Selbstaufgabe, Fremdbestimmung - was ist die Lösung?

Mein Mann und ich wollte ursprünglich 2 Kinder. Unsere Maus ist 11 Monate alt. Wir hatten beide noch nie so ein anstrengendes Leben und uns so viel gestritten wie seit wir ein Kind haben. Er hat die doppelte Belastung mit Arbeit und Familie, wobei er sich mehr Freiheiten rausnimmt. Ich für meinen Teil habe nur das Gefühl zurück zu stecken. Ich kann ja nicht mal alleine aufs Klo. Angefangen von den Nächten bis hin zu meinen Mahlzeiten. Alles ist von ihrer Laune abhängig. Ich bin abends dann auch so fertig von unserem Programm, dass ich es höchstens noch in die Dusche schaffe. Meinen neuen Freundinnen mit Kind geht es ähnlich bzw. noch schlimmer. Die Freundinnen ohne Kind haben seither kaum Interesse. Daher komme ich abends eh nicht groß raus. Es war ja schon am Anfang eine riesige Umstellung und das einzige was mich motiviert hat, war alle sagten es sei nur das erste Jahr. So das erste Jahr geht nun zu Ende und ich habe keine Lösung dafür gefunden, dass ich mich selbst Tag für Tag immer mehr aufgebe und nicht selbst über mein Leben bestimmen kann. Ich mach doch was falsch? Wie organisiert man sein Leben mit Kind und kommt dabei selbst nicht zu kurz? Wie kann ich meinem Kind verständlich machen, dass ich in Ruhe essen mag oder einfach mal 2 Minuten alleine aufs Klo will?

1

Ich finde du musst Geduld haben... Wobei ich immer noch nicht alleine aufs Klo kann, zumindest ab und an, es sei denn Sohnemann spielt.
Wie lange bleibst du denn zu Hause?

Mein Stück Freiheit war, dass ich wieder arbeiten gegangen bin nach einem Jahr. Danach genießt man auch ein anhängliches Kind viel mehr ;-)
Ansonsten ist das erste Jahr nun einfach mal anstrengend. So richtig cool finde ich die Zeit seit Sohnemann 1,5 wurde.
Und ich habe kein Kind was sich lange selbst beschäftigt... Aber seit er sich ausdrücken kann ist es eine tolle Zeit.

2

Wir haben ab Februar einen Kita Platz in unserer Wunscheinrichtung bekommen. Es stimmt mich schon ein wenig optimistisch, dass sich in Zukunft auch was ändert. Ich war allerdings beruflich nie richtig glücklich und mein Wunsch war es immer Kinder zu haben und Hausfrau zu sein. In dieser Rolle fühle ich mich jedoch noch unwohler und hoffe, dass eine Mischung aus beidem die Lösung ist. Meine Maus ist zu Hause auch einfach nicht ausgelastet, quengelt schnell rum. Zufrieden ist sie nur wenn wir raus gehen.

3

Ich mache das einfach so, dass ich ihn halt einfach runtersetze, wenn ich essen möchte. Es steht ihm ja frei, er kann brav auf meinem Schoß sitzen, oder aber quengeln und dann auf den Boden gesetzt zu werden. Er ist jetzt ein Jahr und die Synapsen scheinen sich zu verbinden. Er kann dann auch protestieren, ich esse erst auf und er wird es wohl 10 Minuten ohne mich aushalten -;)

4

Hallo,

für viele Mütter ist die erste Zeit (gerade die Fremdbestimmung) sehr anstrengend. Ich hab zwei Kinder, der Große wird 5 und der Kleine ist jetzt 1 Jahr alt.

Daher kann ich Dir nur sagen: stress' Dich nicht zu sehr mit dem Gedanken, wie Du das jetzt ändern kannst, sondern nimm' es so wie es ist und genieße die schönen Seiten dieses Alters. Es geht wirklich sehr schnell vorbei. Und irgendwann freut man sich dann, dass die Kinder endlich selbstständiger sind, vermisst dann aber wieder das intensive Kuscheln oder die vielen süßen und witzigen Momente am Anfang.

Ich gehe viel raus mit dem Kleinen, treffe mich mit Freundinnen oder anderen Müttern mit ihren Kindern. Gerade jetzt im Sommer ist es doch toll, Elternzeit zu haben. Viel schöner, den Tag im Freien zu verbringen, als alleine auf's Klo zu gehen. ;-)

Wir essen zusammen - der Kleine sitzt im Hochstuhl und ich am Tisch. Dann funktioniert das wunderbar. Man darf die eigenen Mahlzeiten halt nicht auf die Zeiten richten, wenn die Kleinen gerade müde sind.

Dein Kind schläft tagsüber noch zweimal? Wie nutzt Du die Zeit?

