er mit mehr Glitzer als die meisten Mädchen dort aufkreuzen wird? Könnte er mit den sehr fiesen Kommentaren und vielleicht auch Streiche umgehen?

Spannend wäre es, zu erfahren, weshalb er das machen will. Sich zumindest teilweise bewusst in die Nesseln setzen?
War er vor dem Karneval auch auf Glitzer, Röcke etc? Oder fand er einfach den Karneval so toll und möchte es nochmals erleben? Wenn ja, dann würde ich ihn nicht mit Leggins und Rock in die Schule lassen. Sondern, dann darf er nur zu Hause sich so anziehen.
Oder ist es, weil vielleicht mehr dahinter steckt als nur die Faszination für Glitzer? Er ist noch sehr jung. In dem Alter haben noch so manche Buben Interesse an Glitzer. Und noch so manches Mädchen interessiert sich für "raues" Auftreten. Das hat eigentlich noch nichts zu sagen. Setz dich mitnihm hin und frage ihn, weshalb genau er sich so anziehen will.
Eltern haben die Verantwortung zu erkennen, wie es den Kindern geht und danach zu handeln. Wenn ihr merkt, dass es ihm diesbezüglich nicht gut geht und auch unter den garantierten Hänseleien leiden wird, dann schickt ihn in normalen Jungskleidung in die Schule. Er ist erst 8 Jahre alt. Falls er homosexuelle Neigungen hat oder transsexuelle Neigungen (jetzt mal sehr weit gedacht...), dann hat er in einigen Jahren immer noch die Möglichkeiten sich so zu kleiden. Und es würde in einem grösseren Alter besser akzeptiert werden denke ich.
Aber sehr wahrscheinlich hat ihm das Verkleiden einfach auch gefallen und Glitzer ist halt wirklich toll 😁 aber da würde ich vorsichtshalber einen Riegel vorschieben. Ich wäre in jungen Jahren auch gerne in Hotpants und Ausschnitt bis Bauchnabel in die Schule gegangen. Und meine Eltern haben es zu Recht verboten. Und meine Schwester lief zu Hause im tiefschwarzen Emolook rum, in der Schule musste sie sich aber "normal" ankleiden. Als Kind reichlich unfair, aber als Erwachsene war ich doch froh, haben meine Eltern da eingegriffen 😅

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Suche doch lieber mal den Kontakt zu anderen "Transgender-Eltern", vielleicht in einem speziellen Forum. Gibt es doch heutzutage bestimmt. Die können vielleicht auch einschätzen ob das nur eine Phase ist oder worauf du und dein Sohn euch in den nächsten Jahren vorbereiten müsst.

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Frei seinen Kleidergeschmack zu entwickeln und Transgender zu sein sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe!

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Was hat es denn mit Transgender zu tun, welchen Kleidungsgeschmack ein Kind hat?
Du wirfst hier für meinen Geschmack sehr leichtfertig mit Klischees und Vorurteilen um dich.

In der Klasse meines Jungen ist ein (definitiv nicht transgender) Junge, der Traktoren und Bagger liebt, auf allen Baustellen der Nachbarschaft halb zu Hause ist, epische Nerf-Duelle organisiert UND regelmäßig Nagellack trägt. Und er ging in die Vorschule gelegentlich mit rosa Glitzertütü. 🤷‍♀️ Einfach nur so, weil es ihm gefiel. Nicht weil er homosexuell, transgender oder sonst was ist... Das hat nämlich NICHTS mit Kleidungs- oder Farbvorlieben zu tun 😉.

Mein Großer (7) liebt Bibi und Tina, sowie alles was glitzert und will jetzt lange Haare -- alles kein Thema. Ich finde es ehrlich gesagt sehr befremdlich und -ja- rückschrittlich, wenn man aufgrund des persönlichen Modegeschmacks gleich an sexuelle Orientierungen denkt. 🙄

Sollte dann das Nachbarsmädchen mit den kurzen Haaren, das keine Röcke mag auch gleich mit zur Beratung?? 🤔

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Hallo,

ich bin in der 5. oder sogar 6.Klasse mal bei uns in Norddeutschland im Dirndl in die Schule gegangen.
Ich wünschte, meine Mutter hätte es mir verboten...

