Wie geht es jetzt weiter -Trennung

Hallo ihr lieben,

Ich hoffe, ihr könnt mir ein bisschen weiterhelfen.

Mein Mann und ich sind 10 Jahre zusammen, 4 verheiratet und haben ein Kind (3 Jahre).
Mein Mann versetzt mich immer wieder. Er hat einen Freund, zu dem er immer wieder geht und sich dann nicht mehr meldet. Es wird dann das Handy ausgemacht oder lautlos und ich weiß nicht, wo er steckt. Mache mir tierische sorgen, es könnte ja auch was passiert sein. Es ist in den letzten Jahren unsere Beziehung bestimmt 20 bis 30 mal vorgekommen. Jedes mal gefolgt von einem riesigen Streit. Er lässt mich mit unserem Kind hier allein sitzen und er vergnügt sich. Es wird weder Bescheid gesagt, wo man ist oder wann man wieder heim kommt. Er will eine Kleinigkeit erledigen und kommt dann teilweise erst am nächsten morgen wieder.
Jedes mal sagt er, er weiß, dass das nicht richtig ist und er macht das nie wieder.

Ich sage immer, ich kann nicht mehr. Er lässt mich allein mit unserem kind, kümmert sich nicht und ist nicht erreichbar. Er setzt sein Wohl und seine eigenen Bedürfniss immer vor meinen und auch vor die von umserem Kind. Ich darf selten was allein machen. Immer wieder sage ich, wenn es noch einmal passiert, dass ist Schluss. Ich gehe daran kaputt, kann Nächte lang nicht schlafen, muss am nächsten Tag arbeiten und mich nachmittags um unser Kind kümmern und bin dabei unglücklich und gestresst.
Gestern ist es wieder passiert. Er wollte Sachen wegbringen (sollte in spätestens 2 Stunden erledigt sein). Er ist um sieben zu Hause los und kam jetzt um vier wieder. Er war weder erreichbar ( Handy war aus) noch wusste ich, wo er war. Er hat diesmal nicht mal gesagt, dass er mit besagtem Freund unterwegs ist. Und immerwieder kommen dann dumme Entschuldigungen.
Ich kann so nicht mehr weiterleben. Es gibt auch so immer viel Streit, er weiß und kann immer alles besser, macht es aber nicht und macht mich runter, sagt, dass ich geistig nicht mit ihm mithalten kann und er mir weit überlegen wäre. Er war auch schon aggressiv und gewaltig mit gegenüber.
Jetzt kommt es zum eigentlichen Problem. Wir haben ein Haus zusammen und auch alles andere gehört uns gemeinsam (Autos, Wohnunseinrichtung, Geld...) Zudem wohnen wir in einer Stadt, wo ich nicht allein nach einer Trennung wohnen will. Ich habe hier niemanden, der mir im Notfall mal mit meinem Kind helfen kann ( Krankheit, länger arbeiten...) ich würde lieber wieder zurück in meine alte Heimat ziehen, ca. 50 km entfernt. Kann ich das einfach? Und ist es dem Kind zuzumuten, ihn auch noch aus seiner gewohnten Umgebung rauszureisen? Ich würde in die Nähe meiner Eltern, Großeltern, Schwester ziehen. Mein Kind liebt alle unglaublich und jeder wäre für uns da.
Wie geht das mit dem Haus weiter? Kann ich einfach gehen und er zahlt das allein weiter? Was ist wenn er es auch nicht will und es sich allein nicht leisten kann?
Wo und wie fange ich am besten an?
Sorry für den langen Text und das durcheinander. Würde mich freuen, wenn mir jemand helfen könnten.

Viele liebe Grüße,

Doro

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Ich denke, Dir ist schon klar, dass Du nicht einfach das Kind schnappen und zu Deiner Familie ziehen kannst. Stell es Dir umgekehrt vor, er würde Euer Kind 50km weit weg zu seinem neuen Wohnsitz mitnehmen und Dich im Haus einfach alleine sitzen lassen, ohne dass irgendetwas geklärt ist. Er hat nämlich dieselben Rechte, wie Du.

