Moderne Erziehung in der Krise?

Gerade hat mir mein lieber Mann, der eh mit meiner Erziehung unzufrieden ist, einen Link zukommen lassen, der meine ,,moderne Erziehung" schon ziemlich in Frage stellt:

https://de.newsner.com/familie/5-gruende-warum-die-moderne-erziehung-in-der-krise-steckt/

Leider muss ich zugeben, dass sich die genannten Punkte in dem Artikel schon relativ logisch anhören. Klar, dass meine Bedürfnisse manchmal vor denen des Kindes kommen sollten, ist plausibel. Aber was denkt ihr über die anderen Punkte?

Ich erkenne mich leider sehr oft in den kritisierten Verhaltensweisen wieder und hab meinem Mann momentan wohl zu wenig entgegen zu setzen.

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Moderne Erziehung heißt doch eben nicht dass ich alle meine Bedürfnisse zurückstelle! Der Artikel zerreißt eine FALSCH verstandene moderne Erziehung. Ich kenne keine Mutter die auf dem Klo den Stahl anhält weil Kind nen Fruchtzwerg will mal überspitzt ausgedrückt. So stellt sie aber Eltern hin.

Zu dem ersten Punkt bin ich gar nicht mit ihr einer Meinung.: Wüten lassen ist keine Option, sie stumpfen ab und resignieren, lernen aber keinen Weg aus ihrem Problem. Alternativen aufzeigen und stärken ist da in meinen Augen schon der richtige Weg. Wir sind immer auf den Wutzwerg eingegangen, er hat nicht seinen Willen bekommen aber Trost dass es eben wirklich nicht geht und wir haben ihm gesagt "Ich weiß dass Du das toll fändest aber überlege mal ob es nicht auch andere tolle Sachen gäbe, wie wäre es mit einem Puzzle bis ich fertig geduscht habe?" Wir sind jetzt über die erste schlimme Trotzphase durch und er hat nicht gelernt dass er mit Brüllen weiterkommt (tut er ja nicht wenn man eine Alternative vorschlägt) sondern er hat gelernt sich etwas anderem zuzuwenden wenn etwas verwehrt wird. Man merkt richtig wie er sich immer öfter nach kurzem Knören abwendet und was anderes sucht, die "Anfälle" werden deutlich weniger.

Und wenn Ihr zum Beispiel gewünschtestes Wunschkind nehmt, die schreiben in ihrem Buch ja auch dass man es zum Frust kommen lassen soll, ihn aber begleiten soll! Da steht nirgends dass man ihnen immer nachgeben soll. Wenn Eltern das tun ist das Bequemlichkeit hat aber mit dem Grundgedanken der bedürfnisorientierten Erziehung nix zu tun.

Für mich heißt bedürfnisorientierte Erziehung dass das Kind lernt dass jeder Bedürfnisse hat und man dann eben abwägen muss welchem nachgegeben wird, oder ob man vielleicht eine Möglichkeit findet allen nachzugeben.

Ich denke mir das immer so. Kind quengelt, Mama hört weg. Kind kriegt Wutanfall, Mama geht aus dem Zimmer. Was lernt Kind? Wegignorieren ist eine Lösung. 7Jahre später. Mama liegt auf der Couch und quengelt. Kind ignoriert sie. Mama sagt 100 mal er soll leiser sein sie habe Migräne. Kind ist weiter laut geht nur ein Stück weg. Warum? Weil es gelernt hat dass man das Anmelden eines Bedürfnisses auch gerne mal wegignorieren darf.


Punkt 2: Klar muss man ganz genau schauen was das Kind wirklich schon kann. Manche Eltern erwarten zuviel, andere zu wenig. Das muss man quasi ständig hinterfragen und auch mal immer wieder ausprobieren ob was schon geht. Ist für mich der gefühlt schwierigste Punkt in Erziehung. Zuviel erwarten geht nach hinten los, genauso wie zuwenig, und die Zwerge sind im ewigen ständigen Wandel.

Punkt 3 und 4 sind ok. Ich ermuntere andere auch immer wieder dazu einzugreifen.

5 Stimmt eigentlich auch. Ich muss es nur kommunizieren dass es warten muss und dann ganz sicher auch erfüllen! Ist im Wunschkind ein ganzes Kapitel wie wichtig dieses Warten lernen ist!

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DANKE, wuschelelke! Du verstehst was! ☝

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Who is Emma Jenner? Die Briten wieder :D

Dieser Artikel ist ziemlich sinnentleert. Aber wenn ich durch die restlichen Überschriften dieser Seite schaue, wundert es mich auch nicht.

