Bleiben oder gehen?

Hallo zusammen,

ich hatte hier schon mal einen Beitrag https://www.urbia.de/forum/57/5604859/40364192 geschrieben.

Leider bin ich momentan am Ende meiner (emotionalen) Kräfte angelangt. Ich fühle mich irgendwie leer, einfach nur leer.

Hintergrund ist, seitdem unser Sohn auf der Welt ist, war das Leben mit zwei Kinder sehr anstrengend. Meine Frau hatte Nervenzusammenbrüche, hat mich angeschrien, den Sohn angeschrien und ihm auch eine Ohrfeige verpasst. Die Nerven lagen blank. Ich habe wirklich probiert, so gut es geht, alles zu tun um meine Frau zu unterstützen.

Die Kinder abnehmen, sie beruhigen, wenn der Sohn (2 1/2 Jahre, Tochter 5 Jahre) schreit sich um ihn kümmern und ihn beruhigen. Manchmal musste ich auch noch meine Frau zusätzlich beruhigen. Manchmal auch meine Tochter, wenn sie sich mit meinem Sohn gestritten hat und dann meine Frau wütend wurde.

Meine Frau ist auch sehr introvertiert, wenn irgend etwas vorfällt, was ihr nicht passt, dann will sie sich auch nicht unbedingt mit mir aussprechen. Wenn, dann muss das von mir ausgehen und ehrlicherweise fällt mir das schwer, wenn sie mich angeschrien hat oder sie mal wieder fertig mit den Nerven ist.

Jegliche Zusprache im Sinne von, Hilfe holen (Therapie) oder dass sie ihre Auszeit pro Woche nimmt, indem sie etwas für sich macht, haben überhaupt nicht gefruchtet. Wohlgemerkt hat sie früher das gemacht z.B. Fitnesskurs für Frauen und ganz früher ist sie ins Fitnessstudio gegangen.

Dadurch ist sie natürlich unausgeglichen und launisch, was es für mich natürlich nicht einfacher macht. Außerdem meckert sie viel an allem rum, also nicht speziell an mir aber generell.

Hinzu kommt, dass sie auch sehr viel Gewicht zugenommen hat. Ich vermute, dass sie das auch nicht schön findet, aber auch hier macht sie nichts aktiv dagegen. Wenn ich nicht bei uns auf die Ernährung achten würde, dann wäre sie wahrscheinlich noch dicker.

Naja, die Auswirkungen auf unser Sexleben sind natürlich negativ, zum einen wegen ihrer Launen und dem Familienstress, zum anderen wegen ihrer körperlicher Veränderung.

Ich bin auch zwischen drin zum Ausgleich ins Fitnessstudio gegangen, das hat mir gut getan. Irgendwann war meine Frau wieder überfordert, daher habe ich dann abends ihr Beistand geleistet und am Wochenende hat ihre Mutter unterstützt, aber da war meine Frau unzufrieden, daher habe ich das mit dem Fitnessstudio sein gelassen. Sie hat natürlich aber, dass ich gerne gehen soll. Nur wie soll ich das machen, wenn ich dann aus dem Fitnessstudio komme und ich mir anhören muss, wie schlimm alles war. Das macht mir ein schlechtes Gewissen.

Nun aber merke ich, dass ich irgendwie immer leerer werde, ich den Eindruck habe, ich probiere es allen Recht zu machen nur ich bleibe auf der Strecke und meine Energie sinkt ab, ich werde lethargisch.

Schlimm war auch unser gemeinsamer Urlaub, auf den ich mich sehr gefreut hatte, aber gleich zu Beginn vor der Hotelzimmertür war schon wieder unser Sohn am weinen, woraufhin sie mich angefaucht hat, dass endlich die Tür aufmachen soll und ich habe darauf erwidert, ach, das ist jetzt meine Schuld?

War vielleicht nicht eine gute Erwiderung, aber was besseres ist mir nicht eingefallen. Manchmal redet sie auch gar nicht mit mir. So war es auch im Urlaub, sicherlich, wir wollten etwas Zeit für uns alleine haben, doch leider haben sich die Kinder nicht fremdbetreuen lassen. Tja, das hat sie geärgert, verstehe ich, doch dass hat die ganze Urlaubsstimmung runtergezogen.

