Steuern , kann mir das jemand erklären?

Hallo zusammen,
Vorab, ich habe mit einem Steuerberater gesprochen, aber wirklich schlauer bin ich durch sein Kauderwelsch nicht geworden und er hat sich selbst auch mehrmals widersprochen, daher frage ich mal hier in die Runde ob mir das jemand VERSTÄNDLICH erklären kann.

Also:
Mein Mann arbeitet 40h/Woche mit ca 18€ die Stunde.
Ich steige demnächst wieder ein mit 20h die Woche mit ca 14,50€
Momentan beide Steuerklasse 4
War bis jetzt elternzeit, 3 kinder unter 5, das älteste GdB 90 und G, B, H als Merkzeichen.

Soviel zu den Randdaten.
Jetzt wollte ich mal fragen, was sich mehr lohnt. Weiter auf 4/4 bleiben, oder mit diesem Faktor 3/5?

Und was ist mit diesem Kinderfreibetrag? Müssen wir dann beide 1,5 angeben oder kann einer 3 und der andere 0 eintragen?

Und die Behinderung meines Sohnes, muss man die aufteilen oder ist es steuerlich sinnvoller in der Steuererklärung, wenn der eine sagt er übernimmt den ganzen pauschbetrag und der andere dafür nichts?

Stimmt es, dass man mit Faktor 3/5 IMMER noch steuern nachzahlen muss?

Sorry für die vielen Fragrn aber ich habe echt nur schwammige Antworten bekommen und "joa das muss man dann eben schauen" und die Erklärung dass ich lieber zu Hause bleiben soll statt arbeiten, das würde sich mehr lohnen in Hinsicht auf die Steuererklärung.
Vielleicht ist hier ja jemand der da ein bisschen bewandert ist und mir das einigermaßen verständlich erklären kann oder in einer ähnlichen Situation ist.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Abend

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Es gibt online Steuerklassenrechner, da kann man eingeben was man brutto verdient und der zeigt einem die verschiedenen Konstellationen an.
Faktor ist bei 4/4 ,nicht bei 3/5.
Kinderfreibeträge werden je nach Steuerklasse verschieden eingetragen.
Ist wie gesagt eine individuelle Geschichte und muss man halt ausprobieren und entscheiden.
Bei 4/4 gäbe es halt eher eine Steuererstattung als bei 3/5, da kann es zu Steuernachzahlungen kommen. Ich bekomme ganz gerne eine größere Summe im Folgejahr zurück. 😉

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Beantragt beim Finanzamt 4/4 mit Faktor. Das kann der Steuerberater übernehmen (wobei der nicht gerade kompetent klingt, wenn er dir den Unterschied der Steuerklassen nicht erklären kann und so einen Unsinn erzählt à la Arbeiten lohne sich nicht).
Oder du rufst stattdessen beim Finanzamt an und fragst, ob die ein Formular dafür haben.

Der monatliche Abzug auf der Gehaltsabrechnung ist ein Abschlag, ähnlich wie der Nebenkostenabschlag bei einer Mietwohnung: man zahlt monatlich eine Summe X, aber erst am Ende des Jahres wird abgerechnet, wie viel Steuern ihr tatsächlich zahlen müsst. Das hängt von eurem Jahresbruttoeinkommen ab.

Mit 4/4 zahlt ihr während des Jahres in der Regel einen zu hohen "Abschlag", bekommt, daher meist Geld zurück. Mit 3/5 zahlt man häufig zu wenig und muss nachzahlen. Wenn man genug absetzen kann, zahlt man aber auch hier nicht nach.