Mein Mann und ich haben es gestern so gemacht: Vormittags hatte ich 3 Stunden Zeit und bin seit Monaten nicht mehr in der Stadt gewesen. Also war ich mal wieder etwas shoppen. Am Nachmittag hat sich mein Mann zwei Stunden frei genommen. Die restlichen Feiertage haben wir gemeinsam verbracht.

In den letzten Wochen waren wir alle krank, aber davor haben wir uns auch mit dem Sport abgewechselt. Di und Do geht mein Mann, ich war meist Mo und Mi Abend mal joggen (wenn ich es geschafft habe). Mal ne halbe Stunde joggen oder inlineskaten am Abend kann man auch gut für sich raus schlagen.

5

Ich dachte mir übrigens auch, als wir überlegt haben, ob wir noch ein zweites wollen (was wir vorher nie angezweifelt haben): das alles jetzt nochmal von vorne? Aber ich kann Dir sagen, beim zweiten läuft's irgendwie leichter. Man ist die Fremdbestimmung schon besser gewöhnt und auch besser organisiert.

6

Ich denke du hast verpasst, dass dein Kind kein kleiner Säugling mehr ist.
Da richtet man sich 100% nach dem kleinen Wesen.

Aber mit 11 Monaten.... da muss nicht alles nach dem Kopf des Kindes gehen.
Wenn ich alles nach der Laune meines Kindes machen würde, wäre ich auch unglücklich.

Es gibt feste essenszeiten und wir essen gemeinsam. Sie aß selber mit den Finger oder ich hab sie nebenbei gefüttert (ein Löffel ich, ein Löffel sie). DAs problem, dass ich nie essen konnte hatte ich nie, weil es bei uns NUR gemeinsame Mahlzeiten gibt. Und wenn dann würde ich einfach sagen ich esse jetzt und aus. Dann weinen sie halt mal 10 Minuten aber glaub mir die akzeptieren das ziemlich schnell wenn du es mal durchziehst.

Mich würde interessieren in welchen Bereichen du nicht über dein Leben bestimmten kannst.
Essen - da muss man sich abgrenzen
Schlafen -ja das ist halt so
Klo gehen - mir ist es egal ob da ein jemand neben mir sitzt oder nicht. Kann doch zu schauen.

Sonst nennst du keine Beispiele.
Du kannst auch mal deinen Kinderarzt drauf ansprechen. Wir mussten bei den U-Untersuchen da so Fragen beantworten ob wir das Gefühl haben das Kind bestimmt unser Leben usw.

7

Ganz ehrlich? Ich fand die Zeit zwischen 12 und 16 Monaten am schlimmsten. Junior fing mit 12 mo an zu laufen, dazu kamen die Wutanfälle und allgemein machte er entwickungssprünge in Lichtgeschwindigkeit. Ok, ich arbeite wieder und Junior geht seit er 11 mo alt ist 4 Tage die Woche in die Krippe. Klingt zwar doof aber meine Arbeit bietet mir einen super Auszeit.

Mittlerweile ist unser Sohn 19 Monate und es ist alles etwas leichter geworden. Er versteht jeden Tag mehr, weiß auch, dass er mal warten muss wenn ich gerade einen Apfel schäle zB. Und ansonsten lasse ich ihn halt auch mal frustriert sein. Er kommt jetzt in das Alter, wo er halt eben auch mal eine Minute warten muss.

Mein Mann und ich haben uns von Anfang an gegenseitig freiräume gegeben. Mit einem Kind kann man doch ganz leicht mal ein paar Stunden abzischen während der andere aufpasst. Mein Mann hat trotz VZ immer mit angefasst, auch als ich noch zu Hause war. Er ist ein engergiebündel und braucht Aktion ;-) Jetzt wo wir beide wieder arbeiten wechseln wir uns in der Regel ein mal die Woche abends ab mit weggehen. Mal verabrede ich mich nach der Arbeit, mal er. Sowas würde ich an deiner Stelle auch mit meinem Mann ausmachen. In der Zeit kannst du dich verabreden oder zum Sport oder so. Auch erst gestern war ich morgens alleine shoppen. Nachmittags war dann Familienzeit. Ich denke, das ist alles Organisationssache.

Du bist nicht alleine nur Mutter. Ihr seid beide Eltern also spann deinen Mann ein. Ich finde es unfair, dass er Freiheiten hat, die du nicht hast.

LG
D

8

Moin,

hm, zum einen klingt das für mich fast nach ner beginnenden depressiven Verstimmung, rede da mal mit Deiner Hebamme darüber.

Du musst opportunistischer werden. Die kleinen Chancen suchen und erkennen. Die Lösung aus Deinem Dilemma heißt Kompromisse. Ich weiß jetzt nicht wie Du Dir das Leben mit Kind vorgestellt hast, aber es bedeutet immer einen gewissen Grad an Selbstaufgabe. Man ist nunmal nicht mehr unabhängig, man muss sich Inseln schaffen.

