Entsetzt über Erziehungsmethoden einer Freundin (Fußballverbot bei schlechten Noten)

Hallo,

Der Sohn einer Freundin ist 11 Jahre und hat gerade die fünfte Klasse des Gymnasiums mit schlechten Noten abgeschlossen.

Empfohlen war er für die Realschule, doch ist die Empfehlung hier in NRW nicht bindend. Viele folgen der Empfehlung nicht.

Meine Freundin und ihr Mann haben ihrem Sohn damit gedroht, dass sie ihm sein Hobby, Fußball im Verein, streichen werden, wenn sich die Noten nicht bessern.

Was haltet ihr von dieser Erziehungsmethode? Ich finde das ganz schrecklich und überlege, ob ich das mit ihr diskutieren soll.

Meine Freundin und ihr Mann sind in allem Anderen liebevoll und gute Eltern.

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Was ist denn der Grund für die schlechten Noten? Wenn der Junge nur noch Fußball im Kopf hat und ständig nur draußen ist und nicht lernt und die Schule unter seinen Freizeitaktivitäten leidet, dann würde ich das Hobby auch einschränken. Vielleicht nicht komplett. Zum vereinstrainining ok, aber halt sonst eben erst auf den Fußballplatz, wenn Hausaufgaben erledigt und ausreichend gelernt wurde. Wie willst du sonst nen Dreh dran kriegen?
Sollte er aber wirkliche Probleme mit dem Stoff haben und nicht mehr mit kommen, dann wäre eher Nachhilfe angebracht. Das beschneidet das Hobby dann ja automatisch. Aber hier würde ich es dann nicht als Strafe deklarieren.

Frag deine Freundin doch, was die Ursache ist. Wenn sie sagt, er ist stinkend faul und hat nix anderes im Kopf als Fußball, dann würde ich kein Fass aufmachen. Ist der Grund Überforderung, würde ich ihr vorschlagen, eher nach Nachhilfe zu schauen und mit dem Kind feste Lernzeiten zu vereinbaren. Aber das Hobby nicht zu streichen. Das wäre dann eher demotivierend. Kommt natürlich drauf an, wie eng ihr befreundet seid.

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Das Gymnasium hat gebundenen Ganztag. Hausaufgaben werden als Schulaufgaben erledigt. Sie findet, dass er zu wenig zusätzlich lernt.

Ich glaube, dass er überfordert sein könnte.

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Oha! Das ist zwar gängig, aber in meinen Augen nicht der richtige Weg.

Hat er (schon länger) schlechte Noten, weil er nichts für die Schule macht, sollte man eher eine Möglichkeit finden ihn zu motivieren. Zum Beispiel die Sache mit einem Wechsel auf die Realschule erleichtern.

Hat er schlechte Noten, weil er trotz moderatem Lernen nicht im oberen Bereich liegt, sollte man ihm die Sache mit einem Wechsel auf die Realschule erleichtern.


Ergo: Ein Wechsel ist m. E. n. immer die richtige Wahl, wenn die Kinder nicht selber, aus eigener Motivation heraus „Gas geben“ .
Alles andere führt zu einer Haltung die ausdrückt, dass das Kind (mehr) Leistung bringen MUSS, um seinen Eltern zu gefallen und DEREN Erwartungen zu erfüllen.

3 von unseren 4 Großen sind zunächst aufs Gymnasium, weil die Empfehlung da war und sie das wollten, eine hat nach der 6. Klasse gewechselt, die andere nach der 7. Nur eine ist dort geblieben.
Auch mit Realschule kann man hinterher, wenn man das SELBER möchte, locker Abitur machen und studieren, dafür muss man sich nicht all die Jahre quälen 🙃

Wir machen hier quasi gar keinen Druck wegen der Noten. Wir unterstützen gerne, aber wir erwarten nichts, sondern richten uns nach den Wünschen, Vorstellungen und Möglichkeiten der Kinder. So kommt deren Motivation ganz von alleine, ohne Sanktionen!

Also von mir ein klares „No go“! Zumal man ja heutzutage solche Sozialkontakte fördern sollte, weil vieles nur noch digital stattfindet.

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Das finde ich auch. Fußball ist ein wertvolles Hobby und man sollte ihn fördern.
Bei uns in der Familie ist für jedes Kind mindestens eine Sportart Pflicht.