Die Steuerklassenkombi 4/4 mit Faktor (Achtung: das ist etwas anderes als 4/4) ist meines Erachtens für euch die sinnvollste Wahl. Bei dieser Kombi teilt ihr dem Finanzamt am Anfang des Jahres euer voraussichtliches jeweiliges Jahresbruttogehalt mit. Das Finanzamt setzt dieses zueinander ins Verhältnis und bildet daraus den Faktor. Wenn du 40% zu eurem Einkommen beitragen würdest und dein Mann 60%, wird dies entsprechend auf der Gehaltsabrechnung entsprechend berücksichtigt, sodass du dir nur 40% euer voraussichtlich zu Steuer abgezogen wird, deinem Mann 60%.

Da das Finanzamt euer Bruttojahresgehalt schon kennt, ist dies die genaueste Abrechnungsweise und ihr habt monatlich Netto genau das Geld zur Verfügung, was euch steuerlich zusteht. Ihr müsst (voraussichtlich) nichts nachzahlen und bekommt nichts zurück.


Mit den Steuerfreibeträgen kenne ich mich nicht so aus. Dazu werden die anderen sicherlich etwas schreiben. Gebt ihr eine gemeinsame Steuererklärung ab oder getrennt?

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PS: Wenn ihr nicht gerade ein Zeithonorar vereinbart, sage dem Steuerberater, er soll dir das noch einmal erklären weil du es nicht verstanden hast. Du zahlst schließlich dafür, dass er dir das erklärt hat. Dann sollte nicht so ein Murks dabei herauskommen.

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Hallo, danke für deine Antwort.
Ich habe gebeten es mir nochmal zu erklären, weil er es so runter gerettet hat und dann schon alles anfangen wollte zu bearbeiten.
Er meinte dann man kann ja jetzt mal 3/5 probieren und wenn man nicht zufrieden ist macht man halt wieder 4/4, ich werde es dann schon verstehen was da der unterschied ist.

Ich werde da mal auf die Suche nach einem anderen Steuerberater gehen.

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Letztlich muss man eins wissen: die Steuerlast bleibt immer gleich. Also die Summe der Steuern, die ihr im Jahr bezahlen müsst, die verändert sich nicht, egal welche Steuerklassenkombination. Das wissen macht einen schon mal etwas entspannter.

Jetzt geht es um die Frage: wie habe ich möglichst viel Geld direkt jeden Monat zur Verfügung, wie „leihe“ ich also dem Staat möglichst wenig Geld, dass ich mit der Steuererklärung wieder bekomme. Aber gleichzeitig auch, wie verhindere ich, dass ich Steuern nachzahlen muss.

SK 3/5 macht nur Sinn, wenn ein Partner mind. 60% des Haushaltsbrutto verdient und der andere nur 40%. Bei Euch wären ganz grob 160x18€ = 2.880€ und 80x14,50€ = 1.160€, zusammen 4.040€, dein Mann verdient also etwa 70% und du 30%. Mit der Kombi würde 3/5 schon Sinn machen und die Kinderfreibeträge wären voll bei deinem Mann in SK 3.

Ob man das so wählt ist auch eine Frage, wie man in der Ehe mit Geld umgeht. Denkt man nur in gemeinsamen Haushaltsnetto und keiner klopft sich auf die Schulter für sein vermeintlich tolles Nettogehalt in SK3, dann geht das gut. Spielt man „meins/deins“, hat separate Konten, etc. ist 4/4 ggg. sogar 4/4 mit Faktor meiner Ansicht nach Pflicht.

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Vielen Dank für deine ausführliche Antwort :) wir haben ein gemeinsames Konto.

Dann werde ich mich in das ganze Thema nochmal reinknien und einen besseren Steuerberater suchen, denn das wurde mir alles gar nicht erklärt.
Da lief es echt nach dem Motto wir schauen einfach wie es dieses Jahr mit 3/5 läuft und zur Not probiert man es danach halt mit 4/4, keine richtige Erklärung, gar nichts.

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Aber wozu Geld für einen zweiten Steuerberater ausgeben? Er hat ja nicht unrecht, ihr könnt erstmal nichts falsch machen, ihr verschenkt ja kein Geld.

