Ratlos wegen Verhalten des Kindes mit Belastung aller in Familie

Guten Abend!
Ich weiß, dieser Beitrag wird ausführlicher werden. Ich muss weit ausholen, um Einblicke zu geben, die dann vielleicht hoffentlich jemand von Euch dazu bewegen zu können, mir oder uns weiterzuhelfen.
Wir haben zwei Kinder. Das jüngere Kind (2015) bereitet uns große Sorgen. Es wird nicht älter und vernünftiger, sondern täglich wagemutiger, unberechenbarer, hört auf keinerlei Anweisung. Stur, eigensinnig und oft auch laut und schreiend. Will nie spielen, beleidigt uns als Familienmitglieder ständig, tritt und haut um sich bei Wut gegen uns, gegen Möbel. Interessiert sich nur für Dinge aus der Erwachsenenwelt, benutzt nur fremde Sachen. Will nicht gefallen und Anschluss finden. Will kommandieren und leiten. Jede Aktion, jedes Spiel. Ein harmonisches Miteinander unmöglich. Im Kindergarten geht es besser. Zu Hause gar nicht. Radfahren, spazieren gehen, Spielplatz, alles nicht normal möglich. Es werden immer extreme Reize gesucht. Ständig in Alarmbereitschaft und Gefahrenbegrenzung gefühlt als Eltern. Ein Nein wird ignoriert. Unser zweites Kind ist nicht so, Fehler in der Erziehung ist es nicht.
Wir waren vier Wochen zur klinischen Abklärung. Da wurden viele Sachen gemacht, Physio, Ergo, Logo, Psychotherapeut, Interaktion Eltern Kind. Ergebnis: Keines. Normaler iq.
Eine Schwäche der Wahrnehmung. Das war’s. Wir sind ratlos, und rastlos. Wir haben eine ambulante Hilfe jede Woche. Zur Entlastung. Um neutrale Meinung zu bekommen. Besser wird es nicht. Auch hier zeigt unser Kind solches Verhalten. Eine Diagnose neu wird geraten.
Aber mutet man da nicht zu viel zu ? Wieder bei null beginnen? Hat jemand ein Kind mit ähnlichen Verhalten? Eine Idee, wonach man suchen soll und kann ?

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Sein Verhalten liegt natürlich weder an euch, noch an eurer Erziehung.
Ich weiß, das willst du nicht hören aber ich glaube, ein Stück weit musst du vielleicht auch lernen, das Kind zu akzeptieren wie es ist. Denn realistisch betrachtet wartet da draußen keine Heilungs-Pille auf deinen Jungen.
Und dann würde ich euch auch raten, weitere Diagnostik machen zu lassen. Eventuell einen Gentest. Wart ihr mal im SPZ?
Eine Zweitmeinung eines anderen (guten!!!) Kinderpsychologen wäre auch ungemein wichtig.
Aber bedenke immer: eine Diagnose gibt der Sache "nur" einen Namen.
Therapien können Erfolge bringen.
Aber ändern wird das alles deinen Jungen nicht!

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es zwar erleichternd ist, wenn man endlich Gewissheit hat aber dein Kind bleibt dein Kind, die Belastung wird vermutlich immer relativ extrem sein durch ihn, was auch immer er tatsächlich hat.

Alles Gute auf jeden Fall
Und von Herzen viel Erfolg bei der Diagnostik!

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Hallo,

wurde euer Kind schon mal auf Autismus-Spektrum-Störung (Asperger Autismus oder Atypischer Autismus) untersucht?

Seid Ihr mit eurem Kind in einer Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie angebunden?

Wie verhält sich euer Kind anderen Kindern gegenüber? Altersentsprechend sozial und empathisch? Kann es altersentsprechend mit anderen Kindern kommunizieren und hat auch Interesse daran mit anderen in Kontakt zu sein?

