Kind 22 M., bockt beim Anziehen und im Straßenverkehr

Hallo ihr Lieben,

ich bin langsam wirklich am verzweifeln. Meine Tochter ist 22 Monate alt, ein wirklich kluges, einfühlsames, verrücktes und tolles Kind. Aber momentan treibt sie mich in den Wahnsinn.

Morgens wenn ich sie in die Krippe bringe, will sie sich meistens nicht anziehen lassen. Da wird um sich getreten und ständig "nein" gesagt. Ist momentan generell ihr Lieblingswort. Sobald wir aber fertig sind und aus der Tür gehen, ist wieder alles paletti. In der Krippengarderobe angekommen, kann es mir mit dem Ausziehen nicht schnell genug gehen, da läufts also. Bis auf ein Mal, da hatte sie wegen des Hausschuhe Anziehens einen krassen Wutanfall. Als dann aber ein Kind aus ihrer Gruppe um die Ecke kam, war auf einmal alles wieder normal.

Jetzt aber zum ersten großen Problem. Das Anziehen beim Abholen ist jeden Tag eine Katastrophe. Sie versucht meistens Zeit zu schinden, indem sie ständig wegrennt oder nochmal auf Toilette "muss", wo sie dann aber nur rumalbert. Sobald ich sie dann zu ihrem Platz bringe, wird um sich geschlagen, getreten, sich hingeschmissen, geschrien usw., egal was ich mache. Selbst mit ablenken ändert sich nichts. Wenn sie dann fertig angezogen ist, ist auf einmal alles wieder ok und sie ist so wie immer.

Draußen geht es dann aber weiter. Sie läuft super und auch gerne, aber um vom Gelände zu kommen, müssen wir über den Parkplatz wo die ganze Zeit Autos fahren und sie weigert sich leider, an der Hand zu laufen. Also trage ich sie das kurze Stück. Gefällt ihr natürlich gar nicht. Wenn sie dann den Rest des Weges (wir wohnen fünf Minuten von der Kita entfernt) laufen darf, hört sie überhaupt nicht und wenn ich sie in Gefahrensituationen an die Hand nehmen will, sagt sie nein und schmeißt sich hin, auch mitten auf der Straße. Das geht einfach nicht. Ich hebe sie dann noch und stelle sie auf den Gehweg, woraufhin sie natürlich auch wütend ist und weint.

Ich verstehe sie total. Anziehen ist langweilig, sie würde gerne weiter in der Krippe spielen (sie liebt es dort total und zählt jeden Tag ihre Freunde auf) und auf einem begrenzten Stück (Gehweg) oder an Mama's Hand laufen ist blöd, wenn man doch theoretisch soo viel Platz zum rumrennen hat. Auch dass ich ihr sicherer Hafen bin und sich nach den sechs Stunden in der Krippe alles entlädt, verstehe ich. Aber das kann doch so nicht weitergehen? Was würdet ihr in den Situationen machen? Wenn ich sie immer machen lassen würde, würden wir entweder in der Krippengarderobe sitzen, bis dort die Lichter ausgehen, oder sie würde vom Auto überfahren werden.

Mir geht das mittlerweile sehr an die Substanz, weil kein Kitatag vergeht, ohne dass sie nachmittags wütend ist und weint, vor allem wegen der Situation bei nach Hause laufen.

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

Liebe Grüße

1

Leider leider leider sind das ganz normale Situationen.
Du hast ja alles schon richtig erkannt... Sicherer Hafen etc PP.
Und natürlich ist das super anstrengend, aber je mehr du darauf eingehst, umso bessere Früchte wirst du bald ernten.
Unsere hatte geschlagene 4 Monate diese Anfälle. Tagtäglich. Mindestens 4 bis 5 am Tag. Es war der blanke Horror. Zum 3. Geburtstag hörte es allmählich auf. Wir haben ALLES verbalisiert. Wir waren geduldig. Wir wurden auch mal laut. Wir erklärten. Wir erklärten wieder. Wir spielten alles durch, wenn sie sehr gut drauf war. Wir wiederholten. Damals gingen die Wutausbrüche locker 30 min. Sie war danach kaputt.

Heute dauern Wutausbrüche 1 bis 2 min und sie sagt direkt "ich bin wütend. " Oder traurig oder schlecht gelaunt etc PP... Sie kommt in den Arm, lässt sich trösten. Ende.

Werd nicht müde alles gut thematisieren. Erläutere ihr, was passiert, wenn sie auf die Straße läuft. Erläutere ihr, dass das eine Regel hat. Eine feste Regel.