Liebe Grüße
Surfermami mit little Surferdude

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Hallo,

also ich finde den Artikel ziemlich vereinfacht und verallgemeinernd. Generell stimme ich der Autorin zu, finde aber, dass es nicht differenziert genug dargestellt ist. Es kommt doch auch immer ein bisschen auf das Alter der Kinder und der Umstände an.
In dem Artikel kommt es so rüber als würde moderne Erziehung daraus bestehen unsere Kinder in Watte zu packen und ihnen den Allerwertesten zu pudern.
Für mich bedeutet moderne Erziehung mein Kind altersgerecht und liebevoll zu erziehen. Dazu gehören aber auch klare Regeln und auch gewisse Grenzen, die meinem Kind Sicherheit geben. Bei uns gibt es nur wenige "Neins" und wir sind gerne bereit Kompromisse einzugehen.

Ich persönlich erkenne mich in den genannten Punkten nicht wieder, würde aber dennoch behaupten, dass ich mein Kind modern und bedürfnisorientiert ( oh böses Wort ) erziehe ;-)

Alles Gute
Karanga

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Ich finde, da steckt viel Wahres hinter.
Beispielsweise, je lauter das Kind schreit und tobt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bekommt, was es will.
Grundsätzlich tanzen die Eltern um das Kind herum und nicht die Kinder um die Eltern, so wie es früher war. Auch das kann zu Problemen führen.

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Ich finde die Frage interessant.
Mein Eindruck ist, daß es seit einiger Zeit einen starken reaktionären Hang zum Umgang mit Kindern gibt. Es ist dauernd der Wunsch da, Kinder mögen leise, anständig, wenig störend für alle Erwachsenen sein, keine Probleme (=Anstrengungen?) verursachen. Und vermehrt werden Methoden und Einstellungen der schwarzen Pädagogik verherrlicht. Angeblich war der Umgang mit Kindern bisher zu freiheitlich. Dabei sind wir meilenweit von gleichwürdigem Miteinander entfernt, Ich kenne einige Eltern, die sich bemühen, ihre Kinder respektvoll zu behandeln, die sich intellektuell von Mitteln schwarzer Pädagogik abgewendet haben (dazu gehört weit mehr als körperliche Gewaltanwendung), aber noch sehr wenigen gelingt das im tgl. Leben, ich reihe mich da ein. Deswegen ist es absurd, zu behaupten, es würde nicht gut gehen, gar den Charakter der Kinder verderben, es ist schlicht noch ein weiter Weg hin zu einem friedlichen Miteinander. Gewöhnlich läuft es doch so ab bei Differenzen zw. Kindern und Erwachsenen: Kind will was, Erw. will was anderes. Der Erw. setzt sich durch. Und wie gut der Erziehungsstil funktioniert, wird vor allem danach beurteilt, ob das Kind und wie schnell es tut, was der Erw. will und mgl. keinen Unwillen äußert. Immerzu geht es (z.B. in solchen Schriften) darum, wer sich durchsetzt, am längeren Hebel sitzt, wer sich wem unterzuordnen hat oder es zu viel tut, wer Recht hat...immer um Machtausübung.
Ich finde auch nicht schön, wenn einer sich unwohl fühlt. Ich wünsche mir, daß darüber kommuniziert wird und eine Lösung gesucht wird, die alle zufriedener macht, aber die ist nicht automatisch, daß der Unterlegene macht, was der Mächtigere verlangt. Letztlich fühle ich mich als Erw. auch besser, wenn ein friedlicher Umgang gelingt, als wenn meine Kinder sich unterordnen und parieren.

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Hi,
Interessant. Ich hatte jetzt eher den umgekehrten Eindruck.
Dass vermehrt über die Bedürfnisse und Gefühle von Kindern diskutiert wird.

Unterordnen und parieren? Oh weia, gibt noch Leute,die das so extrem wollen???

Hier gibt's auch Situationen,die ich nicht diskutiere (Strassenverkehr), pädagogisch wertvoll, geduldig und verständnisvoll, bin ich gewiss auch nicht immer, aber Grundkurs ist : ich lebe mit den Kindern und nicht an ihnen vorbei.
Grüsse Marina

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Ja, lies mal hier bei Urbia. ;-)

Neulich gab es hier ne Frage zum "Wickelterror". Die meisten Meinungen und Sternchen gab es zu "Augen zu und durch" Ratschlägen.
Die wenigsten waren bereit sich in das Kleinkind einzufühlen und eine friedliche Lösung zu suchen.