Dementsprechend schlecht ging es mir im Urlaub, ich war auch froh, als dieser vorbei war.

Ich fühle mich auch zu meiner Frau nicht körperlich hingezogen, wir funktionieren als Eltern, aber ich sehe uns nicht unbedingt als Liebespaar, weil eben im Hinterkopf immer eine Art Verpflichtung steht.

Ich will auch nicht sagen, dass ich Mr. Perfect bin, doch irgendwie, das habe ich ihr auch schon gesagt, ist mein Eindruck, dass ich es ihr nicht recht machen kann und sobald ich eine Aufgabe "erledigt habe", soll ich mich um eine weitere Aufgabe kümmern. D.h. falls ich mich um die Kinder gekümmert habe, dann fragt sie mich, wann kümmere ich mich um sie.

Ich bin eben nur ein Mensch, der auch müde ist oder keine Lust hat. Es ist allerdings auch heikel ihr so etwas mitzuteilen, weil sie sehr schnell eingeschnappt ist und dann nicht mehr mit mir redet.

Wobei in mir mittlerweile einfach die Egal-Einstellung hochkommt, weil ich einfach keine Lust mehr habe, nach ihrer Pfeife zu tanzen.

Was soll ich nur machen? Ich habe gute Lust, einfach alles hinzuschmeißen, auf der anderen Seite möchte ich meine Familie nicht im Stich lassen, aber derzeit ziehe ich auch die Stimmung bei uns runter, weil mir der positive Ausgleich fehlt.

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Vielleicht wäre Paartherapie etwas für euch? Deine Frau wird genauso unglücklich sein und sich im Recht sehen. Da hilft oft ein neutraler Blick von außen, dass ihr beide eure Bedürfnisse wahrnehmen könnt, Verständnis füreinander entwickelt und Lösungen findet.

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Ja, daran habe ich auch gedacht, ich vermute auch, dass meine Frau unglücklich ist.

Ich habe mich diesbezüglich auch schon umgeschaut, ich habe bisher nur nicht den Mut gefunden, mit meiner Frau zu reden, weil es dann endgültig ist, dass etwas schief läuft.

Ich muss auch dazu sagen, dass ich ihr erster Freund/Mann bin, sie daher keinerlei Beziehungserfahrung vor mit hatte.

Wie dem auch sei, ich werde das mit ihr diese Woche besprechen, ob eine Paartherapie nicht sinnvoll ist.

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Hallo, oh wow dein erster Beitrag ist von 2021 - stimmt das denn? Falls ja, dann hast du das alles ja sehr lange über dich ergehen lassen ... .

Wie du sagst, natürlich sind Kinder anstrengend und man ist manchmal überfordert, aber wohl nicht ständig schlecht gelaunt deswegen. Dass deine Frau keine Hobbys hat oder mal Mädelsabende macht ist auch blöd, da ihr das sicherlich gut tun würde. Aber wenn du es ihr eh schon zig Male vorgeschlagen hast und sie nicht will 🤷🏻😬.
Ich kann verstehen, dass du mittlerweile ungerne ins Fitnessstudio gehst wenn deine Frau zuerst sagst du sollst gehen und dann aber die zwei Stunden ohne dich er absolute Horror sind, keine schöne Situation für dich natürlich.
Selbstverständlich, dass Euer Sexleben nicht mehr so toll ist wie es mal war, natürlich ist es nach Kindern anders aber auch bei der Art und Weise wie du sie beschreibst verstehe ich, dass auch deine Lust nicht mehr wirklich da ist.
Hast du denn noch Gefühle für sie? Hast du mal ernsthaft über eine Trennung nachgedacht oder glaubst du mit einer Therapie beispielsweise wird es wieder und ihr könnt wieder zueinander finden?

Alles gute!

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"Wie du sagst, natürlich sind Kinder anstrengend und man ist manchmal überfordert, aber wohl nicht ständig schlecht gelaunt deswegen. Dass deine Frau keine Hobbys hat oder mal Mädelsabende macht ist auch blöd, da ihr das sicherlich gut tun würde."

