Wenn Kleinkinder nicht kooperieren

Hallo,

ich habe heute morgen schon eine Frage zum Zähneputzen gestellt.

Nun noch mal ganz generell: Ist es möglich, Kleinkinder ohne Zwang zu erziehen?

Wie geht ihr damit um, wenn eure Kinder gegen euch arbeiten, zB beim Zähneputzen den Mund nicht öffnen, Essen auf den Boden werfen, nicht im Kinderwagen sitzen bleiben ... ?

Schimpft ihr mit ihnen? Sanftes Überreden bis zur Ermüdung? Ablenkung? Belohnung? Vermeidet ihr das Wort "Nein"?

Erzählt doch mal, wie ihr das macht.

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Kleinkinder ganz ohne Zwang zu erziehen, ist meiner Meinung nach ein Ideal, auf das man hinarbeiten sollte, was aber nicht bedeutet, dass es vollkommen umsetzbar ist.

Bisher musste ich noch nicht mit meinem Sohn schimpfen. Wenn er Essen auf den Boden wirft, frage ich ihn, ob er fertig ist. In anderen Situationen benenne ich seine Gefühle ("Ich sehe, dass du wütend bist") und sage ihm dann, dass ich sein Verhalten nicht toleriere ("Aber ich möchte nicht, dass du mich haust"). Ich finde es wichtig, alle Gefühle, aber nicht jedes Verhalten zuzulassen.

Oft gehe ich auf ihn zu. Er möchte nicht im Kinderwagen sitzen? Dann nehme ich ihn raus. Er weigert sich, Zähne zu putzen? Dann putzen wir an dem Tag kürzer.

Das Wort "Nein" versuche ich, für Gefahrensituationen aufzuheben.

Ich bin gegen Belohnungen, genau so wie gegen Strafen oder Drohungen. Es sind äußere Motivationen, die von dem eigentlichen Thema ablenken. Ausnahme: Wenn sie in direktem Zusammenhang stehen. Aber ich kündige sie nicht an. Wenn er im Bad gut kooperiert hat, sage ich danach zu ihm: "Schön, dass wir heute Zeit haben, ein Buch mehr zu lesen." Vielleicht versteht er den Zusammenhang jetzt noch nicht, aber später wird ihm das bewusst sein.

Routinen helfen, weil Kinder dann wissen, was als nächstes kommt und vorbereitet sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das die Kooperierationsbereitschaft (oder -fähigkeit) unterstützt.

Ich gebe uns Zeit. Das ist vielleicht der wichtigste Punkt. Ich bin mit einem gestressten Vater aufgewachsen. Alles musste immer schnell, schnell gehen. Ich möchte das anders machen, weil ich weiß, wie unangenehm dieses Gefühl als Kind ist. Wenn du das Anziehen und das Zähneputzen als etwas siehst, das schnell erledigt werden muss, artet es oft in einen Machtkampf aus. Stattdessen versuche ich, es als einen schönen Moment zu sehen, in dem das Kind etwas lernt und der dazu führen kann, unsere Bindung zu stärken.

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Ich finde, dass das nach einem sehr guten Ideal klingt. Ich habe deinen Text gespeichert.

Aber ich habe noch eine Frage. Wie zeigst du ihm Grenzen auf, wenn du "Nein" nur in Gefahrensituationen sagst?

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So schön wie du das umschreibt habe ich es auch kürzlich in diesem Buch gelesen: https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID146431732.html?ProvID=11000523&gclid=CjwKCAiAgJWABhArEiwAmNVTBxJNZFWZmKiaYPppwnxaAKCPggZy9bZFUMWcmebBkC_uCiQamD-hQxoCxtsQAvD_BwE
Kann es sehr empfehlen.

War jetzt nur als Ergänzung zu Deinem schönen Beitrag...

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Hallo,

Das Wort "nein" wurde hier sehr früh eingeführt. Immer dann wenn usbere Tochter was gemacht hat was sie nicht soll oder gefährlich ist. Sie ist jetzt 20 Monate uns weiß das nein, aufhören heißt.

Es gibt bestimmte Punkte, da gibt es kein verhandeln. Zähne werden geputzt, weil es wichtig ist gerade bei ihren Genen. Auch wenn es mit Geschrei einher geht.

An der Strasse läuft sie nur an der Hand, wenn sie das nicht macht geht es in den Kinderwagen oder auf dem Arm, ohne wenn und aber.

In Auto wird sich angeschnallt, egal wie sehr sie sich dagegen wehrt.

