Ich möchte kündigen und habe Angst davor. Wie umsetzen?

Guten Tag zusammen,

ich arbeite nun schon 5 Jahre in der selben Firma und habe dort auch meine Ausbildung gemacht.

Eigentlich hatte ich vor 2 Jahren vor die Firma bereits nach der Ausbildung zu verlassen. Denn meine Familie wohnt innerhalb Deutschlands sehr viel weiter entfernt und ich werde in der jetzigen Firma und auch im privaten Leben nicht mehr froh. Ich habe kaum Freunde und lebe etwas abgeschottet von der Welt.

Jedoch setzt die Firma alles daran mich zu behalten und es hängt viel von mir ab.

In unserer Firma waren wir anfangs in meinem Büro 6 Leute. 2 davon haben gekündigt. Einer ist in Vaterschaft gegangen und 2 weitere haben jegliche Motivation an der Arbeit verloren.

Jetzt bin ich Hauptverantwortlicher für wichtige Themengebiete und muss viele Projekte betreuen und kann auf diesem Gebiet mein Wissen nicht weitergeben, weil die letzten Kollegen nahezu kein Interesse haben weitere Arbeit aufzunehmen. Das kann ich teilweise auch verstehen.

Unsere Geschäftsleitung sieht es nicht ein, dass wenn etwas passiert, dass dann nichts mehr passiert und der Laden teilweise still steht. Hier muss ich jedoch anmerken, dass die Geschäftsleitung leider nicht mehr sehr jung ist und ziemlich überfordert scheint. Das merke ich daran, weil die GL regelmäßig Wutattacken hat (nicht mir gegenüber).

Ich habe in der Firma keine Freude mehr. Mir wurden viele Versprechen gemacht und an nichts wurde sich gehalten. Ich kann nicht so arbeiten wie ich möchte und alles scheint zu stehen, weil keiner überhaupt noch Lust an etwas hat. Von den anderen Abteilungen kündigen immer mehr Kollegen und ich weiß auch nicht mehr weiter.

Regelmäßig habe ich deswegen Kopfschmerzen. Regelmäßig bin ich zum Abend leer und habe schlechte Laune.

In meiner Freizeit investiere ich viel in die Arbeit, doch das scheint auch kein Mensch anzuerkennen.

Ich habe bereits 2 Personalgespräche mit der Geschäftsführung geführt. Diese stimmt mir in vielen Punkten zu und versucht mich hinzuhalten.

Auch war ich sehr fair und habe angekündigt, dass ich vor habe zu kündigen und die Firma bitte einen alternativen Mann für mich sucht. Die Geschäftsleitung bedankt sich jedes mal für meine Ehrlichkeit und sagt auch, dass es sehr fair gegenüber der Firma ist, dass ich so früh meine Kündigung ankündige.

Jedoch scheint sich keiner für die besagte Stelle zu bewerben. Ich verdiene dabei nicht schlecht, aktuell liegt mein Gehalt bei 2900 Euro Brutto im Monat und dazu 36 Tage Urlaub im Hagr.

Die Geschäftsleitung hält mich hin und kommt mit Argumenten wie, es wäre für Sie besser, wenn Sie noch 1 Jahr bei uns bleiben würden etc.

Fakt ist aber, ich möchte zu meiner Familie nach Bochum zurück ziehen und ich kann das hier einfach nicht mehr länger aushalten. Ich habe wirklich viele Schritte versucht, aber hier werde ich definitiv nicht glücklich.

Ich habe große Angst in der Firma meine Kündigung einzureichen. Angst habe ich, dass meine Kollegen davon erfahren und auf mich herab sehen.

Angst habe ich vor der Reaktion der Geschäftsleitung.

Vielleicht hattet ihr eine ähnliche Situation wie ich und habt einen Ausweg gefunden?

Wie kann ich diese schwere Situation meistern?

Herzliche Grüße

1

Hallo, man sollte keine "verbrannte" Erde hinterlassen ... man sieht sich immer zweimal im Leben.

Eigentlich hast du doch das beste Argument, ohne auf die Firma / Mitarbeiter zu schimpfen - du möchtest zurück in deine Heimat, fertig. Vielleicht wollen sie dich weiter überreden, noch dazubleiben - wenn dir da der Druck zu groß wird erfinde halt einen Freund, der dort auf dich wartet ... Das ist allemal besser (auch im Hinblick auf dein Zeugnis), als zu sagen dass es dir reicht.

