Wenn die Elternzeit von der Arbeitskollegin abhängig gemacht wird...

Hallo ihr Lieben,

Ich muss mir einfach mal meinen Frust von der Seele schreiben.

Vorab: Ich komme nicht aus Deutschland.

Ich arbeite auf 30-Stunden/Woche-Basis im Behindertenbereich. In unserem speziellen Berufsfeld sind wir nur zu zweit in dieser Abteilung. Meine Kollegin arbeitet ebenfalls 30 Stunden die Woche.

Ich bin schwanger, und habe vor Kurzem bei meiner Direktion angefragt, wie wir die Elternzeit (ab zirka Mitte Januar 2022) planen können. Wo ich lebe muss der Chef dem Mitarbeiter ein offizielles Einverständnis für Elternzeit geben, sobald man Elternzeit nicht Vollzeit nehmen will. So, geplant war eigentlich, dass wir zu zweit in Teilzeit-Elternzeit über ein Jahr hinweg gehen. Bei meinem Mann wurde das so schon durchgewunken auf der Arbeit, bei mir ist es jetzt schwieriger. Ich habe grundsätzlich ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Direktion und es herrscht im Allgemeinen ein sehr gutes Arbeitsklima.

Mit meiner Kollegin arbeite ich sehr gerne, und auch als Mensch mag ich sie sehr, was ja selten genug vorkommt. Wir reden auch viel über Privates, hat sich über die Jahre so ergeben. Sie hat bei unserem Kiwu-Weg mitgefiebert und war eigentlich immer die, die von allem als erste wusste, auch als ich dann endlich schwanger wurde, sozusagen eine Vertraute. Umgekehrt erzählte sie mir immer viel über die Probleme ihrer Frühchen-Zwillinge, Paarprobleme etc... Nun hatte sie seit der Geburt der Zwillinge wirklich ein paar einschneidende Erlebnisse in ihrem Leben (inklusive der komplikationsreichen Schwangerschaft), die sie scheinbar immer relativ gut weggesteckt hat. Wir alle wissen: Das rächt sich irgendwann. Und bei ihr ist es nun so weit.

Zur gleichen Zeit als ich endlich schwanger wurde, hatte die Kollegin plötzlich mit Panikattacken zu kämpfen, mit unkontrollierbaren Ängsten, und depressiven Verstimmungen. Wir sind beide vom Fach, konnten uns also gut über die Möglichkeiten unterhalten. Sie hat versucht sich noch einige Wochen über Wasser zu halten, und ist schliesslich auf mein Drängen hin zum Psychiater gegangen, der sie natürlich seit nun mehr 2 Monaten krank geschrieben hat. Wir haben weiterhin regelmässig Kontakt, es geht ihr immer noch nicht sehr gut, und ich denke das wird sich auch noch eine Weile hinziehen. Es tut mir für sie unheimlich Leid, und ich hoffe sehr, dass es ihr bald besser geht. Ich bin froh, dass sie sich Hilfe gesucht hat und natürlich ist die Arbeit jetzt zweitrangig. Es war richtig sich krank schreiben zu lassen.

Jetzt kommt das grosse Aber.

Da meine Kollegin ja nun bereits einige Zeit ausgefallen ist, habe ich natürlich ihre dringliche Arbeit mit übernommen. Die dringendsten Fälle quetsche ich also in meinen ohnehin schon sehr gefüllten 6-Stunden-Tag, an Beschäftigungsverbot war gar nicht zu denken. Will ich auch gar nicht. Deshalb habe ich meiner Direktion auch noch keine offizielle Bescheinigung über die SS ausgehändigt, weil man mich dann sofort ins BV schicken würde. Das war, in Absprache mit meiner FA, auch meine persönliche Entscheidung, aber allein die Tatsache, dass meine Kollegin zur Zeit nicht zur Verfügung steht, also niemand da wäre wenn ich wegfallen würde, macht mir schon einiges an Druck. Oder besser gesagt, ich mach mir den Druck selber, denn ich weiss, dass sich die Welt weiter drehen würde wenn ich ausfalle... #augen
Mein Pflichtbewusstsein sagt mir aber: Du kannst jetzt auf KEINEN Fall vor dem geplanten Mutterschaftsurlaub ausfallen.

