Kinderwunsch und gleichzeitig schlechte Nachrichten

Hallo
Ich bin neu hier und stelle mich mal vor. Ich bin Naseweis und seit letztem Mai verheiratet. Ich bin zwar noch recht jung 25, hatte aber schon immer eine vagen Kinderwunsch. Deswegen habe ich mich dazu entschieden in den öffentlichen Dienst zu gehen. Seit kurz vor der Hochzeit wurde er bei mir und auch bei meinem Mann stärker. Wir waren uns einig, dass es wegen der unklaren Corona Regelungen vernünftiger wäre noch ein bisschen zu warten.
Das ging auch recht gut. Bis vor 3 Tagen. Da hatten wir ungeschützten Sex. Vom Zeitpunkt kann es sein, dass ich schwanger werde und ich würde mich sehr darüber freuen.
Am nächsten Tag wollte ich mich mit meinem Mann unterhalten wie sehr ich freue, dass wir es nach dem Rumgeeiere im letzten Jahr ernsthaft probieren. Als er die Tür geöffnet hat, habe ich schon gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Es gibt schlechte Nachrichten: seine Tante hat Krebs und es sieht sehr sehr schlecht aus.
Ich habe ihn getröstet so gut ich es konnte.
Aber jetzt zu mir: Es war unmöglich für mich das Babythema anzusprechen. Alleine die Vorstellung wie das rüber kommt: Seine Tante stirbt und ich sage naja bald wird dafür jemand neues geboren. Wie kalt ist das denn? Klar das ist der Lauf der Dinge, so funktioniert die Welt, aber es ist dennoch brutal.
Mir ist klar, dass es wichtig ist über seine Gefühle zu reden und meinem Mann wird es nicht anders gehen. Nur bin ich jemand, der die Dinge erstmal für sich sortieren muss bis ich es schaffe klare Worte zu finden, um mich auszudrücken. Außerdem kann es jederzeit sein, dass die Nachricht über ihren Tod uns erreichen wird.
Ja, Menschen sind komplex und es ist mehr als nur ein Gefühl gleichzeitig möglich.
Habt ihr so etwas ähnliches auch durchgemacht? Einerseits freue ich mich, dass wir probieren ein Kind zu bekommen. Andererseits weiß ich nicht ob es geklappt hat. Andererseits lässt mich die Krankheit meiner Schwiegertante auch nicht kalt. Ich habe Sorge, dass meine Verwandten auch bald sterben oder vielleicht ich selbst. Wenn ich das mal verdränge und eine Hand auf meinen Bauch lege und lächle habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen.
Wie schafft man es allen Gefühlen den angemessenen Raum zu geben?
Danke fürs durchlesen

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Ich kann deine Sorgen evtl ein wenig nachvollziehen.
Wir haben im Januar beschlossen nicht mehr zu verhüten. Dann ist mein geliebter Großvater gestorben und alles war unendlich traurig. Meinen ES hatte ich am Todestag oder einen Tag danach... dann habe ich meine Tage bekommen und war doppelt traurig.
Im Februar war die Beerdigung- natürlich in meinem fruchtbaren Fenster- Schicksal? Auch ich habe den Satz gehört: „Wo der liebe Gott eine Tür schließt, öffnet er ein Fenster!“...
Rückblickend finde ich es gut, dass ich mit meinem Freund immer darüber reden konnte, sowohl über den Tod, als auch über das Leben. Ich finde immer, dass es nur von Vorteil ist nichts wochenlang zu verheimlichen und würde das auch nicht tun.

Vielleicht gibt es die Tage ja mal die Gelegenheit, dass etwas Ruhe einkehrt und ihr über das Ganze reden könnt?! Ihr habt bestimmt beide Sorgen und Ängste.

Ich drücke euch auf jeden Fall ganz fest die Daumen🧡

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Ich verstehe dein Gefühlschaos und es ist völlig menschlich sich zu freuen, dass es endlich losgeht und gleichzeitig ist Trauer auch völlig menschlich. Wenn beides zusammenkommt, ist es auch ok, beides zu fühlen, auch wenn es einem falsch vorkommt.

Ich würde an deiner Stelle diese Freude über KiWu-Start erst mal mit mir selbst ausmachen und sie vielleicht versuchen etwas runterzuschrauben und den KiWu hinten anzustellen. Es scheint ihn sehr getroffen zu haben, dass seine Tante so schwer krank ist. Ihn jetzt mit dem Kinderwunsch zu "behelligen" wäre m.E. nach nicht angebracht und fast schon respektlos. Ist nicht böse gemeint aber versetz dich mal ganz einfach in seine Lage: Was würdest du wollen, wie man jetzt mit dir umgeht in dieser Situation.

Anders wäre es natürlich, wenn du jetzt schwanger wärst. Dann solltest du es natürlich sagen. Aber eine Schwangerschaft ist ja noch nicht bestätigt.

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Ich denke, dass es keinen optimalen Zeitpunkt gibt. Tatsächlich ist mir mit der Schwangerschaft bewusster geworden, dass eine neue Generation dadurch entsteht und eine andere Generation auch irgendwann von uns geht. Mein Opa kam ins Krankenhaus und einige Tage später habe ich erfahren, dass ich schwanger bin. Tatsächlich ist er drei Monate später auch von uns gegangen... es war eine sehr schlimme Zeit, aber trotzdem gibt unser kleines Wunder mir und meiner ganzen Familie auch Hoffnung in dieser schwierigen Zeit. Die Trauer ist da, wird aber irgendwie auch abgemildert, weil es einfach so ein großes Geschenk ist. Deshalb gibt es tatsächlich keinen perfekten Zeitpunkt. Es werden in Zukunft leider immer Menschen von uns gehen, die wir lieben.

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Danke für eure ehrlichen Antworten! Ich bin froh, dass es nicht nur mir so geht. Tatsächlich ist meine Schwiegertante kurz darauf verstorben. (Beitrag habe ich aus altem Eltern Forum kopiert, weil ich keine Antwort bekommen habe).
Meine Sorgen zum Thema haben sich als unbegründet herausgestellt. Mein Mann hat von sich aus angesprochen wie er sich fühlt. Die Ungewissheit und die Trauer gleichzeitig. Falls es klappt freut er sich natürlich, und wenn nicht, dann schauen wir ob wir Lust auf Sex haben ohne etwas zu erzwingen.