Ambivalentes Verhalten

Hallo,

unsere Kleine besucht die Krippe und fühlt sich dort augenscheinlich sehr wohl. Sie hat in der Eingewöhnung nur einmal geweint und seitdem nie wieder. Beim Hinbringen verabschiedet sie sich nicht von mir, kein Winken o. ä. sondern ist gleich in ihre neue Umgebung vertieft.

Beim Abholen läuft sie lachend auf mich zu, freut sich auf jeden Fall mich zu sehen, dreht aber kurz vorher ab und ignoriert mich ab da. Da gibt es kein Begrüßungsbussi oder Umarmung wie ich es oft bei anderen Kindern mitbekomme... Es gibt Tage, da geht sie wenigstens freiwillig mit mir mit und kann es kaum erwarten, an den meisten muss ich sie aber erst mit irgendwas locken, damit wir heimgehen können.

Genauso wenn wir irgendwo unterwegs sind: Sie läuft einfach davon und dreht sich auch nicht um. Wenn sie nicht weitergehen möchte und ich schon einmal ein Stück vorgehe, dann folgt sich mir eigentlich nie, sondern wendet sich anderen Dingen zu. Trennungsangst kennt sie wohl nicht. Daheim ist sie dafür oft umso anhänglicher, da darf ich manchmal nicht einmal das Zimmer verlassen.

MIch würde mal interessieren was da dahinterstecken könnte. Was sagt das über unser Bindungsverhalten aus?

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Hallo,

die Bindung zwischen meinem Sohn und mir ist sehr, sehr eng...ich bin allein erziehend und dementsprechend seine absolute Hauptbezugsperson und wir sind ein gutes Team. Wenn wir zuhause sind kuscheln wir viel, er kommt auch oft und fragt ob ich ihm einen Kuss geben kann, etc.

Trotz allem verabschiedet er sich aber auch nicht bei mir wenn ich ihn in die Krippe bringe und zeigt sonst auch ein ähnliches Verhalten wie deine Tochter wenn wir unterwegs sind, wobei es immer wieder mal Änderungen in seinem Verhalten gibt - es gibt Phasen da ist er anhänglicher und Phasen in denen es nicht so ist.

Ich persönlich bringe das aber nicht mit der Bindung zu mir in Verbindung sondern bin der Meinung, dass das Verhalten einfach seinem Charakter entspricht. Er ist neugierig, wissbegierig und Neuem gegenüber schon immer sehr aufgeschlossen - da geht die Neugier dann einfach über die Trennungsangst. Ich bin froh, dass er so aufgeschlossen ist, auch wenn es teilweise anstrengend ist und ich die Mamas die ihrem Kind nicht ständig hinterherrennen müssen ab und zu auch mal beneide #schwitz

Ich weiß, dass unsere Bindung zueinander vollkommen in Ordnung ist und ich denke so wird es dir auch gehen. Im Grunde weißt du ja wie dein Kind zu dir steht und kannst so ihr Verhalten doch sicher entsprechend einordnen. Hier bei Urbia wird dir leider niemand etwas über die Bindung zu deinem Kind sagen können.

Liebe Grüße

Tatjana

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Hallo Tatjana,

danke für Deine Antwort. Klar, kann mir hier niemand sagen wie es bei uns um die Bindung bestellt ist.

Ich war mir eigentlich auch immer sicher, dass wir eine sehr gute Bindung haben. Ich finde es auch toll, wie sie auf andere Leute zugeht und wie wir die Eingewöhnungszeit gemeistert haben. Sie ist lieb, fröhlich, neugierig und aufgeschlossen. Mir fällt nur immer wieder auf, dass sie Gefühle anderen Leuten gegenüber nicht zeigen will, z. B. wenn sie sich wehgetan hat, sich über irgendwas ärgert oder eben ihre Reaktion in der Krippe wenn ich komme oder gehe.
Wahrscheinlich ist das einfach Charaktersache und hat nichts mit der Bindung an mich zu tun, denn mir gegenüber zeigt sie schon wie es ihr geht.

Nur wenn ich mir durchlese was über den Beziehungstyp „unsicher vermeidend“ geschrieben wird, dann entdecke ich Parallelen: „Zeigt sich unbeeindruckt wenn die Bindungsperson den Raum verlässt“, „Unterdrücken von Gefühlen“ und „Verschiebung der Aufmerksamkeit auf Objekte“.
So reagieren Kinder die häufig zurückgewiesen wurden und kein Urvertrauen haben. Ich würde aber sagen, dass ich immer auf ihre Bedürfnisse reagiert habe. Ich stille noch, sie schläft bei uns im Bett wenn ihr danach ist und wenn sie weint bin ich immer sofort da und tröste – ohne Ausnahme. Allerdings habe ich diese Fürsorge als Baby selbst wohl nicht im gleichen Maße erfahren und frage mich ob man unbewusst doch dieses Verhalten in irgendeiner Form weitergibt. Ich war ein Schreibaby und damals haben sich meine Eltern auch auf den Rat des Kinderarztes, Oma etc. verlassen (müssen), die der Meinung waren, man solle das Kind auch ruhig mal schreien lassen.

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Hallo Grinsekatze,

besser als so wie du es machst kann man es doch gar nicht machen um einem Kind Urvertrauen zu geben - ich mache es übrigens genauso von Anfang an und auch jetzt noch obwohl mein "Baby" schon fast drei ist ;-)

Meine Theorie dazu ist Folgende (wobei ich kein Psychologe bin und auch keine Beziehungstypen kenne):

Gerade weil unsere Kleinen so viel Vertrauen in uns haben müssen sie nicht klammern und wagen sich auch mal alleine was. Sie wissen, dass Mama immer da ist wenn´s brenzlig wird und können sich aus diesem Grund einfach sicher sein und selbst vertrauen.

