Erziehungsstreit noch in der Schwangerschaft

Hallo ihr Lieben :)
Ich bin gerade zum 1. mal schwanger und bin in der 18. Woche. Mein Freund und ich (sind 5 Jahre zusammen, ü30) freuen uns schon riesig, hatten aber vorhin einen richtigen Streit, als wir über die Erziehung sprachen. Ich habe eine 6 jährige Nichte, bei der ich die Entwicklung und ‚Eigenarten‘ des Kindseins hautnah miterlebt habe & habe auch viele Freunde mit älteren Kindern. Mein Partner hingegen ist zwar Lehrer und hat theoriemässig viel mit Pädagogik gelernt, hatte bisher aber keine Kinder in seinem Umfeld. Nun hatten wir uns vorhin über Sportkurse unterhalten und dass ich dem Kind gerne versch. Alternativen anbieten möchte; mein Freund meinte dann jedoch, wenn es öfter nicht zum Sport / Hobby möchte, sei dies im Prinzip nicht zu akzeptieren und dem Kind ‚müssten die Konsequenzen aufgezeigt werden‘ (dh. es wird dann schlechter als die Mitspieler, die anderen sind sehr traurig ect). Ich hab ihm gesagt, dass es ganz normal sei, denn kleine Kinder sind wechselhaft, ihnen ist schnell langweilig und sie möchten sich ausprobieren. Er meinte, dass das Kind dann für das spätere Leben kein Durchhaltevermögen erlernt und sich dann definitiv auch nicht in der Schule anstrengen wird … noch schlimmer fand ich aber gerade den streit zum spielen: ich hab gesagt, dass Kinder oft ein Spiel hervorholen und nach 5 min keine Lust mehr drauf haben und ein anderes anfangen möchte. Mein Partner war der Meinung, dass das nicht geht und das ein Spiel beendet werden muss, bevor das nächste begonnen wird. Ich war gerade richtig entsetzt und sagte ihm, dass Kinder so nun mal nicht ‚ticken‘ und man nicht nach seinen eigenen Vorstellungen gehen kann. Er ist der Meinung, das das zur Erziehung dazu gehört und wichtig sei… Ich bin gerade ziemlich traurig, weil es für mich so klingt, als wenn er nur eine ‚Sache‘ / einen Erwachsenen vor sich hat, den er nach seinen Wünschen und Bedürfnissen formen möchte, da sonst ‚später aus dem Kind nichts wird‘. Dass ein Kind seine Sachen mit wegräumt und Ordnung hält (was mir wiederum wichtig ist und was ja auch spätestens in der Kita wichtig wird) betrachtet er hingegen als Schwachsinn.
Wie würdet ihr damit umgehen? Sehe ich das nur falsch? Aber ein Kind sollte doch sein Kindsein ausleben :( Wie geht ihr bei untersch. Erziehungsmeinungen um?

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Ich würde erstmal abwarten wie es am Ende wirklich ist und mich da nicht jetzt schon streiten.
Ich hatte auch genaue Vorstellungen wie ich mein Kind erziehe und wie ich mich da durchsetze. Am Ende kam das meiste anders als Gedacht :D
Als kinderlose hat man da meistens immer noch ne andere Vorstellungen.

LG Lilie

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Kurz und knapp…
Kinder sind sprunghaft aber wenn man sich für ein (teilweise teures) Hobby entschieden hat, heißt es auch erstmal wenigstens ein Jahr durchhalten. Mein Sohn weiß das und akzeptiert es weitgehend. Natürlich hat man trotzdem immer die Option zu lockern, wenn man merkt, dass etwas gar nicht klappt.

Und dein Mann hat vollkommen recht was die Sache mit dem Durchhaltevermögen angeht. Wenn man sich nach dem Schnuppern fest dafür entscheidet, dann muss man es auch erstmal durchziehen.

