Wie bleibt man standhaft

Ich bin ein sehr hilfsbereiter Mensch in allen Lebensbereichen. Nun stelle ich fest, dass meine 16jährige mich letztlich gnadenlos ausnutzt: Fahrdienste, Geld, Lieblingsessen, Klamotten, Hilfe beim Alltäglichen, das keinen Spass macht uvm
Gestern hab ich dann wohl etwas strenger gesagt, dass sie doch bitte die nagelneue Winterjacke am Lagerfeuer gegen die alte Jacke tauschen möge (Begründung Funkenflug, Geruch usw) und daraufhin hat sie sich bitterst über mich beim Vater beschwert und angekündigt, mit 18 auszuziehen. Ich habe ihr dann heute gesagt, dass ich glaube, sie sieht gar nicht, welche Vorteile sie durch mich hat - fährt nie Fahrrad, z.B. weil sie nicht will, also fahre ich sie. Jobabsprachen mit ihrer Chefin mache ich, weil sie das unangenehm findet usw. Ich hab ihr gesagt, dass sie durchaus auch mit 17 schon ausziehen kann ( in 1 Monate) und sie sich das eben organisieren soll.
Jetzt möchte ich einfach mal meine Dienste für sie einstellen. Hab ich schön öfter versucht, weil sie wirklich oft sehr ekelhaft zu mir ist. Aber wie bleibe ich da standhaft? Ich hab sie ja gern und verwöhne ja auch gern, aber ich bin doch nicht ihr Fußabtreter...so fühl ich mich oft.

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Oftmals hilft ein Wechsel der Blickrichtung.

Du sagst, du bist zu nett und verwöhnst sie gerne, weil du sie halt gern hast.
Aus einer anderen Richtung draufgeschaut könnte man sagen du verhinderst, dass sie erwachsen und selbstständig wird, ziehst sie zur verwöhnten Prinzessin heran, die nicht weiß wie dieses Leben läuft. Evtl. aus Gründen wie "ich will gespiegelt bekommen, dass ich eine sehr nette Mama bin" oder anderen Gründen.

So betrachtet, klingt es anders und nciht mehr so erstrebenswert.

Oder:
Du sagst du bist zu nett und wenig standhaft, weil du sie gern hast und verwöhnen willst...Vielleicht bist du aber auch einfach konfliktscheu ...

Oder:
Du sagst sie ist benutzt dich als Fußabtreter...vielleicht ist sie einfach in der Pubertät und du kannst mit den Loslösung nicht umgehen. Also ein zickiges "Ich zieh aus..." weil die Mutter nervt, oder ein "ich bin aber der Nabel der Welt und will, dass du mich weiterhin überall hinfährst"...oder so...das muss jetzt icht unbedingt bedeuten,d ass das kind sich daneben benimmt. Zumindest nicht außerhalb des pubetären Rahmens, der wirklcih ein paar komische Ecken zu bieten hat. Ich erlebe oft, dass Eltern sich maßlos schlecht behandelt fühlen, wenn Kinder ernstmachen mit der Pubertät und dem sich Ablösen, mit der eigenen Meinung, mit dem auf sich selbst schauen (und ja da ist der ein oder andere Move dabei, da sind sie egoistisch...die Dosis an selbstständigkeit und auf Eigenverantwortung muss noch gelernt werden). Heißt nicht,dass es einen nicht ankotzen darf und man sich entsprechend positionieren darf. Aber die Opferrolle wäre hier gänzlich unangebracht und schlecht für die Mutter-Kind Beziehung und uach die Entwicklung des Kindes (Stichwort: schlechtes Gewissen sich zu lösen und auf sich zu schauen).