Gegen Fernsehverbot oder Handyverbot hätte ich weniger Einwände.

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Auch ein Hobby oder eine Sportart als „Pflicht“ finde ich ehrlich gesagt furchtbar 🫣

Dass man dafür sorgt, dass nicht 24/7 das Handy an der Hand klebt oder der Fernseher läuft, sehe ich als wichtig, aber eine Sportart als Pflicht ist auch schon eher wieder eine Erwartungshaltung an das Kind, aufgrund eigener Vorstellungen der Eltern.
Wenn Langeweile aufkommt, werden die Kinder und Teenies von ganz alleine aktiv… 😂

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Guten Morgen,

Generell bin ich da auch kein Freund von, zumal das Kind ja nicht erst mit dem Zeugnis in den Brunnen gefallen ist… schlechte Arbeiten gab es vermutlich schon vorher…

Meinen Sohn musste ich auch vom Gymnasium wieder runter holen, trotz entsprechender Empfehlung. Er war einfach dem Druck nicht gewachsen. Aber er war durchaus fleißig. Da habe ich nicht geschimpft (warum auch?), und schon gar nichts verboten. Da habe ich getröstet.

Jetzt an der Realschule ist er ein wirklich recht guter Schüler, aber manchmal gibt es faulheitsbedingte Totalaussetzer… so zum Beispiel die 6 im Chemietest, weil der Herr nicht einmal ein Heft oder eine Mappe hatte, aus der er rein theoretisch hätte lernen können… da tröste ich dann ganz bestimmt nicht, das gibt es durchaus klare Worte. Den Sport habe ich nicht gestrichen, führt bei nem Pubertier vermutlich eher zu noch mehr Trotz…. Aber ich war schon ein wenig genervt…

Ob du mit deiner Freundin reden solltest, hängt meiner Meinung nach davon ab, wie gut ihr befreundet seid. Richtig genervt wäre ich nämlich vermutlich, wenn ein weitläufiger Bekannter, der die Hintergründe nicht kennt, meint, mir da reinquatschen zu müssen 😉 meine beste Freundin dürfte mich aber durchaus auf sowas ansprechen.

LG
Frauke

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Es wird hier ja teilweise so getan als ob die Freundin eine Schwerverbrecherin ist. Meine Güte, sie erzieht ihr Kind halt nach anderen Maßstäben. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Kinder heute regelrecht in Watte gepackt werden - auf keinen Fall den kleinsten Druck ausüben, nichts muss aber alles darf, das Kind kann machen was es will und die einzige "Maßnahme" ist dass man mit dem Kind redet und wenn das nichts hilft, dann ist es halt so. Erziehung ist out.

Und nein, Erziehung bedeutet nicht automatisch, dass man das Kind "beherrscht", dem Kind keine Freiheiten gibt und das Kind leidet und gequält wird. Als Elternteil ist es m. E. aber die Pflicht das Kind zu unterstützen, Prioritäten, Werte und Moral beizubringen und dabei zu helfen dass es einen guten Start ins Erwachsenenleben hat. Meine Eltern (beide Akademiker!) waren eher die Gruppe "ich lasse das Kind machen - solange es nicht straffällig wird ist alles gut und es wird seinen Weg schon gehen". Ich war mega faul, hatte schlechte Noten und habe es nicht eingesehen warum ich überhaupt zur Schule gehen muss (wenn es keine Schulpflicht geben würde, hätten meine Eltern es wohl auch okay gefunden wenn ich zu Hause bleibe). Das Ergebnis: als ich dann mit ach und krach den Abschluss gemacht habe wurde mir bei der Jobsuche klar, dass die Voraussetzungen echt mies sind und ich eher knapp über "Geringverdiener" stehen werde. War kein so tolles Gefühl. Die Jahre danach habe ich mich dann endlos abmühen und viel Zeit investieren müssen um einen höheren Bildungsabschluss zu bekommen. Im Nachhinein wäre es mir lieber gewesen, wenn meine Eltern mehr auf die SChule geschaut hätten und mir das ein oder andere Mal einen ordentlich Ar***tritt verpasst hätten! Das hätte mir mit Sicherheit jede Menge Ärger, Sorgen und Lebenszeit erspart.