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Im Umgang mit anderen kann es Mitgefühl zeigen. Es gibt zwei Freundschaften im Kindergarten, beide sind aber gutmütig und folgen den ständigen Anweisungen. Es ist nie ein nettes Zusammenspiel. Durch die Kreativität und das externe Geschick ist es aber scheinbar toll, mit meinem Kind zu spielen. Erwachsene sind verzückt und verwundert oft über das Geschick und den mächtigen Wortschatz. Das war schon früh so. Generell ist das Verhalten immer so, dass es egal ist was das gegenüber denken mag. Getreu dem Motto: meine Regeln oder geh vom Acker.

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Wenn Autisten nicht so stark betroffen sind, können sie durchaus Empathie zeigen.

Ein Kumpel unseres Sohnes ist so ein leicht betroffener Autist. Der macht sich sehr wohl Gedanken um andere Menschen und Tiere, braucht aber einen Schulbegleiter und macht auch einen Haufen Mist, weil ihm keiner gesagt hat, dass er genau DAS nicht tun soll. ;-)

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Hallo!

Euer Kind nimmt die Welt anders wahr als ihr. Die Diagnose habt ihr doch schon. Deshalb benimmt es sich anders.
Ändern könnt ihr es nicht, nur lernen damit anders umzugehen. Euer Kind ist so wie es ist.

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Darf ich raten ? Du hast kein Kind mit ähnlichen Verhalten? Solche Antworten hört man oft vom Umfeld, die die Tragweite der Belastung nicht verstehen, da nie so erlebt. Eine Schwäche der Wahrnehmung bedingt keine Aggression, Wut, komplette Verweigerung von Benimmregeln, Horten von eigenen Dingen, usw

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Bitte such dir einen guten Psychiater. Bei einer Bekannten wurde sie auch bis das Kind 7 Jahre alt war abgewimmelt von den Ärzten. Am Ende hatte das Kind ADHS (hat man als Außenstehender schon mit 2 gesehen) und es wurde nur durch Ritalin normal. Ergo hatte bei denen auch nichts gebracht.

Also bitte gehe zu einem Pyschiater der euch eine Diagnose stellt. Ich meine wenn er 2015 geboren ist muss er 2021/2022 in die Schule, das geht bei so einem schwer betroffenen Kind ja schlecht ohne Medikamente.

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Oder schlecht ohne Schulbegleitung (Integrationsassistenz), welche aktuell immer häufiger beantragt und bewilligt werden. Und ja, eine Schulbegleitung kann helfen das Kind in die Gesellschaft einzugliedern, aber kann auch stigmatisieren und Anlass für Hänseleien werden...

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Nicht jede Schulbegleitung kann mit so einem Kind umgehen, der Autistische Sohn hatte eine Dame die sich gut auf ihn eingelassen hat und nach der 2 weitere bei denen es zu handgreiflichkeiten und Ablehnung kam.

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Guten Abend:)
Schwäche der Wahrnehmung? Wie ist das denn gemeint? Richtung ADHS? Dann wären Aggressionen, nicht an Regeln halten können, etc. ja schon nachvollziehbar im Sinne der Diagnose. Bei leichteren Formen von Autismus würde auch vieles zutreffen. Bei beiden Diagnosen können ja auch Kreativität und hohe Intelligenz vorhanden sein.
Würde mir in Ruhe Beschreibungen von möglichen Diagnosen durchlesen, schauen wo ihr euer Kind am ehesten wiederfinden könnt und mich an entsprechende Fachärzte wenden.
Jedes Kind ist einzigartig und keine Diagnose trifft vielleicht komplett auf euer Kind zu, oder auf den ersten Blick nicht. Wenn man weiß in welche Richtung es etwa geht kann man aber hoffentlich eine gute Therapie finden.

Viel Erfolg und alles Gute! Julia

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Oh je. Das klingt echt wahnsinnig anstrengend.
Auch wenn das Kind über 4 Wochen hinweg getestet wurde, würde ich dennoch dazu raten, euch einen Termin bei einem Kinder- und Jugendpsychiater geben zu lassen.