Wenn Deine Freundinnen ohne Kind seitdem kein Interesse mehr haben waren sie leider keine Freundinnen, die Erfahrung müssen glaube ich alle machen. Bei mir warens lustigerweise die ohne Kinder die sich als echte Freunde herausgestellt haben. Ich treffe mich halt mit meiner besten Freundin in deren Mittagspausen und lege unseren "Mittagsschlafspaziergang" dementsprechend dass ich mit ihr in ihrer Pause halt laufe.
Warum kannst du Dich mit den Freundinnne mit Kindern nicht unter Tags treffen, in dem Alter sind sie doch alle draußen am friedlichsten???

Ich treibe gerne Sport, nun gehe ich halt joggen mit Kinderwagen und verzichte die ersten Jahre halt im aufs Schwimmen. Kommt wieder wenn er soweit ist. Ich besuche meinen alten Reitstall nachmittags, aufs Pferd komme ich klar nicht mehr aber ich sehe die Freunde da. Ich kam nicht mehr zum Lesen - also pack ich ihn zum Schlafen bei schönem Wetter in den Kinderwagen und sobald er schläft setz ich mich auf eine Bank und lese. Oder ich höre Hörbücher beim Spazierengehen. Sobald sie gut stehen können kann man einen "Lernturm" bauen, dann steht er in der Küche neben einem an einen Stück abgeräumter Arbeitsplatte, sortiert Nudeln oder so während man Essen zubereitet. Essen tun wir gemeinsam, ja er kommt auch mit aus Klo und wirft immer eine Seite Klopapier selber in die Schüssel ... Du musst Dein Kind an Deinem Leben teilhaben lassen, mit ihm zusammen leben. Ruheinseln hat man halt wenn sie schlafen, dann koch ich mir erst mal meinen schwarzen Tee und genieße meinen Tee und lese Nachrichten. Oder wenn sie selbständig spielen. Sie protestieren klar wenn man sie in den Laufstall stellt und ihnen was zum selber beschäftigen gibt, aber bei uns ist es nur kurzer Protest und dann spielt Lütte. Du darfst "Weinen lassen" nicht damit verwechseln dass Du bei einem einjährigen jeden Protest der nun mal weinend kundgetan wird.

Sie laufen irgendwann immer besser mit wenn man etwas tut aber "für sich" ist man als Mama einfach selten. Da stimmt halt der Spruch "Du bist Mama wenn sich Aufwaschen und Saugen ohne Kind sich für Dich wie ein Wellnessurlaub anfühlen". Man muss lernen die schönen Dinge daran zu erkennen und zu genießen.

Zweimal die Woche gehe ich zum Training, zum Spiel kommen der Kleine und sein Papa mit. Zweimal die Woche abends kümmert sich dann der Papa um das Kind. Das musst Du Dir erkämpfen wenn das nicht klar ist.

Bauanleitung für den Turm findest du hier: http://www.eltern.de/familie-urlaub/selbermachen/bauanleitung-fuer-einen-lernturm-aus-ikea-hocker

Dass alle sagen dass es das erste Jahr nur ist ... nein ist es genaugenommen nicht. Ist es für viele weil die Kinder dann in die Krippe gehen, aber nicht weil sie dann automatisch so selbständig sind dass man Freiheiten hat. Früher blieben Mütter nicht ohne Grund 3 Jahre zu Hause, weil die ersten 3 Jahre eben eigentlich die "Klettenjahre" sind in denen sie viel Betreuung brauchen. Auch später wird es ständig aus dem Kinderzimmer tönen weil das Lego nicht passt oder die Hausaufhabe nicht auf die Seite passt oder was auch immer gerade ist. Arrangiere Dich, suche Deine Lücken. Und sei nicht gleich gefrustet wenn Du etwas nicht mehr machen kannst sondern überlege was Du vielleicht stattdessen machen könntest.

9

Hallo liebe Sweetchilli

Absolut das, was du schreibst, habe ich auch so erlebt und empfunden.

