Nüsse & Smarties

Ich möchte keine wirkliche Diskussion darüber haben ob man etwas geben darf oder nicht. Die Empfehlungen dahingehend sind recht eindeutig, nämlich, dass man kleinteilige, harte Lebensmittel im Kleinkindalter nicht anbieten soll.

Kann mir jemand genau erklären warum? Meine Kinder bekommen solche harten Sachen und mir ist nicht klar, was dagegen spricht. Ich fordere sie auf sofort einmal auf den Smartie zu beißen, sie machen es konzentrieren und kauen danach normal weiter. So isst zumindest die ältere auch Walnüsse, Cashews und gegarte Erdnüsse, also die weicheren Sorten.

Meine Überlegungen dazu sind folgende:
Die Gefahr die von den „verbotenen“ harten Lebensmitteln ausgeht, geht doch genauso von roher Möhre oder rohen Kohlrabi aus: Wer vergisst zu kauen läuft Gefahr zu ersticken.
Wenn ich weichere Produkte esse und mir das in die Luftröhrenschnitt kommt (Apfel, Gurke), dann ist das doch genauso schlimm wie bei einer Nuss.

Wo liegen also die besonderen Gefahren von den „verbotenen“ Lebensmitteln? Und ab wann bietet ihr sie an?

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Hallo 🙋🏻‍♀️
Bin kein Profi, aber so wie es mir von einem befreundeten Sanitäter erklärt wurde, ist die Gefahr bei Nüssen und roher Karotte sehr hoch, dass kleine Stücke trotz Kauen in die Luftröhre und Bronchien gelangen und dort zu Luftnot oder Entzündungen führen. Das liegt wohl an der Beschaffenheit weil hart etc. ... da geht es weniger um die grundsätzliche Gefahr dass etwas im Hals steckenbleiben könnte.

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Die Kinderärztin meines Vertrauens sagt, dass die Gefahr das Einatmen/Inhalieren der Kleinteile ist.

Deshalb sollte man Schalen mit Nüssen auch wegräumen und gut saugen, wenn Erwachsene abends etwas gegessen haben.
Der Sofatisch ist oft genau auf der Höhe des Kinderkopfes und die Nuss-Splitter sind so winzig und leicht. Die geraten in die Lunge, machen irgendwann Probleme und sind sehr, sehr schwer zu entfernen.

Ich denke, eine Möhren hinterlässt nicht so viele Splitter in ihrer Umgebung.
Klebt im Mund vielleicht auch besser zusammen und wird daher nicht so schnell eingeatmet.
Nüsse sind halt sehr trocken und fliegen dadurch leichter mit der Atemluft in die Lunge.

Aber ich finde auch, es spricht nichts dagegen, das unter Aufsicht zu knabbern.
Lieber so, als eine Schale mit Nuss-Resten stehen zu lassen, s.o.

LG

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Davon habe ich echt noch nie gehört (dass man Nüsse inhalieren kann). Was soll jemand sagen, der in einer Grossstadt wohnt, da inhaliert man automatisch ganz andere Dinge.

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Aber vermutlich keine Kleinteile? 😅 also ich meine das nicht böse, aber das Argument verstehe ich jetzt nicht so ganz.

Ein Mini Stück Nuss landet schnell mal in der Lunge, verschleimt dort und kann Entzündungen hervor rufen.

Abgase in der Stadt zu inhalieren ist wenig gesund, absolut, aber führt eben zu anderer Symptomatik.

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Die Gefahr besteht in der Möglichkeit des Aspirierens. Das kann dann zu einer Lungenentzündung führen.
Wir geben Smarties gar nicht und Nüsse seit unser Sohn drei wurde (Walnüsse oder Cashews). Rohe Karotte gabs das erste Mal mit 1,5.

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Aber kann Knäcke oder Toast nicht genauso eingeatmet werden?

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Mir erschließt sich der Unterschied nicht. Das eine ist OK, aber das andere bröselige, was im Mund ja auch nicht sofort weich wird, wird sogar Babies gegeben.

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Zu ersten Frage: keine Ahnung.

Zu zwei: als meiner endlich anfing (so mit 2) mal rohe Karotte zu essen, war ich sehr froh, denn Rohkost, Salat etc sind bei ihm wirklich verpönt. Nüsse hat er selber mit 2 J. und 8 Monaten und er hat eine ganze Schale auf einmal verputzt :))). Dann habe ich für ihn extra ungesalzene gekauft (meist cashews, die sind weicher).