Ich bin mir sicher, dass bei euch alles in Ordnung ist und du dich vielleicht von dem ein oder anderen Artikel ein wenig verrückt machen lässt - mit deinem eigenen Hintergrund sehr verständlich.

Falls es dir keine Ruhe lässt hätte ich zwei Vorschläge:

1. Sprich mit einer Person die dir nahe steht (nicht der Vater des Kindes, eine Freundin oder so) und frage sie nach ihrer ehrlichen Meinung zum Verhältnis zwischen deinem Kind und dir. Eine Person die euch kennt kann das beurteilen und dir eine ehrliche Rückmeldung geben.

2. Sprich die Erzieherinnen deiner Tochter an und zwar konkret auf das Thema Verabschiedung/Begrüßung und keine Gefühle zeigen.

Ich hab´ gerade mal in deine VK gespickt, aber da steht nicht wie alt dein Kind ist. Je nach Alter können Kinder Gefühle auch einfach noch nicht so äußern wie wir, sie müssen das erst lernen. Auch hier bietet sich eine Erzieherin an, sie kann dir sagen was "normal" ist und was nicht.

Liebe Grüße

Tatjana, die jetzt gleich nach drei Jahren zum ersten Mal ein Wochenende alleine mit Freundinnen wegfährt - Wellness juchuuuuu #huepf

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Hey grinsekatze,

warum zweifelst du...also was du beschreibst klingt für mich sehr sehr positiv.
Mal abgesehen davon, dass meine Tochter sich genauso verhält bzw verhalten hat und seit einer Woche klammert sie regelrecht an mir wenn wir bei der Tagesmutti sind. (daran kannst du sehen alles kann sich ändern)

Ich finde deine Tochter zeigt dir genau das was du haben möchtest nämlich, dass sie und du ein sehr enges und vertrautes Verhältnis habt. Sie muß ein Urvertrauen in dich und deine Liebe haben wenn sie so reagiert. Sie weiß, dass du sie liebst und dass sie keine Angst haben muß ihre Mama zu verlieren.

Dank dir ist sie doch so ausgeglichen und fröhlich und geht ohne Angst zur Tagesmutti.
Dir vertraut sie doch ihre Gefühle an wenn ihr zu Hause seid. Also wenn das kein Beweis für eine tolle Mama Kind Bindung ist dann weiß ich auch nicht.
Es gibt eben nicht immer nur schwarz oder weiß sprich Liebe gleich unbeschwingliche Begrüßung usw.
Ich z.b. finde es nicht schön dass meine Tochter auf einmal so klammert und gnautscht sobald ich losgehen will. Gut ich zweifle jetzt auch nicht gleich ob DAS wiederum was über unsere Bindung aussagt sondern sehe es als eine Entwicklung von ihr, in der ich ihr nun weiterhelfen muss und will.

Ich finde was du beschreibst klingt super positiv

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Danke für Deine aufmunternden Worte. Im Grunde denke ich auch, dass ich meine Sache gut mache. Aber vielleicht wäre es für sie leichter, wenn sie z. B. auch mal weinen würde in der Öffentlichkeit wenn ihr danach ist. Ich merke z. B. manchmal schon dass ihr der Abschied schwer fällt, aber sie versucht das zu überspielen. Vielleicht kann ich was dafür tun, dass ihr das leichter fällt. Dann würde sie die Erzieherin sicher auch trösten in dem Moment wo ich den Raum verlasse.

Sie braucht es nicht immer allen recht machen wollen. Kaum kommt jemand hinzu knipst sie ihr Lachen an, auch wenn sie eine Minute vorher noch über irgendwas sauer war.

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ja gut aber wie willst du das machen..du kannst ihr ja schlecht sagen so los weine jetzt..

ist bei euch vielleicht was vorgekommen wo du gesagt hast weinen ist doof oder man weint nicht oder in der art?

manchmal sagt man was was die zwerge ganz anders auffassen weil sie viels noch nicht begreifen.

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Schau doch mal in unseren Blog - da gibt es einen Beitrag über Bindung, der Dich beruhigen sollte:

http://gewuenschtestewunschkinder.blogspot.de/2013/02/bindung-was-ist-bindung-warum-brauchen.html

Das wichtigste Zitat:

"Hinweis: Wenn du dein Kind aus dem Kindergarten abholst und es kommt nicht freudig auf dich zugerannt, sondern dreht sich um und will weiterspielen oder weint bei deinem Anblick sogar los, bedeutet das nicht, dass dein Kind unsicher-vermeidend gebunden ist! Es bedeutet nur, dass es den Kindergarten mag und weiterspielen will. Denn ob ein Kind unsicher-vermeidend gebunden ist, erkennt man nur in dem oben schon erwähnten Fremden-Setting, also, wenn das einjährige Kind zum Spielen bei einem Fremden gelassen wird. Ein Setting im Kindergarten ist etwas völlig anderes, da das Kind sich dort geborgen fühlt, da es ja zu seinen Erzieherinnen bereits Bindungen aufgebaut hat."

Wenn Du Dein Kind nicht hast Schreien lassen und auf seine Bedürfnisse immer eingegangen bist, dann habt ihr ganz sicher eine sichere Bindung :-). Sie ist dann so sicher, dass Du sie nicht im Stich lässt, dass ein Weglaufen sie (stimmungsabhängig) nicht stört.

Liebe Grüße!
Danielle