Liebe TE: es ist falsch über die Methode deiner Freundin "entsetzt" zu sein. Optimal ist es natürlich nicht den Sohn zum Lernen zu zwingen, aber wenn man ihn anders nicht dazu bewegen kann, dann lieber so als ihn vielleicht sich selbst sein Leben verbauen zu lassen. Als Kind denkt man lange Zeit nicht daran, dass man irgendwann einen Abschluss macht und für bestimmte Jobs halt entsprechende Noten oder einen entsprechenden Abschluss haben muss. Da ist es wichtig dass die Eltern intervenieren und dem Kind vorleben "Schule ist wichtig - Freizeitaktivitäten auch, aber nur wenn die Schule nicht leidet".

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wenn ihr gute Freunde seid, - dann spech es doch an?

ich halte von solchen wirren Konsequenzen nix.
(okay: wie schon die TE weiter oben schreibt: wenn er nur auf dem BOlzplatz hängt, oder zu viel Training hat, würde ich das zeitlich einschränken, - aber niemals ganz verbieten. Körperlicher Ausgleich fördert Lernen und KOnzentration.

wenn das ganz normal 2 mal die Woche Training ist plus ab und zu am Wochenende SPiel, dann halte ich ein Verbieten echt übertrieben. Es bleibt genug Zeit fürs lernen den Rest der Woche.

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Schule vor Hobby. Wenn die nötige Zeit für das Lernen und verbessern fehlt muss das Hobby erstmal weichen.

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Sehe ich auch so und läuft hier genauso...

Unsere Tochter (15/ kommt in die 10 Gym) hat das aber auch selber eingesehen und im letzten Halbjahr zwei ihrer Hobbies sausen laasen, weil ihr schlicht die Zeit dazu fehlte.

Hätte sie es nicht selber erkannt, hätten wir ihr die Wahl gegeben was gestrichen werden muss.

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Bei einem Gebundenen Ganztag noch einen Vereinssport? Das ist heftig … egal welche Noten.

Bei uns geht der Gebundene Ganztag von 8:30-16:15 Uhr Anwesenheitspflicht. Geöffnet ist die Schule mit Betreuung von 6:00-18:00 Uhr.
Früh brauchen meine Kinder mit Bus (1 mal umsteigen) 45 Minuten und das Gleiche nachmittags zurück. Die Betreuungsmöglichkeiten haben wir nur ganz selten genutzt. Letztendlich sind meine Kinder wirklich fertig, wenn sie nach der Schule hier ankommen.

Ich sehe hier gar keine Möglichkeit, noch einen Vereinssport auszuüben. Das wäre keine Strafe, sondern einfach die Konsequenz, weil es nicht möglich ist. Das Kind würde sich ja die eigene Gesundheit ruinieren.

Also ja, ist sehe die Reaktion der Eltern als normal an. Als meine Kinder auf die weiterführende Schule mit Gebundenen Ganztag gewechselt sind, habe ich auch so einiges an privaten Aktivitäten gestrichen. Dafür bietet die Schule nun umso mehr an. Es ist ja nicht so, dass die Kinder nur lernen, essen und schlafen.

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Typisch, nicht schlau, kontraproduktiv. Realschule, gestern.

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Das Kind wird nicht vernachlässigt, ihm wird keine Gewalt zugefügt, es stört mit seinem Verhalten nicht andere, macht keine Dinge von anderen kaputt & daher würde ich mich ganz klar raushalten!
Sie erziehen halt nach der alten Schule, was auch nicht immer schlecht sein muss!

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Also deshalb entsetzt zu sein finde ich ziemlich übertrieben... Da gibt es schon weitaus schlimmere Erziehungsmethoden bzw. schlimmer ist es, wenn gar nicht erzogen wird.

Was ist denn der Grund für die schlechte Noten? Wenn der Sohn nur noch Fußball im Kopf hat und damit die meiste Zeit verbringt, dann finde ich es sogar richtig wenn man ihm als Elternteil sagt dass die Schule wichtiger ist und er seinem Hobby in dem Umfang nur nachgehen kann/darf, wenn die schulischen Leistungen nicht darunter leiden. Wenn er einfach nur faul war und weiterhin ist, dann versuchen die Eltern durch diese "Drohungen" vielleicht nur den Jungen mal zum Lernen zu bringen - vielleicht haben sie ja schon andere Mittel (gut zureden, Nachhilfe, selber dem Sohn erklären und helfen) probiert und nun wissen sie einfach nicht mehr weiter.