Bin ich zu locker?

Also ich habe immer mehr den Eindruck, dass ich zu locker mit meinem Kind umgehe.
Der Gedanke verstärkt sich je häufiger ich mit anderen Leuten unterwegs bin. Sie ist 15
Monate und läuft seit langem sehr gut.

Und zwar sind es viele kleine Situationen, bei denen ich anschließend an mir und meinem Verhalten zweifle.

Ich nenne mal einige Beispiele:
- Mein Kind trägt TShirt und ist eingecremt während befreundete Kinder auch bei den Temperaturen noch einen dünnen Longsleeve wegen der Sonne tragen
- Im Sand kann sie tuen und lassen was sie will (außer offensichtlich Sand in den Mund stecken und essen). Wenn die Wasserflasche ein wenig paniert ist, klopfe ich sie ein wenig ab, aber ich reinige sie jetzt nicht
mehr bevor mein Kind trinkt
- Wenn sie im Sand isst und das Essen ist etwas paniert, dann stört es mich ebenfalls nicht. Es knirscht vllt. etwas zwischen den nicht vorhandenen Backenzähnen 🙈
- Bei „Gefahrenzonen“, in denen meine Tochter vllt. umfallen oder hinfallen könnte (nicht wirklich schwerwiegend m.E.), lasse ich sie machen. Ich rufe nicht rein „sei vorsichtig“ oder greife zur Hilfe ein. Meistens packt sie es, manchmal geht der Schuss nach hinten los.
- Beim Sofa passe ich mittlerweile nur noch bedingt auf. Ich sage zwar immer „hinsetzen und nicht laufen“, aber ich sehe es nicht immer. Zur Sicherheit habe ich den Tisch weggestellt und lege den Boden mit einer Wolldecke aus. Sie ist auch schon häufiger runtergeplumpst, aber ist dann weicher gelandet. Bis auf ein kurzes Erschrecken, hat es ihr bisher nichts gemacht. Andere Mütter schauen mich oft fragwürdig an. Aber wenn ich kurz aufs Klo gehe, dann habe ich einfach keinen Blick auf das, was sie tut.

Also es sind immer kleine Situationen (so denke ich) und ich bemerke, wie andere Mütter vielmehr hinterher sind. Ich höre dann häufig „das ist nicht zum spielen“, „tu dies und das nicht“, „du kennst doch die Regel“. Väter sind ja teilweise nach meiner Erfahrung noch empfindlicher, wenn sie nicht den gesamten Alltag mit Kind verbringen.

Ich fühle mich dann oft wie eine Rabenmutter und gleichzeitig habe ich aber auch das Gefühl, dass sie so vieles selbst erkunden kann. Wenn sie mich braucht oder etwas wirklich gefährlich ist (aus meiner Sicht), bin ich selbstverständlich da und allgemeine Gefahren habe ich Zuhause sowieso beseitigt.

Wie handhabt ihr das? Bin ich zu „entspannt“ oder habt ihr genau das gegenteilige Gefühl?

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Wenn es für euch so passt, ist doch alles gut. Ich finde diese rhetorischen Fragen immer merkwürdig. Was ist, wenn du jetzt hörst: ja, du bist zu locker. Krempelst du dann dein ganzes Verhalten um?
Ich bin in manchen Situationen lockerer und in manchen würdest du mich als strenger empfinden. Meine Tochter, 24 Monate, läuft auch manchmal mit Langarm-Shirt rum. Das hat sie sich dann früh ausgesucht und ein anderes führt zu einem langen Kampf. Außerdem kann ich mir dann das eincremen sparen, was sie auch hasst.

Unseren Couchtisch habe ich nicht weggeräumt, dafür ist bei uns Hopsen auf dem Sofa verboten. Das ist schließlich kein Trampolin.

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Ich will weder das eine noch das andere hören bzw. ich möchte einfach mein Verhalten reflektieren :).

Danke für deine Antwort.

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Meine Kleine ist erst 10 Monate, im Sandkasten waren wir noch nicht. Aber ich schätze mal, ich werd es ähnlich handhaben wie du. Mir fällt es bei der Oma auf "pass auf" "du tust dir weh" "dein Köpfchen!" Ich sitz oft daneben und seh da meist keine gefährliche Situation 🤷🏼‍♀️

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Ach so, ja mit der Sonne bin ich schon auch vorsichtig, wir sind alle 3 (Mama Papa Kind) blond, blauäugig und haben sehrrr helle Haut, Sonnenbrände kenn ich leider schon zu genüge. Da zieh ich mausi momentan auch noch lang an.

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Jeder hat ein anderes Empfinden, was gefährlich ist. Seit ich hier mitlese, bin ich aber zu der Überzeugung gelangt, dass Gefahren vollkommen falsch eingeschätzt werden. Ganz viele hier lassen ihr Kind nicht aus den Augen, weil es ja entführt werden könnte. Diese Gefahr schätze ich als sehr, sehr gering ein (zumindest, wenn es um die Entführung durch einen Fremden geht). Insgesamt ist der Bewegungsradius von Kindern seit meiner eigenen Kindheit gefühlt ganz schön geschrumpft (und ich glaube, dazu gibt es auch Studien). Das hat viele Ursachen, uns gegen manche kann man wenig machen. Aber umso wichtiger finde ich es, die Kinder "im kleinen" auch Mal los zu lassen.

Ich bin vermutlich eher so wie Du und fühle mich auch ab und an als Rabenmutter, wenn meine Kinder die einzigen auf dem Spielplatz ohne Mütze sind. Aber hey: Solche Momente hat vermutlich jede Mutter mal.

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Danke! Ja, das schätze ich auch.

