An die mit erwachsenen Kindern; Ausbildung und Berufsleben

Hallo,
Welche Ausbildung haben eure Kinder gemacht, ist es ihnen schwer gefallen, sich zu entscheiden und sind sie zufrieden mit ihrer Wahl?
Gab es vielleicht Umwege, oder mehrere Anläufe bzw Ausbildungen?
Meine Tochter ist 20 und hat einen typischen Männerberuf gelernt sie ist Anlagebauerin und arbeitet bei einem großen Unternehmen.
Ihr gefällt es und sie ist zufrieden mit ihrer Wahl.
Der Sohn meines Partners tut sich da sehr schwer, er ist jetzt 10.Klasse und weiß gar nicht was er will.
So geht es wohl einigen anderen in seiner Klasse auch, trotz Praktika, Berufsberatung ab der 7.Klasse.
Er hat auch keine Interessen, am liebsten Konsole oder PC.
Mein Partner ist Landschaftsgärtner und ich bin Floristin, also alles praktische Berufe, wo man seine Hände braucht.
Mein Vater war Zimmermann und meine Mutter Erzieherin, die Eltern meines Partners arbeiten noch als Elektriker und Friseurin.
Also Beispiele hat er auch im Umfeld aber alles nichts für ihn.
So wie es aussieht steht er im August ohne Lehrstellen da, und sitzt dann zu Hause.
Mein Partner ist mittlerweile sauer über seine Lethargie und Unentschlossenheit.
Ist das Verhalten ungewöhnlich und gibt es Beispiele wie jemand die Kurve bekommen hat?

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In der 10. Klasse hätte ich auch nicht gewusst, was ich machen will. Trotz Praktika ab der 8. Klasse. Dafür gab es viel zu viel Auswahl.

Deshalb habe ich Abitur gemacht. Und dann zwei Mal das Hauptstudienfach gewechselt, bevor ich mein erstes Studium abgeschlossen habe. Nach sieben Jahren in der Sparte wusste ich, dass mich das nicht bis zur Rente und erst Recht nicht darüber hinaus finanzieren wird, also habe ich noch Mal was ganz anderes angefangen. In diesem Beruf bin ich jetzt seit 15 Jahren glücklich.

Wenn er jetzt noch keinen Ausbildungsplatz hat, ist das kein Beinbruch. Er wird bis kurz vor knapp auch in den "begehrten" Berufen noch was finden. Oder er geht weiter zur Schule.


Vielleicht hilft es ihm zu wissen, dass er keine Entscheidung für's Leben fällt, sondern erstmal nur bis zum Ende der Ausbildung. Es muss also nicht das Perfekte sein. "Kann ich mir vorstellen" reicht. Wie es in der Realität ist, weiß man vorher eh nicht, auch nicht nach einem Praktikum.

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Meine Tocter ist ja auch gerade in der 10. Klassen, und ja, ich finde es jetzt nicht so ungewöhnlich, dass die Kinder keinen Plan haben und die Unterstützung der Eltern brauchen.

Ich würde zuerst mal ausloten, ob er weiter zur Schule gehen will/ kann oder ob es Richting Ausbildung geht.
Wenn Ausbildung dann überlegt zusammen mit dem Kind, welche Richtung passen würde.
Berufsberatung zu Coronazeiten verdient oft den Namen nicht, die Schüler werden total alleine gelassen. In dem Alter sind sie damit gern überfordert und verkriechen sich in Lethargie. Da brauchen sie einfach Hilfe.
Macht aber auch deutlich klar, dass Nichtstun keine Option ist. Notfalls geht immer ein FSJ, im Altersheim oder so ist immer was frei.

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Ich finde es nicht ungewöhnlich, wenn ein Teenager nicht weiß, welche berufliche Tätigkeit er die nächsten 50 Jahre ausüben möchte.
Ja, einige haben erstmal eine Wunschvorstellung, stellen aber auch oft genug fest, den falschen Weg eingeschlagen zu haben. Manchen dann eine zweite Ausbildung oder wechseln das Studienfach.