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Hallo,
ihr könnt eigentlich vollkommen beruhigt die Kombi 3/5 wählen. Ihr werdet trotzdem noch Geld am Jahresende wiederbekommen. Der Grund ist einfach der SBA eures Kindes. Da gibt es einiges an Pauschalbeträgen, die sich entsprechend auswirken. Hier kommt also wenigstens der Behindertenpauschbetrag mit 4500€ und dann die Fahrkostenpauschale für 4500€ dazu. Ich denke das Kind hat auch noch einen Pflegegrad, dann käme auch noch der Pflegepauschbetrag dazu.

Den üblichen Kram kannst du natürlich sowieso absetzen.

Hat das Kind denn einen anderen Vater als deinen Ehemann oder macht ihr getrennte Steuererklärungen? Oder auf welche Steuererklärung willst du das Kind noch „aufteilen“? Die gesamten Pauschbeträge folgen den Kinderfreibeträgen.

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Hallo, danke für deine Antwort!
Mein Mann ist der Papa vom ältesten, aber ich dachte wenn man dann evtl diesen Kinderfreibetrag "zuweisen" muss, muss man dies auch mit den Pauschbeträgen wegen der Behinderung.
Ich war die letzten 5 Jahre zu Hause, daher hatte mein Mann Steuerklasse 4 und seinen Lohn und Ich eben elterngeld (gemeinsames konto) als Einkommen, deswegen wusste ich nicht, wie das dann gemacht wird. Wir haben auch erst in der Elternzeit geheiratet, deswegen wusste ich nicht, wie es dann bei der gemeinsamen Steuererklärung aussieht.

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Ihr müsst nichts „zuweisen“, solange ihr eine gemeinsame Steuererklärung macht.
Aber wenn du die letzten 5 Jahre Elterngeld hattest, müsst ihr doch schon einige Steuererklärungen gemacht haben.

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Bitte bedenkt bei der Wahl der Steuerklasse auch dass sich Sozialleistungen wie Krankengeld, Kinderkrankengeld an Netto orientieren! Wenn du Steuerklasse 5 hast erhälst weniger bei Kinderkrankentagen (wen du sie übernimmst).

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Jedem Elternteil stehen gleich viele Kindkranktage zu, man kann da nicht „übernehmen“

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Da hast du Recht. Aber in Realität sieht es eben leider doch oft so aus, dass die Frau wesentlich häufiger zu Hause bleibt. Und dann sogar noch versucht sich die Tage vom überschreiben zu lassen.

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Hallo,

du brauchst keinen anderen Steuerberater.

Im Grunde ist die Steuerklassenwahl egal. Am Ende des Jahres macht ihr eine Steuererklärung und alles wird in einen Topf geworfen.

Deshalb würde ich immer 4 /4 wählen. Das ist erstmal psychologisch für dich wichtig, da du so nur für dein Einkommen Steuern bezahlst. Wenn du 5 hast, werden alle deine Freibeträge auf deinen Mann übertragen, er zahlt wenig, du zahlst viel. Arbeitslosengeld, Elterngeld, Kind krank wird vom netto berechnet. Somit würdest du immer weniger mit 5 als mit 4 bekommen.

Den Pflege und Behindertenpauschbetrag kannst du über das Faktorverfahren auf die Lohnsteuerkarte eintragen lassen. Dann wird dies schon monatlich berücksichtigt und nicht erst mit der Steuererklärung. Wenn es nur dein Sohn ist, auf deine Karte, ansonsten halbe/halbe.

Es spielt keine Rolle, wer die Kinder auf seiner Karte hat, da es sich nur bei der Kirchensteuer und dem Solidaritätszuschlag auswirkt. Bei dem Gehalt fällt kein Solz an, also Auswirkunge 0,00. Wenn ihr evtl nicht in der Kirche seid, hat es da auch keine Auswirkung.

Gruss Theresa