LG Jelinchen

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Ich finde den Artikel wenig bis gar nicht fachlich/ wissenschaftlich untermauert!
Das sind mir einfach zu platte Stammtischparolen !

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Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht ob wir modern oder sonstwie erziehen. Die viel zitierte Wunschkind-Seite passt in vielen Dingen nicht zu uns. Manche Dinge sind interessant, aber viele nichts für unsere Familie.

Teilweise hat der Bericht meiner Meinung nach schon recht.

1) Ja bei manchen Dingen muss unsere Tochter durch und bekommt nicht ihren Willen. Es gibt hier wenig Regeln, aber die werden konsequent durchgezogen. Und ein Nein ist eben auch ein Nein. Da kann es schon passieren das sie tobt und wenn es soweit ist hilft auch kein ablenken, trösten usw. Das macht sie nur noch wütender. Lass ich sie ausbocken ist alles wieder gut. Alternativen anbieten klappt nur vorher und manche Sachen muss sie eben auch akzeptieren. Ich veranstalte auch keinen Affenzirkus zB ums Zähne putzen. Das muss sein - ohne Diskussion. Hat sie inzwischen auch kapiert und es geht wieder Problemlos. Allgemein versuchen wir einen harmonischen Alltag zu haben und die Große viel mit einzubeziehen und ihr auch Entscheidungsfreiheit zu lassen bzw Kompromisse zu finden die für alle gut sind.

2) Das ist meiner Meinung nach abhängig vom Alter und auch vom Kind. Ich weiß (inzwischen) was ich von meiner zweijährigen erwarten kann und was nicht. Darauf nehmen wir Rücksicht. Aber sie ist alt genug für zB bitte und danke sagen.

3,4 und 5 treffen zumindest teilweise zu. Aber ist natürlich auch sehr allgemein geschrieben und sicher nicht zu 100% zutreffend.

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Wenn man jetzt mal von Einzelheiten absieht, trifft der Artikel ganz im Allgemeinen schon zu.

Im Vergleich zu Großmutters oder Urgroßmutters Zeiten, sind Kinder heutzutage zum größten Teil (lang) geplante Wunschkinder, die gelegentlich sogar noch nach jahrelanger (teurer) Kinderwunschbehandlung das Licht der Welt erblicken. Diese verhältnismäßig wenigen Kinder (viele bleiben Einzelkind oder haben maximal ein Geschwisterchen) von sehr viel älteren Müttern, sollen dann bitte ,perfekt‘ sein und das bestmögliche aus ihnen herausgeholt werden. Diese ,Anforderungen‘ an das Kind spielen sich meist unbewusst ab, sind für das Kind jedoch sehr deutlich spürbar. Und Eltern möchten im Umkehrschluss alles ,richtig‘ machen.

Auch hier auf Urbia liest man das täglich. Immer wieder gibt es Fragen nach der richtigen Kleidung, dem nahrhaftesten Essen, dem sichersten Kindersitz usw.

Eltern sind zudem stark verunsichert. Immer wieder posten Mütter Bilder von kleinsten Verletzungen, Mückenstichen, blauen Flecken oder Beulchen. Anstatt einfach auf das Kind und seine Reaktionen zu achten, wird lieber pro Forma der Arzt bei harmlosen Wehwehchen konsultiert.

Jedes weinen und wüten der Kinder stört das harmonische Zusammenleben empfindlich. Viele Mütter schreiben hier verzweifelt, ihr Kind ließe sich nicht wickeln, nicht die Zähne putzen, nicht anziehen. Dabei ist das ganz normal aber die Mutter traut sich dann nicht ihr Kind etwas fester zu halten, aus Angst ihm weh zu tun. Es wird zu absurden Alternativen geraten, etwa das Kind nicht mehr zu wickeln und überall hinmachen zu lassen.

Am Auffälligsten finde ich die Entwicklung beim Lernverhalten der Kinder. Da kommt auch mächtig Druck von Außen. Überall gibt es Tabellen, die jeden Meilenstein in Zeitfenster pressen. Mütter werden nervös, wenn ihr Kind ,nur‘ Mittelmaß ist. Mütter fragen nach einer möglichen Hochbegabung, wenn ihr Kind etwas früher dran ist. Und sowieso muss jedes Kind aufs Gymnasium. Überall wird nach anregendem Lernspielzeug oder Kursen fürs Baby gefragt, um ja das Kind optimal zu fördern.