Jetzt ist es zudem so, dass meine Direktion die Bewilligung meiner Elternzeit am Zustand meiner Kollegin festmacht: Sprich, ist sie zum Zeitpunkt der geplanten Elternzeit wieder voll einsetzbar, dann würde man mir die Teilzeit Elternzeit bewilligen. Ist sie es jedoch nicht... Des Weiteren hat die Kollegin schon einige Male über eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit auf 20 Stunden gesprochen, dann aber immer wieder einen Rückzieher gemacht. Idealerweise würde meine Teilzeit-Elternzeit aus 20 Stunden die Woche bestehen, was aber mit einem 30-Stunden-Vertrag bei uns nicht möglich ist. Ich habe bereits vor einiger Zeit um eine Arbeitszeiterhöhung auf 40 Stunden gebeten, aber auch dort werde ich hingehalten bis die Kollegin sich endlich entschieden hat.

Was ich jetzt sage klingt grauenhaft, aber ich bin wirklich ein wenig sauer auf meine Arbeitskollegin, weil ich das Gefühl habe in meinem Leben nun ständig zurückstecken zu müssen, weil es ihr grade nicht gut geht. Ganz fies kommen mir im Hormonchaos sogar manchmal die Gedanken, dass sie nur auf meine Schwangerschaft gewartet hat bis sie zusammengebrochen ist. Was natürlich völliger Quatsch ist. Diese Gedanken verschwinden auch wieder sobald sie auftauchen, aber es ärgert mich, dass die aktuelle Situation mich da so reinmanövriert. Und so ganz weit vom Schuss ist meine Überlegung glaube ich nicht. Meine Kollegin hat im Vorfeld oft Ängste geäussert über die Zeit wo ich dann ausfallen würde wegen meiner geplanten Schwangerschaft und immer wieder betont, dass sie das nicht wolle. Sie hat ihre Gedanken aber dann immer wieder ins Lächerliche gezogen. Im Nachhinein denke ich, dass es ihr schon länger nicht gut ging, und meine tatsächliche Schwangerschaft dann quasi das Fass zum überlaufen brachte...

Bei näherem Hinsehen ärgere ich mich aber eigentlich viel mehr über meine Direktion, weil ich ihre Einstellung mir gegenüber und auch meiner Kollegin gegenüber wirklich unfair finde, und sie damit ein Klima der Missgunst zwischen uns erzeugt. Meine Kollegin wird dadurch ein schlechtes Gewissen bekommen, hat sie ja schon, und ich will nicht, dass sie ihr Druck machen damit sie wieder arbeiten kommt.

Andererseits verstehe ich auch meine Direktion: Wir sind eben nur zu zweit in der Abteilung und haben nicht unerheblich viel Arbeit. Zudem würde eine Suche nach Ersatz sich lange hinziehen, und bis die neue Fachkraft angelernt wäre, wäre meine Elternzeit auch schon wieder vorbei. Lohnen würde sich das nicht, und die knapp 500 Menschen, um die wir uns kümmern würde es unnötig verunsichern und aus der Bahn werfen.

Dazu gesagt sei noch, dass ich meine Elternzeit und meine Arbeitszeit nach Elternzeit zum Teil (natürlich nicht ausschliesslich) auch so geplant habe, dass meine Kollegin und meine Direktion so wenig Ausfall wie möglich haben werden, und sich gar nicht erst um Ersatz bemühen müssten.