Ich war damals erst 21, aber das ändert wohl nicht viel daran. Denn das erste Kind schmeißt wohl unabhängig vom Alter der Mutter erstmal alles um.
Meine erste Tochter war soooo anstrengend, so ein Kaliber "ich hab Angst was zu verpassen, daher schlaf ich auch hundemüde garantiert nicht ein", und ein Tragekind, das man nie ablegen konnte, noch dazu hatte sie die ersten Monate Koliken. Außer schreien und stillen tat sie nichts. Nur ab und zu noch schlafen natürlich.
Babyzeit genießen gabs nicht.
So. Als wäre es nicht eh schon schlimm genug, dass es keinerlei Vorbereitung gibt, auf das was mit Baby plötzlich kommt: Diese extreme, permanente Fremdbestimmung. Immer alles vom Baby abhängig machen: Ob man essen, schlafen, duschen kann...
heftig!
Dazu kam dann noch, dass mein Mann irgendwie scheinbar noch mehr weg war als zuvor, seiner Freizeit nachging und seinen Freundeskreis pflegte. Wahrscheinlich hat er mich dauergestresstes, trauriges, heulendes, keifendes und müdes Bündel mit schreiendem Baby auf dem Arm nicht ausgehalten und war deswegen so oft weg.
Du kannst es dir denken: ES war schon ganz schön viel für unsere Beziehung auch.
Alles machte mich nur noch wütender, ich war eifersüchtig auf meinen Mann, der nicht so gebraucht wurde von der Kleinen wie ich, und der sein Leben so weiter leben konnte wie bisher, der nachts schlief wie ein Stein, und tags rausging oder seine Freizeit genießen konnte.

Alles was ich dir sagen kann ist:
Nie wieder ist etwas so heftig wie die Umstellung von keinem auf 1 Kind.
Mit 2 oder 3 Kindern fand ich sie nur halb so schlimm wie damals, besonders im ersten Jahr, mit dem ersten Kind.
Hab Geduld.
Ich fand nach dem 2. Geburtstag wurde es immer besser mit der Anhänglichkeit des "Babys" und auch der Papa konnte und wollte sich mehr einbringen.
Ich habe auch gelernt alles irgendwie MIT Kind hinzukriegen, sie meistens umgebunden, zumindest hatte ich das beim dritten Kind dann raus.
Auch das Weinen zu ertragen musste ich erst lernen. Dass ich trotzdem schnell fertig duschen konnte, und nicht böse und übel gelaunt und fertig war, weil Baby kurz moserte...
Ansonsten kann ich dir gar nichts raten.
Heute denke ich oft "mein Gott, was hab ich mich damals angestellt, warum war ich so ein Nervenbündel und so unglücklich und k.o., es war doch nur EIN Kind!"
Aber man wächst nun mal rein, und das braucht Zeit, und das ist so nicht einfach mal eben lernbar.

Alles Gute

10

Hallo du! #liebdrueck

Ich muss black papillon in vielen Dingen recht geben. Es braucht Zeit, bis man in diese große Aufgabe hineinwächst. Ehrlich gesagt erinnere ich mich immer noch mit Grauen an die erste Zeit mit meinem Erstgeborenen. Ich war so unsicher und ängstlich, er extrem anhänglich, dazu ein schlechter Schläfer. Das erste Lebensjahr sah ich aus, wie ein Zombie. An seinem ersten Geburtstag, war ich dann schon mit meiner Tochter schwanger. Das machte die Siutation nicht besser! #schwitz Vor allem der Schlafmangel setzte mir zu. Ich glaube, dass ich damals auch depressiv wurde. ICh sah einfach keinen Ausweg, keine Möglichkeit, um mir Rückzugsmöglichkeiten zu verschaffen, da die Kinder 24 Stunden an 7 Tagen die Woche an einem klebten. Bergauf ging es bei mir, als ich wieder anfing zu arbeiten. Da war meine Jüngste 2 :-).

Später bekam ich dann noch einen Nachzügler, der mich mit vielem aussöhnte. Ich dachte damals, dass Babys und Kleinkinder doch ganz niedlich sein können :-D. Übrigens war mit dem Dritten plötzlich nichts mehr ein Problem: Ich war IMMER gerichtet, täglich geduscht, hatte Zeit um zu kochen und zu backen - mit 3 Kindern. Ich frage mich manchmal noch heute, warum das beim Erstgeborenen alles so unmöglich war.

Man wird wohl mit den Jahren automatisch gelassener und strahlt dann die nötige Ruhe aus, die sich auf das Kind zu übertragen scheint. Während ich z.B. beim Großen aus der Dusche stürmte, wenn ich ihn weinen hörte, auch wenn meine Haare noch voller Schaum waren, habe ich das bei meinem Jüngsten nicht mehr gemacht. Das Witzige ist: Mein Jüngster hat dann auch quasi nie geweint, weil er wohl schon die Erfahrung gemacht hatte, dass Mama sowieso erst kommt, wenn das Wasser aufhört zu plätschern. ;-)

Kurzum: Ich glaube durch eine bestimmte Schule, müssen wohl alle Eltern gehen :-). Es wird auf jeden FAll besser - finde ich! Meine Kinder sind inzwischen 13, 11 und 7. Dieses Alter ist mir persönlich deutlich lieber als das Kleinkindalter. Man hat einfach ganz andere Freiheiten, die ich dringend zum Energieaufladen brauche!

Ganz liebe Grüße
Luka