Mal Hand auf's Herz...

Hallihallo ☺️

Ich bin gerade nachdenklich, nachdem ich meinen Sohn heute während des Fahrradfahrens leider doch sehr angebrüllt habe.
Er ist 2j8m und wir - Papa, Zwerg und ich - waren auf einer sehr wenig befahrenen Straße unterwegs, vom Garten nach Hause. Vielleicht 10min Weg.
Da es auch schon nach 17:30 Uhr war, kamen die ersten Müdigkeitserscheinungen.
Ist ja kein Problem.
Aber er wollte nicht rechts fahren, am Rand der Straße.
Und stehenbleiben war auch nicht drin, er hat sogar noch richtig losgelegt, obwohl wir schon Stop gesagt haben.

Es gibt genau zwei Regeln bei Fahrrad fahren:

Er fährt hinter mir und somit vor Papa.
Er hört sofort, wenn wir Stop sagen.

Klappt normalerweise sehr gut, bei der Müdigkeit heute natürlich nicht.

Ich wurde dann wirklich laut, weil auch gerade ein Auto entgegen kam.
Beim ersten Mal wurde er ermahnt und es ging weiter.
Beim zweiten Mal bin ich wieder laut geworden, habe ihn ausgebremst und dann ging es für ihn in den Anhänger.
Natürlich nur mit Geschrei.

Klar, er ist noch enorm jung und versteht nicht, was Straßenverkehr bedeutet. Daher sind wir auch extrem vorsichtig.


Aber wie hättet ihr in einer solchen Situation reagiert?
Wann werdet ihr vielleicht nicht unbedingt lauter, aber definitiv ernster im Ton?


Liebe Grüße ❤️

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Finde ich vollkommen in Ordnung wie ihr reagiert habt. Wenn es um Sicherheit geht, gibt es bei uns keine Diskussion. Da braucht man auch nicht mit Bedürfnisorientierung anfangen mMn. Und klar, er ist noch jung, aber genau da muss man ja eingreifen, weil das Kind es selbst noch nicht versteht. Also ich finde ihr habt alles richtig gemacht. Verwarnung und dann Konsequenz (Anhänger). Zum Grenzen setzen ist er mit 2,8 auch nicht zu jung.

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Naja, genau genommen, war GENAU DAS bedürfnisorientiert, denn es ist wohl sein grundsätzlichstes Bedürfnis, nicht vom Auto überfahren zu werden 🤭

2

fast gleiche Situation mit 4-jährigem gehabt. 1x bei Problem Gefahr erklärt , beim 2. x geschimpft, vom Rad runter und für den Tag fertig. wurde überraschend gut akzeptiert.

nächstes Mal hört er bestimmt super, weiß aber trotzdem, dass es übernächstes mal wieder spannend wird

3

Wenn ein Auto kommt und das Kind nicht stoppt dann bin ich ehrlich, dann werde ich auch mal laut. Einfach aus Schreck. Und das erschreckt mein Kind, weil ich sonst nicht ständig laut werde. Und dann nimmt es die wenigen Sachen, bei denen ich mich so aufrege, automatisch ernst.

Ich hab durch zwei so blöde Situationen (mit 3 Jahren) gelernt, dass ich unserem Sohn bei stärkerer Müdigkeit nicht zumuten kann, sich an Verkehrsregeln zu halten. Wenn er nicht total müde ist (was er jetzt mit 4 tagsüber eh nicht mehr ist) oder krank wird, ist er da sehr zuverlässig. Mit 2 Jahren war er das aber auch noch nicht. Er hat mit 2;3 Jahren ein größeres Laufrad bekommen, war damit super schnell und hat es nicht zuverlässig geschafft sich an Regeln zu halten. Er durfte dann nur noch fahren, wenn jemand bereit war nebenher zu joggen (also wegen fortgeschrittener Schwangerschaft und dann Baby im Kinderwagen nur extrem selten). Erst mit über 3 Jahren konnte man sich mehr auf ihn verlassen.

Ich hätte dem Kind übrigens noch erklärt, dass der Anhänger keine Strafe ist und dass ich nicht (mehr?) böse bin, sondern dass ich nicht verantworten kann ihn selbst fahren zu lassen, wenn er eindeutig zu müde dafür ist. Je nach Situation hätte ich erstmal vermutlich vor Ort getröstet, aber manchmal ist es natürlich auch besser einfach schnell nach Hause zu kommen. Ich hätte auf jeden Fall nochmal das Gespräch gesucht, wenn sich alle etwas beruhigt haben.

