Frauenverachtung und Mysogonie im Job: Wie geht ihr damit um?

Hallo zusammen,

auch im Jahr 2024 begegnen mir, vor allem im Job, noch Chauvi-Sprüche und frauenfeindliche Verhaltensweisen. Dabei geht es vielmehr um Kunden und Kooperationspartner, denn um direkte Kollegen. Vor Kurzem bat mich z.B. ein Kunde darum, dass ich ihm einen Kaffee hole. Merke: Ich war oberste Führungskraft im Raum und leitete das Gespräch. Direkt hinter ihm stand der Vollautomat und alles, was das Kaffeeherz begehrt. Mich würde interessieren, ob euch Mysogonie im Job ebenfalls begegnet und wie ihr damit umgeht.

Viele Grüße
schubidu

6

Also ich musste das Wort erst mal googeln.
Schreibt sich Misogynie.
Sollte man als Führungskraft in 2024 wissen.
Er hat freundlich gefragt, ob er einen Kaffee bekommen kann. Was ist jetzt da schlimm dran.
Hättest mal mir mir in den 80ern eine Ausbildung gemacht....das war eine frauenfeindliche Zeit.

15

Woher weißt du denn jetzt, ob er freundlich nach einem Kaffee gefragt hat?

Ich frag mich echt warum der TE hier ihre Erfahrung abgesprochen wird. Sie wird sich wohl unterscheiden können ob sie jemand fragt „Könnte ich einen Kaffee bekommen?“ (wer mir den zubereitet ist mir wurscht, hauptsache sie organisieren mir nen Kaffee) oder „Könnten Sie mir bitte einen Kaffee machen?“ (ich frage dich ganz konkret und direkt als einzige Frau im Raum, ich frage nicht in die Runde)

Als ob das etwas wäre, was nicht vorkommen würde und über das man sich dann nicht zurecht echauffieren darf.

1

Jepp - die Kaffe-Bring-Story kenne ich auch.
Unser Chef beauftragt hierzu immer die weiblichen Angestellten, vor allem diejenigen in den niedrigen Gehaltsklassen. Bei den oberen Entgeltgruppen traut er sich nicht.

2

Hmm, nein - kenne ich gsd so nicht. Ich habe aber v.a. mit internen Kunden zu tun, da merkt man eben doch etwas die Unternehmenswerte und das Mindset unserer Kollegen.

Was mir aber bei deiner Kunden-Story einfällt: bist du dir sicher, dass er das nicht ganz anders gemeint hat? War der Termin bei euch? Wenn ja, würde ich als Kunde bei einem Lieferanten auch nicht einfach so ungefragt an die Kaffeemaschine gehen, auch wenn die da in Reichweite steht. Vielleicht hat er sich tatsächlich an Dich als "Verantwortliche" des Meetings und damit seine Hauotansprechpartnerin gewandt, ob er einen Kaffee haben könnte. Genauso wie er es bei einem Mann auch gemacht hätte. Bietet ihr Kunden denn nicht automatisch einen Kaffee an? (gern auch "Wenn Sie einen Kaffee möchten- hier am Automaten können Sie sich gern einen ganz nach Ihren Wünschen zubereiten".) Wenn das nicht geschehen ist, wendet er sich natürlich an seinen Gastgeber und fragt nach...

Daher - rein nach deiner Beschreibung könnte es in diesem Fall tatsächlich einfach ein absolut menschliches Missverständnis aufgrund mangelnder Kommunikation gewesen sein (außer er wusste, dass er selbst Kaffee nehmen kann und darf und dann kam sowas wie "Puppe, mach mir mal eine Tasse Cappu hier". Sowas ist natürlich eindeutig.)

3

Ich verstehe nicht, warum du mir meine Erfahrung absprichst bzw. diese in Frage stellst. Ich habe ein Ereignis in zwei Sätzen kurz dargestellt, um ein Beispiel anzufügen. Sei dir sicher, dass es so gemeint war, wie ich es schreibe. Mir geht es hier um einen allgemeinen Erfahrungsaustausch, nicht darum, diese eine Situation von anderen bewertet zu bekommen. Das schaffe ich selbst.

4

Ich spreche dir nicht deine Erfahrung ab, keine Sorge.🙄
Aber falls du kein Bot bist, bist du ein Mensch - und dein Kunde wahrscheinlich auch. Und in der zwischenmenschlichen verbalen und nonverbalen Kommunikation kommt es sehr oft zu Missverständnissen und Missinterpretationen. Anhand deiner Schilderung des von dir gewählten Beispiels lag diese Option durchaus nahe.

