Die Frage richtet sich auch an andere Eltern, die wissen welche Maßstäbe eigentlich erfüllt sein müssten.
Wie lernt man zu akzeptieren, dass in der Kita Maßstäbe, die eigentlich gelten sollten, nicht eingehalten werden? Wie geht man damit um, wenn man weiß, dass die Maßstäbe nicht erfüllt werden, obwohl man selber es nicht als utopisch erachtet sie zu erreichen? Wir lerne ich darüber hinweg zu sehen?
Frage an die Erzieher-Mamis
Das ist eine sehr spannende Frage! Und ich sehe da gar keine Lösungsmöglichkeit in manchen Situationen.
Eins meiner Hauptkritikpunkte ist der Personalmangel. (Ja, Ich weiß, auch wenn es den nicht gäbe, kann es immer sein, dass da ein lustloses Team hockt)
Bei Personalmangel aber kann ja gar nicht jedem Kind die Aufmerksamkeit, die Förderung usw. angedeihen, die eigentlich passieren müsste! Wie sollen Ausflüge stattfinden? Wie sollen Angebote stattfinden, auch in Kleingruppen, wie sollen Kinder sprachlich gefördert werden? Wie sollen Probleme und Konflikte gelöst werden, wenn es zeitgleich 3 gibt und nur eine Erzieherin da ist? Wie soll eine Erzieherin gleichzeitig eine Gruppe beaufsichtigen und ein Kind im Wickelraum wickeln.
Also da liegt wirklich mein Hauptkritikpunkt.
Konzepte lesen sich alle immer so schön und wundervoll und in der Realität sind die dann gar nicht umsetzbar.
Und manche Werte vertrete ich auch nicht. Ich vertrete zum Beispiel die Einstellung, dass Kinder gewisse Fertigkeiten vor der Schule besitzen sollen. Und wenn dann dank der Partizipation ein Kind immer „nein“ zu allem sagen kann, dann sehe ich die Gefahr, dass dann Kinder in die Schule kommen, die z.B. keinen Stift halten können., weil sie es nie mussten. Also ich vertrete die Einstellung: Partizipation ja, aber manche Aufgaben sind Pflicht.
Und ich vertrete die Meinung, dass durch die Partizipation Kinder sich nicht mehr fügen, wenn es angebracht ist (versteh mich nicht falsch, ich meine keine Ja-Sager), aber dass jedes unwichtige Detail erstmal hinterfragt wird und ausdiskutiert werden muss, z.B. warum schreiben wir heute alle mit Füller.
Ja, Personalmangel ist im Prinzip ursächlich dafür, dass sich manche Dinge nicht klären lassen, denn Erzieher sind gefragt und wenn wir als Verein zu hohe Ansprüche haben, gehen sie eben zum nächsten. 😅 Wir sind einfach froh, dass wir momentan niemanden da haben dessen Verhalten kindeswohlgefährdend ist. Also unsere Ansprüche sind sehr, sehr niedrig und ich bin mir dessen bewusst, weswegen ich es gerne mittragen können würde. Aber auf der anderen Seite kommt die ÖD-Tussi durch und denkt sich, dass die Ansprüche die im ÖD gestellt werden, schon erfüllt werden können.
Bezüglich des Personalmangels gibt es aber auch seltsame Vorgaben: Wir dürfen eine Person als Kinderpfleger einstellen, aber sobald derjenige eine Fortbildung zur Gruppenleitung macht, müssen wir ihr kündigen, weil wir nur 50 % der Belegschaft mit dieser Fortbildung beschäftigen dürfen. Daher können wir aktuell eine Person nicht einstellen, da die andere Person die Fortbildung machen möchte, weil sie auf das Geld angewiesen ist. Mehr Geld dürfen wir nicht zahlen, weil das über die Tariflöhne hinaus geht. Dann würden uns Zuschüsse so stark gekürzt, dass wir den Lohn nicht zahlen könnten. So sind wir aktuell gezwungen eine Person nicht einzustellen, weil wir sonst zwei Personen mit dieser Fortbildung hätten. Aber wenn eine Person diese Fortbildung nicht hat, dürfen wir sie beschäftigen. Die Arbeit, die letztendlich getan würde, wäre identisch. 🤷♀️
Solche Umstände machen einem dann natürlich echt das Leben schwer.
Leider sind meiner Erfahrung nach niedrige Ansprüche auch ein Grund warum die Qualität schlecht bleibt. Fachkräfte mit hohen Ansprüchen möchten tendenziell nämlich auch nicht gerne in solchen Teams arbeiten. Und so ist es dann wieder unmöglich etwas zu verbessern, weil man ja froh sein muss überhaupt wen zu haben, ein Teufelskreis.