Eine verzwickte Situation also. Hier nun meine Fragen:

Bin ich egoistisch mit meinen Gedanken? Nicht egoistisch genug? Wie schätzt ihr die Situation ein? Was würdet ihr raten?

Mir ist es sehr wichtig in einem kollegialen Umfeld zu arbeiten, und das habe ich zur Zeit auf meiner Arbeit. Ich liebe meine Arbeit, und es ist mir sehr wichtig das gute Klima auch beizubehalten. Aber ab wann muss man denn "Stopp" sagen? Wie lange will mich meine Direktion denn diesbezüglich hinhalten, wenn die Kollegin weiterhin keine klaren Aussagen macht, bzw. machen kann? Zum weiteren Verständnis: Meine offizielle Anfrage müsste bereits Anfang Juli eingereicht werden damit die Frist für die Bewilligung der Elternzeit auch eingehalten wird. Das ist also nicht mehr sooo lange hin.

Ich bin natürlich dabei schon für Plan B und C zu sorgen, aber ich denke das würde mir sehr schwer zu schaffen machen, und meine Beziehung zur Kollegin + Direktion trüben.

So, das wurde nun länger als gedacht.

Ich weiss, dass das Thema eher in das Forum "Jobs" gehört, aber ich wollte das Ganze in grau loswerden, und es wirkt sich ja schon auf mein Familienleben aus.

Habt einen schönen Tag!

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Du musst dir eines unbedingt klar werden: Kein Mensch ist unersetzlich. Ich schreibe das bewusst "von dieser Seite" um dir klar zu machen, dass dir deine Aufopferung am Ende niemand danken wird. Weder deine Kollegin noch deine Direktion. Sei nicht für alle "die Dumme"...

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Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Ist aber schwer abzustellen. 😪 Dass man mich ersetzen kann ist absolut klar, aber es würde eine Zeit dauern, und während dieser Zeit würden die Menschen, um die ich mich kümmere, darunter leiden.

Ausserdem habe ich mir in dem Betrieb eine gewisse Position mit dem dazugehörigen Respekt vor meiner Arbeit hart erkämpft und ich tu mich schwer mit der Vorstellung sie an irgendwen abtreten zu müssen.

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Hallo Du ganz ehrlich ich verstehe dich! Das kann nicht angehen dass du nicht planen kannst und hingehalten wirst!

Ein schlechtes Gewissen brauchst du gar nicht zu haben du leistest mehr als du müsstes. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, zeige deiner Chefin auf was du leistest. Die ist das Problem nicht deine Kollegin! Beharre auf einer fixen, absehbaren Vereinbarung. Um so engagierte Mitarbeiterinnen sind sie ansonsten auch anderswo froh!

Alles Gute und schau auf dich und deine Gesundheit! Eine gesunde Portion Egoismus, oder besser gesagt Eigenliebe, täte uns Frauen allgemein gut.

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Danke für die Einschätzung!

Das Problem wurde zwischenzeitlich noch komplizierter, denn nun ist meine Direktorin krankheitsbedingt auch ausgefallen. Es sieht so aus als sei sie schwer krank, und sie ist eigentlich so schon kurz vor Renteneintritt. Es ist fraglich ob sie überhaupt wieder kommt. Bislang hat sie aber keine Vorkehrungen getroffen wer sie wie ersetzen soll, und jetzt steh ich obendrein quasi führerlos da. Ihr jetzt in der Situation mit so was "Banalem" wie Elternzeit das Messer auf die Brust zu setzen bringe ich nicht übers Herz. 😪

Ich hatte gestern deshalb ein Gespräch mit ihrer Unterdirektorin, aber die weiss auch nicht wie es weiter geht.