Wenn sie essen auf den Boden wirft, wird einmal verwarnt, anschließend wird sie nur noch gefüttert und darf nicht mehr selber essen. Nach ein paar Mal hat sie es verstanden.

Auch Kleinkinder brauchen feste Regeln und Ansagen. Sie brauchen auch die Zuverlässigkeit, dass immer gleich reagiert wird.

Wir schreien sie nicht an, sondern reden im strengen eindringlichen Ton, wenn es sein muss. Wenn wir etwas verbieten, erklären wir den Grund, aber meist versteht sie es nich nicht, aber unsere Reaktion, wie zum Beispiel wegheben etc.

Mit Belohnungen arbeiten wir nicht. Klar loben wir wenn sie etwas gut gemacht hat, aber das wars.

LG Morgain

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Danke für deine Antwort.
Genau darum geht es mir: Es gibt Sachen, die gemacht werden müssen. Irgendwie muss man ja einen möglichst angenehmen Weg dorthin finden.

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Mit dem Punkt feste Regeln und Rituale gehe ich mit, aber was ich echt gruselig finde, ist der Punkt mit dem Essen. Mit Essen spielen und es herumzuwerfen ist ja meist ein Zeichen davon satt zu sein. Statt zu füttern und wieder Zwang auszuüben wäre hier, das Essen einfach wegzuräumen mit der Anmerkung, ach du bist satt. So kann das Kind wenigstens seine Integrität bewahren. Ich finde schon, dass man in der Erziehung diesen Punkt des Kindes so wenig wie möglich angreifen und untergraben sollte. Und Essen herumwerfen ist ja nun mal nicht gefährlich für das Kind.

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Ich versuche meistens eine positive Formulierung zu finden wie zB. „na komm, wir beeilen uns. Dann haben wir noch etwas mehr Zeit zum Lesen“.
Wörter wie „nein“ und „nicht“ usw versuche ich zu vermeiden (das Nicht wird ja sowieso erst recht spät verstanden), aber manchmal schimpfe ich auch, weil mir dann die Geduld ausgeht.
Ist es wirklich wichtig, handle ich. Kommt das Kind nicht nach mehrmaligen Aufforderungen, dann trage ich es bzw drehe es in die richtige Richtung 😉 ich behaupte mal, dass meine Kinder nicht immer kooperativ zu erreichen sind und sie suchen ja auch Grenzen bzw gibt es ihnen Sicherheit, wenn gewisse Dinge vorgegeben sind (meiner Meinung nach).

LG

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Wir bestrafen und belohnen nicht. In der Regel schimpfen wir auch nicht weil es nichts bringt (aber auch wir sind nicht perfekt und es klappt nicht immer alles) wir sagen "nein" wenn sie wirklich was nicht darf zum Beispiel an die Steckdose gehen etc.

Ich versuche alles auf augenhöhe zu erklären in der "ich formulierung" also "ich möchte das du jetzt sitzen bleibst" das wirkt tatsächlich besser als "du sollst" ansonsten viel Geduld haben. Kooperativ sein wenn es möglich ist.

Ich überlege auch oft ob es jetzt wirklich nötig ist mich durch zu setzen also wenn ich was von ihr möchte und sie spielt gerade dann darf sie das Spiel noch beenden wenn es zeitlich möglich ist.

Kinder wollen von Natur aus kooperativ sein und eigentlich nicht gegen uns arbeiten auch wenn es uns nicht immer so vor kommt. Wenn die Kinder gerade einen Trotzanfall haben sind sie auch gerade nicht Aufnahmefähig.

Alles gute dir

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Wir machen das genau so 😄

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Danke. Ich finde, dass du ein paar gute Sachen ansprichst, zum Beispiel die Sprache. So wie man auch mit Erwachsenen reden sollte, wenn man keinen eskalierenden Streit will.

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Schließe mich den Vorschreiberinnen an. Es gibt Dinge, die sind nicht verhandelbar (Anschnallen im Auto/ Zähneputzen/ an der Straße an der Hand laufen). Irgendwer schrieb hier neulich "Lieber brüllendes Kind an der Hand, als totes Kind unterm Auto". Das hat es gut getroffen, finde ich.
Ich kann gut verstehen, dass ein zweijähriges Kind keine Lust auf Zähneputzen/an der Hand gehen/anschnallen hat und versuche dann, nicht zu schimpfen, sondern das Kind möglichst gut abzulenken und trotzdem zügig durchzuziehen, was durchgezogen werden muss.