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Oh ich glaube, ich bin du! 😁 Und ich bin grad massiv erleichtert, dass ich nicht die einzige "Rabenmutter" bin 🤭
Tatsächlich hätte ich in all deinen beschriebenen Situationen genauso agiert wie du.

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Danke :)

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Ich schließe mich an - Rabenmutterparade😁

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Du kannst doch die anderen Situationen, also die Situationen anderer Mütter gar nicht beurteilen, oder beobachtest Du sie immer so genau? Jeder hat ein anderes Sicherheitsempfinden und auch jedes Kind ist anders. Meiner sprang in dem Alter von der Sofalehne aufs Sofa und dann runter auf dem Teppich. Sofatisch wurde schon im Krabbelalter weggeräumt und wie man sieht, aus guten Gründen. Andere Kinder kommen gar nicht auf solche Ideen.

Im Sandkasten reiche ich kein Essen rüber, finde diese ganze Esserei sowieso oft unnötig.

Ja, ich ermahne oft, aber ich lasse auch viel durch, weil ich mein Kind kenne, sein Draufgängertum, seine Unerschrockenheit usw. Von daher, nicht vergleichen, einfach machen was Du für richtig hältst.

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Ich beurteile die Situationen anderer Mütter nicht und ich beobachte sie auch nicht. Es sind aber normale Situationen, in denen man mit Bekannten zusammen ist und der eine es so macht und der andere so. Viel Beobachtung gehört da nicht zu sondern lediglich die Kenntnisnahme. Weil ich die Unterschiede aber zur Kenntnis nehme, reflektiere ich mein eigenes Verhalten.

Aber stimmt, es kommt natürlich auch stark auf das Kind an :).

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Hey, also ich empfinde mich als nicht locker, bin in der Erziehung eher konsequent. Aber die Dinge die du da genannt hast, mache ich genauso.
Liebe Grüße
Juju

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ich bin auch konsequent. Wenn etwas nicht gemacht werden darf, dann wird es auch nicht gemacht. Aber, die Grenze zu "ich muss agieren und behüten und somit konsequent sein" ist bei mir gefühlt geringer als bei anderen.

Dank für Deine Antwort.

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Ich finde, das klingt alles entspannt und verhältnismäßig. Bei meiner großen war ich eher so wie die, die dich jetzt beäugen 😅 meine kleine ist nun 13 Monate und ich handhabe eigentlich das meiste so wie du es schilderst. Nur beim Sofa bin ich noch vorsichtig 😄.
Ich bin deutlich entspannter und lasse meine kleine gerne selbst probieren. Bei tatsächlichen Gefahren würde ich eingreifen, aber dazu gehört Sand essen und auf den po fallen für mich nicht 😊

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Ich kenne das. :) Ich habe mich auch schon gefragt, ob ich kein richtiges Gefahrenbewusstsein habe.

Bei meiner Kleinen (jetzt 3 Jahre) ist es schon vorgekommen, dass eine andere Mutter hinter ihr am Klettergerüst stand, um sie im Notfall zu halten. Fand ich in dem Fall sehr unnötig, da es nicht so hoch war.

Vor ein paar Jahren war ich mit meinen zwei Großen auf einem Spieplatz mit Fußballfeld. Meine Kinder waren so 4 und 6 Jahre. Sie sind dort am Zaun des Fußballplatzes hochgeklettert und eine andere Mutter war sehr entrüstet darüber, dass meine Kinder das dürfen, da es viel zu gefährlich sei. Ja klar, wäre es nicht so toll runter zu fallen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie die Lage im Griff haben und sich nicht lebensbedrochlich verletzten beim Fallen.

Kommentare, sei vorsichtig usw. mache ich eher sehr selten. Bei den meisten Gegebenheiten sollen sie einfach ihre eigenen Erfahrungen machen und notfalls fallen sie mal hin und lernen es besser.

Ich muss dazu sagen, dass ich selbst als Kind, solchen Ansagen keinen Glauben geschenkt habe. Mir wurde z.B. gesagt, ich soll nicht auf die Herdplatte fassen, weil sie heiß ist. Ich habe es dann natürlich extra gemacht und hatte danach schmerzhafte Brandblasen.
Dh. bei weniger gefährlichen Dingen finde ich die Erfahrung wichtiger als das Vermeiden.

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Gefahrenbewusstsein klingt korrekt :). Ich glaube das ist es, was ich bei mir als manchmal zu locker wahrnehme, wenn ich mit anderen in Kontakt bin.

Wieso sollten Kinder nicht auf dem Zaun klettern, wenn sie das können? Das haben wir damals doch auch gemacht oder :S.

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Mhm, sind für mich auch alles keine gefahren. Ich meine Sand essen ist vielleicht etwas eklig, aber das merken die Kinder in der Regel ja selber. Und so nah, bin ich auch gar nicht die ganze Zeit an meinem Kind gewesen (2,5) das ich da hätte immer sofort reagieren können. 🤷🏼‍♀️

Das einzige wo ich wirklich drauf achte ist ausreichender Sonnenschutz. Daher auch gerne noch dünnen Pulli an. 😊 Da ist die Haut auf jeden Fall geschützt.

Sonst bin ich ziemlich locker und das auch schon immer gewesen. Ich hab ein wirklich wildes Kind, was ständig Flausen im Kopf hat. Und da lass ich ihn so viel wir möglich machen und erleben und selbst ausprobieren.
Ich schätze ab, ob er sich Doll weh tun kann oder ob er sich eher erschrecken wird, wenn er was ausprobiert und dann lass ich ihn machen oder geselle mich zu ihm, um im Ernstfall noch eingreifen zu können. 🤷🏼‍♀️

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Das klingt gut und auch nach mir :). Meine Tochter ist nur keine der wilden Sorte, aber klettert gerne überall drauf.