Kita-Eingewöhnung sehr sensibles, lärmempfindliches Kind

Hallo ihr Lieben,

Ich gehöre noch nicht zu euch, möchte meine Fragen aber trotzdem hier stellen.

Meine Hummel ist 9,5 Monate alt und ein sehr sensibles Baby. Von der 10. Lebenswoche bis zum 7. Monat war sie ein "Schreibaby". Wir waren bei Kinderärzten, Osteopathen, Schreiambulanz (inklusive Psychologen) und niemand konnte helfen. Als sie lernte Silbenketten zu bilden (dadada, nanana), wurde es langsam besser mit dem Schreien. Jetzt hat sie mal gute, mal weniger gute Tage, aber alles im normalen Rahmen, würde ich sagen. Sie ist ein totales Mamakind, generell sehr sensibel was Stimmungen angeht, extrem lärmempfindlich, mag keine Abweichungen vom gewohnten Tagesablauf. Die Schreiambulanz-Psychologin hat aufgrund familiärer Disposition "Hochsensibilität" ins Spiel gebracht. Das könne man jedoch erst später feststellen.

Die Hummel soll nun eigentlich mit einem Jahr in die Kita kommen. Ich mache mir jedoch seit einiger Zeit massiv Gedanken, ob das funktionieren wird. Alle sagen mir "Abwarten. Lass es auf dich zukommen. Vielleicht wirst du ja überrascht, wie gut es läuft." Ich möchte ja guten Mutes sein, aber ich kenne auch mein Kind...

Selbst der Papa darf sie nicht länger als 1-2 Stunden am Stück betreuen und das auch nur mit Weinen und Schreien nach Mama. Oma/Opa gehen gar nicht, ebenso alle anderen Menschen. Nur bei Mama ist alles gut... Ich muss jedoch auch dazu sagen, dass mein Mann nur am Wochenende Zuhause ist (3 Tage). Außerdem haben alle anderen potentiellen Bezugspersonen unsere Hummel in ihrer Schreibaby-Zeit "gemieden". Deshalb habe ich auch die Befürchtung, dass sie denkt, dass nur Mama allein bei ihr sein und sie betreuen darf. Ich weiß, dass ist auch bei anderen Babys in dem Alter nicht ungewöhnlich. Aber bei der Hummel ist es EXTREM.

Nun rückt die Eingewöhnung immer näher und ich frage mich, ob ich mich vielleicht schon im Vorfeld (also jetzt) mit den Erziehern in Verbindung setzen und unseren "Fall" besprechen sollte. Hat jemand hier Erfahrung mit der Eingewöhnung sehr sensibler, lärmempfindlicher Kinder?
(Eine Alternative zur Kita gibt es hier auf dem Dorf leider nicht...)

Lg, babyelf mit babygirl (9,5 Monate)

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Hallo Babyelf!

Wir haben eine sehr ähnliche Situation...
Unsere Tochter (2,5) ist ähnlich wie eure Hummel. Sie war von Anfang an ein Schreibaby, was sich in für sie ungewohnten und schlimmen Situationen auch immer wieder zeigt... von Null auf Hundert von jetzt auf gleich. Erkennt man den Auslöser rechtzeitig, kann man den Weltuntergang meist noch abschwächen. Sie ist auch extrem sensibel (hochsensibel), braucht ihre Strukturen und hasst Lärm. Letzteres ist momentan unvermeidbar, da ihre kleine Schwester (9,5 Monate) halt auch mal schreit, was der Großen aber regelrecht Schmerzen bereitet.

Wir haben versucht, sie mit 1,5 bei einer Tagesmutter einzugewöhnen, was aber kläglich gescheitert ist, da die TaMu sich nicht auf das Kind eingelassen hat (plus noch ein paar anderer unschöner Punkte).
Da ich wieder arbeiten musste, sind Oma und Opa eingesprungen bis zum Mutterschutz mit der Kleinen. Letztes Jahr September dann der Versuch in der Kita... absoluter Reinfall. Da die Große nicht das "Otto-Normal-Kind" war und nicht nach einer Woche eingewöhnt war, wurden die Erzieher zunehmend ungeduldiger, fordernder und hatten am Ende schlichtweg keinen Bock mehr und waren überfordert. Nach 6 Wochen dann der "Rausschmiss". Im Gespräch wurde mir dann aber auch gesagt, dass man auf ein solches hochsensibles Kind nicht eingestellt war und auch keinerlei Erfahrung damit hat.

Nach zwei Wochen Pause haben wir eine total tolle TaMu gefunden. Eingewöhnung war nach 3 Tagen durch und sie geht jeden Tag gerne hin. Klar gibts auch hier mal weniger gute Tage, aber die sind sehr selten bisher. Ich hab beim Kennenlernen aber auch ganz klar kommuniziert, wie unsere Große "tickt" und hatte Glück, das die TaMu nicht nur Erfahrung hatte sondern auch selbst super empathisch und sensibel ist.

Natürlich steht bei uns Kita auch wieder im Raum... unsere Dorf-Kita kommt nicht mehr in Frage, weshalb ich sie in 2 Kitas in der Nachbargemeinde angemeldet habe (die Fahrerei ist es mir Wert). Dort habe ich beim Anschauen auch gleich mit offenen Karten gespielt.