Dann gibt es Dinge, die stellen für das Kind keine direkte Gefahr dar, sind mir aber wichtig, damit das Kind zu einem sozialen Wesen heranwächst. Beispiel: Absichtlich Essen auf den Boden werfen. Mit 2 für mich nicht mehr okay. Kind wird 1-2 mal freundlich aber bestimmt aufgefordert, es zu lassen, danach ist der Teller bei mir und das Kind wird für den Rest der Mahlzeit gefüttert.

Nicht im Kinderwagen sitzen bleiben: Kommt auf die Situation an. Haben wir es z.B. sehr eilig und es passt gerade gar nicht, muss der Zwerg sitzen bleiben. Ich versuche dann zu erklären, abzulenken, zu beruhigen. Passt es gerade, darf das Kind gerne raus und laufen.

Grundsätzlich sage ich nicht andauernd nein, vermeide das Wort aber auch nicht bewusst. Ich benutze es eher intuitiv.

Mit steigendem Alter und Verständnis des Kindes verändert sich ja aber meist auch die Reaktion auf bestimmte Verhaltensweisen. Wo man ein Zweijähriges, was absichtlich Essen auf den Boden wirft, noch eher freundlich und bestimmt ermahnt, bevor man das Essen weg nimmt, schimpft man bei einem Dreijährigen, dem man das schon x mal erklärt hat, ja schon etwas eher. Da ist Kleinkind eben auch ein dehnbar Begriff.

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Bei allem, was sicherheitsrelevant ist, gibt es keine Diskussionen. "Das ist gefährlich!" Haben beide sehr früh verstanden und da gab es kein wenn und aber.
"Nein" ist bei allen bekannt inkl der Kinder und wird in der Regel auch von beiden Seiten akzeptiert. Wenn ein Kind "nein" sagt, überlege ich kurz ob mein Anliegen wirklich so wichtig ist, dass ich es durchsetzen muss. In aller Regel ist es das nämlich nicht, darauf muss man aber oft erstmal kommen.
Essen auf dem Boden muss aufgehoben werden. Ansonsten gibt's nix Neues und die Mahlzeit wird auch nicht beendet. Das klappte mit 1,25 Jahren etwa bei beiden und ist danach gar kein Thema mehr gewesen.
Ansonsten versuche ich einfach möglichst verbindlich zu sein, Versprechen immer einzuhalten, auch wenn sie doof waren und vorhersehbar. Manchmal weisen meine Kinder mit 2 und 3 mich auch darauf hin, dass ich zu oft schimpfe, etwas nicht gut gemacht habe oder ähnliches. Das nehme ich sehr ernst und versuche, Ihre Wahrheit zu erkennen und ihre Wahrnehmung zu verstehen. Meist haben sie recht. Das einzugestehen ist keine Schwäche.

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"Wenn ein Kind "nein" sagt, überlege ich kurz ob mein Anliegen wirklich so wichtig ist, dass ich es durchsetzen muss. In aller Regel ist es das nämlich nicht, darauf muss man aber oft erstmal kommen."

Ich finde, das hast du sehr schön geschrieben. Ich habe es gespeichert, um mich in entsprechenden Situationen daran zu erinnern.

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Also ohne Zwang geht nicht, wobei der Zwang bei uns eher bei Verboten greift also Katzen jagen, Essen schmeißen etc, nicht bei Dingen bei denen er kooperieren muss. Das ist was anderes als kooperieren!

Die Frage ist ja eher warum Dein Kind nicht kooperiert. Ich finde Dich selber in dem Beispiel beim Zähneputzen nicht kooperativ, wie soll das Kind das sein, wenn die Eltern es nicht vorleben? Kooperativ Zähne putzen heißt es gemeinsam tun! Lass ihn so lange auf der Zahnbüste rumkauen wie er will BEVOR Du putzt. Und wenn du merkst dass er sich "ausgelutscht" hat eben rumalbern "oh, zeig mal wie toll du geputzt hast, warte, ach du schande, da oben links hängt noch ne halbe Tomate, die putz ich schnell noch weg ... und oh links unten ein ganzer Apfel! Nein? Du hattest keinen Apfel? Ne Birne? Komplett??? warte die putz ich auch noch eben weg ..." Das ist das was ich unter "kooperativ Zähne putzen verstehe" und so halte ich es bei vielem. Einem Kind zu sagen es soll denn Mund aufmachen damit man putzen kann weil es das selber noch nicht kann ist in meinen Augen keine Kooperation sondern schlicht Gehorsam einfordern. Und unser Zahnarzt empfiehlt übrigens einmal am Tag mit WACHEM Kind, wenn es richtig gut drauf ist unabhängig von der Tageszeit das gründliche Putzen spielerisch zu machen. Morgens und Abends Putzen dient quasi dem Einführen und Einschleifen der Routine, das saubere Putzen macht man irgendwann dazwischen wenn die Vibrations passen. In der Badewanne oder so.