All das gab es noch vor ein, zwei Generationen nicht. Da mussten Kinder auf dem Hof mitarbeiten, am Sonntag in die Kirche, durften stundenlang im Wald mit Freunden spielen und in der Schule hing der Rohrstock. Das war noch eine ganz andere Welt, die sich sehr schnell geändert hat

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Also ich finde dass sie in allen Punkten recht hat.

Ich weiß dass die Eltern wo alle "Probleme" ausleben existieren aber zum Glück der Minderheit gehören. Jedenfalls in meinem Umfeld. Ich hab nur sehr viele grauabstufungen kennen gelernt wo eben die Eltern nach ihren Kindern gehen und nicht nach irgendwelchen Ratgebern oder gleich Panik schieben dass sie oder andere durch irgend ein Verhalten das Kind dauerhaft geschädigt haben. Solche Eltern finde ich jedenfalls nur im Internet vor ;)

"Wir lassen uns von unseren Kindern herumkommandieren"
Da gibt es viele Eltern die aufgrund von möglichen anfällen nicht mehr konsequent bleiben. Das erleb ich bei kleinen wie aich bei großen. Es gibt nun mal Eltern die wirklich nicht konsequent das durchziehen was sie gesagt haben. Kinder haben das schnell raus und nutzen das dann auch schnell aus. Aber solche Eltern gibt es in Deutschland schon ewig. Man weiß aber dann auch selber dass man sich Kinder heranerzieht die dann kein Respekt kennen. Von wem den auch wenn die Eltern schon nicht drauf wert legen?

"Wir setzen die Messlatte zu niedrig an"
Das stimmt bei einigen Eltern auch. Ich kenn ne Familie wo der 3 jährige schon immer geschlagen, gebissen und andere gemeine Dinge mit anderen gemacht hat. Die Eltern sagen immerzu "es ist nur ne Phase" (ich kann den Satz bei einigen gar nimmer hören) und lassen das Kind machen. Man sollte bei gewissen Dingen schon als Eltern eingreifen und denen auch zeigen dass ihr Verhalten anderen stört. Man kann es den Kindern beibringen und sollte es auch. Vom wem sollen sie das denn sonst lernen wenn nicht von den Eltern? Von allein? Sicherlich nicht wenn jegliches Verhalten geduldet wird. Da kann man den Kindern wirklich mehr zutrauen.

"Keiner traut sich mehr, was zu sagen"
Kann ich bestätigen. Es gibt da wirklich immer mehr Eltern die dann einen selber blöd kommen oder anpampen wenn man sagt dass das Verhalten des Kindes einen stört. Hab ich selber schon oft miterlebt. Da trat n Kind ständig an meinem Sitz und ich sagte es höflich der Mutter und wurde dann selber blöd von ihr angemacht. Solange der "fremde" höflich ist spricht nichts dagegen dem fremden Kind zu sagen dass das Verhalten nicht in Ordnung ist. Und die Eltern sollten das eigentlich unterstützen und nicht dem Kind beibringen dass es in Ordnung ist zu machen was man mag sondern andere zu respektieren.

"Wir möchten es uns immer möglich einfach machen"
Ohja... Da gibt es auch Familien die den Kindern immer Unterhaltung bieten. Zwar nicht immer Fernseher und Co, aber immer mit neuen Spielsachen oder vielen Unternehmungen oder auch 10.000 Kursen. Die Eltern bringen den Kindern dadurch nicht bei sich mal selber zu beschäftigen. Die lassen den Kindern auch nicht zu sich zu langweilen, was ganz wichtig ist um die Kreativität und Produktivität zu fördern.

"Eltern stellen die Bedürfnisse der Kinder über ihre eigenen"
Da gibt es auch solche Eltern. Die, die den Kindern alles annehmen, mit 16 noch rund um versorgen etc und dann ausgebrannt sind und nicht mal Zeit haben mit ner Freundin n Kaffee zu trinken oder mal zu duschen. Diese Eltern springen auch bei jedem Wunsch. Gehen schnell mal einkaufen weil Kind lieber was anderes zum Essen mag oder fahren das Kind dann durch die Gegend und wehe Mama holt einen 5 Minuten später ab. Der extremste Fall den ich kennen lernte war eine Mutter die ihren fast 30 jährigen Sohn noch das Essen für die Uni machte und dafür extra früher Aufstand.