Ich entschuldige mich in aller Form dafür, dass ich nicht deinem Sinne geantwortet habe und dir deiner Empfindung nach deine Erfahrungen als Frau absprechen wollte. Ich gehe mich jetzt brav in die "misogyne-Idioten-Ecke" und geißle mich jetzt den restlichen Abend.

Bearbeitet von edge-of-reason
weitere Kommentare laden
9

Nein habe ich in 15 Berufsjahren tatsächlich noch nicht erlebt, weder frauenfeindliche Sprüche, Witze, noch unangenehme Andeutungen etc., dabei habe ich nichtmal ein besonders souveränes Auftreten.

10

Wow, dieser Ort ist wahrlich keiner, an dem Frauen einander wohlgesonnen begegnen. Der Kunde, von dem ich sprach, ist seit Jahren immer wieder bei uns und weiß ganz genau, wie er an Kaffee kommt. Er treibt aber gerne mit solchen Aktionen seine Machspielchen, besonders gegenüber Frauen. Den anwesenden männlichen Teamassistenten hat er nicht nach Kaffee gefragt. Frauen sind für ihn einfach keine Personen, denen er in Geschäftsbeziehungen auf Augenhöhe begegnen will. Übrigens hat selbst besagter Teamassistent nach dem Meeting angemerkt, dass das Verhalten ja ganz schön chauvinistisch war. So. Ist das jetzt in Urbia-Maßstäben frauenverachtend genug? Hab ich mich ausreichend gerechtfertigt und erklärt? Darf ich so ein Verhalten als frauenverachtend empfinden? Oder nicht, weil vor 50 Jahren alles viel schlimmer war und wir Frauen doch froh sein sollten, wenn nicht einmal pro Stunde von irgendeiner Seite ein sexistischer Spruch kommt?

Ich habe ein Beispiel kurz skizziert und einfach in die Runde gefragt, wer hier solche/ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Als Reaktion kommt reflexartig die Aussage, dass ich doch wahrscheinlich alles nur falsch verstanden habe. Ein unmittelbares Infragestellen. Weil: Hab’ ich selbst noch nie erlebt/noch nie bewusst wahrgenommen, kann ja gar nicht stimmen. Und wenn ich sage, dass ich den Ansatz uncool finde, wird aggressiv reagiert. Okay. Ich hoffe, euch allen geht’s jetzt wenigstens gut damit.

Tschüss.

12

Also entschuldige, aber einem langjährigem Kunden bzw Kunden generell,
werden immer Getränke angeboten. Ich finde es eher seltsam, dass er explizit danach fragen muss oder, falls ich das richtig verstanden habe, er sich deiker Meinung nach, unaufgefordert selbst bedienen soll. Das ist unhöflich und unaufmerksam.

Um deine Frage zu beantworten, auch als Führungskraft biete ich Kaffee an und serviere ihn auch. Genauso wie meine männlichen Chefs es auch machen. Und, nein, diese Tätigkeit steht bei keinem in der Stellenbeschreibung.

16

Du hast es immer noch nicht verstanden oder willst es offenbar nicht.

Du weißt doch nicht, wie lange das Meeting ging. Die Kunden werden da sicher nicht auf dem Trockenen sitzen. Der Kunde wird wohl bereits einen Kaffee oder andere Getränke angeboten bekommen oder sogar getrunken zu haben und nutzt diese Gelegenheit dann im Laufe des Meetings noch als Machtdemonstration. Ist nicht ungewöhnlich. Passiert vor allem wenn man als Frau in Männerdomänen arbeitet oder in einer Hierarchiestufe ist, in der die Frauenquote nur noch sehr niedrig ist. Da fühlt sich Mann dann gerne „bedroht“ und handelt chauvinistisch.

weiteren Kommentar laden
11

Wenn ich als „Gast“ in einer Firma bin, wird mir selbstverständlich Kaffee vom GF angeboten oder eben von einer beauftragten Person.

14

Das einem ein Kaffee angeboten wird, von demjenigen, der eingeladen hat, ist ja ganz normal. Der GF wird den Kaffee nur in den seltensten Fällen selbst zapfen.

Wenn der Kunde aber den anwesenden GF explizit fragt, ob ER ihm einen Kaffee machen kann (und nicht etwa, ob er ihm einen organisieren kann), dann wäre das schon sehr ungewöhnlich.