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Ja, du hast Recht und ich finde mich tatsächlich in allem wieder. Muss ich Mal intensiver darüber nachdenken. Loslassen ist sicher ein Thema, aber auch dass ich (natürlich 😊) die beste Mama der Welt sein will... Und hinzukommt wahrscheinlich auch noch mein eigenes Aufwachsen mit viel Kontrolle und gleichzeitig wenig Unterstützung. Das wollte ich gern anders machen und tatsächlich wünsche ich mir sehr, dass meine Kinder später anders über mich denken als ich über meine eigene Mutter, die mir in vielerlei Hinsicht das Leben ( auch heute noch) schwer gemacht hat und für die ich nie gut, hübsch und was weiss ich nicht genug war.
Danke für Deine Anregungen!

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Hey,
schön, dass du meinen Beitrag so positiv auffassen kannst :-) liegt vermutlich sehr daran, dass du reflektiert auf euch blicken kannst. Das ist das A und O.

Zu deiner Angst, dass dein Kind mal so über dich denkt, wie du über diene Mutter. Diese Angst habe ich auch oft. Mir hilft es, dann aber schon, wenn ich ganz einfach anschaue, was ich alles mit meinem Kind gemacht habe, wie positiv zugewandt ich ihm innerlich immer war, wie präsent usw. Da sind so viele Unterschiede zu dem wie meine Kindheit war, dass es rein logisch gar nciht sein kann,dass das Gleiche dabei rauskommt. Ich bin mir sicher, dass das bei euch auch so ist. Und vor allem...wir sprechen bei deiner Tochter ja von keinem Kleinkind mehr...eure Beziehung ist geschaffen. Du befindest dich nicht mehr im Bindungsaufbau.

Jetzt sind die Bedürfnisse der Jugendlichen andere. Sie brauch Zutrauen, sie muss selbstständig werden dürfen, ernstgenommen in ihrem Heranwachsen. Loslösen...Selbst, wenn es sich für sie an einigen Stellen anfühlt, als würdest du sie aus dem Nest werfen. Es ist deine Aufgabe sie ins Leben zu schicken. Liebevoll...klar. Verlässlich als Auffangnetz dasein...klar. Aber losschicken musst du sie und wenn sie sich weigert, weils anders bequemer ist, darfst du ihr signalisieren "hey, auch wenn es anders bequemer wäre und dich das ein oder andere Überwindung kostet...du bist auf direktem Weg erwachsen zu werden, du kannst das..und wenn nciht, was brauchst du noch, dass du es kannst" (da denk ich jetzt grad an die Kommunikation mit der Chefin, das ist eindeutig ihre Aufgabe).

Und bzgl. Unverschämtheiten..auch hier- eine 16-jährige Beziehung/bindung verkraftet es, wenn das Gegenüber sagt "hör mal, hier ist meine Grenze" und deine Tochter möchte von dir als Heranwachsende respektiert werden. Das funktioniert nur, wenn ihr beide auf "Erwachsenenebene" kommuniziert und miteinander umgeht. Weder wäre es richtig, wenn du sie wie ein Kleinkind behandelst, noch wenn du dich rumkommandieren lässt und quasi selbst die Kleinkindrolle einnimmst. Ausgewogen und respektvoll läuft es dann, wenn ihr euch auf Augenhöhe begegnet und die Bedürfnisse und Empfindungen beider gleichwertig ernstgenommen werden.

In der Praxis wird das nicht so romatisch ablaufen wie es klingt :-D Die Pubertät ist nicht für Romatik gemacht..zumindest nicht in der Eltern-Kind Beziehung ..Die Romatik lebt sie wo anders aus :-p

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Bitte was? Also mein Eindruck:
Du hast anscheinend, tut mir Leid, eine völlig verzogene, verwöhnte, lebensunfähige, kleine Prinzessin (um das Wort Göre zu vermeiden) herangezogen.
Hör auf sie herumzufahren, eine 17 jährige kann Fahrrad fahren (ob sie will oder nicht), hör auf Absprachen mit ihrer Chefin zu machen, eine 17 jährige kann das auch alleine.
Es wird höchste Zeit dass das Töchterchen langsam mal etwas erwachsener wird - wie soll das denn weitergehen? Willst du ihr mit 20 immer noch hinterherräumen?

