Geschwisterbeziehung

Hallo zusammen,

vielleicht habt ihr ja Ideen zu folgendem Problem: Ich fürchte, dass ich meine zwei Söhne (2 und 5 Jahre alt) in unabsichtlich Rollen (Rebell und Muttersöhnchen) drücke. Der kleine verhält sich altersgerecht und macht viel Quatsch, hört nicht wirklich etc. Ich weiß, dass der Große hören kann und gut mitmachen kann.
Dadurch dass meine Energie und Aufmerksamkeit öfter dem Kleinen gilt (beim Anziehen, Essen, Laufen,etc. ), kommt der Große oft zu kurz. Ich habe Angst, dass der Große dadurch gedrängt wird, immer zu hören, immer brav zu sein. Da ich nicht die Energie für zwei Kämpfe habe.
Und wenn ich mich doch dem großen zuwende, hat der Kleine sehr viel Freiheiten.
Ich möchte die Geschwisterbeziehung nicht negativ beeinflussen und dass jeder meiner Söhne seinen Platz findet.
Ich selber habe einen älteren Bruder, der selbst jetzt mit 30 Jahren noch brav auf Mami hört und ich war/bin eher von der etwas rebellenrischen Variante. Muss das so kommen? Was kann ich tun, dass es nicht so kommt?
Danke für euren Input.

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Wir hatten oder haben ein großes „Musterkind“ und hatten in der Vergangenheit einen kleinen Rebellen.
Eigentlich dachten wir, wir hätten beide gleich erzogen…
Da ich genauso gedacht habe wie du und vor allem dem Kleinen, keine Rolle („Kleiner Raudi“ - das war er ein paar Jahre lang definitiv) vorgeben wollte, habe ich bewusst positive Dinge an ihm herausgestellt, auch wenn ich oft viele Anstrengende gefunden hätte. Also statt zu sagen, „du schreist hier mal wieder die ganze Zeit rum wenn dir was nicht passt…wie immer, typisch“ habe ich gesagt, „beim letzten Mal, als dir etwas nicht gepasst hat, hast du gesagt was dir nicht passt und nicht geschrien. Das fand ich gut von dir.“ (auch wenn das natürlich die Ausnahme war). Natürlich habe ich auch zwischendurch mal ganz unpädagogisch unmissverständliche und scharfe Ansagen gemacht aber ich wollte nicht, dass er sich selbst als dieses rebellische Kind abgestempelt fühlt.
Außerdem habe ich penibel darauf geachtet, die Große möglichst nicht zu vernachlässigen, was bei unserem Troublemaker gar nicht so einfach war. Wichtig ist es auch, denke ich, absolut gerecht zu sein. Ich hasse diesen Satz „Du bist das große Kind, gib doch bitte nach.“
Ich habe meine Große nie darum gebeten, wegen irgendwas zurück zu stecken, nur damit der Kleine nicht ausflippt oder seinen Willen bekommt. Da war sie eher die, die es dem Kleinen schnell recht machen wollte, damit sich der nicht aufregt und ich die, die sie ermutigt hat, konsequent zu bleiben und ihn toben zu lassen. Somit hat sich glücklicherweise auch nie Eifersucht entwickelt und sie mögen sich immer noch sehr und haben eine innige Beziehung zueinander (7 und 10 Jahre).
Man kann sich alles mögliche denken und innerlich fluchen. Wichtig ist, dass man dem Kind keine Rolle zuspricht. also einfach nicht laut ausspricht und die positiven Dinge betont. Selbstverständlich darf man auch sagen, dass man selbst gerade genug hat oder dass man etwas nicht in Ordnung findet, gerne auch unmissverständlich. Und dass man sie lieb hat, das kann man gar nicht oft genug laut sagen :)

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Kling völlig normal.

Unterm Strich ist es eigentlich oft so, dass bei zwei Kindern eins extrovertiert und eins introvertiert ist. Du drückst sie nicht in Rollen und der Geschwisterbeziehung tut das keinen Abbruch.

Für deine Kinder ist das, was sie jetzt erleben ja die Normalität.

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Es kommt auch auf den Charakter der Kinder an. Es gibt nun mal ruhigere Kinder, lautere Kinder, schüchterne Kinder usw. Das hat nicht immer unbedingt etwas mit der Erziehung oder den Geschwistern zu tun.

Gibt es denn schon ernstere Probleme zwischen den beiden?

Unser Ältester ist eher ein ruhiger. Er ist nicht schüchtern, kann auch mal richtig aufdrehen, aber generell ist er eher ruhig.
Unsere Zwillinge (1,5 Jahre jünger) sind das Gegenteil. Laut und wild.
Das tut der Geschwisterbeziehung oder der individuellen Entwicklung keinen Abbruch. Sie spielen zusammen, sie streiten auch mal und wenn es zu viel ist, dann spielt jeder für sich. Der große ist so und die Zwillinge sind so. Darüber denken die Kinder wahrscheinlich gar nicht nach, sondern nehmen es einfach hin.

Wenn du wirklich das Gefühl hast, dass dein großer zu kurz kommt, also wirklich deutlich zu kurz kommt, dann solltest du daran arbeiten. Gar nicht in Bezug auf deinen hier geschriebenen Text.

Bearbeitet von jaana95