Kleinkind kann nicht akzeptieren, dass andere Kinder auch spielen dürfen

Hallo liebe Community

Unsere Tochter (28M) macht momentan allgemein eine eher schwierige Phase durch. Sie war schon immer jemand, der schnell wütend wurde. Aber momentan ist das viel ausgeprägter, sie rastet ab gefühlt jeder Kleinigkeit aus, wirft sich dann vor Wut umher etc, das ganze Programm eben.
Mir ist natürlich bewusst, dass das wahrscheinlich alles Teil der Autonomiephase ist und ich versuche sie in ihrem Frust so gut es geht zu begleiten und ernst zu nehmen. Leider muss ich zugegeben, dass ich am Ende des Tages nach dem hundertsten Wutanfall tatsächlich emphatischer reagieren könnte, daran muss ich wirklich arbeiten.
Auch die Nächte sind im Moment der Horror, stundenlange Wachphasen etc.

Nun aber zum eigentlichen Problem: Sie hat schon vor einigen Monaten damit angefangen, dass sie beispielsweise auf dem Spielplatz wütend wurde, wenn ein anderes Kind auf die Rutschbahn oder so ging. Dann schrie sie immer "Oh nein, Rutsche"
Man konnte sie dann aber jeweils wieder beruhigen.
Mittlerweile ist dieses Verhalten aber total ausgeartet. Beispiele:

- Sobald ein Kind auf irgendein Spielgerät geht, wird geschrien und sie rennt auch sofort hin, will auch sofort drauf. Sobald das andere Kind dann weggeht und auf ein anderes Gerät ausweicht, will sie auch sofort da drauf.
- Tochter steht oben auf der Rutsche. Anderes Kind fängt an, über die Treppe zur Rutsche zu klettern. Tochter rastet komplett aus und weint nur noch, muss dann anschliessend von mir oben geholt werden.
- Sie balanciert ca 5x über eine Art Baumstamm, setzt sich dann daneben und spielt mit den Steinen. Anderes Kind fängt an, über den Baumstamm zu balancieren, Meine Tochter fängt an zu schreien und stürzt sich theatralisch auf die Mitte des Baumstammes und weint dort. Wenn man ihr dann erklärt, dass sie auch darüber gehen darf und ihr sogar helfen will, ist das nicht möglich, da sie schon komplett aufgelöst ist.
- Wir sind beim Spieltreff, sie spielt mit den Zügen auf den Schienen. Anderes Kind will auch mitspielen und reiht ebenfalls Züge auf den Schienen auf. Sie fängt an zu schreien und zu weinen, ist derart aufgelöst, dass sie nur noch nach Hause will.

Es ist total anstrengend. Jeder Spielplatzbesuch und jeder Spieltreff ist einfach nur noch tierisch anstrengend so. Zwischendurch gibt es aber Tage, wo es super geht, und sie es akzeptiert, dass andere Kinder auch spielen. Aber meistens leider nicht.

Wir sind bisher so vorgegangen, dass wir sie vorher jeweils darauf vorbereitet haben und ihr erklärt haben, dass die Spielgeräte etc. allen gehören und alle damit spielen dürfen. Aber wenn sie gerade ein Spielgerät oder Spielzeug habe, dürfen andere Kinder ihr das auch nicht einfach wegnehmen. Manchmal fängt es dann schon zu Hause an, dass sie sich weigert und weint, die anderen Kinder dürften nicht spielen etc.
Wenn sie dann am jeweiligen Ort gar nicht akzeptieren konnte, dass andere Kinder auch spielen, haben wir dann in der Konsequenz jeweils gesagt, dass wir nach Hause gehen, da wir ja nicht den anderen Kindern das spielen verbieten können. Sie wollte aber meistens dann sowieso auch selbst nach Hause, weil sie sehr aufgewühlt war.

Gibt es sonst noch etwas, das wir tun können?


