Tochter (21 Monate) total ambivalent

Hallo zusammen,
Ich habe hier seit der Schwangerschaft nichts geschrieben, aber gerade herrscht hier eine Situation, die uns nervlich etwas mehr abverlangt.
Unsere Tochter ist jetzt 21 Monate alt und ständig spielt sich hier die gleiche Leier ab:
-grundsätzlich immer das Gegenteil von dem wollen, was man gerade hat ("Nein! Papa soll mich ins Bett bringen")
-sich ständig "umentscheiden"
("Ich möchte ein Käsebrot! Nein, ich möchte das doch nicht... Und wenn es dann weg ist, hängt plötzlich doch das Leben daran")

Diese Beispiele ziehen sich momentan durch unseren kompletten Alltag und lassen sich auf alle Situationen erweitern.
Mir ist klar, dass sie ihre Grenzen testet und die bekommt sie auch aufgezeigt.
Wir sagen dann meistens "Überlege dir genau was du willst" und je nach Antwort wird dann gehandelt.
Bei manchen Sachen wie mit dem Abendbrot zB tu ich mich aber schwerer mit der Konsequenz. Ich weiß wer sonst nachts plötzlich eine Banane essen will, weil sie Hunger hat.

Bin gerade wieder in der 13. SSW und es geht mir nicht sehr gut. Vermutlich stresst mich die Situation deswegen auch gerade etwas mehr als üblich.

Ist das ein, fuer das Alter, normales Verhalten?
Und wenn ja, wie lange dauert das? :-D
Wie reagiert ihr auf dieses "provozierende" Hin und Her?

Manchmal tut es ja einfach gut zu wissen, dass man nicht allein ist.

VG Kullerpfirsich

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Nein, allein bist du damit auf keinen Fall. Ähnlich, wenn vllt auch nicht ganz so extrem war unsere in +- diesem alter auch.
Was z. B. Das Essen anging, habe ich den Tisch immer ganz normal für das jeweils geplante essen fertiggemacht, ihr aber noch nichts davon auf den Teller getan.
Zusätzlich zum beispielsweise warmen essen stand bzw steht immer noch Brot auf dem Tisch (nicht nur für sie, mein Mann isst auch zu allem Brot). Und ggf auch noch bissl Tomate, Karotte, gurke....
Ich frage sie generell, was davon sie auf den Teller haben möchte. Im grossen und ganzen klappt das.
Beim zubettbringen muss sie sich aber definitiv für einen entscheiden und dabei bleibt es dann auch.

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Bei uns ging das extrem etwa 5-6 Wochen. Dann wurde es besser.

Aber ich fühle momentan wirklich mit dir. Zwar bin ich nicht schwanger, habe mir aber vor 3 Wochen nen akuten Bandscheibenvorfall zugezogen und kann mich momentan wenn überhaupt nur unter irren Schmerzen bewegen.
Da empfinde ich auch die aktuellen "bockereien" und trotzanfälle meiner Tochter deutlich stressiger und belastender als sonst.

Kopf hoch. Das wird schon wieder.

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Danke dir für deine Antwort.
Ja, manchmal ist man durch neue Begleitumstände schon so zermürbt, dass die Nerven einfach schon vorbelastet sind.
Gute Besserung :-)

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Moin,

zum Essen kann ich nur sagen: Mehr als 2-3 Entscheidungsmöglichkeiten überfordern Kinder in dem Alter. Das heißt beim Abendbrot wenn "üblich vielfältig gedeckt" ist kommen viele Kleinkinder nicht damit klar. Wir haben uns angewöhnt uns halt selber etwas einzuschränken und nur 2-3 Beläge auf dem Tisch zu haben die er mag, und er bekommt nur kleine Brote so dass wir sagen können "jetz iss das kleine mit Honig und aufs nächste kannst Du Salami haben".

