Ist der, der geht, immer der " Täter " , der Verlassene das " Opfer "?

Ich frage das weil ich diese Erfahrung gemacht habe
Ich habe die Familie zerstört, wegen der Kinder hätte ich bleiben müssen, der arme Mann, war doch treu, lieb und zuverlässig.
Er selbst sieht sich auch als Opfer, seit Jahren kommt er nicht aus dieser Rolle raus.
Immer noch macht er mir Vorwürfe, ich hätte mein Glück bzw. mein nicht nachvollziehbares Unglück über das Wohl der Kinder gestellt.
Diese waren da aber schon Teenies und sind freiwillig bei ihm geblieben.
Mir graut es davor bei Familienfeiern auf ihn zu treffen, er macht bestimmt eine Szene.
Wer kennt das?

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@ Kundi
ich finde es passend, dass du "Täter" und "Opfer" in Anführungszeichen geschrieben hast. Ich verwende beides in Beziehungsangelegenheiten eigentlich nie. (Außer, wenn etwa Gewalt im Spiel ist.) Für mich stellt sich ggf. die Frage der Verantwortlichkeit.

Ich meine:
- per se gibt es keine Unterteilung in Täter und Opfer in dem Sinn, wie die Frage ist; hier gut, da böse.
- Denn die Beziehung zu ihrem Endpunkt, wo einer entscheidet zu gehen, ist in aller Regel ein "Gesamtkunstwerk".
- Doch voll verantwortlich - was nicht automatisch Schuld meint, evtl. aber bedeuten kann - ist jeder für Entscheidungen, die er allein getroffen hat, und für das eigene Verhalten.
- Und das bezogen auf ganz konkrete, identifizierbare Punkte. Für mich zählt nie: Was sollte ich denn sonst machen? Oder: Du hast mich ja gezwungen, weil x oder y, (Das wäre wiederum ein Opfer/Täter-Denken.)

Oder:

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@ Kundi,
Ich habe leider zu früh auf Abschicken geklickt. Kurzum die Summe: Ich sah mich nie als verlassenes Opfer, wenn die Trennung mir auch anfangsschwer war. Auf einiges, was danach kam, als "Rattenschwanz" gewissermaßen, hätte ich moderat gesagt allerdings gern verzichtet.

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@ Kundi,

nochmal. - Was Familientreffen angeht. Meiner war damals auch Teenie, Ich habe zum Glück all solche Treffen ungehen können. Wenn`s nicht anders geht, hilft nur "Augen zu und durch". Das Grauen verstehe ich.

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Mein Exmann hat immer so viel gebrüllt dass ich nach der Trennung erstmal für 6 Monate in die Psychatrie musste weil ich nicht mehr aufgehört habe zu zittern.

Also nein, natürlich nicht. Was für eine komische Frage.

Zur Beziehungsdynamik gehören immer zwei.

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@ ontheedge

Ich halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass du mich missverstanden hast, daher:
Ich meinte, ist z.B eine Beziehung mittlerweile völlig verfahren, resultiert die spezifische Situation aus dem Verhalten beider. (Es kann sein, dass z. B. einer missachtendes Verhalten sehr/zu lange ertragen hat. Ein objektiver Faktor des Ganzen.) Über Schuld und Verantwortlichkeit ist nix gesagt!

Ich meinte aber auch, dass jeder für sein Verhalten und für seine Entscheidungen, die er allein getroffen hat, auch nur ganz allein verantwortlich ist.
Ergo, wenn dein Mann in der Weise (mit den Folgen) rumbrüllte, das war nur seine Sache und nur ihm zuzuschreiben. Das war "sein Ding", nicht deins.

Es gibt den bekannten Spruch "Zu einem Tango gehören immer zwei". Das ist für mich, jedenfalls meist, ein wischi-waschi-Beschwichtigungsspruch, alles verschwimmt in einer Soße.- Im Bild: Ja, zu einem Tango braucht es zwei, aber es braucht nur einen (!), um dem anderen dabei ggf. vorsätzlich auf die Füße zu treten.

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Hallo,

Ich finde die Begriffe Täter und Opfer irgendwie nicht immer passend, eventuell wenn einer den anderen betrogen hat vielleicht.

Ich habe mich damals getrennt weil die Beziehung einfach nicht mehr funktioniert hat. Daher bin ich mit unserer Tochter ausgezogen. Ich bin dadurch aber weder Opfer noch Täter.

