Neuer Job ja oder nein

Derzeitige Situation:
Wir arbeiten beide VZ. Mann verdient etwa 2500€, ich verdiene nach Abzug von pKV und Fahrtkosten etwa 2700€. Dazu kommt einmal Kindergeld. Ich habe sehr lange Fahrtzeiten (250km/Tag), die Arbeitsstelle selbst ist fantastisch. Mein Mann ist zu 95% im Homeoffice, hat aber für die nächsten 3 Jahre eine Weiterbildung, die das komplette Wochenende und 95% des Urlaubs in Anspruch nimmt. Familienleben ist da derzeit nicht viel. Dafür aber eben Homeoffice, anders wäre mein Job nicht auszuüben, da ich eben 1,5-2 Stunden zur Kita bräuchte und morgens zeitlich das Kind nicht bringen kann (muss um 6 los, Kita beginnt erst um 7:30) und nachmittags nicht immer abholen. Dafür kann er sich Überstunden minutengenau aufschreiben, nach der Weiterbildung wird er ca 4000€/netto haben und durch Überstundenabbau ca. 10-11 Wochen Urlaub im Jahr (38 Stunden Woche). Bis dahin aber wie gesagt bis mindestens 2025 kaum ansprechbar. Langfristig wird er aber auch in diesem Job vermutlich 3 Tage im HO und 2 Tage auswärts unterwegs sein.

Jetzt: Berufliche Chance für meinen Mann. Sein Traumjob.
Problem: Kein Homeoffice mehr. 2 Tage die Woche kann er zuhause arbeiten, aber 3 Tage ist er in ganz Deutschland unterwegs, mit Hotelübernachtung. Verdient aber genial, netto wären es etwa 4800-5000€. Realistisch betrachtet aber 0 mit meiner Berufstätigkeit vereinbar. Wir hätten also dasselbe Familieneinkommen wie jetzt, aber es würde nur einer arbeiten. Vielleicht könnte ich mit einem verständnisvoll AG irgendwann 50% arbeiten, aber selbst das sehe ich derzeit mit Kitakind nicht, weil ich so unflexibel bin und die Kita Betreuungszeiten aus der Steinzeit hat.
Dafür wären die Wochenenden etc. komplett frei. Der Job hat auch deutlich mehr Zukunftsperspektive. Ich müsste versuchen mich versetzen zu lassen in unsere Stadt, was sich aber extrem schwierig gestaltet (weswegen ich ja derzeit so weit pendel) und selbst dann weiß ich nicht, ob ich wirklich arbeiten kann, wenn ich von Montag-Mittwoch allein verantwortlich bin und dann in der Schulzeit die Schule um 11 endet, das Kind krank ist, die Schule erst um 8 beginnt etc. .
Die ersten 6 Monate wäre er komplett 5 Tage/Woche weg, ich müsste vermutlich sogar Elternzeit einreichen (würde gehen, ich habe direkt nach dem Mutterschutz VZ gearbeitet und keine Elternzeit genommen), weil ich eben selbst die Kitazeiten nicht abdecken kann und wir auch kein familiäres Netzwerk haben, wenn die Kita anruft (was sie leider permanent tut). Mir täte es auch für die Beziehung von Sohn und Mann leid...wir führen bisher eine sehr gleichberechtigte Beziehung und mein Mann ist genauso verantwortlich wie ich. Andererseits ist das durch diese Weiterbildung eh schon in Schieflage gekommen...ach, ich weiß derzeit nicht weiter.
Weiterleben wie bisher oder den neuen Job annehmen? Wer hat Input?

P.s. Mein Mann weiß von diesem Beitrag und ist ebenfalls gespannt auf die Antworten 😅