Ja, ab und zu hat sie schon Mädelsabende gemacht, ich habe da auch mit ihrer Mutter zusammen auf die Kinder aufgepasst und diese ins Bett gebracht. Problemlos!

Ihre Mutter meinte zu mir, sie sei eine Helikopter-Mutter und kann schwer loslassen, aber es funktioniert

Ja, genau das ist mein Problem, dass sie das nicht sieht/sehen will, dass es ihr gut tun würde, wenn sie eine Hobby außerhalb des Hauses hätte. Ich betone außerhalb des Hauses weil im Haus kann sie sich die ganze Zeit beschäftigen, aber da sind natürlich häufig die Kinder und wenn sie Mami sehen, dann wollen sie eben auch zu Mami.

"Ich kann verstehen, dass du mittlerweile ungerne ins Fitnessstudio gehst wenn deine Frau zuerst sagst du sollst gehen und dann aber die zwei Stunden ohne dich er absolute Horror sind, keine schöne Situation für dich natürlich."

Richtig, wobei inzwischen sag ich mir, dann sei es eben so. Ich kann nun mal nicht immer parat stehen und wenn sie eben jeden Tag von morgens bis abends gerne zuhause ist, dann ist das ihre Entscheidung. Ich brauche meine Zeit für mich alleine, ich brauche körperliche Bewegung und ich möchte nicht übergewichtig im Alter werden, sprich auf meine Gesundheit achten. Das wäre für sie übrigens auch sehr wünschenswert (haben ihr auch Ärzte bzw. medizinisches Personal empfohlen) aber das will sie nicht.

"Selbstverständlich, dass Euer Sexleben nicht mehr so toll ist wie es mal war, natürlich ist es nach Kindern anders aber auch bei der Art und Weise wie du sie beschreibst verstehe ich, dass auch deine Lust nicht mehr wirklich da ist."

Wir leiden beide darunter und auch sie ist darüber unglücklich, vermutlich auch verletzt. Sie sagt mir das aber nicht, wenn dann muss ich wieder das Gespräch eröffnen und sehr behutsam mit ihr darüber reden, weil sonst endet das in einem Monolog, in dem ich dann probiere, sie zu fragen "wie siehst du das?". Schweigen und im Nachgang war es dann auch mal ein mir Ausweichen und ignorieren.

Da fühl ich mich natürlich irgendwie hilflos und bei mir kommt der Eindruck auf, egal wie ich es mache, es ist falsch.

"Hast du denn noch Gefühle für sie?"

Hm, das ist die Frage, momentan schwanke ich sehr. Sie hat natürlich auch schöne Eigenschaften und ist auch sehr fürsorglich, liebevoll usw.

"Hast du mal ernsthaft über eine Trennung nachgedacht oder glaubst du mit einer Therapie beispielsweise wird es wieder und ihr könnt wieder zueinander finden?"

Auf der einen Seite bin ich derzeit einfach emotional platt und ausgelaugt, auf der anderen Seite will ich nicht den Fehler machen, alles hinzu schmeißen und im Nachgang es bitterlich zu bereuen. Ich sehe mich dann einsam in einer kleinen Wohnung, getrennt von meiner Familie und natürlich tut das alles mir in der Seele weh, weil ich der Typ "bis dass der Tod euch scheidet" bin und ich auch ein guter Vater sein will.

Ich weiss auch nicht, wie sie reagiert, ob es dann zum Rosenkrieg kommt und sie mir dann die Vorwürfe macht. Auf jeden Fall wäre das alles sehr belastend für uns alle, es gibt natürlich da auch die Kinder, das Haus und ich decke viele Kosten ab, da sie gerade ihre Selbstständigkeit aufgebaut hat (ich habe sie dabei unterstützt).

Ich habe letztlich einfach Angst vor dem was kommt.