Grundsätzlich kann er Dir nicht verbieten, dass Du umziehst. Aber er muss damit einverstanden sein, dass Du das Kind mitnimmst oder es muss gerichtlich so entschieden werden. Ihr habt beide das Sorgerecht und das Aufenthaltsbestimmungsrecht und sofern er damit einverstanden ist, dass Euer Kind hauptsächlich von Dir betreut wird, hat er auch ein Umgangsrecht. Das ist der nächste Punkt: Bei wem bleibt das Kind überhaupt bei einer Trennung? Darüber müsst ihr euch auch einig sein.
Schafft ihr das nicht alleine muss ein Gericht festlegen, dass das Kind weiterhin bei der Hauptbezugsperson bleibt (so ist es zumindest üblich).

Der erste Schritt ist also ihn über die Trennung zu informieren und mit ihm zu reden, wo das Kind verbleibt.
Der zweite Schritt ist dann die materielle Trennung, da lasst ihr euch am Besten unabhängig beraten oder einigt Euch, wie es mit Hausverkauf, Autos und anderen Gegenständen weiter gehen soll.

Jetzt kommt das Aber: Wenn Du Angst vor ihm hast weil er gewalttätig werden könnte, dann solltest Du Dich vor so einem Gespräch bei einer Beratungsstelle informieren, die sich mit gewalttätigen Beziehungen auskennt. Du kannst nämlich im Ernstfall entweder selbst die Polizei rufen, die ihn des Hauses verweist (für mehrere bis zu 14 Tagen) oder in ein Frauenhaus in Deiner Stadt gehen. Du musst auf keinen Fall hinnehmen, dass er Dich bedroht, bedrängt oder schlägt! Es muss aktenkundig werden, wenn er gewalttätig ist. Du darfst das nicht aus Scham vertuschen.

Du solltest also zuerst eine Anlaufstelle für partnerschaftliche Gewalt in Deiner Stadt aufsuchen bevor Du ihn überhaupt merken lässt, dass Du an Trennung denkst. Und wenn er doch wieder aggressiv wird, dann ruf sofort die Polizei und lass ihn aus dem Haus werfen.

2

Du musst mit Deinem Mann darüber reden. Für meinen wäre es kein Problem, wenn ich mit unserer Tochter 50 km entfernt wohne.

Will er das Haus behalten? Kann er das finanziell überhaupt?

Das Mobilar usw. müsst Ihr teilen.

Du solltest dringend mit ihm reden, wie er das alles sieht, vielleicht einigt Ihr Euch gütlich.

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Hallo!

Zum Kind:
Wäre er einverstanden wenn du mit Kind wegziehst?

Genau genommen darfst du nicht einfach so mit dem Kind weg. Allerdings sind es auch nur 50 km. Und keine 500 oder mehr. Es ist sehr wahrscheinlich dass du den Umzug genehmigt kriegst.

Und ganz praktisch betrachtet: sogar wenn du jetzt 50 km wegziehst wird dir keiner das Kind dort abholen.

Mit drei Jahren umziehen ist übrigens kein Problem, Kinder verkraften das in dem Alter verdammt gut. Kein Schulwechsel und von einem stabilen Freundeskreis kann man auch nicht reden.

Haus:
Wer ist Kreditnehmer? Beide? Dann kann die Bank sich aussuchen bei wem sie zuerst anklopft falls die Raten nicht bezahlt werden.

Falls keiner von euch beiden das Haus will bzw alleine bezahlen kann werdet ihr verkaufen müssen.

Zu Themen wie Scheidung Zugewinn und Unterhalt solltest du dich erkundigen.

Wie sieht deine finanzielle Situation aus? Job?

LG

4

Mal rein theoretisch...

Es könnte dir sicher niemand verübeln wenn du, nachdem er mal wieder gewalttätig war und dann ohne Erklärung für Stunden zu seinem Freund verschwindet, du deine Koffer und Kinder packst und erstmal zu deinen Eltern "flüchtest".

Ggf. kannst du dann ja dort mal die Polizei rufen und ggf. die Gewalt mal dokumentieren lassen.

wenn du dann nicht wieder in das gemeinsame Haus zurückkehren möchtest, zumindest bis alles geklärt ist, weil du eben Angst hast und deine Kinder da nicht hinkönnen weil dein Mann sie nicht betreuen könnte, dann kann es sicher niemand beanstanden wenn du "vorübergehend" bei deinen Eltern lebst.

