Bin ich eine schlechte Freundin?

Ich bin Mutter und Ehefrau, dennoch bin ich recht jung und habe eine Freundin die ebenfalls schon ein paar Jahre verheiratet ist, sie hat kein Kind.

Aufgrund verschiedener Dinge gab es Ehekrach und sie hat sich über Nacht davon gemacht und denkt nun intensiv über eine Scheidung nach. Als dies passiert ist hat sie sofort von mir verlangt, dass sie nun zu mir kommen muss um zu reden. Ich habe mir eine Ausrede einfallen lassen damit es nicht dazu kommt.
Ich kann mir nicht erklären warum aber ich habe absolut keine Lust und auch keine Nerven dafür Energie in diese Sache zu stecken. Mein ganzer Körper sträubt sich dagegen für sie da zu sein obwohl sie mich braucht. Ich fühle mich so sehr unter Druck gesetzt und ich wünschte das ich nicht mit ihr befreundet wäre. Es kostet mir im Moment so viel Kraft Zeit mit ihr zu verbringen. Ich glaube sie versteht nicht das ich ein eigenes Familienleben habe und das es sehr viel Mühe und Anstrengung kostet dieses am laufen zu halten. Außerdem wäre es mir sehr unangenehm mich um sie zu kümmern wenn sie beispielsweise weinen muss da ich nie weiß wie ich damit umgehen soll. Ich bin wirklich schlecht darin zu trösten. Auch vor meinem Mann ist mir das alles unangenehm. Er bekommt das natürlich mit und weiß auch darüber Bescheid. Er meinte auch zu mir das er es irgendwie unangemessen findet.

(Ich muss sagen, ich kenne das alles auch nicht so, dass man solche intimen Probleme stundenlang am Telefon mit jemand anderem bestricht anstatt sich mit seinem Ehemann an einen Tisch zu setzen.)

Jedenfalls verstehe ich es natürlich das sie eine Freundin braucht aber aus irgendeinem Grund sagt mir mein Bauchgefühl das ich das alles nicht will. Ich will mich nicht darum kümmern müssen. Und ich will nicht stundenlange Gespräche führen müssen um so ein intimes Thema was eigentlich nur die beiden angeht. Ich habe so schon kaum Zeit für mich und ich weiß jetzt schon das diese Gespräche sich immer nur im Kreis drehen werden man wird die Thematik 100x durchkauen und sowieso nur auf der gleichen Stelle treten.

Ist das normal das ich so denke? Oder bin ich einfach nur egoistisch und selbstsüchtig?

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"Ist das normal das ich so denke? Oder bin ich einfach nur egoistisch und selbstsüchtig?"

Ich finde es nicht normal und ja, ich finde du bist egoistisch und selbstsüchtig.

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Nein das ist nicht normal. Du malst dir jetzt schon das Gespräch aus. Ist doch klar, das du dann keine Lust hast. Du liest dich sehr pessimistisch.

Als egoistisch würde ich dich vielleicht nicht bezeichnen. Es gibt nunmal Menschen, die nicht so gut mit den Emotionen anderer zurecht kommen. Das ist auch völlig ok. Nur, wenn deine Freundin dir wichtig ist, solltest du schon für sie da sein, ganz ungezwungen. Vielleicht ist sie einfach keine passende Freundin für dich, und du nicht für sie. Schade eigentlich. Aber sei ehrlich zu ihr. Das wäre fair.

Alles gute

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Wie eng ist denn die Freundschaft?
Also wenn ich so überlege, kann man bei dem was du schilderst generell nicht von Freundin sprechen, denn dann würdest du anders empfinden.
Ist denn mal was vorgefallen zwischen Euch?

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Ich denke teils teils. Wenn es meiner Freundin schlecht geht, bin ich für sie da und wir können auch private Sachen und Probleme besprechen.
Zum Thema trösten: keine leeren Floskeln verwenden, statt dessen selbst benennen, wenn die Situation schei*e ist. Ansonsten zuhören und aushalten. Oder auch fragen, ob deine Freundin Lösungen oder ob sich nur auskotzen möchte. Du hast doch auch Kinder, die tröstest du doch bestimmt auch?
Was ich allerdings nicht brauche, sind Energievampire, bei denen es ständig nur um sie und wie schlecht es ihnen doch geht. Ob deine Freundin so einer ist, kannst nur du bewerten.

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Ich finde dich jetzt nicht besonders egoistisch, aber ich finde, dass es zu einer Freundschaft gehört, dass man in solchen Situationen füreinander da ist.
Gut, man hat ja tatsächlich nicht immer Zeit stundenlang Gespräche zu führen, aber ich habe den Eindruck, dass du das nicht nur wegen Zeitmangel nicht möchtest.
Vielleicht bist du eher der Mensch, der mit Bekannten besser zurecht kommt als mit engen Freundschaften?

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Du bist m.E. keine schlechte Freundin sondern gar keine Freundin. Denn wenn Ihr wirklich Freundinnen wärt, dann würdest Du für sie da sein wollen und sie nicht anstrengend und nervig finden. So wie Du es beschreibst, seid Ihr aus Deiner Sicht zumindest nur Bekannte. Echte Freundinnen erzählen sich alles, da gibt es kein "zu privat". Ich finde es völlig normal, dass sie sich mit einer Freundin austauschen will in ihrer Situation, und nicht mit dem Mann, von dem sie sich trennen will, das allein klären kann. Wenn Du das nicht normal findest, bist Du auch keine Freundin. Vielleicht bist Du einfach der Typ Familienmensch, dessen bester und einziger echter Freude der Partner ist und der darüber hinaus keine anderen engen Bezugspersonen braucht. Das ist ja auch in Ordnung, aber scheinbar hat deine "Freundin" mehr in dir gesehen als das.

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Also ich wäre enttäuscht von einer Freundin, die in so einer schwierigen Zeit nicht für mich da ist, wenn kein guter Grund (Kind krank o. Ä.) vorliegt. Daher würde ich eure Freundschaft eher als Bekanntschaft einstufen, von einer Freundschaft erwarte ich persönlich mehr.
Ist ja aber auch nicht schlimm, wenn Du da anders gestrickt bist und dir solche Gespräche nicht liegen und es dir schwer fällt jemanden zu trösten.
Es dürfte aber schwierig werden ihr das schonend beizubringen. Besonders, wenn es ihr gerade schlecht geht. Musst du wissen, ob du die Freundschaft beendest oder weiter Ausreden erfindest.