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"Was ich jetzt sage klingt grauenhaft, aber ich bin wirklich ein wenig sauer auf meine Arbeitskollegin, weil ich das Gefühl habe in meinem Leben nun ständig zurückstecken zu müssen, weil es ihr grade nicht gut geht. " Hm, sauer kannst du gerne sein, aber dann sei bitte auf die richtige Person sauer....auf dich selber.
Ich lese de ganze Zeit nur, wo du DEINE Prioritäten hast, aber sind die denn jetzt mit der Schwangerschaft noch so richtig? Aus meiner Sicht bist du nicht egoistisch genug, denn jetzt geht es mal um dich, es ist nicht dein Laden, du trägst nicht die Verantwortung. Du solltest lernen dich abzugrenzen. Du arbeitest dort und dafür bekommst du Geld....mehr ist das im Grunde nicht. Und solange du alles mitmachst, solange bist du für den Laden gut. Schätzt man dich und deine Leistung dort wirklich, dann wäre man bereit eine Lösung zu finden.
Ich finde du hast eine viel zu verklärte Vorstellung von deinem Arbeitsplatz, generell vom Aebeitsverhältnis. Und ich denke, das ist ziemlich einseitig, ansonsten würde deine Chefin dich nicht so auflaufen lassen.
Was willst du? Was sind deine Pläne? Setze sie um, nichts anderes zählt.
Geld verdienen und nette Kollegen haben, das findest du zur Not auch anderswo.

Aus meiner Sicht siehst du nicht das Geschäftsverhältnis (Arbeit gegen Bezahlung), sondern du bist auf eine persönliche Ebene abgerutscht, deswegen steckst du jetzt in deinem Dilemma.
Das private Verhältnis zu deiner Kollegin steht in keinem Zusammenhang zu eurem beruflichen, trenne das. Und eine nette Chefin ist gut, aber auch das ist unwichtig, denn schlußendlich ist es jetzt ja nicht das erste Mal, das man dich auflaufen lässt. Wach auf, du hast ein ganz ungesundes, privates zu deinem Arbeitsplatz aufgebaut.

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Hallo,

Ich kann deinen Einwand gut verstehen, sehe das aber anders. Ich arbeite in einem sozialen, profitlosen Betrieb, und ich finde man hat als Arbeitnehmer immer eine gewisse Verantwortung. Ich finde auch, dass es sich sehr viel leichter arbeiten lässt, wenn man ein gutes Verhältnis zueinander hat, und nicht nur das absolute Minimum für sein Geld macht. Man verbringt so viel Zeit auf der Arbeit, da sollte sie, zumindest für mich, mehr sein als nur ein Mittel zum Geld verdienen. Ich will eine Arbeit, die mich auch irgendwo erfüllt, und die habe ich hier.

Ich merke, dass meine Arbeit geschätzt und gewürdigt wird an der Position, die meine fachliche Meinung mittlerweile auch bei einer Direktion hat, daran dass gezielt auf mich zurück gegriffen wird wenns brennt, und daran dass meine professionnelle Kompetenz anerkannt wird. Dieser Betrieb lebt vom Engagement ihrer Mitarbeiter, und das wird schon gewürdigt. Ich habe seeeehr viel Freiraum in der Gestaltung meiner Arbeit, meiner Arbeitsweise, und meiner Arbeitszeit. Das müsste so definitiv nicht sein, das könnte auch ganz anders aussehen, und das tut es auch bei vielen anderen. Aber ich habe diese Vorzüge, weil man mir vertraut, und meine Arbeit schätzt.

Ich sehe natürlich klar die Nachteile für das freundschaftliche Verhältnis, und gebe dir in einem Punkt Recht:es fällt mir schwer zu definieren WO denn jetzt meine Grenze sein müsste.

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"Ich merke, dass meine Arbeit geschätzt und gewürdigt wird an der Position, die meine fachliche Meinung mittlerweile auch bei einer Direktion hat, daran dass gezielt auf mich zurück gegriffen wird wenns brennt, und daran dass meine professionnelle Kompetenz anerkannt wird. " Ich lese das in deinem Ursprungsbeitrag anders. Bist du dir sicher oder ist das deine Wahrnehmung? Gezielt auf dich zugreifen, wenn es brennt, kann auch bedeuten das sie es mit dir machen können. Deine Leistung anerkennen und auch in Zukunft auf dich zählen können/ unbedingt wollen, so klingt es aktuell nun wirklich nicht.