Die üblichen Dinge wie mach Kopien von allen Dokumenten und nimm an Originalen mit was du auf jeden Fall brauchst, nimm an bargeld was du kriegen kannst aber lass es nicht so aussehen als hättest du das geplant...

Dann lass die Sache erstmal laufen.

Wahrscheinlich wirst du nach einer Weile geld brauchen und wahrscheinlich wird sein Gehalt nichtmehr dahin gehen wo du zugriff drauf hast also wirst du arbeiten müssen.

Da du nur da arbeiten kannst wo du lebst musst du das dann da machen wo du Obdach gefunden hast. So wurzelst du dich und die Kinder erstmal woanders ein. wenn es dann dazu kommt, dass ein Familiengericht urteilt wo der Lebensmittelpunkt ist dann kannst du wahrscheinlich sagen, dass der bei deiner Familie ist, einfach weil es keine andere Möglichkeit gab, dass du da jetzt eine Arbeit hast und auch gleich eine Wohnung bekommenkannst und, dass das alles nur möglich ist weil deine Eltern, anders als dein Mann, verlässlich auf die Kinder aufpassen können...

So könnte es klappen, dass du die Kinder am gemeinsamen Aufenthaltsbestimmungsrecht aus dem gewohnten Lebensmittelpunkt herauslösen kannst ohne seine Zustimmung abzuwarten und ohne ein Gerichtsurteil abwarten zu müssen.

Das alles ist natürlich rein hypothetisch und sollte dringend vorher mit einem Anwalt abgesprochen werden.

LG
Ano

5

Die Geschichte mit dem Wegzug Kind mitnehmen ("entwurzeln") kann aber auch ordentlich nach hinten losgehen. Wenn er es darauf anlegt und einen guten Anwalt einschaltet, ist ganz fix das Thema Kindesentzug auf dem Tisch. Und das dürfte für die TE nicht besonders gut ausgehen. Die Rechte des Vaters sind in den letzten Jahren durchaus gewachsen. Sie kann jederzeit woanders hinziehen. Für das Kind braucht sie eine Erlaubnis vom Vater. Auch bei 50 km Entfernung und gutem Grund, nicht mehr in dem Ort wohnen zu wollen.

Um in dem anderen Wohnort eine Arbeit zu finden, müsste auch erstmal die Kinderbetreuung geregelt sein. Ob sie so schnell einen Kitaplatz bekommt, und das ohne die Zustimmung des Vaters?

Da gehen Theorie und Praxis nicht Hand in Hand.

An die TE: Total richtig, dass du die Drohung wahr machst und dich trennen wirst. Dein Mann nimmt dich nicht ernst. Und Gewalt in der Beziehung sollte niemand erleben müssen. Bist du dir sicher, dass der "beste Freund" in Wirklichkeit nicht eine Geliebte ist? Klingt doch sehr danach. Das hat für die Kinderbetreuung nach der Trennung jetzt keine Relevanz, aber für so blöd kann er dich jetzt echt nicht verkaufen, oder? Handy aus, nachts nicht nach Hause kommen, ...

Wer steht denn eigentlich im Grundbuch fürs Haus? Wer tilgt den Kredit (oder ist das Haus schon abbezahlt?)? Unbedingt Kopien von den Einkünften machen, da hat Ano total recht.

Ich wünsche dir sehr viel Kraft für deinen Weg. Konsultiere auf jeden Fall einen Anwalt, bevor du weitere Schritte machst. Vielleicht bekommst du ja Prozesskostenbeihilfe (du schreibst nicht, dass du einem Job nachgehst, daher tippe ich mal darauf, dass du finanziell abhängig von deinem Mann bist), dann wird das finanziell auch nicht so weh tun.
Viele Grüße
palo

6

Hallo.

Sei doch auch mal nicht da, wenn er nachhause kommt. Handy aus und weg mit dem Kind. Versuch mal bei jemanden unterzukommen. Er wird sich aus deinem Text her nicht ändern, er ist dir überlegen, wie er behauptet. Zeig ihm das Gegenteil.

Alles Gute.

LG