"aber ich bin doch nicht ihr Fußabtreter" - doch bist du, solange du es mit dir machen lässt...

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Einfach mal durchziehen für 2 Wochen.
Mit der Begründung so kann sie sich schonmal dran gewöhnen Selbstständiger zu werden :D

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So mach ich es mit unserem Siebenjährigen auch :-D Wenn er mal wieder motzt, wie fies und ungerecht alle sind und dass immer nur ER was machen muss und ich nicht (huch, das ist mir neu?) oder wenn er einfach einen super kotzigen Ton drauf hat - dann stellen wir auch mal ein paar Dinge ein, die wir für ihn machen: Fahrdienst zu Freunden, abends noch was spielen, Ausflug zum Spielplatz, bei den Schulsachen helfen, zur Eisdiele gehen... ;-) Dann muss er plötzlich viel öfter mal den Tisch decken oder was anderes helfen.

An die TE: Das mag sicher auch eine Alterssache sein, aber bei uns reichen meist zwei Tage dafür aus, damit Junior sieht, dass er es so schlecht nicht hat mit uns. Er ist da dann tatsächlich schnell einsichtig. Also vielleicht musst Du einfach gar nicht allzu lange "standhaft" bleiben ;-) Wobei es ein paar Dinge gibt, die ich im Alter von 16 dann doch grundlegend durchsetzen würde, zB die Jobabsprachen selbst erledigen (offenbar arbeitet sie ja bereits und bewirbt sich nicht erst), das Fahrradfahren. Andere Gefallen kann man ja auch wieder aufnehmen, wenn sich der Umgagnston bessert.

In einem Film, den ich gern schaue, bekommen die Kinder gesagt: Es gibt Rechte und Privilegien. Rechte (Essen, warmes Dach überm Kopf, Bildung, etc.) sind nun mal da. Privilegien können entzogen werden. Vielleicht erzählst Du das Deiner Tochter mal :-D

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Liebe TE,

ab sofort bleibst du standhaft ohne Wenn und Aber. Soll Fräulein Tochter doch selber zusehen wie sie zurecht kommt.

LG Hinzwife

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Du verwöhnst nicht, du verziehst. Und du tust deinem Kind auf lange Sicht nicht gut!!!

Bitte lass sie selbständig werden. Meine Große ist 14 und fände es peinlich wenn ich Dinge für sie kläre. Selbst mein Mittlerer (12) regelt alles alleine (erst wenn er nicht weiter kommt geht es an mich).

Mach einfach mal 2 Wochen nichts.

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Alles einstellen, weil du jetzt genervt bist, finde ich ein bisschen fies. *Du* hast dem Kind beigebracht, dass das normal ist, wie es jetzt ist. Ich würde eine Familienkonferenz einberufen, alle sagen, was ihrer Meinung nach der Ist-Zustand ist und wie sie den finden (sachlich gegliedert, ohne Vorwürfe, einfach nur Beschreibung + Ich-Botschaften), dann machen alle Änderungsvorschläge und ihr einigt euch auf eine sinnvollere Variante des Zusammenlebens. Dabei konsequent deine Bedürfnisse durchsetzen und verdeutlichen, dass sie bisher viel zu kurz gekommen sind. Das möchtest du nicht mehr, das Kind ist ja jetzt auch fast eine junge Erwachsene, sollte Selbstständigkeit lernen usw., daher schlage ich vor, dass ab sofort xyz selbst gemacht wird und du im Haushalt y übernimmst (Spülmaschine ausräumen, staubsaugen...), da wir hier alle zusammen wohnen und ich nicht das Servicepersonal für alle bin.

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An sich fände ich das genau richtig, ABER es hat nicht funktioniert, denn es würde ja bedeuten, eigene Fehler einzusehen und die eigene Komfortzone zu verlassen. Da hab ich jedesmal doch wieder am Ende alles gemacht, weil ich selbst nach 10mal erinnern einfach nicht vor der gemachten Arbeit stand, sondern schließlich wieder alles selbst gemacht habe. D a fehlt mir wohl die Konsequenz...