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Hey du,

Ich hab beide Beiträge gelesen und finde es schade, dass sich an deiner Situation noch nichts gebessert hat. Deine Frau scheint sich aktuell in einer sehr schwierigen Phase zu befinden und in ihrer eigenen Spirale festzuhängen. Die Frage ist, was passieren würde, wenn du aufhörst nach ihrer Pfeife zu tanzen. Aber ich kann verstehen, dass du das bisher eurer Kinder zuliebe vermieden hast (Thema Ohrfeige zB). Aber Fakt ist - es kann so nicht weitergehen. Du musst auf dein Bauchgefühl hören und für dich alle Optionen abwägen. Paartherapie, Trennung, Weitermachen oder eine Pause? Feststeht, dass du auch auf dich schauen musst. Ich würde an deiner Stelle einige Nächte darüber schlafen und mich dann in Ruhe mit ihr zusammensetzen. Auch wenn man in solch heiklen Gesprächen Ich-Botschaften verwenden soll, solltest du ihr trotzdem all deine Beobachtungen schildern: Niemand ist perfekt, aber regelmäßig die Kinder oder den Partner anzuschreien oder gar zuzuhauen, weil man selbst überfordert ist, mag psychisch vielleicht durch eine Krankheit bedingt sein, es kann aber einfach auch "nur" eine Form des Sich-gehen-lassens sein. Und auch hier ist es nur absolut verständlich, wenn du die Veränderungen aufzählst, die dir aufgefallen sind und behutsam deren Auswirkungen erklärst. Auch wenn es verletzend sein kann. Nur so weiß sie, was in dir vorgeht und hat die Chance, sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Gib ihr auch die Gelegenheit, dass sie alles sagen kann, was ihr auf dem Herzen liegt. Gut finde ich, dass du euren Kindern und der Ehe zuliebe an ihr festhältst. Man sagt ja nicht umsonst "In guten, wie in schlechten Zeiten ".

Liebe Grüße

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Ja, danke für deine Worte, ich werde mit ihr den Weg der Paartherapie versuchen. Was anderes fällt mir nicht ein, alleine werden wir da nicht rauskommen.

Es ist auch so, dass ich manchmal mich mit ihrer Mutter austausche, weil sie auch ihre Mutter manchmal "anfährt" und ihre Launen an ihr auslässt. Gerade während nach der Geburt von unserer Tochter und dem Sohn war das eine Hilfe.

Das sieht meine Frau allerdings kritisch, auf der anderen Seite ist meine Frau nicht gerade eine Expertin beim Thema "sich öffnen", um es höflich zu umschreiben.

Naja, wir werden sehen, irgend etwas muss sich ändern, weiter machen wie bisher kann ich leider nicht.

Bearbeitet von Marc22
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Hi Marc22,
ich habe jetzt beide Deine Beiträge gelesen. Ich denke, wenn bisher noch keine Paartherapie oder -beratung in Anspruch genommen wurde, sollte das zu allererst mal auf die Karte.

Deine beschriebene Lage kommt mir auch bekannt vor. Je nachdem, wie Deine Frau sich im Detail dir und den Kindern gegenüber verhält und äußert können mehrere Ursachen denkbar sein.

Du solltest versuchen, die Ursachen für Störungen eures gemeinsamen System zu ermitteln. So wie du schreibst, könntest du mit Deiner Alltagsbelastung über den Terminhilfeservice deiner Krankenkasse mal einen Erstberatungstermin bei nem Psychotherapeuten in Anspruch nehmen. Bei Deiner Alltagsbelastung wird der so etwas wie eine "Anpassungsstörung" diagnostizieren, und damit kann man eine Therapie beantragen die irgendwas zwischen 8-12 Sitzungen hat. Weil "therapie" die gleichen Methoden einsetzt wie "coaching" (Therapie hört halt nur auf, wenn nach ICD-10 kein Krankheitswert mehr vorliegt), wird dir das viele Deiner Fragen beantworten können. Bezahlt würde das als Einzeltherapie über deine KV.
Paartherapie wäre vermutlich noch wirksamer, sofern Deine Frau bereit ist mitzuwirken, das wäre aber keine Kassenleistung und muss selbst bezahlt werden.

Vor irgendwelchen anderen Schritten würde ich das zuerst mal probieren. Oft kommen dann auch die Gefühle füreinander wieder nach oben und das Leben gemeinsam wird wieder etwas bunter.

Viel Erfolg.