Smarties gibts hier nur als Tortendeko. Ich denke die Gefahr, die von ihnen ausgeht, ist sehr überschaubar.

Bearbeitet von scharada
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Geht um das aspierieren. Bspw. Erdnüsse haben dummerweise ca. den Durchmesser der Luftröhre. Drum wird empfohlen, diese bis 3 nicht zu geben, da diese stecken bleiben können und sie diese nicht gut aushusten können.

Meine Mutter hat als 5 oder 6 jähriges Mädchen mal so eine Perle (kennt ihr die essbaren Ketten etc.) In die Luftröhre bekommen und dann in die Lunge. War nicht so schön und hätte fast in einer OP geendet.

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Tatsächlich lautet die Empfehlung: keine Nüsse, bis die Kinder das Wort schreiben können, also eher 5 oder 6 sind, weil eben Größe der Nuss = Luftröhre… und Nüsse eben nicht schnell aufweichen und breiig werden…

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Sogar? Dann haben sie das wohl angepasst. Aber macht schon Sinn. Sind schon nicht ohne.

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Erdnüsse können ganz böse enden, besonders wenn sie noch ganz sind. Die können verschluckt / eingeatmet werden und beim Versuch, sie rauszubefördern, können sie aufklappen und die Luftröhre erst recht verstopfen.
Das ist leider allein hier im Umkreis in den letzten Jahren 2x passiert und auch die Sanis und Notärztin konnten nix rechtzeitig unternehmen und die Kinder sind erstickt.
Beim 1. Hilfe - Kurs für Kinder hat ebendiese Notärztin eindringlich appelliert, am besten die ersten drei Lebensjahre Erdnüsse aus dem Haus zu verbannen oder zumindest darauf zu achten, dass sie nicht in die Hände von Kindern gelangen können.

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Ok den Aspekt sehe ich ein, auch dass eine Erdnuss mit einer Pinzette schwerer zu greifen ist.

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Meine Erfahrung aus der Lungenfachklinik.

Kleinkind isst und aspiriert Erdnuss, liegt einseitig vor dem Bronchus, Lungenflügel kollabierte, beim Versuch das Kind zu retten ist der tatsächlich schlimmste Fall eingetreten, die Erdnuss löste sich und „sprang“ auf die andere Seite.
Ähnliches passierte mit dem Stiel eines Salates.

Wenn es bei deinen Kindern funktioniert, mach doch weiter so. Ich werde solche Sachen erst geben wenn mein Kind versteht warum ich sage „kauen“ etc

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Puh, das klingt schlimm 😐

Auf was achtest du so, also abgesehen von Nüssen? Vermutlich auch Weintrauben?

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Weintrauben und Cherrytomaten vierteln wir längs, Blaubeeren platt drücken. Auf Erbsen und Mais habe ich bisher verzichtet. Aber auch da ist ja die Form das Problem, also würde ich sie auch platt drücken.
Würstchen habe ich immer „geschält“ geht aber mittlerweile auch so ganz gut, da würde ich einfach selber testen, wie die Pelle ist.
Genauso bei Mandarinen, finde die Haut da manchmal fies

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Ich spreche hier aus beruflicher Erfahrung.
Versuche mal ein Stück Möhre oder eine Nuss wieder rauszubekommen mittels Absaugen.
Leider kaum möglich bis super schwer, weil sie so hart sind.
Die verstopfen direkt wichtige kleinste Gänge und verursachen Luftnot.

Bearbeitet von hey.du
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Eine Bekannte von uns ist Chirurgin in der Notaufnahme und hat das ebenfalls so erzählt.
Sie sagte auch, Erdnüsse seien besonders blöd, weil die a) so hart sind und eine ungünstige Form haben und b) in ihre zwei Hälften auseinander fallen beim Versuch sie rauszuholen...