Wenn die Kinder noch klein sind, machen sie ohnehin erstmal ganz unspezifische Dinge, die die Eltern vorgeben (Kinderturnen). Da stellt sich die Frage noch nicht.

Und ganz allgemein würde ich mir erst über so etwas Gedanken machen, wenn es so weit ist. Differenzen bzgl. der Erziehung kommen immer mal wieder vor, sind aber in der Regel nicht dramatisch. Man kann ja drüber reden…

Alles Gute☺️

Bearbeitet von Loewenzahn14
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Hm, was, wenn man schon früh merkt, dass einem das Hobby gar nicht liegt oder es nichts bringt?

Ich hatte zwei Hobbys dieser Art.
Einmal als Kind Reiten, was bedeutete, dass der "Reitlehrer" in der Mitte die Tempi angab und die Reiter im Kreis hintereinander ritten. Ich bekam als Neuling einen älteren Reitschüler (vermutlich so um die 13 Jahre alt) zum Führen und gelegentlichen Erklären. Die Erklärungen kamen bei mir teilweise falsch an. Ich habe das dann ein paar Mal mitgemacht, war auch begeistert, merkte aber, dass ich wenig lernte und weit davon entfernt war, selbst reiten zu können, also ohne diese Gruppe. Das war dann irgendwann rausgeworfenes Geld. Ich hatte die Erfahrung gemacht, aber die weitere Teilnahme brachte mir nichts und meinen Eltern nur Kosten.

Als Erwachsene hatte ich ein halbes Jahr Klarinettenunterricht und war froh, als das vorbei war, weil das Spielen extrem anstrengend für mich war. Offenbar liegen mir diese Art Blasinstrumente gar nicht. Einziger Gewinn: ich weiß jetzt, dass ich wohl das Saxophon von der Bucketlist streichen werde, weil das eine ähnliche Art Ansatz hat.
Drei andere Instrumente, die ich gelernt bzw. autodidaktisch gelernt habe, habe ich mehr oder weniger weitergeführt, zwei davon recht intensiv. Soll heißen: Interesse und Durchhaltevermögen für Instrumente ist schon da, nur leider halt nicht für Klarinette.

Meine Schwester hat intensiv Sport getrieben vom Kindergartenalter an und mit Anfang 20 mal Gitarrenunterricht genommen. Den hat sie nach einem halben Jahr aufgegeben, weil das Spielen an den Fingern zu weh tat und sie merkte, dass Gitarrehören für sie doch interessanter war als Gitarrespielen. Dabei hatte sie sich schon eine eigene Gitarre für 400€ gekauft.

Jetzt frage ich:
WARUM sollte man etwas ein Jahr durchhalten (und als Elternteil zahlen), wenn allen klar ist, dass man das nicht weiterführen wird, das man keinen Erfolg darin haben wird, dass man es hasst und evtl. auch einfach kein Talent dafür hat? Wenn man nach ein paar Wochen weiß, dass man diese Sache fallen lassen möchte und evtl. lieber eine andere aufnehmen möchte?
Ich habe bspw. gelernt, dass mir wohl Streichinstrumente besser liegen als Blasinstrumente, jedenfalls solche mit Blatt. Andere mögen keine Ballsportarten oder hassen Übungen auf dem Schwebebalken. Warum sollte man so etwas dann ein Jahr lang einmal wöchentlich machen müssen? Nur, weil man sich das anders vorgestellt und erst mal Interesse dafür gezeigt hat, bis man wusste, wie es wirklich ist?

Bearbeitet von Toschkalee
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Manchmal dauert es ein Weilchen, bis sich Freude (und ggf. Erfolg) einstellen.