LG
Sunny

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Der Verlassene, der Betrogene - es gibt Menschen, die sich gern in der Opferrolle sehen. Man bekommt das Mitgefühl, die Aufmerksamkeit, den Trost. Da ist der arme Ehemann, der doch alles für seine Frau getan hat (nur nichts im Haushalt, nicht in der Kindererziehung), oder die arme Frau, die sich doch so aufgeopfert hat (aber seit Jahren gab es keinen Sex mehr, keine Annäherung). Nein, an einer Beziehung müssen beide arbeiten, beide tragen dafür auch eine Verantwortung. Aber den Schritt fremdzugehen, diese Entscheidung trifft jeder selbst in dem Wissen, dass die Beziehung dann zu Ende ist.

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Ich meine die Ausgangsfrage lässt sich eindeutig mit Nein beantworten.

Trennungsschmerz für den Zurückgebliebenen lässt sich (allermeist) nicht vermeiden. Was aber darüber hinausgeht an evtluell Schäbigem, Verntwortungslosem usw., von dieser oder jener Seite, da gibt es Verursachende und Leidtragende.
Die Bezeichnungen gefallen mir besser, weil Opfer nach Ausgeliefertsein und völliger Hilflosigkeit klingt. (Ist schon klar, auch das wird in der Regel bei der Bewertung Streitpunkte liefern)

Wenn dein Mann sich als Opfer sieht, wirst du kaum etwas dran ändern können. Dann bleibt nur, selbstsicher bei deinem Standpunkt zu bleiben, dass du eben nicht Täterin bist. Hört sich leicht an, mir ist klar, dass das nicht so einfach ist, zumal, wenn es Kinder gibt.

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Hallo,

Ich weiss was Du meinst. Leider ist diese Rollenverteilung bei uns auch so. Ich denke, dass hat hauptsaechlich mit der eigenen Einstellung zu tun.
Ich wollte die Trennung, mein Expartner nicht. Fuer ihn war alles super so wie es ist. Ausserdem vertrat er die Meinung, dass man immer fuer die Kinder zusammen bleiben sollte. Fehlende Liebe ist kein Trennungsgrund. Fuer ihn habe ich auch die Familie aus Egoismus ruiniert. Er sieht sich in der Opferrolle, nach dem Motto "an was fuer eine unverantwortliche, gemeine und kalte Frau bin ich da geraten.
Ich denke er wird fuer immer in dieser Opferrolle bleiben.

Ich dagegen sehe mich als "Taeter", weil die Trennung eben von mir aus ging, weil ich ausgezogen bin (Kinderbetreuung 50/50), weil er vielleich doch ein bisschen recht hat, weil ich Schuldgefuehle habe, etc. und das obwohl ich weiss, dass es die Richtige Entscheidung fuer mein Glueck und meine psychische Gesundheit war.

Jeder von uns sollte aus diesen Rollen ausbrechen und positiv in die Zukunft sehen, aber das ist leichter gesagt als getan.

Ich habe mir abgewoehnt Beziehungen oder Trennungen zu beurteilen. Man weiss nie was dahinter steckt.
Klar wenn einer sich unter aller sau benimmt und luegt und betruegt ueber Jahre ist es natuerlich was anderes. Da sind diese Rollen schon klar verteilt.

LG

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Ich bin ja relativ frisch verlassen und das sogar recht dramatisch. Oder, je nach Standpunkt, habe ich zuerst verlassen.

Aber ehrlich, ich finde nicht, dass ich Opfer oder Täter bin. Ein Opfer wird per Definition in seinen/ihren Rechten verletzt. Ein Täter führt diese Verletzung aus.

Ist es mein Recht eine Frau an meiner Seite zu haben? Oder ist es ihr Recht, mich an ihrer Seite zu haben? Müssen wir eine Partnerschaft, die keine mehr ist, aufrecht erhalten?

Ich denke nicht. Im Gegenteil, wird verhindert eine ungesunde/einseitige Beziehung zu beenden, dann wäre es eher sinnvoll von Opfer/Täter zu sprechen.
Denn, das es das Recht von jemand ist, sein Leben selbstbestimmt und in Würde zu führen, ist sicherlich unbestritten. Eine zwanghafte Aufrechterhaltung einer „toten“ Beziehung würde genau dieses Recht verletzen.

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Ja, solche Reaktionen kann man ja auch mal haben, aber man muss sich dann halt denken, dass die Leute ja keine Ahnung haben über den Hintergrund.

Wenn man weiss, dass man es versucht hat und es ging wirklich nicht, dann ist man kein Täter. Man ist nur derjenige, der die Konsequenzen gezogen hat.