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Es bleibt nicht so. Dein Kind braucht Grenzen. Will es sich selbstständig anziehen? Meine Kinder hatten in dem Alter oft nur die Schuhe an. Alles andere kann auch später gemacht werden. Zum Anziehen kann man das Kind auch festhalten. Beim ersten könntest du abwarten, ab dem zweiten geht das ohnehin nicht mehr. Wenn es eh Drama gibt, dann kann man es auch so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Auf dem Parkplatz gibt es nichts zu diskutieren. Du kannst sagen, was du erwartest und sie fragen, ob sie es verstanden hat und dann, ob sie sich daran hält. Kompromiss: Ab wann darf sie laufen? Ansonsten trage lieber ein schreiendes Kind weg.
Bei uns hilft reden. Redet darüber, was ihr tolles macht, wenn ihr zuhause seid.

Du kommst mir sehr zart besaitet vor, wenn dich das mitnimmt. 😅 Kinder brauchen Verlässlichkeit und Regeln, nicht nur passives abwarten. Verstehe mich nicht falsch, warten ist oft der leichtere Weg und es lohnt sich nicht jeden Kampf zu kämpfen, aber es wirkt schon so, als ob du sehr nachgiebig bist und dein Kind dir gut auf der Nase herumtanzen kann (Stichwort: Toilette).

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Den letzten Satz finde ich nicht hilfreich, sehe ich nach dem, was die TE geschrieben hat, auch nicht so. Sie bringt ihre Tochter an ihren Platz in der Garderobe, sie trägt sie über den Parkplatz, wenn sie nicht an der Hand läuft. Klingt für mich nach einem vernünftigen Vorgehen.

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Also bezüglich der Toilette war es einfach so, dass sie sagte, sie muss und dann bin ich natürlich mit ihr gegangen (auch wenn ich mir schon gedacht habe, dass sie nur Zeit schinden möchte). Sie macht gerade große Schritte in Richtung trocken werden und da gehe ich lieber auf Nummer sicher. Als sie dann aber nur rumgealbert hat, habe ich sie von der Toilette genommen, alles hochgezogen und sie in die Garderobe getragen. Also was sein muss, setze ich schon durch, keine Frage. Aber ich möchte es halt so hinbekommen, dass sie die Notwendigkeit der einzelnen Dinge (Anziehen, an der Hand laufen, nicht auf der Straße stehen bleiben usw.) versteht und nicht bei jedem der Dinge einen Wutanfall bekommt.

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Hast du mal probiert dein Kind mehr ins Anziehen zu involvieren, a la: "Willst du heute die Jacke oder die Jacke anziehen?" Oder "Hol schon mal deine Schuhe, wir müssen gleich los?" Das klappt bei uns eigentlich immer gut. Ansonsten, wenn Kind sich nicht anziehen will, dann schicke ich es gern mal ohne alles zur Tür, damit es selbst merkt, dass es draußen kalt ist. Wir wissen das es im Winter kalt ist, ich denke für so ein kleines Kind ist das noch etwas abstrakt.

Zum Verkehr - das wäre vermutlich eine Situation ob bei mir tatsächlich die Leine zum Einsatz käme. Wenn Kind weder hört noch an die Hand will, dann wäre das für mich ein Versuch, ob es damit klappt. Das Kind hätte mehr Spielraum, aber im Notfall hätte ich die Zügel in der Hand.

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Habe ein paar Ideen - kommt aufs Kind an welche Möglichkeiten helfen könnten.
ist aber eine normale Phase - wenn auch stressig, keine Frage.

1.
- Tochter in Kleidungswahl einbeziehen (zwei Teile zur Auswahl um nicht zu überfordern)
- erst das doofe, dann das schöne "Erst anziehen, dann noch 10 Minuten spielen/lesen/Banane essen/ ..."
- Abend bereits die Kleidung anziehen für den nächsten Tag - Kind darin schlafen lassen (wäre nicht meins, finds aber legitim (nicht unhygienisch oder so) wenn jemand das macht, um Stress rauszunehmen)

2.
- Eieruhr/Wecker stellen und mit ihr "verhandeln" - "wir spielen hier in der Garderobe und im Bad noch 5 Minuten - wenn der Wecker piept, ziehen wir uns ohne Diskussionen an, einverstanden?"
- auch wieder erst das doofe, dann das Schöne "Erst anziehen, dann noch 5 Minuten rumalbern"
- wenn nichts hilft würde ich schnellst möglich, mit festhalten, das Kind anziehen. (Kind auf den Schoß nehmen) Also Kind in Empfang nehmen (nicht mehr loslassen) - freundlich, geduldig liebevoll begleiten - auch wenns um sich schlägt - je mehr ich mich stressen lasse, desto schlimmer wirds. Ist doof fürs Kind - aber lieber 3 Minuten doofen Stress für Mama und Kind als 15 Minuten hin und her und dann noch mehr Stress für Mama und Kind weil es sich so hochgepusht hat.
Und das jeden Tag, ohne Ausnahme. Kind wird (hoffentlich) schnell lernen dass es kein rumgeeier und zeit schinden gibt.
Und mit dem Abfinden der Situation ist sie dann vielleicht bald auch wieder empfänglich für Mitarbeit.