Ich frage mich auch, ob ich etwas falsch gemacht habe, dass sie das derart aufwühlt. Um Tipps bin ich sehr froh, denn sie tut mir auch sehr leid.

Liebe Grüsse

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Habe auch so ein Exemplar hier Zuhause. Sie ist jetzt 25 Monate und haut auch zusätzlich. Zb wenn ein Kind nicht schnell genug runter rutscht, wird geschubst/gezogen oder wenn ihr jemand zu nahe kommt wird gehauen. Sie sagt zwar vorher "nein", aber die meisten in ihrem Alter verstehen oder akzeptieren das nicht.

Es ist wirklich sehr müßig und anstrengend, weil ich sie permanent im Blick haben und auf dem Sprung sein muss um einzugreifen.

Aber ich mache das so. Ich greife jedes Mal ein und erkläre. Und ehrlich gesagt habe ich keinen hilfreichen Tipp 😕

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Es ist anstrengend, aber ganz normal.

In dem Alter sind Kinder noch der Mittelpunkt ihres kleinen Universums. Sie lernen, dass sie eigenständige Persönlichkeiten mit einem eigenen Willen sind (daher auch die Autonomie-Phase) und "eigene" Dinge besitzen können. Und die wollen dann natürlich verteidigt werden, manche Kinder sind da sehr rigoros, andere genügsamer; manche "lösen" das ganze durch theatralisches Gebrüll (das macht meine Tochter gerade gern), andere (mein Sohn war so ein Kandidat) werden handgreiflich.

Die Fähigkeit die Perspektive zu wechseln (ein anderes Kind möchte auch gern spielen, ist sonst traurig etc.) und damit auch miteinander zu spielen und zu teilen kommt erst viel später (um den vierten Geburtstag herum). Da hast du nichts falsch gemacht. Recht viel mehr als du schon machst kannst du daher leider nicht tun - begleiten, erklären, Alternativen aufzeigen, schauen dass kein anderes Kind zu Schaden kommt. Irgendwann lernen sie das.

Ich habe in so schlimmen Phasen Spieltreffen oder volle Spielplätze gemieden. Die Situation stresst nicht nur dich, sondern auch das Kind ja enorm und so hat keiner der Beteiligten etwas davon. Anfangs dachte ich, ich muss dafür sorgen; dass mein Sohn viel Kontakt mit anderen Kindern hat, damit er so Situationen trainiert und lernt, aber das Gegenteil war der Fall: je mehr ich es forciert habe, desto schlimmer wurde es. Meine Kinder waren viel glücklicher, wenn sie allein und in Ruhe spielen konnten; und als wir uns nicht mehr so oft mit anderen Kindern zu Spieletreffs getroffen und auf die Spielgruppe gepfiffen haben, war er viel ausgeglichener und entspannter. Wenn ich mich getroffen habe, dann lieber draußen auf "neutralem Boden"; z.b. zum Spazieren, am Fluss Steine werfen oder im Wald. Gelernt hat er das Teilen und das nicht alles "seins" ist dann trotzdem, als die Zeit dazu reif war

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Mir wurde aus der Kita "Jesper Juul - Nein aus Liebe" empfohlen.
Ich habe auch noch "Jesper Juul - mein selbstbestimmtes Kind" gekauft.

Darin wird erklärt, wie man ein Kind zurechtweist ohne es zu kränken und es gleichzeitig als gleichwürdige Person zu behandeln.

Ein paar Kommunikationshilfen nach Jesper Juul-Manier:
- Ich-Botschaften senden
- So reden, wie mit jedem anderen auch (z.B. dem/der Partner:In)
- Seine eigenen Bedürfnisse aufzeigen
- Klar in "Ja" und "Nein" sprechen
- Kein "Wischi-Waschi-Gelaber" z.B. Ich hätte jetzt nicht so gerne..., lieber wäre es mir..., eigentlich...

Das hat bei uns so viel gebracht.
Sie ist direkt drauf angesprungen und hat meine Aussagen ernst genommen.

Viel Erfolg euch 🍀