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Ich finde auch, dass ein direktes Einstellen des Services anangebracht ist. Vielleicht kann man das langsam ausschleichen lassen und ihr von Monat zu Monat etwas mehr anvertrauen.
Einfach einen Stufenplan beschließen, welche Services es noch gibt und wann diese wegfallen, so dass sie eine Chance hat sich daran zu gewöhnen und die Verantwortung zu übernehmen.

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Du kannst leichter standhaft bleiben, wenn du mal anfängst, dich selbst wertzuschätzen/zu lieben. Das ist augenscheinlich nicht der Fall, anderfalls würdest Du Dich nicht derart degradieren und herabwürdigen lassen.

Kein Mensch hat das vedient, schon gleich gar nicht durch das eigene Kind verursacht. Lasse alle Deine Services weg, du schadest nicht nur Dir damit sondern auch ihr. Sie lernt nämlich nichts, außer dass Mutti schon richtet. Sie übernimmt offensichtlich noch nicht mal Verantwortung für ihren Job, wenn du die Absprachen treffen musst.Sie übernimmt Verantwortung für gar nix, alle Ausfälle bleiben konsequenzlos - Sie wird richtig derbe fallen, wenn sie plötzlich auf eigenen Füßen stehen will und Verantwortung übernehmen muss, für sich selbst einstehen muss....alternativ hängt sie Dir noch bis zu Deinem Ableben unselbstständig an der Backe und lernt weiter nichts.

Ich bin auch eher zu weich, gebe öfter mal nach....bei zwei Teenagern oder gar noch mehr wird das dann aber auch schnell mal echt unsportlich. Hier gibt es die Regel, dass ich Servicedienste für die Buben nur dann übernehme, wenn vorab klar ist, wo und wie ich meine geopferte Freizeit wieder bekomme (also was sie mir konkret abnehmen, worum sie sich kümmern, so dass am Ende jeder seinen Part getan hat und nicht nur einseitig in die Röhre geguckt wird.

LG

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Auch dir vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Vor allem den letzten Punkt finde ich total interessant und nachahmenswert👍

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Bitte??? Du zählst ihr alles auf, was Du nicht alles für sie tust? Das wäre mir nie eingefallen 😂😂 weder bei meinen Kindern noch bei meiner Enkelin. Die wissen doch sehr sehr gut, welchen Service sie genießen.
Sgell endlich mal ein paar der Leistungen ein, die wollen doch schon erwachsen sein also sollen sie Probleme auch alleine anpacken lernen. Macht übrigens überhaupt keinen guten Eindruck, wenn Muddi bei Chefs was "regelt". In einem Jahr ist sie volljährig und MUSS alles selber regeln. Selbst unsere noch 15jährige muss derzeit in die Puschen kommen und Formalitäten wegen ihres FSJ ab nächsten Jahr regeln..Tips geben ja, machen nein, auch wenn sie mal mit den Augen rollt. Das wird ignoriert - und ja - ihre Eltern lieben sie auch, wie ich ebenso. deswegen wollen wir ja auch nicht, dass sie ein hilfloser, nölender und unsozialer Egoist wird.
LG Moni

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„dass ich glaube, sie sieht gar nicht, welche Vorteile sie durch mich hat“

Ich sehe die beiden Dinge getrennt.

Deine Tochter soll dich ja nicht deshalb respektvoll und dir gegenüber rücksichtsvoll behandeln, weil du eine Reihe Dienste für sie machst.

Du bist ihre Mutter und dieser Respekt sollte von selbst da sein. Und wenn sie sich dir gegenüber respektlos verhält, sprich das in dem Moment an.

Die Dienste für sie, die kannst du machen, wenn sie dir Spaß machen. Wenn nicht, dann lass sie sein. Die kannst du auch an Dinge verknüpfen wie wenn sie Haushalt macht, aber da sehe ich erstmal keinen Zusammenhang zum allgemeinen Respekt von ihr dir gegenüber.