Rotavirus geht rum, Erfahrungsbericht

Hallo Mamas und Papas,

heute schreibe ich nach langer Pause in einer mir wichtigen Sache und hoffe, dem einen oder anderen von Euch dieses Leid ersparen zu können.

Mein Kleiner (2 Jahre 3 Monate) hat sich (vermutlich) bei seiner Tagesmutter, die insgesamt 3 Wickelkinder betreut, vor ein paar Tagen mit dem Rotavirus angesteckt, nachdem eines der anderen Kinder gerade nach einem vom KiA diagnostizierten Magen-Darm-Infekt zurück in die Betreuung kam. Dieser Junge hatte sich wiederum bei seiner Schwester, die in den Kindergarten geht, mit der Krankheit angesteckt.
Weder die Eltern der beiden noch deren Kinderarzt informierten darüber, dass es evtl eine Virusinfektion mit Rota oder Noro sein könnte.

Die Inkubationszeit für diesen Infekt beträgt etwa 3 Tage. Bis zum Auftreten der ersten klinischen Symptome zeigt das Kind keinerlei Auffälligkeiten. Und auf einmal, wie aus dem Nichts heraus, erbricht es schwallartig fast nur flüssig. Das war bei uns Freitag nachmittag (natürlich Freitags!). Das in mehreren Salven auftretende schwallartige Erbrechen, was für den Körper schon unheimlich ermattend und anstrengend ist, dauerte bei uns - meinem kleinen Sohn - 12 Stunden. Anfangs musste mein Sohn jede halbe Stunde erbrechen, später, so ab MItternacht, nur noch im Stundentakt. Dann schlief er erst einmal. Am nächsten Tag hörte das Erbrechen auf, er trank Flüssigkeit, aber wollte nicht essen. Dann setzte der "Durchfall" ein. Stell Dir vor, Dein Kind trägt zwei Windeln übereinander und Kleidung am Leib, und es spritzt trotzdem bis hoch in den Haaransatz.

Da die Infektion, wie jede Virusinfektion, in Schüben verläuft, das heisst, dass es dem Patienten mal besser und mal wieder schlechter geht, dachten wir am Sonntag Morgen auch noch, wir könnten es so überstehen. Aber der Zustand meines Kleinen verschlechterte sich im Laufe des Tages zusehends, so dass wir mit ihm und meiner kleinen, gerade mal 3 Wochen alten Tochter, direkt in die Klinik fuhren.

Warnzeichen waren für uns sein seit etwa 4 Stunden trockener Mund (er schnalzte so komisch mit der Zunge) und die Tatsache, dass das Erbrechen zeitgleich mit dem Durchfall auftrat, der Körper also massivst an Flüssigkeit verlor.

Insgesamt mussten wir (mein Sohn, ich und mein Baby, das gestillt wird) fast eine Woche in der Klinik auf Isolierstation verbleiben. Mein Sohn musste per Infusion genährt werden. Mittlerweile ist er wieder top fit, aber wir sind noch nicht wieder in Betreuung und warten noch die Abschlussuntersuchung beim KiA ab.

Meine Kleine Tochter und ich haben nichts abgekriegt. An dieser Stelle liegt es mir daher auch besonders am Herzen, mit Euch ein paar interessante Fakten über die Krankheit und die Übertragungswege zu teilen und hoffe, damit einen Schritt bei der Aufklärung über die Rotavirus-Infektion weiter zu gehen, als es momentan Standard in unserem Gesundheitssystem zu sein scheint.

Zwischen Februar und April treten gehäuft Infektionen mit dem Rotavirus auf, sie betreffen vor allem Säuglinge und Kleinkinder, aber auch Erwachsene. Die Zahl der Infektionen, die beim Robert-Koch-Institut registriert werden, bezieht sich nur auf Patienten, die klinische Symptome zeigen, sie ist insofern nicht repräsentativ.