Nun ja, wenn du dich da noch abgrenzen konntest/musstest, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen. Du trägst bald die Verantwortung für ein Kind.

Ich finde deinen Austausch mit Phonics sehr spannend, ich denke sie hat absolut recht, nur du bist noch nicht so weit, das zu erkennen.

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Du solltest dich fragen, was du für dich und dein Kind willst. Erst danach kommt die Arbeit und nicht andersrum.

Du hast noch keine offizielle Bescheinigung abgegeben, weil du nicht in ein BV rutschen willst ? Ein BV seitens des Arbeitgebers bekommt man nicht umsonst.
Es wurde bereits gesagt „jeder ist ersetzbar“ und du bist es auch. Dein AG scheint deine Aufopferung nicht zu schätzen. Dafür willst du deine Familie hinten anstellen ?

Rat:
- BV akzeptieren. Wenn deinem Kind etwas passiert (selbst wenn es nicht durch die Arbeit verschuldet ist), dann wirst du dir das niemals verzeihen.
- Elternzeit planen, wie gewünscht

Alles Gute

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Danke für deinen Beitrag!

Das BV würde man mir nur ausstellen wegen Corona. Und das seh ich gar nicht ein, ehrlich gesagt. Mein Arbeitgeber gibt mir jegliche Möglichkeit mich zu schützen. Ich habe ein eigenes Büro, überall wird ständig alles desinfiziert, der komplette Betrieb wurde quasi wegen Corona neu aufgeteilt. In der Kantine dürfen nicht mehr als 2 Personen an einen Tisch, es gibt klar definierte Gehwege damit man sich nicht kreuzt und, und, und. Pausen dürfen wegen der Masken uneingeschränkt gemacht werden, ich habe den Luxus mir aussuchen zu können ob ich im Büro bleibe oder durch den Betrieb laufe um meine Arbeit zu erledigen,bekomme nun wöchentlich 2 Schnelltests zur Verfügung gestellt.

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Ich hab nur bis zur Mitte gelesen und ich kann total verstehen, dass dich die Situation wütend macht. Aber du solltest diese Wut in die Richtige Richtung lenken - und zwar auf deine Direktion. Wenn deine Kollegin jetzt schon einige Zeit ausgefallen ist und auch nicht absehbar ist, wann sie wieder kommt - dann hätten sie längst Ersatz suchen müssen. Wenn du jetzt nicht schwanger wärst, wie lange wollten die es dann durchziehen das ganze auf Notbetrieb laufen zu lassen und dich in deinen 30 Stunden an die Belastungsgrenze zu bringen?

Ich würde zum Chef gehen und klipp und klar sagen, dass du jetzt schon eine Entlastung erwartest und ebenso erwartest, dass dein persönliches Glück nicht vom Gesundheitszustand der Kollegin abhängig gemacht wird. Du musst klar aussprechen, dass das auf Euch beiden einen enormen Druck ausübt, der Eurem Arbeitsverhältnis nachhaltig schaden kann und das kann der AG ja nicht wollen. UND - im Zweifel musst du deine Schwangerschaft ganz offiziell verkünden und dich ins BV schicken lassen, dann spüren sie nämlich, dass sie ganz ohne Personal da stehen. Dann müssen sie suchen und diese Besetzung ist dann ggf. auch die Lösung für deine Elternzeit.

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Das würde ich nicht übers Herz bringen, den Betrieb ohne Personal zurückzulassen.