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Jetzt lasst doch das Kind erstmal kommen 😅
Diese Streits sind sowas von überflüssig. Ihr müsst euch darüber tatsächlich noch gar nicht unterhalten sondern erstmal schauen wie es wird. Und glaubt mir, ihr werdet ganz viel ganz anders machen als ihr jetzt denkt. Das könnt ihr wirklich noch nicht wissen und deshalb ist es auch komplett umsonst verschwendete Energie.
Wir lachen heute noch darüber als wir miteinander mit 1. Kind im Bauch beschlossen haben, dass wir unser Leben nicht ändern, nur weil wir ein Baby bekommen 🤣 Zum totlachen 🤣 Aber wir haben es wirklich geglaubt.

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Ich muss auch immer noch lachen als ich vor der Geburt gesagt habe: ich stille so lang wie möglich. Nach 3 Monaten hatte ich eigentlich schon keinen Bock mehr 😅
Oder: ich lass mein Kind frühestens mit 3 Jahren fremd betreuen 😉

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Auch ich habe meine Prinzipien nach der Geburt säckeweise auf den Sperrmüll gebracht. :-D

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Hallo du,

beide Ansichten haben ihre Berechtigung.
Jetzt darf das Baby erstmal kommen und dann werdet ihr vermutlich beide ein wenig von eurer Position abkommen und angleichen.

Ärgere dich nicht. Davon kann man als Familie doch profitieren. Schlimmer wäre es, wenn es einem ganz egal wäre. Ihr wollt beide das beste für das Kind. Das ist eine sehr gute Grundlage.

Alles Gute!

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Bist du sicher, dass ihr das gleiche Kind vor Augen habt? Ich würde die Frage nach dem Durchhalten nämlich bei einem Dreijährigen anders beantworten als bei einem 12-jährigen.

Das mit dem Sachen wegräumen würde mich zu der Frage veranlassen, wer es denn sonst machen soll. Also wenn er sich in der Rolle desjenigen sieht der ständig dem Kind hinterher räumt und du hättest nichts damit zu tun, ließe sich darüber reden.

Aber auch hier: welches Alter ist denn gemeint?

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Das gleiche hab ich mich auch gefragt.
Als Lehrer sieht man auch sehr viele Dinge bei Kindern, die man erschreckend findet. Und man wünscht sich so sehr, dass sein eigenes Kind nicht auch so wird. Aber definitiv macht es einen Unterschied, in welcher Entwicklungsphase sich das Kind befindet

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Ja, also er sieht seinen ‚Erziehungsansatz‘ tatsächlich schon wichtig ab Kleinkindalter 🙄 Sprich, wenn das 3jährige Kind einen Turm aus Bauklötzen basteln möchte und nach 4 Steinen lieber puzzeln will, möchte mein Freund erst den Turm zuende bauen, weil ihm ‚das Kind sonst auf der Nase rumtanzt‘ & es stattdessen erzogen werden soll - seiner Meinung nach fängt die Erziehung zum Durchhaltevermögen und Fleiß bereits in dem Alter an & darüber stritten wir uns gestern, weil ich anderer Meinung bin

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Solange das Kind noch nicht da ist würde ich solche Diskussionen gar nicht anfangen. Bis es zu einem "Hobby" kommt ist das Kind mind 5 Jahre alt.

Glaub mir, der Alltag mit Kind ist sehr vielfältig. Man muss manchmal seine Andichten und Ideen über den Haufen werfen... manchmal die Erziehung überdenken.

Am Anfang als Baby sind die Themen: Schlafen und Essen im Vordergrund. Vielleicht wie wickeln oder wie tragen... auch da gibt es verschiedene Ansichten und mehrere gute Wege. Lasst es auf euch zukommen.

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So lange das Kind noch nicht mal geboren ist, bringen euch solche theoretischen Gedanken zum Thema Erziehung nicht weiter. Wahrscheinlich ist es normal, dass sich jeder vor der Geburt so seine Gedanken macht wie man dieses und jenes machen möchte. Und dann ist das baby da und man wirft mindestens die Hälfte von dem was man sich da so schön überlegt hat über board und zwar völlig automatisch und ohne darüber nachzudenken oder zu diskutieren.