Im Übrigen verstehe ich nach deinen Ausführungen nicht, warum Kollegen auf dich "herabsehen" sollten. Vermutlich wird es eher so sein, dass sie dich insgeheim bewundern für deine Konsequenz.

VG und alles Gute
B

2

Hallo.

Du hast scheinbar bereits alles getan, um die Situation zu retten. Wenn die GL nicht darauf eingeht ist das deren Problem.
Ich denke, du bist zu gutmütig und lässt das "Firmenschicksal" zu sehr an dich ran - WARUM? Es ist nicht deine eigene Firma und jeder ist ersetzbar. Denkst du, dass die GL sich ebenso um dich sorgen würde, wenn z.B. der Laden dicht gemacht werden müsste?!? Wohl kaum....

Ich an deiner Stelle würde einstweilen den Ball flach halten, den Kollegen nichts von dem Kündigungsvorhaben erzählen und mich parallel in meiner Wunschstadt bewerben. Wenns klappt, dann kündigst du fristgerecht und nimmst in der Zwischenzeit deinen gesamten Resturlaub.

Ich wünsche dir alles Gute!!!#winke

3

Hallo!

"Ich habe große Angst in der Firma meine Kündigung einzureichen. Angst habe ich, dass meine Kollegen davon erfahren und auf mich herab sehen.

Angst habe ich vor der Reaktion der Geschäftsleitung."

Erstmal ist eine Kündigung in der Arbeitswelt ein alltäglicher Vorgang, vollkommen normal und nichts, wovor man Angst haben muss.:-)

Ich persönlich habe nur einmal "ins Leere" gekündigt, also ohne eine andere Stellung in Ausblick zu haben, aber auch nur, weil ich finanziell komplett gesettet war.
Hast du denn eine Stelle in Bochum?
Sonst würde ich dir in Hinsicht auf die Konsequenzen doch sehr raten, erst mit der schriftlichen Zusage zu kündigen.
Aus einer ungekündigten Position bewirbt es sich m.M. einfach besser.

Weiter:
Es ist für dich vermutlich ein großer Schritt, aber für deine Kollegen und die Geschäftsleitung völlig normal.
Jeder hat das Recht zu kündigen- es gibt keine Leibeigenschaft- und sollte irgendjemand versuchen, dir ein schlechtes Gewissen zu machen, spricht das noch dringlicher von der Notwendigkeit, die Stelle zu wechseln.
Das wäre höchst unprofessionell!
Also würde es nur etwas Negatives über die GL und Kollegen aussagen- keineswegs aber über dich!

Du hast dich überaus fair verhalten, Mißverhältnisse ausgesprochen, deinen Eunsch, die Arbeitsstelle zu wechseln sogar weit im Voraus mitgeteilt---besser geht es gar nicht!
Dass die GL bei den Verhältnissen natürlich froh um jeden Monat ist, den du nicht kündigst, ist klar (sie wären ja schön blöd, wenn sie dich nicht versuchen würden zu halten!).

Also, du arbeitest mal dran, an DICH zu denken und dein Lebensglück nicht davon abhängig zu machen, dass andere enttäuscht sein könnten.
DU sollst glücklich sein!:-)
Wenn bei uns ein Kollege weggeht, wünschen wir ihm alles Gute (ganz besonders den Guten, die man zwar beruflich schmerzlich vermissen wird, denen man aber auch noch stärker wünscht, dass sie das Richtige finden).
Wenn das niemand bei dir hinbekommt, schlag drei Kreuze, dass du den Absprung gemacht hast.;-)

Alles Liebe und tschakka, du kannst das!

4

Du solltest kündigen. Suche dir eine Arbeit in Bochum und hau dort ab. Man sollte nicht unglücklich auf Arbeit hocken.

Du brauchst vor deinen Kollegen und der Geschäftsführung keine Angst haben. Du hast eine Kündigungsfrist von 4 bis knapp 6 Wochen (je nachdem wann du kündigst). Dazu hast du bestimmt noch Urlaub übrig. Ergo: du musst dich mit den Leuten dort nur wenige Wochen noch rumschlagen, nachdem du die Kündigung eingereicht hast. Die überlebst du auch. Wenn du aber mies bist, lässt du dich die letzten Wochen krank schreiben. Finde ich aber nicht wirklich richtig.

Was denkst du, was für eine Last von dir abfällt, wenn du am letzten Arbeitstag Tschüß sagst und weißt, dass du nie wieder kommst? Schon wegen diesem Gefühl solltest du kündigen.