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Danke für deine Antwort. Ich arbeite an mir selbst. Ich versuche, eine gute Mutter zu werden. Deshalb habe ich ja auch verschiedene Sachen ausprobiert und hier nach Lösungen fürs Zahnputzproblem gefragt. Eben hat es übrigens super geklappt, ohne Tränen, weil er mir gleichzeitig auch die Zähne putzen durfte. Super einfach. Vielleicht bin ich dumm, weil ich da nicht drauf gekommen bin. Aber ich bin froh, dass es mir hier von einer Userin vorgeschlagen wurde.

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Das stimmt das finde ich sehr toll :-)

Das klingt doch wunderschön und ist für mich genau das was man unter "kooperativ" versteht. Ihr seid ein Team gewesen und schon kooperiert das Kind, weils auch wirklich was zum kooperieren gab ;)

Noch was: Kinder wollen eigentlich immer kooperieren, das heißt Aufgaben haben und Teil des Ganzen sein. AKTIV Teil des Ganzen. Sie suchen ihren Platz im Leben und wollen auch "gebraucht" werden. Es ist ein Urbedürfnis eines Kindes Teil des sozialen Gefüges zu sein, seinen Platz zu haben. Babyaffen lausen ja auch ihre Eltern, sammeln Ameisen mit auf etc. Weil sie damit die Bindung in die Herde festigen, sie werden gebraucht,und genau den Nerv hast du heute bei ihm getroffen.

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Das kommt ganz auf die Situation an. Geht es um Dinge, die mir nur ganz recht wären zb nicht trödeln (in diesem Moment), dann sage ich nur: Kommst du jetzt bitte, ich möchte weitergehen.
Das funktioniert manchmal. Wenn nicht dann nicht.
Geht es um wichtige Dinge, wie zb kein Essen zu werfen, dann sage ich direkt: Nein, du darfst kein Essen werfen! Tut er es erneut, sage ich es nochmal strenger und kündige an, ihn zu füttern, wenn er essen wirft. Ein weiteres Mal und er wird gefüttert. (Geht es um andere Dinge, kommt dieser Gegenstand auch mal weg). Wirft er zb Bücher, kommen diese Weg. Ich biete ihm vorher aber als Alternative etwas an, was er werfen darf. Bekommt er einen Wutanfall begleite ich ihn und tröste auch.
Geht es um gefährliche Dinge, zb der Versuch nicht innen auf dem Gehweg, sondern halb auf der Straße zu laufen: Dann sage ich es einmal sehr streng und stelle ihn dorthin wo er laufen soll. Tut er es nicht, muss er an die Hand oder in den Kinderwagen je nachdem wie kooperativ er an der Hand ist, da ich mich im Straßenverkehr auf keinen Machtkampf einlassen kann.

Wir sind eher streng und konsequent. Versuchen aber auch zu überreden oder Alternativen anzubieten, wenn es die Situation hergibt.

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Deine Beispiele sind eigtl keine Beispiele für Kooperationen. Kooperation heißt ja, beide wollen es und arbeiten dafür zusammen.

Wenn das Kind den Mund zupresst, dann willst DU Zähne putzen und das Kind nicht. Du willst keine Kooperation, sondern deinen Willen durchsetzen. Ja, das müssen wir Eltern manchmal machen, denn wir können die Langzeitkonsequenzen abschätzen (Zähne putzen hält die Zähne gesund), Kinder nicht. Aber in meinen Augen darf Motte es blöd finden, dass ich ihren Willen „übergehe“ und sie „zwinge“ etwas zu tun, was sie nicht will.

Ja, ich setze es auch mal strenger durch und ja ich schreie/schimpfe auch (grade wenn ich mich erschrecke, das ist leider irgendwie Reflex, z.B. wenn Sie was gefährliches tut).

Ich lobe sie aber auch, wenn sie friedlich meinen Willen akzeptiert und kein Theater macht/erkläre, WARUM wir etwas machen müssen und nehme mir eigentlich immer genug Zeit. Und versuche eigtl immer ruhig zu bleiben.

Ich hoffe, dass wir mit Empathie gut durch die Zeit kommen... 😊