Ich interpretiere es nicht als provozierend sondern als überfordert. Ich bleibe zwar auch dabei dass er Käsebrot essen muss, aber durch die andere Interpretation der Situation (nicht als Machtspiel sondern als Überforderung) reagiere ich ganz anders: Zu sagen "überlege Dir genau was Du willst" zu einem Kind in dem Alter zu sagen finde ich unglücklich, da ja genau das Unvermögen das zu können dieses Dilemma auslöst! Ich versuche zu vermitteln dass die Entscheidung "Käse" im Gegenteil nicht so superwichtig ist sondern dass man ja wenn man das kleine! Käsebrot gegessen hat durchaus noch ein kleines mit Leberwurst essen kann. oder halt morgen.

Das kindliche Gehirn entwickelt sich noch und oft ist ihre emotionale Reife hinter der geistigen Reife zurück da die emotionale Reife erst erlangt wird durch Übung und Abschauen. Das Ganze als Machtkampf zu nehmen mit "klare Grenzen setzen" ist meiner Erfahrung nach der verkehrte Weg da das Kind nicht vorgelebt bekommt wie man mit den Emotionen die die getroffene Entscheidung mit sich bringt umgeht. Also kein "Du hast Käsebrot gesagt jetzt isst du das oder gar nix" sondern "ja, Leberwurst ist auch lecker, schau, das kannst Du ja auf das zweite Brotstück oder morgen zum Frühstück haben". Es ist genau so wie Du es beobachtest, in dem Alter ist die Entscheidung Käsebrot gefühlt Lebensentscheidend. DU musst ihr auf einem positiven Weg zeigen dass es das eben nicht ist und es morgen schon wieder die Option Leberwurst gibt! Ihnen fehlt diese Weitsicht, ihnen das beizubringen ist Dein Job. Man kann natürlich straight bleiben und warten bis sie irgendwann selber drauf kommen, das verlängert aber nur Euer Leiden. Die Phasen dauern zwar ein paar Wochen meist (kommen immer wieder da immer wieder neue "Bausteine" im Gehirn dazukommen) aber die Spitzen waren immer nur 2-3 Wochen.

Alles Gute Euch
WuschElke

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Hallo,
Danke auch dir fuer deine ausführliche Antwort. Ich versuche mal, trotz Uhrzeit, auf manches einzugehen.
Die beiden Beispiele waren jetzt einfach nur so gewählt; mir wären ad hoc noch 5 weitere eingefallen.

Bzgl der Essenssituation:
Ich habe in diesen Momenten gar nicht das Gefühl, dass es ihr darum geht, doch lieber was anderes zu wollen. Sondern lediglich darum, das was auf dem Teller liegt, jetzt doch nicht mehr zu wollen.

Vom Sprechen her ist sie sehr weit. Würde sie bspw Leberwurst essen wollen, würde und könnte sie das sagen.
Wenn ich anderen Belag esse, fragt sie gelegentlich auch, ob sie mal probieren kann. Natürlich kann sie!

Es ist derzeit einfach diese Häufung zu jedem erdenklichen Thema.
Weiteres Beispiel: Gute Nacht Geschichte. Derzeit sind zwei Bücher hoch im Kurs.
Ich frage sie dann: "Welches wollen wir jetzt lesen?"
Dann wird es Buch A. Ich fange an und nach zwei Sätzen soll es dann Buch B sein.
Deinem Ansatz nach sage ich dann "Ach komm, lass uns jetzt erstmal Buch A lesen, Buch B lesen wir einfach morgen zum Mittagsschlaf oder wenn du noch gar nicht müde bist, gleich im Anschluss".
Manchmal hilft es, oft auch nicht.

Sie soll ja aber im Kleinen ruhig schon "Entscheidungen" fällen können und dürfen.

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So... Musste deine Antwort jetzt doch nochmal lesen. So in einem Abwasch ging es nicht mit merken.

Ich werde diesen Ansatz mal versuchen und sie ein bißchen mehr in ihrem Kummer begleiten und ihre Reaktion an keinen "Erwachsenenmaßstab" zu messen.

Ich möchte auch nicht den Eindruck erwecken, dass hier alles eine Katastrophe ist. Das ist es nämlich nicht. Aber diese beschriebenen Situationen kommen gerade einfach in geballter Form.

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"Wir sagen dann meistens "Überlege dir genau was du willst"

Armes Kind.