Nicht jede Infektion verläuft gleich, selbst bei Kleinkindern ist der Verlauf äusserst unterschiedlich. Und so kommt es auch zum ersten Problem bei der Behandlung und Vermeidung der Krankheit: Die Kinderärzte klären nicht auf. Die diagnostizieren bei einem subklinisch erkrankten Kind lediglich einen Magen-Darm-Infekt und sagen den Eltern, dass es nach Abklingen der Symptome wieder in den Kindergarten gehen darf. Die Ärzte handeln damit aber fahrlässig, denn sie informieren die Eltern nicht darüber, dass ihr Kind möglicherweise einen Virusinfekt hat, mit dem es andere ernsthaft anstecken kann. Ernsthaft deshalb, weil die Infektion zur Austrockung führen kann, wenn sie zu spät behandelt wird. Und das geht bei den Kleinen schneller, als man denkt.

Als Eltern sollte man wissen, dass die ausgeschiedene Virenlast innerhalb der folgenden 48 Stunden nach Abklingen der Symptome (vor allem Durchfall) am höchsten ist. Da der Rotavirus per Schmierinfektion übertragen wird, bedeutet dies besonders gründliche Handhygiene auch nach Abklingen des Durchfalls.

Darauf achten aber viele Erwachsene noch nicht mal bei sich selber und schicken dann ein Kind, das noch Viren über den Stuhl ausscheidet, wieder in den KiGa, wo dieses dann, weil es eben an Hygiene mangelt, andere Kinder ansteckt.

Man liest oft, dass der Rotaerreger hoch infektiös ist, Das stimmt, und er ist besonders resistent. Aber es gibt mittlerweile gute viruzide Desinfektionsmittel für die Hände (Sterilium Virugard ist eines davon, DM hat auch ein gutes, das aber nur gegen Rota und nicht gegen Noro hilft). Ausserdem muss man wissen, dass der Virus auf der Haut noch keinen Schaden anrichtet. Erst wenn er auf die Schleimhaut gelangt (mit der kontaminierten Hand am Auge reiben, oder in der Nase bohren, oder die Zeigefingerkuppe ablecken, um im Magazin im Wartezimmer beim Arzt zu blättern), und es liegt keine Immunität vor, dann hat man ein Problem. Und gerade bei Wickelkindern, die sich selbst nicht den Popo wischen, hat man als Erwachsener garantiert bei der Hygiene versagt und durch sein eigenes Versagen dem Kind eine Krankheit mit zum Teil dramatischem Verlauf eingebrockt.

Das waren Massnahmen, die ich ergriffen habe, um eine Ansteckung bei meinem Baby und mir zu vermeiden (sie hatte keine einzige Vire im Stuhl):

-Dauerndes Händewaschen.
-Sterilisieren der Hände - Anleitung für richtiges Desinfiieren der Hände und Finger gibt's im Internet
-Kleidung wechseln, sobald ich das Zimmer meines kranken Sohnes verlassen habe
-Waschen von oben bis unten, insbes. die Hände und die Brüste (da mein Baby gestillt wird)
-Einmalhandschuhe beim Wickeln verwenden
-Wäsche waschen, und zwar getrennt nach Personen im Kochprogramm, mindestens einmal am Tag
-Hände weg vom Gesicht und anderen Schleimhäuten, bei sich selbst und bei anderen - allein diese Massnahme bringt neben dem richtigen Säubern der Hände immens viel bei der Vermeidung einer Ansteckung

Zum Schluss sei allen Eltern geraten, ihr Kind nach einer solchen Erkrankung noch mindestens 2 Tage zu Hause zu behalten, um eine Ansteckung anderer Kinder zu vermeiden.

Wichtig finde ich auch, darauf zu achten, dass das Betreuungspersonal im KiGa oder Tagesmütter bei jedem Windelwechsel eines jeden Kindes stets Einmalhandschuhe trägt und anschliessend noch die Hände desinfiziert werden. Mitgebrachtes Essen und Spielzeug aus dem Haushalt der Kinder (aller Kinder in der Gruppe) sollte in der Zeit, wo wenigstens eine MDI auftritt, untersagt sein.