Das Problem ist auch, dass ich eigentlich keinen Ersatz für meine Kollegin will. Wie gesagt, es dauert lange sich in dem Beruf dort einzuarbeiten, und der Ersatz wäre mir mehr eine Bürde als eine Entlastung,weil ich ihn/sie anlernen müsste, und er/sie lange brauchen würde um den Überblick über die vereinzelten, weit gestreuten Bereiche und Menschen zu erlangen.

Mit meiner Kollegin bin ich einfach ein eingespieltes Team, und ich scheue mich vor einer Veränderung.

Je mehr ich auf die Kommentare hier antworte desto mehr bekomme ich das Gefühl, dass die Situation gänzlich meiner Arbeitseinstellung und meiner Persönlichkeit geschuldet ist... 😪 Und dass das ja dann eigentlich mein Problem ist.

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Hier ist schon die Antwort:
"ich scheue mich vor einer Veränderung"

Wenn du in der Arbeit so gut bist, wie du es wahrnimmst, wirst du es anderswo auch sein.
Tut mir leid, das so sagen zu müssen, aber Bekanntschaften vergehen doch immer irgendwann: Wegzug, Krankheit, Kündigung, Familiengründung, usw. Das kriegst du niemals unter deine Kontrolle. Und auch andere können damit leben, dass nun bei dir Veränderungen stattfinden. So lapidar und ausgelutscht es klingt: Das Leben geht weiter.

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Du solltest nur auf Dich hören bei Deiner Entscheidung.
Wenn Dein Arbeitgeber dich erpresst und es vom Zustand von Kollegen abhängig macht, dann nimmst Du eben volle Elternzeit.
Wer weiß, - es kommt vielleicht einzweites kInd, - Du willst später mit Kindern nicht mehr in Schicht arbeiten oder andere Gründe kommen --- mache Deine Entscheidungen nicht davon ab, ob es Deine Kollegin ist oder ob Dein Arbeitgeber da andere Sachen reinmischt.
Das würde ich so ungewiss nicht mit mir machen lassen.

Entweder er unterschreibt dir jetzt, was du forderst, oder Du bist ganz weg (ganze elternzeit vollzeit oder kündigst danach).
In Deinem Job wird es später kein Problem sein, was neues zu finden. -- mach dich über die Zukunft mal frei und entscheide nur nach dem HEUTE.

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Genau das hätte ich der TE auch empfohlen

Liebe TE, wer von euch will denn die Teilzeit-Elternzeit mehr - du oder dein Arbeitgeber?

Wenn das dein Arbeitgeber wünscht, ist die Sache denkbar einfach - entweder zu deinen Bedingungen oder du bist halt während der Elternzeit ganz weg und sie müssen eine Vertretung einstellen. Wenn das dein eigener Wunsch ist - mehr wie Druck machen kannst du nicht, entweder kannst du dich mit deinem AG einigen oder du nimmst eben doch voll Elternzeit. Wenn dein Arbeitgeber da Interesse daran hat, wird er dir die entsprechenden Möglichkeiten einräumen. Wenn er kein Interesse daran hat und kein Problem mit einer Vertretung hat und dir auch nicht entgegen kommt, weißt du ja nun woran du bist....

Ich kann verstehen, dass du deine Klienten nicht im Stich lassen möchtest, du nicht "unbegründet" ins BV willst und du an deiner mühsam aufgebauten, guten Reputation hängst. Das finde ich sogar richtig gut.

Aber jetzt mal ganz klar und deutlich: das sind alles die Probleme deines AG, nicht deine und nicht die deiner Kollegin. Es geht nicht an, dass du dich jetzt bis zum Mutterschutz mega stresst, weil du die Arbeit der Kollegin mitmachen musst. Und es geht auch nicht an, dass deine Kollegin ein schlechtes Gewissen hat, weil sie jetzt nun mal krank ist und das womöglich Auswirkungen auf deine Elternzeit-Pläne hat. Ihr seit Angestellte, ihr braucht euch um das keinen Kopf zu machen, das ist Aufgabe eures AG.