Meine Mutter hatte zwar Zweifel angemeldet, aber ich war total überzeugt, dass ich meine Klassenkameraden besser kenne als sie. Und dass die meinen Geschmack eher teilen/verstehen, als meine Mutter... Hat aber nicht gestimmt.

LG!

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Ich erzähl dir einfach mal von uns, vielleicht hilft dir das.

Unsere Nr. 5 ist 4 Jahre alt, also ein Stück jünger als eurer.
Er liebt Kleider und pink und trägt gerne die entsprechende Kleidung seiner Schwestern auf.
Das geht seit ungefähr Mai so.

Damals war noch Lockdown und er ist nicht in den Kiga, also war es kein Problem.
Wir haben auch lange darüber nachgedacht, was wir machen, wenn er die Kleider im Gottesdienst oder im Kiga fordert. Wir haben uns langsam rangetastet.
Zuerst hatte ich ihn im Kleid beim Einkaufen mit dabei. Da gab es komische Blicke und Getuschel und er wurde von einem Mädchen gefragt, ob er ein Mädchen sei (Natürlich ist er ein Junge, da waren doch Anker auf seinem Kleid🧐).
Das hat ihn verunsichert.

Wir haben ihm dann erklärt, dass es einfach ungewöhnlich ist, wenn ein Junge ein Kleid trägt (dass das für Mädchen sein soll, konnte er nicht nachvollziehen🤷‍♀‍).
Er wollte trotzdem gerne weiter Kleider tragen.
Also waren dann immer mein Mann oder ich mit dabei (Einkaufen oder Spielplatz), damit wir im Notfall eingreifen können. Das hat ganz gut funktioniert. Nach einer Weile haben wir es ihm auch erlaubt, wenn er mit seinen beiden großen Brüdern (10 und 9 Jahre) auf dem Spielplatz war, weil wir wussten, dass sie ihn "beschützen", fallst das nötig ist.

Es gab einige Male Kinder, die über ihn gelacht haben oder Witze gemacht haben. Manchmal hat er ihnen selber erklärt, dass Kleider nicht für Mädchen sind und einige Male hat das wirklich etwas gebracht. Einige Male hat es ihn wirklich verletzt und getroffen. (Umso erleichterter war er (und auch wir) über die Rückendeckung von uns und seinen Brüdern).

In den Kiga wollte er mit Kleid nie.
Wenn wir oder seine Brüder dabei waren, hatte er genug Selbstbewusstsein, aber alleine hat er es nie gewagt, sich dem Gegenwind auszusetzen.
Ein Teil von mir ist auch erleichtert darum, der andere Teil findet es schade, dass wir heute doch immer wieder so festgefahren im Rollendenken sind, obwohl wir uns doch so dafür rühmen, emanzipiert zu sein.🤷‍♀‍

Ich hoffe, ihr findet eine gute Lösung!

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Schwierig. Ich würde einen Mittelweg wählen. Nagellack okay. Rosa Tshirt oder Pullover auch, aber dann zu einer neutralen Hose. Rock oder Kleid würde ich tatsächlich zum Schutz verbieten. Und auf jeden Fall viel mit ihm reden und ihn auf mögliche Reaktion der anderen Kinder vorbereiten.