Bearbeitet von ourhope123
13

Wie hast du in der Situation reagiert? Ich fände das auch schwierig. Ist es üblich, dass sich ein Kunde selbst an der Maschine bedient, dann hätte ich das ggf. sogar gesagt. Wenn nicht hätte ich meine Position verdeutlicht und deligiert. Also vermutlich denjenigen Kollegen mit der niedrigsten Hirarchiestufe im Raum gefragt, ob er/sie das bitte übernehmen kann. Das wäre dann zwar unkollegial, aber das kann man hinterher klären. Ggü. dem Kunden hätte man aber erstmal aufgerüttelt.

Bei uns kommt es nicht oder sehr selten vor. Eher fallen mal Bemerkungen, die bis vor ein paar Jahren als völlig unproblematisch eingestuft worden wären, aus heutiger Sicht aber eindeutig sexistisch sind. Wie z.b. das ein Kollege nach einem Meeting das Aussehen der anwesenden Auftragnehmerin kommentiert. Das kommentiere ich dann immer sehr deutlich ohne zu maßregeln. Eher im Sinne von „wie sie aussieht ist irrelevant, mich interessiert nur, ob sie performt“ oder ich spiegele das gesagte indem ich in gleicher Form das Aussehen der dabeigewesenen Männer kommentiere. Daher bin ich auch schon als „die Feministin“ im Büro bekannt. Ich verdrehe z.b. auch bei Beispielen immer bewusst die Rollen, um mal etwas aufzurütteln. Wenn wir z.b. über Zielgruppen sprechen, dann ist es der Mann der TZ arbeitet und die Kinder betreut und die Frau ist es die VZ arbeitet. Sie fährt den dicken Wagen, er die Knutschkugel,…

Bearbeitet von ourhope123
17

Nein, kenne ich nicht , keine Frauenfeindlichkeit, keine Sprüche, keine sexuelle Belästigung.
Ich mache eher die umgekehrte Erfahrung dass Männer von Frauen schlecht behandelt werden im Job, Stichwort Mobbing.
Wenn du solche Erfahrungen öfter machst , solltest du dir überlegen wie du darauf zukünftig reagierst.
Denn nichts zu sagen ist ein Fehler.
Eine entsprechende Konter Antwort wäre besser gewesen.
Ich hätte gesagt: aber selbstverständlich mache ich Ihnen einen Kaffee, immer zu Diensten, überforderten, unselbständigen Männern wie Ihnen helfe ich doch gerne.
Und später unter vier Augen, aber wirklich sicher sein, dass niemand dabei ist( Toilette, Tiefgarage)
Wenn Sie nochmal so einen Spruch bringen, rasiere ich Ihnen Ihre sowieso schon mikroskopisch kleinen Eier....höchstpersönlich, da freuen Sie sich doch sicher ...

Bearbeitet von Inaktiv
18

Ich arbeite mittlerweile in einer Branche, in der man nicht mehr kackfreundlich sein muss zur Kundschaft, aber selbst bei uns hätten solche Sprüche Konsequenzen. Zu Recht.

19

So was muss ohne Zeugen ablaufen.
Und Konsequenzen hat alles, damit lebe ich sehr gut.
Jobs gibt es überall.
Ich musste es noch nie so machen im Job würde aber keine Minute zögern es genauso zu tun wenn nötig.
Solche Männer muss man platt fahren.

weiteren Kommentar laden
21

Das Beispiel ist mehr als schlecht gewählt.
Als Gast in fremden Räumlichkeiten erwarte ich, dass der Gastgeber (also die Hauptansprechperson im Meeting) sich darum kümmert Getränke anzubieten bzw. bereitzustellen. Ob die das dann delegiert ist egal. Aber man verfügt als Gast nicht über die Mitarbeiter der anderen Seite, so dass der Bedarf an die Meeting-leitende Person gehen muss, egal ob Kaffee oder Taxi rufen, oder Kopien machen. Wenn ich das nicht möchte wird das Sekretariat mitgebracht mit dem Auftrag sich um alles solches zu kümmern und proaktiv anzubieten.


Frauenverachtend ist eine andere Liga. Das merkt man vor allem bei Interaktionen mit bestimmten Kulturen. Aber selbst da muss man als Auftragnehmer leider einiges wegstecken und kann den Umgang damit erst später intern für die Zukunft regeln, außer man ist die Geschäftsführung und hat die Autorität das Geschäft nötigenfalls an die Wand zu fahren, um einen Punkt zu machen.