Ich werde laut, wenn ich Angst um die körperliche Unversehrtheit eines Menschen habe (z.B. Tür zudrücken wenn jemand die Finger dazwischen hat, Gefahren im Straßenverkehr) oder wenn ich denke, dass gleich ein schlimmer Schaden entstehen wird (z.B. Kleinkind rennt mit schwingendem Besen auf Auto des Nachbarn zu) und ich nicht die Möglichkeit habe, die Situation einfach durch eingreifen zu verhindern. Meistens kommt noch ein weiterer lauter Satz, wenn die Situation bereits verhindert wurde und dann beruhige ich mich wieder und gehe auf Augenhöhe mit den Kindern ins Gespräch, darüber was gerade passiert ist, entschuldige mich auch, wenn ich überreagiert habe und schaue was das Kind gerade braucht.

Ob das ganz okay ist, weiß ich auch nicht. Tatsächlich wurde in meiner Herkunftsfamilie sehr viel geschrien und es ist nicht so leicht das zu stoppen. Gleichzeitig finde ich es einfach menschlich, wenn man emotional aufgewühlt ist auch laut zu werden. Ich erlaube mir, menschlich zu sein, selbst wenn das für die Kinder nicht immer optimal ist. Manchmal werde ich körperlich zu grob (reiße zum Beispiel unnötig doll an besagtem Besenstiel), da merke ich dann, dass das bei den Kindern eine Grenze überschreitet und nicht okay ist. Aber wenn ich "nur" laut werde, habe ich den Eindruck, dass sie das verkraften.

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Hey, vielen Dank für Deine Antwort!


Und auch ein großes Danke an alle anderen - es ist immer schwierig allen zu antworten. 😣

Erklärungen hat er bekommen, als es in den Wagen ging. Da kam sowas wie "Nein, es ist zu gefährlich, wenn du schon so müde bist. Straßen sind gefährlich, daher geht es jetzt in den Anhänger. Du darfst gleich auf dem Hinterhof noch einmal fahren."

Weigern wollte er sich natürlich trotzdem. 🤷

Während ich mit ihm gesprochen habe, habe ich mich auch schon entschuldigt, weil ich ihn zur Seite, also von der Straße, gedrängt habe.
Er wäre sonst frontal aufs Auto zu.
Für mich ist immer das "Danach" wichtig. Es wird sich also auch entschuldigt und ich erkläre ihm vieles. Nicht alles, vieles. Sind wir ehrlich, kein Mensch hätte so viel Geduld.
Denn er soll nicht denken, dass es ok ist ihn so anzuschreien. Aber er soll wissen, wann ich auch einfach Angst um ihn habe.
Klingt vermutlich komisch.

Liebe Grüße ❤️

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wenn Situationen ECHT gefährlich werden können, war ich immer laut - auch aus dem Affekt heraus.

-- Da musst Du kein schlechtes Gewissen haben finde ich. Besonders, weil man einem knapp dreijährigen ja nicht mit vernünftigen Argumenten kommen kann, ist ein harter SChrei, kurz bevor er vors Auto läuft oder eben links in den Verkehr rüber
zieht eben lebensrettend und da brauchst du kein schlechtes Gewissen haben.

So Tage gibts. Mama fertig, Kind müde, - gefährliche Situationen entstehen.... -- da gabs bei uns auch schonmal nen Schrei.

Alles richtig gemacht: wenn Kind müde ist, aus der Situation nehmen und trotz Gemecker eben in den Anhänger gepackt.

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Ist er auf dem Bürgersteig oder auf der Straße gefahren?

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Es ist eine kleine Straße. Da gibt es keinen Bürgersteig.
Davon ab gehen nur Gartensparte und es ist regulär immer extrem wenig Verkehr. Meist sieht man kein einziges Auto.

Zu dem Zeitpunkt kamen natürlich zeitversetzt gleich 3. 🙈

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Zeige mir die Eltern, die in JEDER Situation (egal wie gefährlich) ruhig bleiben.
Kenne ich niemanden.
Ja, hier gibt es eine Ermahnung. Evtl. noch eine zweite, wenn die Situation es zulässt. Beim dritten Mal folgt der Brüller. Wenn das Kind erstmal unterm Auto liegt, bringt mir die ruhigste Reaktion nichts. Dann ist es zu spät und gerade so kleine Kinder können keine Gefahren einschätzen.
Da liegt es an uns, einzuschreiten und sie zu schützen. Notfalls auch laut.
Und ja, dann ging es eben auch vom Laufrad runter.
Was ich hinterher immer gemacht habe - die Situation erklärt. Erklärt, dass das gerade sehr gefährlich war und ich einschreiten musste.

