Wie viel Bockigkeit ist noch normal

Liebe Urbianer,

Unser zweieinhalb Jahre alter Sohn bringt mich zur Zeit täglich an mein Limit.
Corona bedingt habe ich noch zwei Kinder im Homeshooling und mein Mann und ich sind berufstätig.

Unser jüngster war als Baby recht entspannt aber seit ca.einem Jahr ist es nur noch anstrengend und jeder Tag ist ein Kampf.
Er ist durchgehend in der Bockphase, haut, schreit, beißt, spuckt,tritt uns und seine Geschwister.
Schmeißt essen und Spielsachen, wirft absichtlich Tassen und Teller um, macht Dinge kaputt und usw.
Anziehen ist teilweise so ein Kampf das wir ihn zu zweit anziehen müssen.
Wenn wir schimpfen, lacht er noch und macht einfach weiter.

Wir erziehen konsequent aber trotzdem liebevoll, verbringen viel Zeit gemeinsam und machen viel mit den Kindern.

In letzter Zeit wird sein Verhalten immer schlimmer, er zieht sich selbst an den Haaren und verkratzt sich das Gesicht, haut sich selbst und zwickt sich.
Spielen mit anderen Kindern endet meist im Streit mit hauen oder schubsen, alleine beschäftigen kann er sich überhaupt nicht.
Ganz neu ist auch, das er ständig Angst vor allen möglichen bekannten Dingen hat.

Essen,baden, schlafen... alles wird zum Problem und wir kämpfen uns jeden Tag durch.
Ich bin wirklich am Ende meiner Nerven und Kräfte und schäme mich dafür, dass ich nicht mehr weiter weiß.

Ist so ein extemes Verhalten noch normal, ist das noch Trotzphase oder deutet das schon auf ein anderes Problem hin?

Vielleicht hat ja jemand Erfahrung damit.

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Das hört sich wirklich schlimm an, unser 2,5 jähriger ist aber grade auch auf dem Höhepunkt derTrotzphase habe ich das Gefühl 😅🙈
Wir gehen viel nach draußen und versuchen gerade Situationen zu vermeiden die schon bekanntlich zu Wutausbrüchen führen.
Wir haben jetzt auch kürzlich eingeführt, dass er auf der Couch sitzen muss wenn er mal komplett bockt und nichts mehr hilft. Das scheint ihm zu helfen, es wird dabei keine Tür zugemacht oder so aber er bekommt dann kurz eine Pause von der Situation. Wutkissen, kuscheln oder ähnliches hat bei uns nicht geklappt.

LG

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Vielen Dank für deine Antwort.

Wir machen es ähnlich wie ihr, ich versuche auch viele Situationen zu vermeiden die wieder im Wutanfall enden können.
Wenn es hier eskaliert, hilft leider die Couch nicht mehr.
Ich setze ihn dann in sein Bett und warte, bis er sich beruhigt hat.
Dort kann er niemanden weh tun ich habe ihn unter Kontrolle.

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Scheint bei ihm sehr ausgeprägt zu sein. In meinen (bin aber Laie!) Augen aber normal.

Ich hab zum Thema schon einiges gelesen und einen Workshop besucht, Podcasts gehört und lese grade „Das gewünschteste Wunschkind“; da wird auch ganz toll erklärt, WARUM das Kind so ausflippt, WARUM das Kind sich nicht anziehen lassen will usw. Manche haben es eben weniger, manche mehr.

Motte (22 Monate) macht JEDES Anziehen aktuell auch zum Kampf. Ich versuche zu begleiten und mich trotzdem durchzusetzen, es ist nicht immer leicht.. irgendwann wird’s hoffentlich besser.

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Hallo und danke für deine Antwort.
Tatsächlich scheint diese Phase bei uns seeehr ausgeprägt zu sein 🙈
Meine zwei Großen waren auch mal schlimm bockig, aber der Kleine ist wirklich ein anderes Level.

Ich habe mich auch belesen und versuche ruhig und entspannt zu bleiben.
Gleichaltrige Kinder von Freunden oder aus dem Geburtsvorbereitungs sind alle nicht so krass wie unser Sohn.
Manchmal frage ich mich, ob vielleicht was nicht stimmt mit ihm?
Motorisch und sprachlich ist er total weit, rein äußerlich ist er ziemlich klein und zierlich und sieht nicht aus wie 2,5 Jahre.