Wie es wirklich mit eigenen Kindern ist, wisst ihr beide nicht und wie das Kind wird, wisst ihr auch nicht, denn was bei dem einen Kind total sinnvoll und wichtig ist, kann bei dem anderen kontraproduktiv sein, einfach weil auch so kleine Menschen nicht alle gleich sind.

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Vielen lieben Dank für eure zahlreichen Antworten :) Das mit dem ‚erstmal kommen lassen & dann beizeiten gucken‘ Versuch ich mir auch immer vor Augen zu halten zumal mir jeder mit Kind auch schon bestätigte, dass man am Ende eh vieles anders macht, als man es sich vorher evtl. vorgenommen hat. Mir machte es gestern nur ‚Angst’ bzw Bedenken, dass mein Freund irwie nur auf Grundlage seines Pädagogik-Studiums alles anwenden will, obwohl das mMn. nicht geht, weil Kinder halt Kinder sind und das Leben nicht NUR aus Erziehung und regeln bestehen sollte- aber so kommt es mir bei ihm rüber :( das heißt nicht, dass mir Grenzen & regeln bzw allg. Erziehung nicht wichtig ist; aber ich finde es nicht richtig, ein Kind zu ‚zwingen‘ / zu überreden ein bestimmtes Spiel zu beenden, bevor ein neues begonnen wird, da Kinder nur mal sehr wechselhaft sind (& ihm die Praxis Erfahrung komplett fehlt).

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Naja aber das ist halt total Kind uny altersabänig. Manche Kinder brauchen da mehr Hilfe als andere und manche müssen eben auch das Spielen " lernen ". Spiele für Kleinkinder gehen ja schnell und da finde ich schon das man es zu Ende spielen kann und sollte. Oder das man seinen Turm weiter baut mit Papas Hilfe und nach ein paar Minuten dann zu einem neuen Spiel wechselt. Irgendwie muss man ja trainieren die Ausdauer zu bekommen ein Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Spiel durchzuhalten, ein Zeitgefühl zu entwickeln etc. Dein Parnter wird das Kind ja sicherlich nicht anbinden und zwingen zu spielen.
Aber das sind Konflikte die ihr wie gesagt dann austragen könnt wenn es soweit ist, Situations und Kind abhängig

LG Lilie

Bearbeitet von lilie93
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Das ganze Pädagogik-Studium kann auch ganz schnell vergessen sein, wenn das Kleine ihn mit großen Augen (gern auch mit Tränchen drin) anschaut und ein jämmerliches "Paaapaaa" ertönt. Lass es auf euch zukommen, im Ernstfall kannst du immer noch in der Situation intervenieren.

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Der Streit war überflüssig, es kommt eh immer alles anders, als man denkt.

Ich finde es völlig legitim, das Eltern unterschiedliche Ansichten zu einigen Themen haben, es ist dann die Kunst da eben einen zum Kind passsenden(!) Mittelweg zu finden. Und ja, es kommt manchmal auch vor, das man keinen findet. Aber das alles , worüber ihr gestritten habt, das sind ungelegte Eier. Vor euch wird erstmal ein ein hilfloses, kleines Wesen liegen, das erstmal ganz andere Bedürfnisse hat, als eure Themen gestern.
Kinder ahmen uns am Anfang nach, wir legen die Grundsteine und unser Ziel ist es doch, das aus diesem hilflosen kleinen Wesen über viele Jahre ein eigenständiger Mensch werden kann. Udn bekannltoich führen viele Wege nach Rom.

Wirklich wertvoll empfinde ich im Nachgang, das wir beide sehr viel in der Schwangerschaft über unsere eigenen Kindheiten gesprochen haben. Das war nie geplant, das kam einfach so. Das hat dafür gesorgt, das wir eben auch einen anderen Blickwinkel einnehmen konnten und später wussten, warum der andere reagiert, wie er reagiert.

Schlußendlich ist vieles in der Kindererziehung eben auch einfach Try and Error.