Schlecht reden über das Kind während es im Raum ist

Wir sind grade auf Familien-Besuchs-Tour diese Woche.
Mir ist gestern bei meiner Schwester etwas aufgefallen, was ich ganz fürchterlich fand.
Wir beide haben gleichaltrige Töchter von knapp 2.
Sie hat super viele negative Dinge über ihr Kind berichtet, während es ja im gleichen Raum gespielt hat. Natürlich verstehen 2jährige nicht alles aber doch schon eine ganze Menge oder?
Angefangen über "schläft so schlecht", dann "isst so wenig" und nörgelt zu viel, macht nur Blödsinn, und "blöde Phase" undso. Muss ja nun nicht ins Detail gehen.
Na klar, da muss man sich mal drüber auskotzen. Aber ich finde das irgendwie ganz fürchterlich wenn die Kleine dabei neben ihr sitzt?
Wie findet ihr sowas?

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Die Frage ist halt auch, ob deine Schwester, wenn sie jetzt schon in Anwesenheit des Kindes kritisch über dieses spricht, irgendwann mal die Kurve kriegt, wenn das Kind alt genug ist, das gesagte auch wirklich persönlich zu nehmen und das emotional zu verarbeiten.

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Ab wann ist dieses Alter?
Ich fühle mich nicht wohl dabei, mich über mein Kind auszukotzen während es neben mir steht. Ich will nicht, dass sie denkt dass ich etwas schlechtes über sie denke.
Natürllich erzähle ich mal wenn sie mal schlecht schläft aber meist mit dem Zusatz, dass sie wohl grade auch mit ihrer Erkältung zutun hat oder allgemein sehr viel lernt und unruhig ist. Also ich will es nicht als etwas schlimmes/schlechtes darstellen. Ich denke schon, dass Kindern wichtig ist, wie ihre Eltern über sie denken.
Wenn sie oft hören, wie ihre Mama anderen erzählt wie viel Blödsinn es macht und wie anstrengend alles ist, dass es etwas mit ihnen macht?

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Das mit dem Alter kann man nicht pauschalisieren. Das eine Kind reagiert darauf sensibler als das andere und die Kleinen können natürlich auch schon im Alter von zwei zumindest spüren, dass da gerade negative Schwingungen im Raum liegen. Ich bin da ganz bei dir, dass man in Anwesenheit des Kindes einfach generell nicht SO über das Kind reden sollte, dass es ein Schuldgefühl vermittelt bekommt. Das wäre bei deinem genannten Beispiel (schlechter Schlaf wegen Kranlheit) ja nicht der Fall und somit völlig legitim. Grundsätzlich sollte man sich, unabhängig vom Alter, einfach so verhalten, dass es einem selber in der Rolle des Kindes auch gut ginge :)

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Hallo

ich finde es kommt darauf an: wenn ich die Jungs beispielsweise bei meiner Mutter abhole erzählt sie mir natürlich in derem Beisein was so lieft und wenn dann z.B. was negatives dabei war dann hören sie das eben auch. Sehr interessant wie mein Sohn dann reagiert, denn er versteht sehr wohl dass es um ihn geht. ;-)
Ansonsten finde ich es generell befremdlich über dritte zu sprechen während diese zuhören und so versuchen wir das auch mit den Kindern zu vermeiden, zumal wie du schon sagst sie echt einen Großteil verstehen und wahrnehmen.

#winke

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Hi,

kommt stark drauf an.

Das was du beschreibst sind normale negative und altersbedingt normale Begleiterscheinungen und zum Teils auch Charakterzüge. Man darf sich natürlich sachlich wertend auch über negative Eigenschaften einer Person (auch des eigenen Kindes) unterhalten - auch wenn dieses anwesend ist. Man darf ruhig erfahren (auch als Kind) das man nicht nur alleine positive Eigenschaften besitzt - wichtig ist hier aber das die positiven Argumente die negativen überbieten sollten, sonst können wirklich Selbstwertstörungen daraus langfristig entstehen.