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Aspiration/Inhalation und Lungenschäden durch sich bildende Flüssigkeit, Empfehlung gilt übrigens nicht nur für Nüsse und harte Lebensmittel sondern B auch für allergene LM wie zB Erdbeeren

einfach erklärt:
A) Die Luftröhre eines Kleinkindes hat einen kleineren Durchmesser als unser kleiner Finger - Hartes kann stecken bleiben = Erstickungsgefahr
B) Babies/Kleinkinder erlernen erst noch das "Heraufwürgen" bzw. "Abhusten" - das ist kein ausreichender Reflex, daher kriegt man das Zeug so schwer raus
C) bleibt es in den Schleimhäuten ohne Erstickgefahr stecken - egal ob Nase oder Lunge - wird mehr Schleim/Wasser gebildet (Thema: Wasser in Lunge), Abhusten reicht nicht = mögliche Folgen von lebenslanger Allergie bis hin zur Lungenembolie
C2) Nüsse sind aufgrund ihres Aufbaus Fett/Enzyme/... noch gefährlicher - es wird deutlich mehr und schneller wasser gebildet als bei fettarmen, schnellzersetzlichen Lebensmitteln

Unser EHKind-Sani gab die betreffenden LM seinen Kids erst ab 6 Jahren (Nüsse und Erdbeeren).
Wir selbst haben unsere Mäuse gut beobachtet, auf erste Zähne, Kau/Schluckverhalten, Ess/Tischverhalten geachtet bevor wir ihnen die ersten Nüsse und Erdbeeren angeboten haben. Mit 1,5J hatten aber beide schon den Dreh inklusive Raushusten der oberen Atemwege ziemlich gut raus gehabt. Um die Zeit haben wir Ihnen dann eben auch die ersten Nüsse angeboten aber stets nur in stressfreien Situationen, dennoch relativ selten und unter (gelassener aber reaktionsschneller) Beobachtung.
Die Erlebnisse des Sanis waren ziemlich mitreissend und bildlich erklärt. Selbst mit 3-5 J. hab(tt)en wir lieber noch mindestens ein Auge auf den Nusskonsum ;-)

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C) bleibt es in den Schleimhäuten ohne Erstickgefahr stecken - egal ob Nase oder Lunge - wird mehr Schleim/Wasser gebildet (Thema: Wasser in Lunge), Abhusten reicht nicht = mögliche Folgen von lebenslanger Allergie bis hin zur Lungenembolie
C2) Nüsse sind aufgrund ihres Aufbaus Fett/Enzyme/... noch gefährlicher - es wird deutlich mehr und schneller wasser gebildet als bei fettarmen, schnellzersetzlichen Lebensmitteln


Hast du da Literatur zu? Besonders zu der Allergiethematik

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müsste ich nochmal die Kursunterlagen für Quellen heraussuchen, denke der Punkt war eher in der Notfalldiagnostik ? #kratz
Ich schau mal, ob ich was finden kann ;-)

zum Allergiepunkt: Nach dem Wissen von vor 5 J. (da war leider mein letzter Kurs und bin aktuell etwas ausm fachjargon draussen): die ölige Oberfläche der Nuss, ermöglicht ein tieferes Hineinrutschen in Lunge/Bronchien, wo es sich dann festsetzt. Dadurch werden Abwehrmechanismen und Entzündungsreaktionen hervorgerufen = Immunsystem agiert und antwortet. Genau diese Immunantwort versucht den Fremdstoff zu erkennen und anzugreifen - hieraus können(!) dann eben Antikörper und Gedächtniszellen gebildet werden, die wiederum zur dauerhaften Reaktion gegen den Fremdkörper aka hier die Nuss führen => Allergie.


Bsp.antwort dafür aus lungenaerzte-im-netz:„
In manchen Fällen sind die Symptome einer Fremdkörperaspiration nur schwer von einem Asthmaanfall oder anderen Ursachen einer Luftnot zu unterscheiden“, betont Prof. Gillissen. „Es kommt auch vor, dass Patienten eine gewisse Atemnot verspüren, sich aber an das Ereignis, bei dem sie einen Fremdkörper eingeatmet haben, nicht mehr erinnern können - etwa weil sie betrunken oder bewusstlos waren. Auch kann der eingeatmete Gegenstand so klein sein, dass er in die tieferen Lungenabschnitte gerät, wo er möglicherweise gar keine oder nur geringe Beschwerden verursacht, so dass die Aspiration zunächst überhaupt nicht bemerkt wird. Verbleibt ein Fremdkörper allerdings über längere Zeit in der Lunge, kann er schwere Entzündungsreaktionen hervorrufen. Dann kann es zu wiederholten Lungenentzündungen oder auch einer bleibenden Schädigung der Lunge kommen“, warnt Prof. Gillissen. Deshalb sollte bei einem Verdacht auf Fremdkörper-Aspiration immer ein Lungenfacharzt aufgesucht werden.

Bearbeitet von Arjha
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