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Sorry die Antwort sollte an die TE gehen

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Hallo,

Ich beschäftige mich beruflich sehr viel mit Genderstereotypen, gesellschaftlicher Erwartungshaltung, Gleichberechtigung und Akzeptanz.
Meine Tochter ist erst vier und seit sie in den Kindergarten geht, hat sie oft einen „klaren“ Blick was „für Mädchen“ und was „für Jungs“ „angemessen“ ist. Mir stößt das sauer auf und ich versuche ihr im Alltag aufzuzeigen, dass ein Kind ein Kind ist und Geschmäcker verschieden sein dürfen. Dass es Frauen (wie mich) gibt, die kein Make-up besitzen und dass es Männer gibt, die Kleider tragen. Und alles ist okay!
Das ist etwas, was wir alle unseren Kindern vermitteln müssen, eben damit dein Sohn und viele, viele andere Kinder nicht gehänselt werden, wenn sie „von der Norm abweichen“.
Ich würde mit ihm reden und ihm den Rücken stärken, ihm sagen, dass er alles anziehen darf was ihm gefällt und es an der Zeit ist, dass nicht er sich für seine Vorlieben versteckt, sondern die anderen für ihre Engstirnigkeit.
Ich weiß, aus meiner außenstehenden Perspektive ist das leichter gesagt, als als liebende Mama, die unter Umständen ihren Sohn trösten muss.
Was ich mir wünschen würde, ist ein Appell an die Eltern der hänselnden Kinder, ihren Kindern zu vermitteln, dass jedes Kind so sein darf, wie es sich wohl fühlt. Dann wäre in unserer Gesellschaft schon viel geschafft.
Alles Liebe! ♥️

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"Meine Tochter ist erst vier und seit sie in den Kindergarten geht, hat sie oft einen „klaren“ Blick was „für Mädchen“ und was „für Jungs“ „angemessen“ ist. Mir stößt das sauer auf und ich versuche ihr im Alltag aufzuzeigen, dass ein Kind ein Kind ist und Geschmäcker verschieden sein dürfen."

https://www.youtube.com/watch?v=DSJM3st-cOY
Das Video haben unsere Schulkinder vor einigen Tagen gelesen. Daraufhin hat unsere ich-bin-anders-als-alle-anderen-Tochter alle Puppen aus ihrem Zimmer verbannt🤣
Heute durfte zumindest ihre Lieblingspuppe wieder einziehen🤣

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Danke für den Link! Mittlerweile gibt es glücklicherweise schon mehr Bestrebungen die Rollenbilder zu durchbrechen, wobei das Gendermarketing aber immer mehr wird. (Oder es fällt mir als Mama noch mehr auf.)
Wir haben gerade dieses Buch gelesen https://books.google.com/books/about/Lotti_und_Otto.html?hl=de&id=c5N8DwAAQBAJ
Passt gut für die Altersgruppe Kindergarten und hinterfragt sehr nett die „typisch Mädchen typisch Jungs“ Thematik.

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schau dir doch mal dokus oder interviews mit männern an, die immer etwas anders waren. die kommentare sind blöd, aber momentan leider gängig. das, was die menschen zutiefst getroffen hat, war, nicht sein zu dürfen, wer sie sind und sein möchten.
es ist doch das total falsche signal, das kind einzuschränken, was überhaupt nichts falsches tut. das ist wie die mädchen zuhause einzusperren, weil die jungs sie angreifen könnten. sollen die jungs doch bitte zurechtgewiesen werden, sodass alle ihre freiheit leben können.
ich würde mal mit klassenleitung und lehrer*innen generell darüber sprechen, dass offensichtlich bezüglich toleranz & respekt eine menge nachholbedarf herrscht. hoffentlich darf euer junge so sein, wie er sein möchte.

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Ich würde meinen Sohn auf keinen Fall so gehen lassen. Ich kann dir nur sagen, dass Kinder in dem Alter grausam sein können und wenn man einmal komisch auffällt, wird das oft nicht so schnell vergessen. Ich bin in der Grundschulzeit stark gemobbt worden, auch körperlich und da leidet man wirklich lange drunter und die Eltern können das auch nicht auffangen. Klar kann man sagen, es sollte doch aber so sein, dass man tragen kann was man will und das selbstbewusst verteidigen. Das ist in dem Alter aber gar nicht so einfach. Lass ihn nicht in sein Unglück rennen. Möglicherweise ist es nur eine kurze Phase, aber er kann sich damit viel Kummer einfangen. Vielleicht sagt er auch später warum hast du mich nur so gehen lassen, du hättest es doch besser einschätzen können.