Ich kann dir aus unserer Erfahrung nur den Tip geben, es vielleicht anfangs mit einer Tagesmutter zu versuchen. Hier ist es meist etwas ruhiger und die Strukturen sind geordneter. Und es gibt nur eine einzige Bezugsperson (war für unser Mamakind total wichtig).
Wenn ihr tatsächlich nur auf die eine Kita zurück greifen könnt, rede frühzeitig mit den Erziehern, nimm deine Hummel mal zum Anschauen der Einrichtung mit und guck, wie sie reagiert. Auf diese Weise konnte ich zwei weitere Kitas direkt ausschließen, da die Chemie zwischen Kind und Einrichtung nicht passte.
Je eher alle Bescheid wissen, desto besser!

Ich wünsche euch viel Erfolg! Und vielleicht läuft es ja, anders als bei uns, bei euch doch ohne Probleme.

Lg Kooramin

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Liebe Kooramin,

Vielen vielen Dank für deine ausführliche Antwort und die Tipps! Ich werde morgen gleich einen Termin in der Kita machen und mich mal nach Alternativen umsehen.

Lg, babyelf

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Meine Tochter (inzwischen 2,5) war zwar kein Schreibaby, aber auch schon immer reizoffen und sensibel. Hat ab 3 Monaten gefremdelt, teilweise echt extrem, wenn ein Mann sie nur angeguckt hat endete das teils in einer Schreiattacke. Sie ist heute auch noch sensibel, aber es hat sich alles deutlich entspannt.
Ich habe sie mit 14 Monaten in die Kita eingewöhnt, dafür 6 statt 4 Wochen eingeplant und diese hätte ich noch problemlos verlängern können (kulanter Arbeitgeber). Es hat letztendlich ca. 5 Wochen gedauert. Wir haben allerdings auch eine tolle Kita und die einfühlsamste und gelassenste Bezugserzieherin überhaupt 😊 Und ich stand sehr dahinter, weil ich wieder arbeiten wollte. Fiel mir durch die guten Umstände aber auch nicht so schwer.
Inzwischen geht sie gerne, es gab nie große Probleme, sie ist (auch altersbedingt) deutlich offener und mutiger geworden. Ich habe sie dort immer guten Gewissens abgeben können.

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Unsere Große war auch ein extremes Schreibaby und überhaupt ein sehr vorsichtiges und schreckhaftes Kind (änderte sich erst mit 2,5 Jahren). Da ich nach einem Jahr wieder arbeiten gehen musste, haben wir uns für eine Tagesmutter entschieden, was für uns und unsere Tochter (und inzwischen für unseren Kleinen) ein Hauptgewinn war (ist). Der große Vorteil ist, dass die Kinder nicht diesen wahnsinnigen Lärm und der Hektik vieler Kinder ausgeliefert sind. Das finde ich in der Tat für jedes kleine Kind eine Zumutung. Zudem kommt der familiäre Faktor. Die Kinder sind im zu Hause der Tagesmutter. Nehmen zum Teil am Familienleben teil. Unsere Tagesmutter und viele andere betreuen überhaupt nur eine geringe Anzahl an Kindern - unsere nimmt immer nur 3. Sie unternimmt ganz tolle Sachen (basteln im Jahreskreis, backen und kochen, Zoo, Kinderturnen, Spielplatz, Kindertheater...) und der große Vorteil ist, dass sie auf jedes Kind individuell eingehen kann, weil es so wenige sind (das fängt schon bei der Eingewöhnung an). Ich würde mich immer wieder ausschließen nach einer guten Tagesmutter umsehen.

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Noch eine Anmerkung, was auch sehr schön ist. Ich weiß ja nicht, wo du wohnst, aber in großen Städten wird man bei der Wahl einer Tagesmutter von der Stadt einkommensunabhängig bezuschusst. Wir zahlen also genau 2,08 Euro pro Betreuungsstunde inklusive Essen und der Rest wird von der Stadt bezahlt.

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Hi! Ich möchte dir Mut machen und dir von uns erzählen. Unser Großer ist auch ein sehr sensibles Kind, hat als Baby sehr viel geschrien und auf sämtliche Reize total (über)reagiert. Mein Mann arbeitet durchschnittlich 60Std./ Woche und unsere Familien leben 350km entfernt. Ich war und bin also die einzige konstante Bezugsperson.
Entsprechend hing auch hier alles an mir: trösten, Einschlafbegleitung, etc...
Hinzu kam, dass unser Sohn zu Kitabeginn seinen Mittagsschlaf ausschließlich in der Trage gemacht hat. Es war nichts anderes möglich.
Ich habe mir im Vorfeld unglaublich viele Gedanken gemacht und alle waren sich sicher, dass die Eingewöhnung eine Katastrophe werden würde. Ich hatte aber nur 4 Wochen Zeit und deshalb nahm mein Mann vorsorglich nochmal 2 Wochen Urlaub, damit wir notfalls 6 Wochen Eingewöhnung abdecken konnten.
Tja und dann überraschte uns unser Sensibelchen und war in 1,5 Wochen eingewöhnt. Völlig problemlos!
Ich glaube das wichtigste ist, dass du entschlossen und positiv bist, damit unterstützt du dein Kind am Besten.
Alles Gute!