Was mich wirklich wundert ist, das er wirklich seit einem Jahr durchgängig in dieser Phase ist.

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Na wenn er sehr weit entwickelt ist, könnte das schon ein Grund sein. Er ist seiner Zeit „voraus“ und das ängstigt ja auch irgendwie.

Meine Nichte war mit 2,5 sprachlich auf dem Stand einer vierjährigen. Tatsächlich konnte sie da einfach nicht immer mit umgehen, was zu viel Frust und Tobsuchtsanfällen geführt hat. Zudem war man als erwachsener dazu verleitet, sie auch schön größer wahrzunehmen, als sie ist, also hatte mehr Erwartungen. Dass sie sich besser zusammen reißt usw. Aber sie war halt erst 2,5!

Inzwischen ist sie knapp 3,5 und klar bockt sie auch noch ab und zu, aber es ist viel besser geworden 😊

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Ja, Trotzphase ist oft mit 2,5 besonders intensiv.

Aber ich fürchte, bei Euch wird das Ganze durch die Situation verstärkt. Beide Eltern berufstätig plus zwei Kinder im Homeschooling: da muss der Kleine sich seinen Platz lautstark und so gut es kann (manchmal geht halt nur noch destruktiv) erkämpfen.

Ausser den allgemeinen Tipps zum Thema Aufmerksamkeit, Exklusivzeit und Co., fällt mir aber auch nichts ein. Und das ist nunmal gerade sehr schwer umzusetzen, wenn Ihr sowieso schon am Limit seid.

Ich würde ganz viel Druck rausnehmen. Warum das Kind zu zweit gewaltsam anziehen? Lasst es doch bis Mittag im Schlafanzug, es geht ja eh keiner raus. 🤷

Dann fallen schon mal ein paar Reibungspunkte weg und das ist für die Stimmung in der Familie bestimmt gut.

Nicht falsch verstehen! Manche Regeln (wahren der Grenzen anderer...) müssen unbedingt bestehen bleiben. Genauso wie ein grundsätzlicher Tagesablauf. Aber ein bisschen kann man den Kindern in dieser schrägen Zeit ja entgegen kommen.

Ich wünsche Euch gute Nerven und hoffe, dass wir alle bald wieder zu einem geregelten Alltag mit mehr Zeit und Kraft zurück kehren können.

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Auch dir vielen Dank für deine Antwort.

Ja die momentane Situation verstärkt die ganze Sache natürlich noch.

Ich versuche neben Arbeit, Homeshooling und dem alltäglichen Wahnsinn Exklusiv Zeit und Aufmerksamkeit für jedes Kind zu haben.Ist natürlich nicht immer ganz einfach.

Ich versuche schon viele Dinge entspannt zu sehen, von mir aus bleibt er bis Mittag im Schlafanzug.
In dem Fall wollten wir raus gehen und wir haben ihn tatsächlich nicht angezogen bekommen.

Was ich wirklich komisch finde,das er seit einem Jahr in dieser Phase ist ohne wirkliche Besserung.

Ich werde mich bemühen in Zukunft vielleicht noch ein bisschen entspannter zu sein.
Und hoffe das diese Phase schnellstmöglich wieder vorbei geht.

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Hey, ich fühle mit dir. Unser ist 2 und ich komme auch oft an meine Grenze. Wir haben noch eine 5 jährige, die war da echt pflegeleicht.
Es ist nicht ganz so arg wie bei dir aber essen schmeißen, Spielzeug werfen, Sachen umwerfen etc. Ist hier auch hoch im Kurs. Die Schwester wird gehauen und an den Haaren gezogen. Jedes nein von uns bringt einen wahnsinnigen Wutanfall mit sich. Schlimmer macht es nur noch das mein Mann sich auf biegen und brechen durchsetzen will was ich noch anstrengender finde. Viele Tips kann ich dir nicht geben aber was geworfen wird kommt außer Reichweite. Essen wird weggenommen wenn er anfängt es zu werfen. Wenn er seine Schwester drangsaliert muss er aus dem Raum. Die Türen bleiben aber offen.
Das Anziehen würde ich entspannter angehen, wenn er nicht will bleibt er halt im Schlafanzug. Wenn es hart auf hart kommt dann zieh ich ihm da auch einfach den Schneeanzug drüber wenn wir rausgehen. Oder nur ne andere Hose an.. sieht ja eh kein Mensch im Moment.
Wir versuchen nun nur die uns wirklich wichtigen Dinge umzusetzen: am Tisch essen, nichts werfen, nicht hauen. Beim Rest versuchen wir entspannter zu bleiben.
Draußen und mit anderen Kindern spielt er allerdings toll. Er ist auch echt schlau und selbstständig, findet seine Wege um an Sachen zu kommen und kann auch sehr liebevoll sein. Aber er ist ein echter Wutzwerg.
Ich druck uns die Daumen das die Phase bald vorbei ist 🙈🙈