Kinderärzte sollten bei jedem MDI zwischen Januar und April nach einer Stuhlprobe verlangen und sofort das Gesundheitsamt oder das RKI bei positivem Befund informieren, die dann entspr. Massnahmen zur Vermeidung einer grossflächigen Ausbreitung einleiten.

Es gibt, das sei zum Schluss erwähnt, auch eine Impfung gegen Rota, die man wie bei der Impfung gegen Influenza, aber immer wieder auffrischen muss. Bei Kindern, die in Gruppen betreut werden, würde ich pers. nun nach dieser Erfahrung zur Impfung raten, da man sich leider nicht auf die Hygiene anderer Eltern verlassen kann.

1

Meine Nichte hatte ebenfalls rotaviren und hatte mich in der ss angesteckt! Meine Nichte hatte 2 Wochen immer mal wieder Durchfall! Ich selbst lag 6 Tage im Krankenhaus.

Das war auch mit ein Grund warum wir unseren Sohn impfen ließen...

Alles gute euch#winke

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Hallo Else, wenn ich deine Zeilen lese, finde ich sie klasse. Dann denke ich aber an eins - hast du damals dein Kind impfen lassen ???

LG

3

Uff, hört sich anstrengend an ... #schwitz.
Darum halte ich die Rotaimpfung für sinnvoll & hab unsere Kinder impfen lassen.

An einem Punkt hau ich aber gern in dieselbe Kerbe wie du:
Kranke Menschen gehören noch Haus & nicht "unter Leute", wo sie fröhlich andere anstecken können :-[.

Ich hab es in diesem Winter schon mehrfach erlebt, dass Kinder einfach zu früh und augenscheinlich noch nicht wieder richtig gesund wieder in die Krippe gebracht wurden.

Oder dass kranke Erwachsene noch auf der Arbeit erschienen sind, sich dabei noch reichlich heldenhaft fühlten & die paar Gesunden, die sich noch auf den Beinen gehalten hatten, krank gemacht haben #augen.

Und an deinem Beispiel sieht man ja, welche Folgen das bei manchen Menschen & manchen Infekten hat.

Fazit: Krank = zuhause bleiben, #bitte.

#winke
f.
mit 2 Kids

4

hast du toll geschrieben... mein sohn lag selbst vor zwei wochen mit rotavieren im kh.
da bei der rota impfung nur gegen einen erreger geimpft wird, es aber mindestens elf verschiedene erreger gibt, halte ich die impfung eher für sinnlos.
die wahrscheinlichkeit den richtigen erreger zu treffen ist daher eher gering.
sonst ein toller bericht.

5

Ist das nicht so ein ähnliches Ding wie mit der Grippe-Impfung? #kratz

Da kann man sich ja auch nicht gegen den "aktuellen" Virus impfen lassen, und trotzdem hilft die Impfung und führt wenigstens zu einem milderen Verlauf, weil die Antikörper i.d.R. wenigstens ähnlich sind & auch mehr oder weniger stark wirksam werden können.

Die Rota-Impfung funktioniert nach demselben Prinzip - und selbst, wenn sie nicht vor ALLEM & JEDEM schützt, schützt sie doch vor einem erheblichen Teil der Viren & ich tu wenigstens alles in meiner Macht stehende, um mein Kind vorm KH zu bewahren.

Man mag ja zu dieser Impfung stehen, wie man will, aber diese "100%-oder-gar-nicht-Argumentation" leuchtet mir nicht ein ... #gruebel.

#winke
f.
mit 2 Kids

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fünf freunde haben ihre kinder gegen rotavieren impfen lassen, alle fünf lagen mit den viren im kh. wo ist da der milde verlauf?
muss jeder selbst entscheiden.

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