Was die Berufe, welche innerhalb der Familie ausgeübt werden, für einen Einfluss darauf haben sollen, erschließt sich mir nicht so ganz. Dadurch hat man auch keinen wirklichen Einblick in den Arbeitsalltag oder entwickelt automatisch Interesse.

Wenn er so gar keine Idee hat, würde ich ein Berufsvorbereitungsjahr oder ein weiterführen der schulischen Laufbahn empfehlen.

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Ich wusste nicht einmal in der 13.Klasse, was ich machen möchte. Hat dann dazu geführt, dass ich ein Semester völlig planlos studiert habe, weil es eben in der Nähe war🙈

Generell würde ich sagen, wenn man nicht weiß wohin, hilft es sich weiter zu bilden. Vielleicht auch ein FSJ.
Wenn er viel am PC hängt, soll er sich doch mal auf YouTube umschauen. Da gibt es auch viele Videos zu Berufen (Z.B. der Channel "Lohnt sich das?").

Ich finde in dem Alter eine Unentschlossenheit gar nicht so unüblich.

Ich würde ihm aber seine Optionen aufzeigen:
- entweder nach dem Abschluss weiteren Bildungsweg gehen
- viele Praktika machen
- FSJ
- oder stumpf arbeiten gehen

Zu Hause rumsitzen kann er vielleicht mal 1-2 Monaten und nach dem Abschluss kurz aufatmen. Aber ich würde nicht akzeptieren, dass das Kind nur chillt.

Vielleicht hat er auch andere Ängste? Zum Beispiel vor einem Bewerbungsgespräch? Oder er tut sich bei den Bewerbungen ganz schwer?

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Hallo

Geht es uns Erwachsenen nicht auch so, besonders wenn wir vor die Wahl gestellt werden?

Ich bin froh, daß unsere Kids länger zur Schule gehen wollen. Das gibt ihnen Zeit für die bessere innere Reife (hoffentlich). Das Berufsleben dauert nach der Schule sowieso gefühlt ewig, und die Wege dahin könnten heute vielfältiger nicht sein. Was den Entscheidungsweg entsprechend erschwert.

Wenn der Junge noch nicht weiss, was er will, lotet andere Wege der Weiterbildung aus. Begleitet ihn aber und lasst ihn nicht allein damit. Das Ganze ist eine ziemliche Arbeit und kann zu Überforderung führen. Auch ich "hole" mir einen Coach oder eine Person, die mir professionell mit dem Lebenslauf hilft, wenn ich es alleine nicht schaffe. Das ist nicht verwerflich, auch wenn wir besonders bei Teenies stets auf Unabhängigkeit pp. pochen. Wir alle haben das Recht auf gegenseitige Unterstützung, finde ich.

LG

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Hallo,
unser Großer ist 17 und macht im Frühjahr sein Abi. Er wusste schon lange, dass er nichts im Büro machen will und nichts, wo man häufig oder immer einen Anzug tragen muss. Er hat sich dann selbstständig einen Praktikumsplatz als Land- und Baumaschinenmechatroniker für die Ferien gesucht, da es an seinem Gymnasium nur soziale Praktika gibt. Er begeistert sich aber schon von klein auf für Landmaschinen jeglicher Art. Er hat sich dann bei seinem Praktikum so gut gemacht, dass man ihm sofort einen Ausbildungsplatz angeboten hat. Da es ihm in dem Betrieb auch supergut gefallen hat, hat er den auch angenommen hat.
Viele aus seinem Jahrgang wissen aber immer noch nicht, was sie machen wollen. Ich kann das echt nicht nachvollziehen, dass fast erwachsene junge Leute so unschlüssig sind. Selbst, wenn man während der Ausbildung oder des Studiums merkt, dass es nicht das ist, was man sich vorgestellt hat, kann man ja nach Alternativen suchen und noch mal von vorne anfangen.
Selbst unser 13jähriger hat schon ungefähre Vorstellungen, was er machten möchte. Er ist sich ziemlich sicher, dass es etwas handwerkliches sein wird und hat sich schon im Internet informiert. Das ist vielleicht der Vorteil, dass er bei unserem Großen schon gesehen hat, dass man sich auch selber mal erkundigen muss und selbst den Hintern (sorry) hochbekommen muss.
Wir sind echt froh, dass der Große weiß, was er machen wird und der Kleine sich wenigstens schon mal Gedanken macht #schwitz. Das scheint heute, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr selbstverständlich zu sein.
Ich würde an Eurer Stelle dem jungen Mann echt Dampf machen. Im Zweifelsfall soll er weiter zur Schule gehen, ein FSJ machen oder so was in der Art. Immerhin besser als im Lebenslauf später leere Zeiten zu haben.
LG
Elsa01