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Wenn du nach deinem Mutterschutz wieder Vollzeit gearbeitet hast, wird dir was an deiner Karriere liegen. Magst du das wirklich komplett aufgeben? Macht dich das glücklich? Wenn du das nicht sicher beantworten kannst, würde ich es nicht machen, nichts schlimmeres, als eine frustrierte Hausfrau ;) das ist nicht böse gemeint, aber wenn dich das Leben daheim nicht erfüllt und du unglücklich über verpasste Chancen bist, kannst du das halt nicht mehr ändern. Manche blühen daheim voll auf, viele sind aber auch frustriert, wenn der Mann von tollen Hotels, mega Service und beruflichen Erfolgen erzählt. Und dein Mann wird auch auf Dauer viel vom Leben daheim verpassen, das muss auch für ihn ok sein. Mein Onkel hat das gemacht (er war noch mehr unterwegs) und hat wirklich keine so enge Beziehung zu seinen Kindern. Ich würde das auf jeden Fall vermeiden und mein Onkel bereut das sehr.
Außerdem müsstet ihr privat auch ganz anders für dich vorsorgen. Trennung oder Rente würden bei dir komplett mau aussehen, dh von eurem netto müsstet ihr auch viel für diese Fälle zurücklegen/ansparen.
Also macht, was euch beide auf Dauer glücklich macht aber sorgt auf jeden Fall für dich mit vor 🤗

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Danke für deine Antwort! Ich bin die schlechteste Hausfrau der Welt, deswegen würde ich definitiv wieder arbeiten wollen. Aber das ist realistisch betrachtet nur an den Homeoffice-Tagen möglich, also 6 Monate gar nicht und danach eben maximal 50% (es sei denn meine neue Schule lässt mich an den anderen Tagen erst zur zweiten Stunde anfangen, aber wie gesagt - ich müsste mich erstmal versetzen lassen, und da sehe ich eine große Schwierigkeit). Langfristig zuhause bleiben wollen würde ich aber definitiv auf gar keinen Fall. Da wir beide Beamtenjobs, bekommen wir keine Rente, sondern eine Pension, die aufgrund unserer hohen Besoldungsstufen vermutlich auch ziemlich gut sein wird. Falls nicht, haben wir aber auch ein sechsstelliges Depot und ein - dann hoffentlich - abbezahltes Haus. Aber danke für den Denkanstoß. Ggf. Lassen wir da auch noch was schriftlich festhalten. Sobald unser Sohn aber selbst zuhause bleiben bzw. Zur Schule kann, kann ich ja auch wieder VZ arbeiten. Ich schätze dass das in Klasse 6 möglich sein wird, also noch 6-7 Jahre. In 2 Jahren könnte mein Mann auf jeden Fall reduzieren, aber die Einarbeitung muss natürlich Vollzeit sein. Aber ja, die ersten Jahre müsste ich zurückstecken und ich arbeite sehr gerne.

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Es sind halt 2 Themen hier:
1.: willst du jahrelang Hausfrau sein oder in tz arbeiten? Immerhin hast du durch die Verbeamtung weniger Nachteile zu fürchten und kannst gut wieder einsteigen. Vielleicht könnt ihr euch eine Haushaltshilfe leisten, damit du die Zeit nicht so viel mit Dingen verbringst, die du gar nicht magst 😃

2.: ist es für euch ok, dass der Papa so viel weg ist und letztlich das meiste, was die Erziehung anbelangt an dir hängen bleibt? Er hat dann am Wochenende die schöne Zeit, du eher die stressige unter der Woche.
—> das kann halt auch stressig sein und jedes Mal, wenn was mit den Kindern ist, wirst du einspringen müssen, ggf. Auch, wenn du wieder Vollzeit arbeiten würdest.

Und wie sehr würde deinem Mann der neue Job gefallen? Ich kenne auch Männer, die Jobs im Außendienst abgenommen haben, wegen des Verdienstes und jetzt nicht so happy damit sind, die vielen km im Auto, ständig Koffer packen und jeden Abend woanders. Würde er sich darauf freuen?

Wenn es finanziell kein Thema für die Vorsorge ist, ist das ja schonmal super. Dann könnt ihr euch früher oder später ja auch Unterstützung für den Haushalt oä holen.

Ist ein schwieriges Thema und kommt ja auf euch an. Meinem Mann und mir war von Anfang an klar, dass wir uns gemeinsam um unser Kind kümmern, nicht alle Termine und Hobbys an mir hängen bleiben. Nach der Kita wird er die Nachmittagsbetreuung übernehmen und ich kann in Ruhe arbeiten gehen. Dafür werde ich ihn morgens zur Kita bringen. Ich würde es auch nicht wollen, dass ich mich alleine um alles kümmern muss, aber das muss ja jeder für sich selbst wissen ☺️

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Ich verstehe es noch nicht so ganz. Der neue Job wäre dann statt der Weiterbildung?