3.
- Entweder Hand oder Tragen - würde ich konsequent durchziehen.
Wenn sie nicht an der Hand laufen will, wird sie getragen, egal wie sie zetert. Immer wieder anbieten alleine an der Hand zu lauifen. Wenns nicht klappt, hochnehmehem. Sie lernt nur dass die Regel gilt, wenn du Konsequent bleibst.
- Gibt auch Kinderrucksäcke mit einer Leine dran - vielleicht eine Lösung für euch.

6

So ihr Lieben,

bevor ich hier jeder Einzelnen fast das Gleiche antworte, fasse ich alles hier zusammen.

Ich danke euch für eure Tipps und fürs Mutmachen. Man denkt ja in so einer Situation schnell mal, dass man die Einzige mit solchen "Problemen" ist.

Also heute lief es im Vergleich zur letzten Zeit super. Es ging zwar nicht komplett ohne Wegrennen und Knautschen, aber es gab keinen Wutanfall und keine Tränen 🥳

Ich glaube ich war bisher tatsächlich zu larifari. Wirklich konsequent war ich nicht, weil ich dachte "Ach naja, dann lass ich sie halt kurz.", "Naja, hier kann sie ja frei rumlaufen, an der Straße nehme ich sie eben wieder hoch." usw.
In der Krippe war ich konsequent, aber ich hätte besser kommunizieren müssen.

Was ich heute anders gemacht habe, war erstmal zu beten, als ich nachmittags zur Kita gelaufen bin 😄 Als ich angekommen bin, ist sie erstmal wie immer zu mir gekommen und dann weggerannt. Da war der Punkt, wo ich dachte, jetzt musst du handeln. Ich habe zu ihr gesagt, dass wir sie jetzt anziehen und sie gefragt, ob sie es selber machen möchte. Als sie den Klettverschluss ihrer Hausschuhe nicht aufgekriegt hat, wurde sie direkt wütend, also habe ich alles schnell schnell gemacht, damit es sich gar nicht erst hochschaukelt. Wir sind dann raus und sie wollte laufen. Als sie meine Hand ablehnte, habe ich ihr gesagt "Laufen geht nur an Mama's Hand, ansonsten trage ich dich." und sie ist tatsächlich super an der Hand gelaufen 🥳 Es gab zwar auf dem "Weg" (wir waren noch knapp eine Stunde auf dem Spielplatz und sind draußen rumgelaufen) noch ein 1-2 Mal den Punkt, wo sie nicht direkt an die Hand wollte, aber ich habe es ihr dann wieder genau so erklärt und sie hat es verstanden.

Heute Morgen, als wir zur Kita losgehen wollten, wollte sie partout ihre Jacke nicht anziehen (aber ohne bocken). Die ist oft das größte Problem, deshalb habe ich meine Tochter auch schon mal ohne angezogene Jacke zur Kita gebracht. Im Treppenhaus habe ich ihr dann heute nochmal erklärt, dass es draußen ganz kalt ist und sie frieren wird, wenn sie keine Jacke anzieht. Sonst zieht sowas nie bei ihr, aber heute hat sie die Jacke dann ohne Murren angezogen.

Ich weiß nicht, ob heute vielleicht einfach ein Glückstag war und es morgen wieder absolut bescheiden läuft, aber ich bin einfach mal optimistisch 😄

7

Ich rede ja so schon wie ein Wasserfall mit ihr, erkläre ihr alles usw., aber ich glaube bisher habe ich einfach nicht richtig auf den Punkt gebracht, was Sache ist. Um ehrlich zu sein habe ich auch nicht erwartet, dass sie es versteht, wenn ich sage, entweder an der Hand laufen oder getragen werden.

Ich muss dazu sagen, ich hatte eine Kindheit/Jugend voller sinnloser Strafen, kaum Empathie mir gegenüber und generell narzisstischen Eltern. Deswegen war ich bisher so larifari, um meine Tochter nicht zu streng zu behandeln und sie somit zu sehr "einzugrenzen". Dass Kinder Regeln und Grenzen brauchen, weiß ich. Die gibt es bei uns zu Hause auch genug. Aber diese krassen Wutanfälle sind für mich einfach neu und damit muss man erstmal umzugehen lernen. Deshalb bin ich sehr froh, dass es Foren wie dieses hier gibt, wo man sich mit anderen Eltern austauschen kann, die schon Erfahrung mit solchen Sachen haben 😊