Bald Eingewöhnung Ü3 KiGa - Erfahrungen gesucht

Hallo zusammen,

unser kleiner Mann kommt dieses Jahr im April mit 3 Jahren in den Kindergarten. Wir hatten gestern unser erstes Gespräch dort und ich muss sagen, ich bin total begeistert. :-) Die Erzieherin der Gruppe macht einen super netten und kompetenten Eindruck. Sie arbeitet dort schon über 20 Jahre. Das ganze Konzept finden wir klasse, auch die Angebote, was sie alles mit den Kindern unternehmen usw. sind wirklich prima.
Sie meinte jetzt die Eingewöhnung würde sich so gestalten, dass ich am ersten Tag eine Stunde mit dabei bin und quasi aber nur mit ihm in Kontakt treten soll, wenn er auf mich zukommt. Ansonsten soll ich mit im Raum abseits sitzen und quasi nur beobachten. Am zweiten Tag wird dann nach einer halben Stunde Stunde eine kurze Trennung mit Verabschiedung probiert, wo ich in den Elternbereich gehen soll. Und dann wird man sehen wie es klappt.
Ich hoffe es klappt. Wir hatten die letzten Monate mit Fremdbetreuung keine so guten Erfahrungen gemacht. Dazu muss ich kurz etwas ausholen.
Unser Sohn wurde mit 1 Jahr (ich musste wegen finanzieller Sicht wieder arbeiten) 2 mal die Woche von einer Tagesmutter betreut. Die restlichen Tage von den Omi´s und mir. Bin in Teilzeit.
Die Eingewöhnung damals hat super geklappt. Er ging gerne hin. Es kam dann leider so, dass die TM die Betreuung nicht mehr bei sich zu Hause machen wollte, sondern zusammen mit einer anderen TM in einer öffentlichen Einrichtung. Sie konnte unseren Sohn mitnehmen und auch 3 Kinder aus der alten Gruppe. Es war nur eine Ortschaft weiter und eben andere Räumlichkeiten. Das ganze startete dann quasi diesen Januar. Wir dachten es geht super, das geht nahtlos über. Die Bezugsperson und Kinder bleiben ja gleich. Leider war dem nicht so. Es begann eigentlich nach dem ersten Tag in der neuen Einrichtung dass er nicht mehr hin wollte. Er hat sehr geweint, geklammert, meist auch schon bereits am Tag davor. Beim Abholen konnte man sehen dass es auch nicht so war, dass er sich kurz nach meinem Gehen beruhigt und gespielt hatte, er hatte immer rote Augen vom Weinen. :-( Nun sind wir nach langer Überlegung zu dem Entschluss gekommen, da sich ja der Kindergarten schon ankündigt, ihm die Pause bis dahin zu gönnen und ihn eben rauszulassen.
Er hat einmal die Woche Kontakt zu anderen Kindern im Kinderturnen und auch so haben wir die ein oder anderen mit denen wir uns ab und an auf dem Spielplatz etc. treffen.
Aufgrund der Geschichte mit der Tagesmutter zum Schluss, habe ich etwas Sorge. Ich denke schon dass es ihm im Kindergarten gefallen wird und wir sprechen auch täglich darüber, was sie da alles machen und wir haben ihm auch Fotos aus unserer Kindergartenzeit gezeigt. Er ist nur bei fremden Kindern am Anfang etwas zurückhaltend, eher so der stille Beobachter.
Ach, wahrscheinlich mach ich mir unnötig Gedanken. Vielleicht kann mir ja die ein oder andere Mami mal von ihrer Eingewöhnung berichten. :-) Und ja. Jedes Kind ist anders und das ist auch gut so. :-)
Und sorry für den langen Text.

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Einen Trennungsversuch bereits am 2. Tag zu riskieren, halte ich für viel zu früh. Wenn so kleine Kinder aus ihrem sicheren Boot (Eltern) aussteigen müssen, brauchen sie ein neues Boot (Bezugserzieher), in das sie einsteigen können, sonst fühlen sie sich verloren. Dazu muss das Kind aber erst eine Bindung zur Bezugserzieherin aufbauen, aber das braucht Zeit und muss sich durch die Anwesenheit der Eltern emotional abgesichert entwickeln.

Da dein Kind schon schlechte Erfahrungen mit Trennungen gemacht hat, wird eine wirklich sanfte Eingewöhnung wahrscheinlich deutlich länger dauern als es ohne diese negativen Trennungserfahrungen der Fall gewesen wäre. Ich spreche da leider aus Erfahrung. Lässt du dein ängstlich weinendes Kind zurück, riskierst du die Entstehung einer handfesten Trennungsangst, die sich bis in die Schulzeit fortsetzen kann.

Die einzige wirklich kinderfreundliche Methode ein Kind an die Fremdbetreuung zu gewöhnen verläuft über eine "sanfte Ablösung" (google das gerne mal im Zusammenhang mit dem leider vor ein paar Jahren verstorbenen Dr. Rüdiger Posth, da findest du tolle Erklärungen von ihm im Rund ums Baby Forum). Da bleibt das Elternteil solange vor Ort, bis das Kind eine sichere Beziehung zu einem Erzieher oder einer Erzieherin aufgebaut hat und Mutter/Vater OHNE weinen (!) gehen kann. Das Kind gibt das Signal, dass die Eltern gehen können, weil es weiß, dass es genug Sicherheit von seiner Bezugsperson im Kindergarten bekommt. Das kann je nach Kind auch mal einige Wochen dauern, aber es funktioniert.

Hier findest du gute Infos zur Bindungstheorie und zur (echten) sanften Ablösung beim Übergang in die Fremdbetreuung:

http://www.sicherebindung.at/uebergaenge.html

Leider muss man diese kinderfreundliche Form der Eingewöhnung sehr häufig noch gegen den Widerstand der Erzieher durchsetzen. Das kostet Kraft und ist unangenehm, ich weiß. Aber dein Kind lernt, dass es sich auf dich verlassen kann und davon wird es ein Leben lang zehren.

Ich wünsche euch alles Gute!

Bearbeitet von Polarfuechsin