Eine andere Baustelle wäre es, offen vorm Kind zu sagen "mei das Kind war so hässlich als es zur Welt kam zum glück hat es sich verwachsen" oder "hätte ich gewusst was fürn Arsch der Vater ist - hätte ich damals abgetrieben"... da wäre ich sogar echt jemand der hier das Gespräch unterbrechen würde und sagen würde "schön und gut was du denkst und empfindest - aber sowas sagt man nicht vorm Kind." Meine Beste Freundin liebt ihren Sohn und kämpft für ihn gegen Windmühlen. Sie sagt - zu mir - aber niemals vor ihm - hätte sie wusst, dass der Vater ihn zugesprochen kriegt, nur weil er mit seiner Mutter und seinem Stiefvater zuhause mehr Bezugspersonen fürs Kind vorweisen kann, hätte sie damals doch lieber abgetrieben (was sie damals ernsthaft in Erwägung gezogen hat als sie mit 19 schwanger wurde und das nach nur wenige Wochen Beziehung). Nicht weil sie ihn nicht liebt - sondern weil sie tatsächlich die Einstellung vertritt eine Kindheit wie sie nun ihr Sohn erlebt ist keine wünschenswerte Kindheit, da wär man lieber gar nicht erst zur Welt gekommen. Warum? Ihr Sohn ist massiv übergewichtig und lernschwach in der Schule - den Vater interessiert aber weder die Gesundheit seines Kindes noch seine Schulleistung und lässt alles schleifen was ihn betrifft - und nur übers Wochenende kann sie hier auch gar nix erreichen. Mittlerweile ist der Sohn 8 und hat ihr gegenüber sogar den Wunsch geäußert lieber bei ihr leben zu wollen - aber in seinem Alter hat man leider kein Mitspracherecht und da er unter Druck sitzend sowieso vor nem Richter/Jugendamt seine Meinung revidieren würde, zwecklos. Als sie jetzt vor 2 Jahren nach nur 6 Monaten Beziehung mit ihrem noch heute bestehenden Partner schwanger wurde, hat sie abgetrieben - genau wegen der Erfahrung und sagt das auch "noch ein L.... will sie nicht zur Welt bringen der ne verkorkste Kindheit hat" - erst jetzt wo sie über 3 Jahre zusammen sind überlegen sie ernsthaft nen aktiven Kinderwunsch nachzugehen weil sich ihre jetzige Beziehung als die erste echte Beziehung rausgestellt hat. Aber das sind Themen die würde sie nie nie niemals vor ihrem Sohn breittreten, der eh schon bestraft ist als Trennungskind und bei seiner Stiefmutter (seit sie ein leibliches Kind mit seinem Vater hat) wo er nur aufm Abstellgleis geparkt ist.

Wiegesagt - normale negative Eigenschaften wie "noch nicht durchschlafen können" - "ein sensibelchen sein" oder "nur am Blödsinn machen" ist für mich harmlos. Wichtig ist, dass es keine Unterhaltungen mitbekommt die ernsthafte Störungen vorrufen können oder das Gefühl vermitteln nicht gewollt/gemocht zu sein. Aber nicht durchschlafen können oder schlecht schlafen ist für mich so, als wenn mein Mann vor 3. sagt das ich schnarche... deswegen renn ich auch nicht in den Keller und heul. Anders wäre wenn er sich nur über mich auslassen würde und mich nur negativ hinstellt, aber gewöhnlich hält sich sowas ganz gut die Waage.

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Wieder mal sehr ausschweifend u am Thema vorbei dein Beitrag .. meine Meinung ... die Story mit Abtreibung hat sich nix mit dem zu tun was hier gefragt wurde oder ?!?

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Doch. Ich hab gesagt, dass wenn es sich nur um geringfügige negative Eigenschaften handelt - klar kann man sich darüber auskotzen im Beisein, solange das nicht überhand nimmt und das Gefühl bekommt das NUR schlecht über das Kind gesprochen wird.

Hingegen Themen die einzelne vielleicht tatsächlich im Kopf haben und die sie los werden wollen - die aber eindeutig auch zu arg unter die Gürtellinie gehen wie Abtreibungen etc. sowas gehört in keinem Alter im Beisein eines Kindes angesprochen.