Ich habe bei dem Beitrag eigentlich über deine Fahrtwege geschluckt. Das würde ich nicht wollen so viel Zeit nur für Pendelei zu verplempern. Gibt es denn keine Chancen für dich näher dran zu arbeiten?

Bei so schlechten Kita-bezreuungszeiten und Grundschule nur bis 11: Wohnt ihr auf dem Land? Dann würde ich vielleicht eher mal über einen Umzug nachdenken, in eine Region mit besserer Infrastruktur, Ganztagsbetreuung in der Grundschule, etc.

Der Job für deinen Mann klingt verlockend, es wird vermutlich Spaß machen und da Einkommen ist natürlich super. Aber mir würde das zu sehr auf deine Kosten gehen.

Mein Mann hat sehr lange so gearbeitet: eine Woche komplett weg, danach die Woche Arbeit am Wohnort. Alles hing an mir. Und auch bei ihm war nach ein paar Jahren der Reiz raus. Wenn man dann in der 1000stens tollen Stadt im x-ten Superhotel wohnt ist das letztlich doch nur Arbeit und man wäre lieber am Abendbrottisch der Familie statt mit Kunden im Steakhouse. Er hat dann den AG gewechselt und jetzt klappt es wieder gleichberechtigt.

Was ich sagen will: Kann der Job ein Sprungbrett sein und ihr macht es so (auf deine Kosten) für eine begrenzten Zeitraum? Dann machen. Heißt seine Karriere für dich dauerhaftes Zurückstecken? Dann nicht!

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Genau, entweder Weiterbildung oder Job. Mit Weiterbildung hat er derzeit überhaupt keine freie Sekunde, mit dem Job schon am Wochenende und an zwei Tagen.

Ich könnte mich theoretisch versetzen lassen, aber faktisch ist das erst nach einer Elternzeit (also das, was ich wenn der neue Job anfängt nehmen würde) oder nach 3-4 Jahren. Wenn überhaupt, das gestaltet sich leider sehr schwierig. Umzug kommt aufgrund von pflegebedürftigen Großeltern und gekaufter Immobilie nicht in Frage. Theoretisch gibt es huer auch Ganztagsbetreuung, aber die ist erstens schlecht und zweites komplett überfüllt, es bekommt kaum jemand einen Platz.

Hotels und Steakhouse werden es nicht, der Alltag ist ziemlich unglamurös (um jetzt nicht zu spezifisch zu werden: Beratung und Gutachten schreiben eines gewissens Schwerpunktes der Bundesminister und des Bundeskanzlers mit wechselnden Tätigkeitsschwerpunkt in vier großen deutschen Städten), 2 Tage die Woche wäre er komplett zuhause, da könnte er sich natürlich kümmern. Sprungbrett in dem Sinne dass er auch bei einen 5-stelligen Monatnetto sein kann ja, Sprungbrett im Sinne dass er langfristig ins Homeoffice wieder kommt Nein. Aber das wird beim derzeitigen AG vermutlich langfristig auch nicht mehr möglich sein, auch wenn wir natürlich auch keine Glaskugel haben.

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Ganz schwierig. Ich finde es ist eher eine partnerschaftliche Frage. Wie wichtig ist einem Gleichberechtigung auf allen Ebenen? Wer ist bereit in Teilbereichen zurück zu treten? Wie wird das ausgeglichen? Macht man das jetzt 5 Jahre und dann ist der andere dran? Lässt sich das realistisch so abwechseln?

Die Weiterbildung geht jetzt nur so, 3 Jahre lang an den Wochenenden und im Urlaub? Oder könnte dein Mann jetzt z.b. EZ anmelden und TZ in EZ anmelden und die Fortbildung so schneller durchziehen? Dann schneller voran kommen lit seinem ursprünglichen Plan?

Und wie oft wird sich nochmal so eine Chance wie jetzt ergeben? j

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Ich könnte es glaube ich nicht. Es klingt einfach extrem danach, dass du zurückstecken musst für sein berufliches weiterkommen.

Am Ende schilderst du aber selbst, dass es komplizierter ist und ich glaube da sind soviele Faktoren im Spiel, die leider nur ihr im Detail kennt und für euch bewerten könnt.