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Vielen Dank für deine Antwort, bei uns leiden auch die großen Gesichter an den Wutanfällen.

Wir machen es ähnlich wie ihr, nehmen Sachen und Essen weg wenn er es schmeißt.
Ich erkläre viel, sage ihm auch das nicht gehauen, gezwickt, gebissen usw wird.
Wir sind konsequent und setzen die wenigen Regeln die es gibt, auch durch.
Aber er scheint nicht daraus zu lernen.

Das er im Schlafanzug rum rennt, stört mich auch nicht.
Er möchte aber beim rausgehen weder Hose, Jacke oder Schneeanzug anziehen... von Schuhen ganz zu schweigen.
Er bringt mich zur Zeit wirklich täglich an meine Grenzen.

Und auf der anderen Seite kann er wirklich so süß und lieb sein.
Sprachlich und motorisch ist er sehr weit und auch wie du beschreibst, sehr schlau und selbstständig.
Er ist wirklich ungelogen seit einem Jahr in dieser fürchterlichen Phase.

Ich hoffe wirklich, es wird langsam mal besser.

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Oje, bei uns ist nur das er sich im Moment vom Papa nicht anziehen lässt oder Windeln wechseln. Alles muss Mama machen 🙈
Ich glaube wir müssen da einfach durchhalten und hoffen das sie in der Pubertät dann die reinsten Engel sind 🤣🙈.

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Hallo! 😊
Ich drück dich mal unbekannterweise gaaaaanz fest. Das klingt wie bei uns! 😉
Zwei homeschooling-kinder, Beruf, Haushalt und dann mittendrin der zweijährige Wut-Zwerg! 🙈

Er trotzt und bockt extrem zurzeit. Wenn ihm etwas gegen den Strich geht, zuckt er komplett aus. Er verletzt sich selbst und andere zwar nicht, aber der Rest hört sich ähnlich an. Man hat keine Chance, ihn da rauszuholen, er kann da teilweise nicht aus seiner Haut.

Auch mein kleiner ist für sein Alter (zu) weit entwickelt. Und genau da liegt, denke ich, das Problem bei uns. Er kann alles, was er aufnimmt, und das ist einfach eine Menge zurzeit, ganz schlecht verarbeiten.
Meine große ist hochbegabt. Sie hatte lange emotional große Schwierigkeiten. Sie war als Kleinkind ganz ähnlich. Überempfindlich und sensibel. Konnte Reize schlecht verarbeiten und ist, wenn etwas nicht so war, wie sie es sicher vorgestellt hat, ausgezuckt. Mittlerweile geht es besser und sie kann sich selbst gut regulieren.

Uns hat bei der großen nur viel viel Geduld geholfen. Gewaltfreie Kommunikation, viel Zuwendung, viel Verständnis. Irgendwann wird es besser.

Ich habe momentan noch das Gefühl, dass meine Geduld und meine Zuwendung nicht ankommt, wenn der Kleine seine "Ausbrüche" hat, aber irgendwann macht es sich bezahlt! 🙈

Man muss sich einfach vor Augen halten, dass die kleinen das nicht absichtlich machen. Sie können einfach nicht aus ihrer Haut und ihre Emotionen noch nicht steuern.
Dabei brauchen sie unsre Hilfe. "es ist ok, wenn die wütend bist" oder "das ärgert dich, das versteh ich"

Halte durch, es wird besser!! 🍀