Es macht ein Unterschied ob ich mich über negative Dinge auskotze oder ob ich über jemanden herzieh... bei den genannten Beispielen über Blödsinn machen, schlecht schlafen und co ist aber nix dabei genannt gewesen was in die Kategorie "herziehen" fällt. Irgendwo muss man ja dann auch ein Beispiel bringen - wie weit die Auslegung für einen persönlich geht und ab wo sie Grenzen überschreitet.

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Ich finde man kann sich auch anstellen!!!!

Wenn unser knapp 2 jähriger im Raum ist dann rede ich schon am mit meinem Mann oder einer Freundin...Über dieses und jenes. Positiv wie negativ.
Übrigens fragt die Dame vom Jugendamt (Pflegekind) auch in seinem Beisein, wie er schläft, wie dieses und jenes ist.

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Naja stell dir aber mal vor, dein Mann kotzt sich darüber aus, wie nervig du bist und wie schlecht du immer isst und dass du ja immer nir das Gleiche magst und dass du nur Unsinn machst und lässt kein gutes Haar an dir und du sitzt direkt daneben. Außerdem bist du sowieso viel zu sensibel, er wünschte sich du wärst mal etwas robuster und würdest nicht bei jedem Pups losheulen. Wäre das nicht total unangenehm für dich?

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Man kann einen Erwachsenen nicht mit einem 2 jährigen kind vergleichen.
Außerdem ist es für mich ein himmelweiter Unterschied ob man sich auskotzt a'la wie schrecklich das kind ist, wie nervig, was für ne heulsuse und überhaupt wie unmöglich ODER ob man sich ganz normal unterhält und auch mal sein leid klagt von wegen das er z.z schlecht schläft, am Nachmittag übermüdet war oder aktuell schlecht isst etc.
Unser 22 monatiger ist noch nicht soweit das er genau versteht über was Erwachsene reden, erst 3 mal nicht wenn er spielt und man ihn nicht direkt anspricht oder seinen Namen erwähnt. ....Mit 4 sieht die Sache sicher wieder anders aus. Ich hab noch eine 13 jährige.

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Schlecht reden finde ich auch schrecklich.

Aber deine genannten Beispiele sind doch nicht schlimm. Wenn sie schlecht schläft, schläft sie schlecht. Da gibts doch nichts drum rum zu reden...& es ist ja nichts gegen das Kind. Genauso die anderen Beispiel aus dem Eröffnungsthread.

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Ja vielleicht kam nicht so sehr gut rüber, WIE meine Schwester es sagte. Das kann man in einem Text auch schlecht verpacken. Es wirkte sehr abwertend, so als könne ihre Tochter etwas dafür bzw als würde sie es "extra" machen um sie zu ärgern oderso.

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Hallo isabellchen32,

ja, das Schlechtreden sollte man dringend lassen.
Da ist mir eine sehr unangenehme Situation in Erinnerung. Wir waren zu Besuch bei guten Freunden und quatschten natürlich auch über die Kinder. Die Älteste (damals 14) saß dabei und war plötzlich eingeschnappt, weil ich mich über ihre Faulheit in der Schule auslies. Sie beschwerte sich, das geht die anderen nichts an und die gesamte Runde bestätigte ihr das. Oh Mann, hab ich mich geschämt, vor allem weil mir das bis dahin noch nicht mal aufgefallen war. Seitdem gebe ich mir große Mühe, es zu lassen, habe aber festgestellt, dass ich immer dann die schlechten Sachen erzähle, wenn sie mich beschäftigen und ich noch keine Lösung für das Problem habe. Deshalb passiert es mir heute manchmal immer noch. Sie ist jetzt 17 und klopft mir auf die Schulter, wenn mich mal wieder der Teufel reitet. Damit können wir beide leben.

LG

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Man kann generell ein 14 jähriges kind nicht mit einem 2 jährigen vergleichen und natürlich ist es ein himmelweiter Unterschied.