5

Such dir nen Job in Bochum, reiche deine Kündigung ein, wenn du es zeitlich schaffst vielleicht mit mehr als "nur" der gesetzlichen Kündigungsfrist und gut ist das.

Das Leute kommen und gehen ist doch normal in der Geschäftswelt.

Dann arbeitest du ordentlich bis zum Schluss, wenn du es schaffst bereitest du ne tolle Übergabe vor. Fertig.

6

Was Du so schreibst, sind Deinen Kollegen wahrscheinlich eher neidisch, dass Du gehen kannst.
Und ehrlich, ist doch total wurscht, was die denken, das wäre mir egal.
Du hast Gespräche geführt, wolltest Lösungen schaffen, nix passiert, also gehst Du.

Hast Du schon einen neuen Job in Bochum? Wenn nicht würde ich mich erst bewerben, neuen Job und dann kündigen.

7

Du steckst in die Sache viel (!) zu viel Emotionalität.
Eine Kündigung ist ein normaler, alltäglicher Vorgang im Geschäftsleben. Du darfst jeder Zeit kündigen, selbst wenn Du den allerliebsten Vorgesetzten auf der ganzen Welt hast. Du brauchst keinerlei Gründe für Deine Kündigung.
Leibeigenschaft wurde vor vielen hundert Jahren schon abgeschafft! ;-)
Warum hast Du denn "Angst vor der Geschäftsleitung" und "Angst vor der Reaktion Deiner Kollegen".
Was glaubst Du, werden Sie tun? Dich beleidigen? Körperlich misshandeln? Dich einsperren und an Deinen Arbeitsplatz ketten, damit Du nicht gehen kannst?
Hör auf, Dir so viele Gedanken zu machen und tu nur das, was für DICH am besten ist.
Niemand wird es Dir danken, nur weil Du aus falsch verstandener Rücksichtnahme jahrelang bei einem Arbeitgeber bleibst, der Dir beruflich nicht das bietet, was Du Dir vorstellst.
Such Dir einen neuen Job, schreib auf ein Blatt Papier "Hiermit kündige ich mein Arbeitsverhältnis zum XXX, Unterschrift und fertig! Und zerbrich Dir nicht den Kopf darüber, wie eine anscheinend schlecht geführte Firma ohne Dich weiter macht, sondern denke in allererster Linie an DEIN LEBEN!

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das ist nobel von dir ... du bist ein sehr mitfühlender und rücksichtsvoller Mensch, wie mir scheint...
aber trotzdem: MACH DEINEN WEG...... du kannst nix dafür, dass die sich um keinen Ersatz bemühen, wenn du es ankündigst.... -- das werden sie schon tun, sobald die Kündigung auf dem Tisch liegt...

Was machst Du in Bochum? bewirbst Du Dich von hier aus oder ziehst du zu erst um?
in diesem Fall würde ich kündigen und eventuell nicht die kürzeste Kündigungsfrist nehmen, sondern einfach einen frei gewählten Termin etwas später ansetzen...
So stehst Du gut da, indem Du Deinem Chef mehr Zeit als üblich für den Nachfolger verschaffst und brauchst somit auch keine Angst vor der Reaktion oder den Mitarbeitern haben... - das ist sogar sehr nobel, wenn du extra später gehst ,als es dir möglich wäre laut Kündigungsfrist...

Lies das Buch "Am Arsch vorbei geht auch ein WEg" --- Mitgefühl ist toll -- und wichtig... aber nicht auf persönliche Kosten und die Psyche.....

9

Im Großen und Ganzen wurde ja eh schon Alles gesagt.

Ich selbst war jahrelang in einer Firma tätig, in der immer wieder viele AN gekündigt haben. Aus meiner damaligen Position nah am Chef und heute als Ehefrau eines ArbeitGEBERS, kann ich Dir nur eins sagen: In dem Moment, wo Du kündigst, oder in deinem Fall eben ankündigst, dass Du kündigen wirst......... ist der Zug abgefahren. Deine AG haben kein ehrliches Interesse mehr an Dir. Es ist Ihnen egal was mit Dir ist. Sie nutzen in Deinem Fall Deine Gutmütigkeit, "Dummheit" (sorry, ich meine das nicht böse) nur noch für Ihre eigenen Interessen aus.
Was mit Dir ist, juckt die nicht mehr. Die spielen Dir was vor.

Leg die Kündigung hin und zieh nen Strich.