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Vorstellung und Realität sind halt oft etwas anderes ;-) Bei der Geschichte geht es ja auch nicht nur um die eigenen Interessen, sondern auch viele andere Faktoren. Arbeitsbedingungen, Gehalt, Weiterbildungsmöglichkeiten,... Da machen sich heute wie auch „früher“ manche eben mehr Gedanken darüber und sind unsicherer als andere. Ebenso das Elternhaus. Manchen ist am wichtigsten, dass die Kinder irgendetwas machen, am besten bezahlt damit sie schnell auf eigenen Beinen stehen. Andere gehe das Thema anders an.

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Ich wusste das auch in dem Alter nicht, daher Abi und danach klassisch BWL.
Bin übrigens sehr happy mit meinem Job und nicht nur zufrieden ;-)
Und wenn PC mag, dann vielleicht was mit IT? War er BIZ oder gibt es sowas nicht mehr?

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Für klang es als ob am PC gerne "gezockt" wird. Das ist nicht die Voraussetzung die man für eine Ausbildung im IT-Bereich braucht. Genau das sind die, die dann in der Ausbildung scheitern.

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Warum?
Es gibt durchaus erfolgreiche IT Menschen, die "nur" gezockt haben. Ich kenn mich mit dem Thema nicht aus, aber soweit ich weiß, kann es mehr sein, als PC an und spielen.

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unsere KInder wussten ziemlich klar was sie wollten, Unser grosser Sohn ist Kfzler, ganz klassisch mittelere Reife Ausbildung, Meisterbrief, und dann noch Studium, heute ist er in der Enwicklung von Krisenfahrzeugen
der " hat im Einzelhandel gelernt, dann Fachwirt und ist im Aussendienst, bzw Gerade in 1 Monate Elternzeit, unsere Mädels ist eine Logopädin und die andere Pferdefachwirt, wussten alle schon ca in der 6. Klasse.

ich bin ein Quereinsteiger, ich habe nach dem Abi Kunst und Grafik studiert, bei 1. KInd nebenbei Innenarchitektur und dann den Bauingenieurswesen

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Finde ich nicht ungewöhnlich.
Unser Großer hat letztes Jahr Abi gemacht. Er wusste ganz lange Zeit nicht, was er anschließend machen möchte ,aber Studium war klar.
Die Praktika vorab haben ihm nichts gebracht. Aber er wusste zumindest ,was er nicht machen möchte. Auf keinen Fall etwas handwerkliches ,er hat da Null Talent.
Nun studiert er Lehramt ,er wechselt allerdings nochmal im Oktober ein Fach ,aber das ist völlig ok.

Unsere Tochter besucht erst die 9.Klasse ,sie hat noch Zeit.

Ich selbst habe Krankenschwester gelernt, arbeite noch heute in dem Beruf. Mein Mann ist bei der Bahn anstellt, gelernter Wagenmeister u. hat jetzt eine Zusatzausbildung gemacht und unterrichtet jetzt + macht Praxistrainer.

Mein Neffe hat gerade ausgelernt (KFZ Mechatroniker) ,er macht aber ab Sommer eine weitere Ausbildung bei der Polizei.

Mein Mann hat einen großen Sohn aus vorheriger Beziehung ,er hat auch nach der 10.Klasse bei d. Bahn gelernt (Mechatroniker) ,er arbeitet seit Jahren in diesem Job u. ist auch Lehrausbilder.

LG K