Wenn ich mit meiner Freundin im Beisein meiner 13 jährigen reden würde wie schlecht doch die letzte Klausur war..... Würde sie mich auch ungläubig anschauen und wäre beleidigt /enttäuscht! Wenn ich meiner Freundin mein leid klage im Beisein von unseren 22 monatigen dann würde der es im Spiel garnicht mitbekommen /verstehen wenn man ihn nicht direkt anspricht oder seinen Namen erwähnt. So kleine Kinder können Erwachsenen Gespräche noch nicht wirklich folgen

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"So kleine Kinder können Erwachsenen Gespräche noch nicht wirklich folgen"

Genau da bist Du im Irrtum, glaube ich.

Klar, dass man 2jährige und 14jährige nicht vergleichen kann. Ich schrieb das, um zu verdeutlichen wie es auf die Kinder wirkt. Als 14jährige hat sie es klar und präzise ausdrücken können, was 2jährige noch nicht können. Die Wirkung ist aber die gleiche.

LG

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Moin,

mit 2 verstehen sie schon sehr viel, generell verstehen sie sehr viel mehr als wir Ihnen teilweise zutrauen. Und zumindest Lütte nimmt sich das was er hört sehr zu Herzen, da muss man wirklich aufpassen! Und sie merken es sich lange! Wer kennt es nicht dass er mal unbedacht beim Montagsfrühstück vor sich hinmurmelt "oh im Zoo gibts junge Bären, wenn das Wetter Samstag passt könnten wir doch dahin" und am Samstag wird man dann um 6 geweckt "Mama Bär, Mama Zoo".

Der Lütte noch keine 2 als ich Schwiegermutter am Telefon klagte dass ich eigentlich Fenster putzen wollte aber erst der Kleine flach lag und dann ich. Eine halbe Stunde später stand er mit seiner Teetasse an der Terrassentüre, hatte einen Socken ausgezogen und putzte mit dem im Tee getränkten Socken Fenster.

Für mich ist es ein NoGo schlecht vor Kindern über sie zu reden wenn es nicht pädagogisch beabsichtigt ist. Also dass der Lütte im Kindergarten abgehauen ist zB erzähle ich meinem Mann vor ihm dass er auch dessen Reaktion sieht. Aber das normale "Elternjammern" nicht.

LG
WuschElke

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Also ich muss sagen, dass ich dein Unbehagen sehr gut verstehen kann, denn ich denke auch, dass die Kleinen ziemlich viel mitbekommen - auch wenn wir denken, dass sie uns gerade vielleicht gar nicht zuhören.
Ich finde die Wortwahl deiner Schwester ziemlich negativ wertend. Ihre Tochter hat wahrscheinlich ein ziemlich altersgemäßes Schlafverhalten, was sie als "schlecht" bewertet. Die Kleine "nörgelt", obwohl sie doch wahrscheinlich nur mithilfe der ihr zur Verfügung stehenden Mittel etwas Bestimmtes ausdrücken möchte. Sie macht "Blödsinn" - dabei wird ihr Verhalten mit ziemlicher Sicherheit einen Grund haben etc. Auch wie sie nach ihrem eigenen Hungergefühl und Geschmack isst, ist nicht ok ... Normales, altersgemäßes Verhalten wird also als unerwünscht und "falsch" bewertet und das wird auch in ihrer Gegenwart so geäußert. Wie soll sich das Kind denn da so wie es ist "richtig" und "ok" fühlen - auch, wenn es "nur" um vermeintliche Kleinigkeiten geht (ich persönlich finde übrigens nicht, dass es sich beim Schlafen, Essen, "sich Beschweren" ("nörgeln") wirklich um Kleinigkeiten handelt - vielmehr sind das m.E. ganz existentielle Dinge ...)

Hätte deine Schwester es anders (damit meine ich besonders mit etwas mehr Verständnis für ihre Tochter) und vor allem aus ihrer eigenen Perspektive formuliert ohne dem Kind die Verantwortung für ihren Frust zuzuschieben, würde ich es wahrscheinlich anders bewerten. Aber so, wie du es geschildert hast, finde ich es dem Kind gegenüber sehr unfair.