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Verstehe ich es richtig, dass ihr als Optionen seht:
1. Alles bleibt wie es ist
2. Neuer Job des Mannes und du komplett zu Hause.
?

Warum geht denn nicht: neuer Job des Mannes und du neue Teilzeit Stelle in der Nähe?
Muss ja dann weder gut bezahlt noch in deinem momentanen Berufsfeld sein. Es gibt meistens aus vielen verschiedenen Bereichen offene Stellen für Quereinsteiger.
Von der Kassiererin im Einzelhandel bis zur Dame an der Info des Rathauses oder der Köchin in der Kita ist da alles dabei. Warum also nicht sowas, wo man sicherlich was findet, was sich dann mit Kita Zeiten vereinbaren lässt. Dann wärst du nicht zu Hause "gefangen" und hättest aber null Druck viel verdienen zu müssen oder nicht wechseln zu können, wenn dir doch was anderes besseres über den Weg läuft.

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Die TE ist verbeamtet, das gibt man nicht für eine fachfremde Anstellung auf, da fallen zu viele Vorzüge weg 🤗

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Und auch nicht von der Lehrerin zu Köchin etc. Nichts gegen letzteren Beruf, aber von der Bezahlung, Ansehen usw. doch ein erheblicher Abstieg.

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Hallo,

als Lehrerin kannst du aufgrund der pflegebedürftigen Geroßeltern einen Versetzungsantrag stellen, der dir dann aufgrund persönlicher Umstände eher statt gegeben wird. Da solltest du dich vom Personalrat beraten lassen. So einen Fahrtweg würde ich nie und nimmer auf mich nehmen, wenn der Job auch relativ nah vor Ort zu haben ist. Ich weiß, eine gute Schule gibt man nicht so gerne auf. Du könntest auch über einen Kollegentausch versuchen wohnortnäher zu arbeiten.

Jetzt zu deinem Mann. Wenn dein Mann jetzt schon nicht ganz glücklich ist, wenn er länger von euch / zu Hause weg ist, solltet er sich sehr genau überlegen, ob es wirklich "der" Job ist. Das Geld hört sich wahnsinnig verlockend ab, aber Geld ist eben nicht alles.

Kinder brauchen weit über die 6. Klasse hinaus einen Ansprechpartner, auch wenn sich schon sehr selbstständig sind.

Alles mal so meine Denkanstöße, bevor ich jetzt versuche "unsere" Geschichte und Entscheidung kurz zu schildern.

Ich arbeitete nach dem ersten Kind TZ, mein Mann VZ. Er arbeitet in der IT Branche und ist in einem Unternehmen, in dem er unterbezahlt ist. Aufgrund der Finanzen und der wachsenden Unzufriedenheit setzte er sein Profil auf eine Jobseite und wurde angeschrieben mit den besten Konditionen. Netto knapp 5000€, halbes Jahr Homoffice, halbes "reisen". Das Unternehmen wollte ihn von der Bank weg. Letztendlich musste er noch die Kündigungsfrist einhalten und wechselte. Von Homeoffice war erstmal nichts in Sicht. Ständig unterwegs in den Hotels Deutschlands, sofern er mal in häuslicher Gegend war, Meetings bis weit nach 22 Uhr ... Wir bekamen ihn faktisch gar nicht mehr zu sehen. Nach 3 Monaten (immer noch kein einziger Homeofficetag!) merkte er, dass er in den Burnout rutscht und er hat gekündigt (haben wir natürlich abgesprochen!). Lange Rede kurzer Sinn, seine alte Firma hat ihn mit Kusshand wiedergekommen. Mein Mann ist noch immer etwas unzufrieden, aber seine seelische Gesundheit ist wichtiger. Seit Corona hat er auch in dieser Firma sein geliebstes Homeoffice. Wir verzichten für unsere Gesundheit und unser Familienlegen auf viel Geld, aber was haben wir vom Geld, wenn sehr viel darunter leidet. Ich war kompeltt für die Kinder zuständig, sämtliche Termine,... plus der Teilzeitjob, auch für mich war es ein anstrengende Zeit.
Für uns und die Familie war der Verzicht auf mehr Geld richtig, aber ich muss dazu sagen, dass das Geld echt nice wäre, wir aber ohne über die Runden kommen.


VG