Mein Großer leidet an ADS. Er war zwar nicht so extrem wie euer Kind, aber gewissen Parallelen sehe ich durchaus.

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Hey!

Klingt für mich, als selbst Betroffene, nach ADHS.
Aber auch adhs kann in zig Facetten auftreten und ist schwer im Alter eures Kindes zu diagnostizieren, weil eine gewisse Unreife in dem Alter normal ist und sich bis zur Schule noch geben kann.

Ich habe beim letzten Termin gefragt, wie wir bei meinem Sohn vorgehen würden, wenn er es hätte. Antwort der Ärztin: bis zur Grundschule warten und dann eben bei Schwierigkeiten, die nicht in den Griff zu kriegen sind, reagieren.

Ich würde, wenn noch nicht geschehen, für viel Bewegung sorgen und Medien + Zucker reduzieren. Präzise Regeln und Absprachen einführen. Damit kannst du definitiv etwas auffangen.

Wann kommt euer Kind denn in die Schule?

Ich bin selbst Lehrerin und unterrichte kein ADHS-Kind, das vernünftig eingestellt ist und eine Schulbegleitung braucht.
Wir arbeiten mit Schulbegleitern, aber die Mitschüler wissen in der Regel nicht, dass die für ein einzelnes Kind da sind. Meist halten die sich nur in der Umgebung auf und sind bei diesem Kind zur Stelle, wenn es Hilfe braucht. Gucken ansonsten aber auch bei den Kindern drumherum.

Du kannst in eurem Umkreis gucken, ob es dort in einer Uniklinik eine ADHS-Ambulanz für Kinder und Jugendliche gibt.

Liebe Grüße
Schoko

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Ja. Schulbegleitung hätte ich gern auch, leider ist die Diagnose dafür auf Papier so gering, dass noch unklar ist, ob das genehmigt wird. Laut Schule wäre das eine Kraft, die wie von dir geschrieben, nicht direkt meinem Kind zugeordnet wird und auch andere Kinder unterstützt.
Da wir in einer psychischen Klinik waren zur Abklärung, hätte ich erhofft, da käme mehr raus. Kinderpsychologe waren wir, Neuropädiatrie, EEG, es wurde schon so viel gemacht.. aber es kam nur die WS dabei raus, die seit mehr als 1 Jahr durch ergo trainiert wird. Wir sind ratlos. Und kraftlos. Und verzweifelt. Sogar überfürsorge und Eheprobleme wurden unterstellt.ohne Worte wirklich. Beides kann ich ausschließen. Unser anderes Kind entwickelt sich ja gänzlich normal und wird nicht anders erzogen.

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Wurde adhs ausgeschlossen?

Ich würde in eine adhs-Sprechstunde gehen.
Kann es im Klassenraum zuhören? Sich konzentrieren? Hat es Struktur und kann Ordnung halten?

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Ein normaler IQ liegt zwischen 85 und 115.
Das ist eine ziemlich große Spanne.
Weisst du den genauen Wert und kennst auch die einzelnen Unterwerte?

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Ja, der Wert lag genau mittig zw der Skala Minimum u Maximum. Aber das war eine Momentaufnahme u Tagesform abhängig. Arzt u Betreuerin gehen davon aus, dass der Test nicht genau ist, zumal mein Kind extrem schlau ist u auffallend Wissensdurst hat. Eigentlich wurde immer Hochbegabung vermutet, der Test hat dies aber nicht bestätigt.

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Ich habe gerade mit einer Therapeutin telefoniert, die mir auch zum IQ-Test riet.
Sie betonte, dass man sich wohl fühlen muss, um den Test valide zu lösen. Hat sich dein Kind wohl gefühlt?
Wenn man hochbegabt ist, aber diese Fähigkeit nicht umsetzen kann, dann können solche Symptome, die ADHS gleichen, entstehen.

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War es eine ambulante oder stationäre Abklärung?

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Stationär