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So denke ich auch.

Lieber einmal wie im Hartz4-TV durch die Gassen brüllen, statt den schlimmsten Moment zu erleben.
Das ist ernsthaft eine Angst.

Aber man kennt sie ja, die Personen die immer Verbesserungsvorschläge für solche Momente parat haben, statt anzuerkennen, dass es normal ist. 😮‍💨

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Ich bin auch eher ruhig und schreie selten mal, aber glaub nicht, was für einen Anschiss mein Sohn gekriegt hat, als er sich während der Fahrt abgeschnallt hat, auf der Landstraße bei Tempo 100, zum Glück kam kurz darauf eine kleine Abzweigung wo ich schnell anhalten konnte.

Er hat dann auch geheult, aber es gibt Sachen, die macht man nicht und da ist eine Wiederholung lebensgefährlich. Er hat es nie wieder gemacht.

Kannte er bis dahin so auch nicht, weil ich sonst bei ungefährlicheren Sachen natürlich nicht geschrien hab, sondern ich esyihm immer wieder erklärt habe, bis es nach 150 Wiederholungen im Kopf angekommen war :D.

Von daher, an sich alles richtig gemacht, was die Erziehung angeht, aber bezüglich der gesetzluchr Vorgaben...
Es ist für Kinder in dem Alter strikt verboten auf der Straße zu fahren, nichtmal auf Fahrradwegen auf der Straße oder Fahrradschutzstreifen. Genau deswegen, weil die Zwerge unberechenbar sind. Erst ab 8 Jahren dürfen Kinder am Straßenverkehr mit dem Fahrrad teilnehmen, ab 10 Jahren müssen sie dann auf der Straße fahren.

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Vielen Dank für Deine Antwort.

Ja, das gesetzliche sehe ich absolut ein.
Wir sind in einer Kleinstadt in der es die Polizei natürlich nicht so genau nimmt.
Er fährt ja am ihnen winkend vorbei...

Die Szene mit dem Auto finde ich aber auch komplett nachvollziehbar. Wer kann da bitte ruhig bleiben?

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Du sollst das auch nicht einhalten weil die Polizei kommen könnte sondern weil du dein Kind und andere damit gefährdet,...

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Ich muss ganz ehrlich sagen, ich würde das Kind gar nicht auf der Straße fahren lassen. Mal davon abgesehen, dass es auch verboten ist, weiß man eben nicht, was doch so passieren kann.

Deine Reaktion ist aber völlig nachvollziehbar.

Mein Sohn hat sich mal hinten auf dem Radsitz abgeschnallt. Ich war so erschrocken, dass ich ihn ziemlich angeschnauzt habe. Hat ihn aber so beeindruckt, dass er das nie wieder gemacht hat.

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Beim Radsitz? Da hätte ich aber auch Herzrasen. 😣

Ja, es ist nicht gestattet in dem Alter.
Aber die Polizei in unserer sehr kleinen Stadt ist bei viel Schlimmerem noch entspannt.
Und die haben ihn ja schon das ein oder andere Mal gesehen. Und Zurückgewunkrn.

Ich muss aber auch sagen, dass sie ihn garantiert älter schätzen. Zwar nicht älter als 5, aber 5 haben wir schon gehört.

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Ach so, Regeln gelten nur, wenn die Polizei bei Nichteinhaltung direkt schwere Geschütze auffährt?
Wenn dein Kind nur auf dieser einen Straße fährt und die Polizei ihn da "das ein oder andere Mal gesehen" hat, dann kann die Straße sooooooo verkehrsberuhigt ja gar nicht sein. Sonst wären die da nicht öfters unterwegs.

Und was heißt, die haben sogar zurückgewunken? Er winkt also, während er Laufrad fährt?

Ihr seid echt mega leichtsinnig.

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In meinen Augen hast du alles richtig gemacht.

Wenn man manchmal nicht die Stimme erhebt, dann kann man Kindern auch Grenzen nicht erfahrbar machen.